• Im Regelfall 78% Kupfer, 22% Zinn - nach den heute geltenden Normen. Maximal 1% der Legierung darf aus Fremdbestandteilen (Blei, Nickel, Eisen etc.) bestehen. Historische Glocken (also vor 1900 gegossen) besitzen fast ausnahmslos einen geringeren Zinnanteil, dafür mehr Fremdbestandteile...

    Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt. - Platon

  • Es wurden in der Presse ja viele Vergleiche zu anderen Bränden gezogen, etwa dem Brand der City of London, der 1666 u.a. die St. Pauls Kathedrale zerstörte.
    Wenig beachtet blieb, so weit ich es sehen konnte, eine andere Parallele: 1823 entzündete sich bei Ausbesserungsarbeiten der Dachstuhl von St. Paul vor den Mauern in Rom, der einzigen der drei großen konstantinischen Basiliken, die noch weitgehend unverändert erhalten waren. Das Ergebnis war verheerend.
    Der Architekt Luigi Poletti ließ das ganze Langhaus (auch die unbeschädigt gebliebenen Teile) abreißen und erbaute es völlig neu.
    Wie für Notre-Dame gingen großherzige Spenden ein. Die Fenster aus „Ägyptischem Alabaster“ (Onyxmarmor) stiftete beispielsweise der ägyptische Vizekönig Mohammed Ali, die Malachitaltäre im Querschiff Zar Nikolaus I.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Pau…loAfterFire.jpg

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Sind das die deutschen oder internationale Normen? Sind das die Normen für Glockenbronze oder Gussbronze im Allgemeinen?

    Es sind meineserachtens nach Richtwerte - Glockengießer haben da aber mitunter auch so ihre ganz eigenen Legierungen. Ich denke @Orgelmacher wird mir bestätigen können, daß auch die Orgelpfeifen nicht aus 100% reinen Zinn gefertigtigt werden. Es sind immer irgendwo teils unbekannte Legierungen mit im Spiel.
    Ich könnte eine Glocke theoretisch 1:1 einer Notre Dame Glocke nachgießen, selbst mit dem selbigen Cu/Sn Anteil - sie würde nicht identisch klingen.

  • Das sind international geltende Normen. Sämtliche Glockengießer haben keine eigene Legierungen, sondern eigene Rippenkonstruktionen, wodurch sich der Klang unterscheidet. Würde man eine der Glocken von Notre-Dame in Form und Material exakt kopieren, würde sie gleich klingen - es sei denn, man verändert Rippe und / oder Legierung.
    Bei Orgelpfeifen aus Metall ist die Zusammensetzung der Legierung übrigens völlig unerheblich. Es zählt lediglich die Mensur sowie die Intonation...

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  • Würde man eine der Glocken von Notre-Dame in Form und Material exakt kopieren, würde sie gleich klingen - es sei denn, man verändert Rippe und / oder Legierung.
    Bei Orgelpfeifen aus Metall ist die Zusammensetzung der Legierung übrigens völlig unerheblich. Es zählt lediglich die Mensur sowie die Intonation...

    Da stimme ich Dir nicht zu - bin Klavierbauer und hab auch mit Orgelbaukollegen zu tun - aber ich gehe da von aus daß Du als Orgelmacher jetzt nicht unbedingt den genauen Einblick in die Materialbeschaffenheit hast? Mir fällt es als Klavierbauer auch schwer die genaue Legierung des Röslaustahlsaitendrahtes heraus zu kriegen...kann da auch nur sagen "ja, ist halt Stahldraht"

    Die Glocken von Notre Dame haben einen unvergleichlichen Klang, das kann keine Standardtlegierung sein - zumal, sie sind unterschiedlicher Färbung, was auf den Cu Anteil hinweist.

  • Zitat von WAZ

    Stiftung Friends of Notre-Dame de Paris
    Picaud ist Präsident der Stiftung Friends of Notre-Dame de Paris, die eigens gegründet wurde, um gezielt auch Mäzene in den USA zu werben. Die Franzosen setzen auf die Paris-Begeisterung der Amerikaner und die dortige Wohltätigkeits-Tradition. 150 Millionen sollen über die kommenden Jahre in die Restaurierung fließen. Ein Drittel soll der Staat beisteuern, der Eigentümer des Bauwerks ist. Er hat seinen jährlichen Beitrag von zwei auf vier Millionen Euro erhöht - unter der Bedingung, dass Privatmitteln dazukommen.

    Zitat von WAZ

    Präsident Emmanuel Macron hat den bekannten Fernsehmoderator Stéphane Bern beauftragt, neue Wege zur Finanzierung zu suchen - gerade für Gebäude, die nicht weltweit bekannt sind.

    Na, wie so ein Brand plötzlich Bewegung in den Spendenfluß bringen kann!
    Ganzer Artikel von Anfang Februar '19 hier:
    https://www.waz.de/reise/notre-da…d213329669.html

  • Wie schon im weiter oben von mir verlinkten Artikel die Dombaumeisterin von Naumburg und Merseburg Zweifel anmeldet über das schnelle Feuerfangen des alten Eichendachstuhls so werden auch hier in einem englischsprachigen Artikel deutliche Zweifel angemeldet:

    https://www.newswars.com/fmr-notre-dame…burn-like-that/


    Hier versucht ein Kunsthandwerker mit verschiedenen Methoden einen alten Balken (allerdings wurmstichig) aus dem 18Jh. in Brand zu setzen. Es gelingt nicht:

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  • Die Glocken von Notre Dame haben einen unvergleichlichen Klang, das kann keine Standardtlegierung sein - zumal, sie sind unterschiedlicher Färbung, was auf den Cu Anteil hinweist.

    Die Glocken von Notre-Dame sind in einer Standardlegierung gegossen worden. Dass sie äußerlich alle anders aussehen hat nur damit zu tun, dass sie von außen teils patiniert und teils vergoldet wurden. Jetzt kann ich es mir doch nicht nehmen lassen um zu sagen, dass ich u. a. auch als Glockensachverständiger arbeite und 2016 das Geläut von Notre-Dame vollständig inventarisiert habe und über die Eigenschaften aller (!) Glocken dort bestens bescheid weiß.
    Ich weiß aber nicht, welche Orgelbauer du kennst, die so der Meinung sind, dass die Legierung Einfluss auf den Klang von Orgelpfeifen hat... ;)
    Frohe und gesegnete Ostern!

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  • Wenn Sie es noch nicht gesehen haben:
    Kathedralen und Pfarrkirchen Frankreichs respektieren die verwundete Notre-Dame de Paris. Letzten Mittwoch klingelten um 18.50 Uhr die Glocken, als in Notre-Dame de Paris der Dachbrand begann.

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  • Eine sehr schöne Geste, umso mehr, als sie sehr viel mehr ist als nur eine Hommage. Mit dem Läuten ihrer Glocken klagen die Kathedralen um das Schicksal ihrer Pariser Schwester. Und da Glockengeläut immer auch Gebet ist, erflehen sie auch deren Rettung.

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  • Schon hat Norman Foster eine Idee. Wie die meisten modernen Architekten hat er nicht die mindeste Ahnung von gotischer Architektur. Durch ein Glasdach wird die Idee des gotischen Gewölbes ad absurdum geführt. Dieses stellt bekanntlich das Himmelsgewölbe dar: Vom Schlussstein, der für Christus, den göttlichen Weltenbaumeister, und für den Logos, die göttliche Urvernunft steht, gehen die Lichtstrahlen in Gestalt der Rippen aus. Sie verfestigen sich in Materie und treffen auf die Säulen, die für die Apostel als die columnae ecclesiae stehen. Die Quader wiederum verkörpern die Gläubigen als die lapides vivi.

    Wer nun das Gewölbe offen lässt und mittels eines Glasdach einen Blick in den realen bzw. natürlichen Himmel eröffnet, negiert diese metaphysischen Bezüge. Darüber hinaus zerstört er die gotische Lichtdramaturgie.

    Davon abgesehen ist die lächerliche Glaspyramide nicht imstande, ein wirkliches Pendant zur steinernen Westfassade zu schaffen. Auch bildet das Gewächshaus-Dach keinen plausiblen Abschluss für das Mauerwerk darunter.

    Notre Dame wurde durch Viollet-le-Duc als gotische Kathedrale wieder hergestellt. Er hat das Innere neu gestaltet, die Königsgalerie und vieles andere wiederhergestellt. Darum sollten Dach und Dachreiter auch in seinem Sinne rekonstruiert werden.

    Quelle: https://www.reddit.com/r/architecture…gested_plan_on/

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Allein schon der Plan von Norman dem Voll - Fosten ist Idiotisch , Notre Dame ein Kunstwerk der Gotik bekannt in aller Welt und eingegangen in die Weltliteratur , Modern wiederaufbauen zu wollen ist verkommen , Ruhmsüchtig , Kulturell im Niedergang befindliches Denken , ohne Respekt , Sensibilität , oder Sinn für 850 Jahre davor.

  • In diesem Strang sind innerhalb weniger Tage schon 13 Seiten zusammengekommen. Über eine Milliarde Euro an Spenden für den Wiederaufbau wurden gesammelt/zugesagt.

    In meinen Augen ist das alles reichlich übertrieben. Die französische Kirche, oder der französische Staat sollte/könnte sich auch selber um die Finanzierung der Reparatur kümmern.

    In Deutschland sind in der letzten Zeit gleich mehrere bedeutende historische Bauwerke in Flammen aufgegangen. (St. Martha, Nürnberg / Rathaus Straubing / Rathaus Dillingen / Schloss Ehrenstein / St. Peter, Düsseldorf). Das war alles sehr ärgerlich und traurig. Jedoch gab es dazu keine große Welle der Hilfsbereitschaft. Die meisten Feuer wurden durch Bauarbeiten und Handwerker ausgelöst. Vielleicht sollte eher eine Diskussion über Arbeitssicherheit und Arbeitsweise gestartet werden.

    Wahrscheinlich werde ich hier gesteinigt. Aber mich nervt diese aufgebauschte Hysterie über Notre-Dame schon ein wenig. Der Bau wird wieder aufgebaut und fertig.

  • In diesem Strang sind innerhalb weniger Tage schon 13 Seiten zusammengekommen. Über eine Milliarde Euro an Spenden für den Wiederaufbau wurden gesammelt/zugesagt.

    Die Spendenbereitschaft ist ja durchaus positiv zu werten, aber ich muß Dir Recht geben, wo waren Spender als hierzulande historische Gebäude abfackelten?

  • Ja, aus dem Brand von Notre Dame macht die Presse einen Hype. Dass hier so viele Seiten in so kurzer Zeit vollgeschrieben wurden, hängt aber wohl auch damit zusammen, dass an diesem Beispiel indirekt zahlreiche andere Fälle abgearbeitet werden, die es sonst nicht so sehr ins öffentliche Bewusstsein schaffen.
    Mir teilten Freunde mit, sie hätten angesichts der schrecklichen Bilder aus Paris nur weinen können. Das konnte ich so auch nicht nachvollziehen - natürlich war ich schockiert - aber wirklich weinen muss man über die Zerstörung europäischer Städte während des WK II und des darauffolgenden 'Wiederaufbaus'. Zum Weinen war mir auch zumute, als ich im Immerather Dom stand und wusste, dass er nicht durch ein Unglück, sondern mit politischem Vorsatz einer Kulturbarbarei zum Opfer fallen werde.
    Was schließlich die finanziellen Verhältnisse der französischen Kirche betrifft: auf diesem Forum wurde schon mehrfach darauf hingewiesen: Sie ist bettelarm, die Sakralbauten wurde 1905 allesamt enteignet und gehören dem Staat.
    Es herrschen in Frankreich also ganz andere Verhältnisse als in Deutschland.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Also ich bin für einen Neubau des Dachstuhles in Holz , vielleicht aus Lärche wenn es in Eiche nicht geht , man sollte davor das Holz mit einem Mittel Tränken das es nicht so schnell brennt. Außerdem die Wiederherstellung des Dachreiters in der Form von Eugène Viollet-le-Duc ist für mich unabdingbar , dann das schließen der Gewölbe so Original wie möglich , über die Dachdeckung bin ich mir nicht sicher ob das wieder Blei sein muss , zumindest die Optik sollte es sein wie davor. Das wäre dann mit dem Dachreiter die Reko der Reko , und in 850 Jahren ist dieser Dachstuhl ein Zeugnis unserer Zeit und wir durften seine Wiedererrichtung miterleben …. so Blöd sich das anhört.

  • Also ich bin für einen Neubau des Dachstuhles in Holz , vielleicht aus Lärche wenn es in Eiche nicht geht ,

    Wegen meiner könnt man auch Stahlträger verwenden , so es die Statik zuläßt. Dies würde äußerlich keinen Einfluß haben. Die Beschaffung von Eichenbalken dürfte sich als schwierig erweisen.

  • Ich habe irgendwo gelesen, dass eine Französische Versicherungsgesellschaft bereits eine Spende von 1.300 x 100jährige Eichenbäume aus der Normandie zugesagt hätte.
    Ich wäre dafür, über den Gewölben eine Betondecke einzuziehen und darauf einen neuen Holzdachstuhl in moderner, zimmermansgerechter Ausführung aufzubauen.
    Ich halte die Rekonstruktion des neogotischen Dachreiters für unabdingbar, schon deshalb,weil dieser in dutzenden Spielfilmen und Millionen Fotos einen wesentlichen Teil der "Marke Paris" ausmacht (m. E. extrem erzwungene Romantik). Alles andere würde bei Touristen zu einer Abwertung dieses Stadtbereiches führen.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...