• Ich finde es übrigens interessant: nicht nur ich, sondern auch viele Foristen denken bei Namen Notre-Dame fast zwangsläufig an die Pariser Kathedrale, obwohl die meister gotischen Kathedralen in Frankreich der Gottesmutter geweiht sind.
    Allein das zeigt schon, wie sehr N.D. de Paris zum Mythos geworden ist.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Beim Brand der Kirche und der nachfolgenden Debatte um die Art des Wiederaufbaus sind ja viele Emotionen hochgekocht, nicht zuletzt, weil die Notre-Dame seit der Aufklärung ein ideologischer Zankapfel zwischen Monarchisten und Republikanern, Katholiken und Säkularisten, Traditionalisten und Monarchisten ist. Ich habe nun in vier Anläufen versucht, entsprechendes Dokumaterial hochzuladen, es hat nicht geklappt. Ich werde es später nachreichen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wie ist das eigentlich mit Notre Dame, sind die abgekappten Türme Absicht, wurden sie also so geplant, oder wurden sie einfach nie fertig gestellt, wie es bei vielen Kathedralen der Fall ist? In Deutschland war das ja auch oft der Fall, nur hier war man im 19. Jahrhundert sehr eifrig, den Kathedralen Turmspitzen aufzusetzen. Daher verbindet man heute auch die deutsche Variante der Gotik mit hohen, filigranen Turmspitzen, mit der franz. Gotik aber eher nicht.

  • Das Hochladen der oberen Bilder hat beim fünften Anlauf geklappt. Hingegen klappt das Hochladen der weiteren Bilder schon nicht. Ich bitte um Geduld.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Vielen Dank!
    Bist also vorlesungsmäßig höchst aktuell unterwegs! Im letzten Beitrag gibt es einen Fehler. Es muß heißen "April 2019" statt 2015, oder!? Ebenso ist der erste Satz danach zu korrigieren! :lehrer:

    @ Treverer, die Diskussion hatten wir einige Seiten weiter oben. Wir kamen zu keinem abschließenden Ergebnis.
    Nach meiner Ansicht geht die Tendenz doch eher hin zu einer vieltürmigen Kathedrale mit Spitzhelmen als ideales Bild des himmlischen Jerusalem. Mit einer ungeraden Zahl an Türmen 7 oder 9.
    Doppelturmfassade, flankierende Querhaustürme (4), Vierungsturm, evt. Chorflankentürme, also 7-9 Türme!
    Ideal angelegt und teils ausgeführt z.B. bei Laon und Chartres.
    Es gibt aber auch bei einigen Kathedralen Indizien für flache Turmabschlüsse.

  • hab ich natürlich gelesen, den Roman der Tschudina. Großer Roman, der wohl neben Raspails Werken zum Besten des christlichen Widerstandes zählt. Am Schluss brennt dort auch Notre dame, was indes als versöhnlich empfunden wird, als günstigere Variante im Vergleich zur Moschee.
    Zur turmfrage: es wäre wohl grotesk, das äußere Erscheinungsbild nach alten Plänen abzuändern. die stumpfen Abschlüsse sind geradezu identitätsstiftend geworden. Umso wichtiger ist der spitze Dachreiter als Mittel- und Höhepunkt, durch den erst die Gotik zu ihrem Recht kommt. Daher ist er, vielleicht anders als in Köln, unbedingt 1:1 zu rekonstruieren. alles andere würde das Gesamtbild massiv trüben.
    Der Siebenspitz von Chatres hingegen hätte was!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Anhand ua. der Lebensgeschichte des Baumeisters Wilhelm von Sens wird die Baugeschichte der Kathedralen in Spielszenen und Doku dargestellt.

    Giganten der Gotik
    "Wie die Kathedralen in den Himmel wuchsenZieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.Der Baumeister William von Sens war das reale Vorbild für Ken Folletts Hauptfigur in "Die Säulen der Erde": ein genialer Architekt und Steinmetz mit einer atemberaubenden Vision, mit kühnen Ideen, die andere kaum zu denken wagten. Ein Mann des 12. Jahrhunderts, seiner Zeit aber weit voraus.William von Sens und seine Mitstreiter waren Geburtshelfer eines neuen Baustils, der seinen Siegeszug durch Europa begann, später unter dem Namen Gotik weltberühmt und bis heute bewundert werden sollte. Ein Baustil, der mit ganz neuen statischen Ideen Himmel und Helligkeit in einst düstere Kirchenschiffe brachte, der Licht durchflutete steinerne Hallen mit riesigen Fenstern aus bunt leuchtendem Glas schuf."Giganten der Gotik" ist eine filmische Reise ins Mittelalter, in eine Zeit voller Not und Gefahren, aber auch voller mutiger, gottesfürchtiger Menschen, die die 'Pyramiden des Abendlandes' mit ihren bloßen Händen erbauten: Baumeister, Mönche und Händler, Tagelöhner, Bauern und Handwerker - auch Frauen waren darunter - lange bevor im 21. Jahrhundert mit Barbara Schock-Werner die erste Frau Kölner Dombaumeisterin wurde.Auch sie begleitet und kommentiert die filmische Zeitreise in eine überhaupt nicht dunkle, sondern vielmehr äußerst bunte, dynamische und von Innovationsfreude geprägte Epoche, die in vielen Dingen als die Wiege unserer europäischen Moderne gelten kann. Denn die gotischen Kathedralen sind nur eines der beeindruckenden kulturellen Zeugnisse des Wandels im 12. und 13. Jahrhundert.Auch in Wirtschaft und Politik bahnten sich tiefgreifende Veränderungen an: Zahlreiche neue Städte wurden gegründet, mit selbstbewussten Bürgern, die nach Mitbestimmung strebten. Neue, internationale Universitäten entstanden, und auch Herrscher, wie der Stauferkaiser Friedrich II., pflegten einen regen Austausch mit Fürsten und Gelehrten aus aller Welt.Die spannende und aufwendig ausgestattete Dokumentation "Giganten der Gotik" führt mit zahlreichen Spielszenen und beeindruckenden Computeranimationen mitten hinein in diese faszinierende Epoche des Mittelalters - eine Zeitreise zurück zu Menschen, die sich trotz aller äußeren Unterschiede von uns heute kaum unterschieden, voller Ängste und Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume. Eine Reise zurück in unsere gemeinsame europäische Vergangenheit."


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  • Vielen Dank!
    Bist also vorlesungsmäßig höchst aktuell unterwegs! Im letzten Beitrag gibt es einen Fehler. Es muß heißen "April 2019" statt 2015, oder!? Ebenso ist der erste Satz danach zu korrigieren! :lehrer:

    Danke, das kommt von der Eile! Ich wollte ursprünglich 15. April 2019 schreiben, daraus wurde dann April 2015.... :dichter:

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Hier hat sich endlich mal ein Haufen Experten zusammengetan und mit einem Aufruf an die Adresse Macrons vor einem zu raschen Wiederaufbau gewarnt:
    https://www.bluewin.ch/de/news/vermis…ung-244043.html

    Und wenn ich folgenden Artikel lese, erinnere ich mich an die (glücklicherweise) verschwundene Signatur eines Mitglieds (Architekten sind wie Hunde; überall müssen sie ihre Haufen hinsetzen). Es sind aber nicht nur Architekten, die ihren Hang zur Selbstdarstellung über den Rang eines internationalen Kulturguts setzen:
    https://www.bluewin.ch/de/news/wissen…aus-244080.html

  • Wie wunderbar, tackern wir all diese Möglichkeiten an ein Glücksrad und lassen dies dann entscheiden.

    Das ist so entlarvend für die Orientierungslosigkeit der heutigen Architektengeneration. Man fragt sich was eigentlich und wozu sie Architektur studiert haben.

  • Und wenn ich folgenden Artikel lese, erinnere ich mich an die (glücklicherweise) verschwundene Signatur eines Mitglieds (Architekten sind wie Hunde; überall müssen sie ihre Haufen hinsetzen). Es sind aber nicht nur Architekten, die ihren Hang zur Selbstdarstellung über den Rang eines internationalen Kulturguts setzen:

    Kleine Korrektur; es stand zumindest sinngemäß :"moderne Architekten sind wie Hunde, an jedem freien Platz müssen sie ihren Haufen hinterlassen"

    Aber es ist sicherlich auch in dieser Hinsicht nicht angebracht eine Berufsgruppe so zu diffamieren. Auch sie werden dringend gebraucht gerade wenn es um neue Wohngebiete geht, wo sich die Baukosten in Grenzen halten müssen.

    Im Falle von Notre Dame ist es mir allerdings nicht so recht, wenn hier modernistische Architekten ihre Arbeit einbringen, ich denke hier wären ausschließlich noch Architekten gefragt, welche die Kunst des Historismus beherrschen :wink:

  • Hier hat sich endlich mal ein Haufen Experten zusammengetan und mit einem Aufruf an die Adresse Macrons vor einem zu raschen Wiederaufbau gewarnt:
    https://www.bluewin.ch/de/news/vermis…ung-244043.html

    Ich fand die Zahl der Unterzeichner witzig: 1170 internationale Experten haben den Aufruf unterschrieben. Die Zahl könnte man als Reminiszenz an die Erbauungszeit der Kathedrale deuten. Da stoßen wir nämlich auf Datierungen um 1170. Das betrifft unter anderem einige der verbrannten Eichenbalken des Dachstuhls, die noch vom ersten Dach des 1163 begonnenen Chorneubaus stammten.

    Bei der Restaurierung der Kathedrale gibt es eigentlich gar kein Betätigungsfeld für ambitionierte moderne Architekten. Es geht doch um die Wiederherstellung eines Baudenkmals. Hier braucht man Dombaumeister und spezialisierte Handwerker, Statiker, Ingenieure - im Grunde dieselben Leute, die für die vor dem Brand begonnene Restaurierung vorgesehen waren. Notre-Dame sollte ja umfassend restauriert werden. Nun muss das Restaurierungsprojekt lediglich um ein paar zusätzliche Punkte erweitert werden.

    Man kann über die Hysterie nur den Kopf schütteln (ich meine jetzt nicht unser Forum, sondern die Welt da draußen). Am Ende des Zweiten Weltkrieges gab es viele Kirchen in Europa mit vergleichbaren oder größeren Schäden als aktuell bei der Pariser Kathedrale. Damals hat man die betroffenen Kirchen gesichert und wiederaufgebaut - ohne Medienhype. Erinnern wir uns an die schwierigen Bedingungen nach dem Krieg! An den Mangel finanzieller und technischer Ressourcen in Ländern wie der DDR und Polen! Im Paris des Jahres 2019 kann der Wiederaufbau kein wirkliches Problem darstellen. Die Leute sollten auch bedenken, dass die gotischen Kathedralen im Mittelalter (!) mit den damaligen technischen Möglichkeiten errichtet wurden. Das einzige, woran der Wiederaufbau heute scheitern könnte, wäre fehlende geistige Orientierung.

  • Ich fand die Zahl der Unterzeichner witzig: 1170 internationale Experten haben den Aufruf unterschrieben. Die Zahl könnte man als Reminiszenz an die Erbaungszeit der Kathedrale deuten. Da stoßen wir nämlich auf Datierungen um 1170. Das betrifft unter anderem einige der verbrannten Eichenbalken des Dachstuhls, die noch vom ersten Dach des 1163 begonnenen Chorneubaus stammten.
    Die Leute sollten auch bedenken, dass die gotischen Kathedralen im Mittelalter (!) mit den damaligen technischen Möglichkeiten errichtet wurden. Das einzige, woran der Wiederaufbau heute scheitern könnte, wäre fehlende geistige Orientierung.

    Da frage ich mich wer, bzw. welche Organisation kann so schnell exakt 1170 Fachleute zusammentrommeln und eine gemeinsam getragene Verlautbarung unterschreiben lassen, um auch noch diesen symbolischen Zahlenwert zu generieren. Das ist sicher kein Zufall. Die Quersumme ist 9, die Zahl des Mondes und der Heilung. Die Madonna auf der Mondsichel (Notre Dame)! Es ist auch die Zahl des Christus, so wie die Zahlenfolge 3 6 9 auch, die wiederum 18 als Quersumme ergibt, diese ebenfalls 9!
    Mir scheint es ringen unterschiedliche Kräfte und geistige Einstellungen um die Kathedrale Notre Dame und um das , wofür sie steht!

    Der letzte Satz ist wahrscheinlich die wesentlichste Erkenntnis über die Problematik heutigen Wiederaufbauens und Rekonstruierens von Kulturdenkmälern und hier im besonderen eines sakralen Ortes, einer christlichen Kathedrale.
    In der Tat, es fehlt die geistige Orientierung. Das verwundert allerdings nicht, wenn wir genauer hinschauen. Das Zeitalter der Kathedralen ist längst vorbei. Unser Zeitalter steckt in der Krise. Wir befinden uns in einer Phase des Epochenwandels. Die alten Werte tragen nicht mehr! Das Zeitalter des mystischen Lichtes kann der Mensch jetzt als Mystik im Inneren erleben. Dazu braucht es keine Kathedralen mehr!
    Dazu ein Zitat des Dalai Lama: „Für mich stellen Liebe und Mitgefühl eine allgemeine, eine universelle Religion dar.
    Man braucht dafür keine Tempel und keine Kirche, ja nicht einmal unbedingt einen Glauben, wenn man einfach nur versucht, ein menschliches Wesen zu sein mit einem warmen Herzen und einem Lächeln, das genügt.“

    Die Menschen sehnen sich nach neuen geistigen Orientierungen, wenn auch oft unbewußt. Restaurative Versuche wirken da kraftlos.
    Und dennoch: Kann eine neue, kraftvolle geistige Orientierung geschaffen werden, die unsere Kulturgüter unsere überkommenen sakralen Orte auch in ein neues Zeitalter hinüberretten und bewahren kann, transformiert oder in ihrer ursprünglichen Form?

    Jesus sagte man füllt neuen Wein nicht in alte Schläuche? Was meinte er denn damit? Was wollte er uns sagen?
    Kann es eine geistige Erfüllung geben, die Neues schafft und das Alte bewahrt oder erwartet die alten sakralen Orte das Schicksal der antiken Tempelstätten oder eine geistig orientierungslose Transformation, wie sie uns einige abgehobene Architekten jetzt schon visualisieren wollen?

  • Na ja, da ist so viel durcheinandergebracht, dass die Entwirrung eines eigenen Stranges, wenn nicht gar einer Dissertation bedürfte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (30. April 2019 um 14:51)

  • Da frage ich mich wer, bzw. welche Organisation kann so schnell exakt 1170 Fachleute zusammentrommeln und eine gemeinsam getragene Verlautbarung unterschreiben lassen, um auch noch diesen symbolischen Zahlenwert zu generieren.

    Das erinnert mich etwas an die "100 Lungenärzte" - auch wenn ich diesmal mit unterschreiben würde.

  • Da stehen einige beisammen. Na, wer kennt sie alle?
    Sieht maßstabsgerecht aus, somit zu vergleichen. Freiburg ist auch dabei (wenn auch ursprünglich keine Kathedrale, aber egal).

    Ausstellung von Modellen „GOTIK - Die Zeit der großen Kathedralen“

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    (Im Chorraum der Kathedrale von Limoges?)

    Ein ambitionierter französischer Modellbauer:

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