Meldungen aus Ungarn

  • vor allem Burgruinen, aber auch Kirchenruinen in Europa zeigen, dass man mit geeigneten Mitteln der weitere Verfall verhindern kann.

    pas de question. Aber wie oben von mir geschrieben: das ist eine besonders kleine Ruine. Bei regelrechter Konservierung wäre von ihrem Flair nichts übrig geblieben, und so hat man immerhin alle verfügbaren Steine, die bislang eine amorphe Masse gebildet haben, optimal auch im Sinne des Gebotes möglichster Authentizität bestens verwertet. Wir haben hier ein hübsches antikes Kirchlein in idyllischer Lage erhalten. Ich würde hier alle Augen zudrücken. Das Ergebnis heiligt die Mittel.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Warum bloß schaffen es die Ungarn und bei uns ? Das Schweigen im Walde ! Bloß noch Bauklötzer und dann noch gestapelt ! Ich muss wiedermal nach Ungarn !

    Die Antwort ist einfach, meine Meinung: Liebe zur eigenen Kulturgeschichte. Aber auch und vor allem in Osten von Deutschland geht es schon in die richtige Richtung wie man in Dresden Neumarkt und Potsdam um und mit Stadtschloss sehen kann. Gute Buerger, gute Architektur!

  • Zitat

    Warum bloß schaffen es die Ungarn?

    Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Ungarn halt sehr selbstbewusst und auch geschickt vorgehen und es mit der Historizität nicht immer so 100%ig genau nehmen. Der Erfolg gibt ihnen recht. Wer fragt bei den Kathedralen von Pecs, Vezprem, in weniger starkem Ausmaß bei den Klosterkirchen von Belapatfalva und Lebeny heute so genau nach, was alt und was "neu" (jetzt auch schon historistisch) ist

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • pas de question. Aber wie oben von mir geschrieben: das ist eine besonders kleine Ruine. Bei regelrechter Konservierung wäre von ihrem Flair nichts übrig geblieben, und so hat man immerhin alle verfügbaren Steine, die bislang eine amorphe Masse gebildet haben, optimal auch im Sinne des Gebotes möglichster Authentizität bestens verwertet. Wir haben hier ein hübsches antikes Kirchlein in idyllischer Lage erhalten. Ich würde hier alle Augen zudrücken. Das Ergebnis heiligt die Mittel.

    Ruinen, auch "konservierte" Ruinen, müssen ständig gepflegt werden, sonst verfallen sie weiter. Es ist ein Irrglaube, man müsse da nur einmal ran und dann könnte man die gesicherte Ruine einfach sich selbst überlassen. Eine wiederaufgebaute Ruine mit Dach ist u.U. wesentlich pflegeleichter, und vor allem: ein intaktes, genutztes Gebäude wird automatisch besser überwacht und gepflegt als eine Ruine.

    Außerdem sieht die wiederaufgebaute Kirche doch viel schöner aus - und bei dem simplen Bau ist die Rekonstruktion sicher sehr nah am Original .

  • Seh ich absolut auch so, insb. den letzten Halbsatz, zumal ja eine Seitenwand voll erhalten war.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Gerade das bezweifle ich sehr. Unzählige konservierte Ruinen, vor allem Burgruinen, aber auch Kirchenruinen in Europa zeigen, dass man mit geeigneten Mitteln den weitere Verfall verhindern kann. Dazu ist es vor allem notwendig, das Eindringen des Wassers in die Mauerstruktur zu verhindern. Dies geschieht dadurch, dass man die Mauerkronen versiegelt. Das Bild des Urzustands legt aber nahe, dass genau das unterblieben ist. Insofern war die Rekonstruktion des Gebäudes nur eine Alternative, um das Gebäude zu retten. Zwingend notwendig war sie gewiss nicht.

    Sie haben Recht, es gibt eine solche Methode für mittelalterliche Ruinen und sie wurde bereits an vielen Orten in Ungarn angewendet. Aber die Sache ist die: Den Leuten sind solche Ruinen egal. Das vielleicht beste Beispiel hierfür ist der Wiederaufbau der Burg Füzér. Vor dem Wiederaufbau des Gebäudes besuchten es jedes Jahr etwa 50.000 Menschen. In der aktuellen Sanierungsphase liegt diese Zahl bereits bei 250.000 pro Jahr. Nach Abschluss des Gesamtprojekts wird diese Zahl auf 500.000 pro Jahr geschätzt. Ich denke, diese Daten sagen alles :smile:

    .

    Burg Füzér

    Vor dem Wiederaufbau des Schlossflügels:

    Nach:

  • Ich kann tegulas Position schon nachvollziehen. In 100 Jahren wird unser Wissen über historische Bauten wieder weiter gewachsen sein und man wird wahrscheinlich erkennen, dass bei den Wiederaufbau-Projekten Fehler gemacht wurden. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie bei den Burganlagen und Schlössern, die teilweise sehr fantasiehaft im Historismus wiederaufgebaut wurden. Ich ärgere mich dann manchmal, wenn ich bereits als Laie erkenne, dass dieses Gebäude zu seiner Entstehungszeit so nicht ausgesehen haben kann. Ich fühle mich dann betrogen, weil ich beispielsweise nicht eine authentische gotische Burg besichtigen kann, weil diese mit allerlei historistischem Schmuck überzogen ist. Möglicherweise denken die Menschen in 100 Jahren so ähnlich über den Wiederaufbau dieser Gebäude in Ungarn.

    Ein ähnliches Dilemma hatte ich diese Woche bei meinem Besuch in Schwerin, wo ein weiteres mal das Schweriner Schloss besichtigte. Die historistische Anlage ist großartig, optisch eines meiner Lieblingsschlösser, aber es war, als wenn es zu schön wäre, um wahr zu sein. Das prächtige Schloss in französischer Neorenaissance passte für mich nicht zur klassizistisch geprägten Stadt und generell zur Schlossarchitektur der Renaissance in der Region. Das Schloss in seiner Fassung wie es um ca. 1830 aussah war authentisch, architektonisch vielfältig und passender zur Stadt und Region. Leider habe ich nun nicht mehr die Chance, dieses Schloss jemals zu sehen, weil man sich im 19. Jh entschied dieses alte Schloss zu überbauen.

    Ich bin hin und her gerissen, was mir besser gefallen würde. Ich denke das originale Schloss hätte für mich die oben genannten Vorteile gehabt, allerdings wäre es auch wahrscheinlich nicht so spektakulär gewesen und mich dazu gebracht, ein weiteres mal die Stadt zu besuchen.

    Bei vorgestellten Wiederaufbau-Projekten gibt es eine ähnliche Problematik, die wiederaufgebauten Gebäude sind spektakulärer, büßen jedoch beim Wiederaufbau an Authentizität ein. Ich persönlich bin meistens für die Variante, die ich ästhetisch am besten finde, weshalb ich bei den Beispielen aus Ungarn den Wiederaufbau begrüße.

  • Dann lasst uns unsere Tour beginnen.

    Gehen wir hinauf zur Burg, offenbaren sich zunächst die Reste der Burgmauer und dann die Ruinen des Kanonenturms:

    Visueller Plan des geplanten Wiederaufbaus:

    Beim Betreten des Burgtors können Sie das im Jahr 2021 übergebene Küchengebäude sehen.:

    Der Innenhof vor dem Palast. In der Mitte sieht man das Küchengebäude, rechts den Torturm und links den Eingang zum Renaissancegarten:

    Visueller Plan des geplanten Wiederaufbaus:

    Blick vom Kanonenturm auf den Innenhof:

    Die Veranda des Palastflügels:

    Der „Grüne Raum“ des Palastes:

    Detail des Eingangsraumes:

    Die Schlosskapelle:

    Leider war es nicht möglich, alles in guter Qualität zu fotografieren.

  • Eine detaillierte Untersuchung des Visegrád-Burgsystems hat begonnen und die archäologischen Ausgrabungen werden beginnen.

    Als erster Schritt der Rekonstruktionsarbeiten zur Restaurierung der Gebäude des Visegrád-Denkmalkomplexes begann die Vermessung der Burg und des Palastes. Mittels 3D-Laserscanning ermitteln die Spezialisten millimetergenau den genauen Zustand des Gebäudekomplexes. Messungen mit modernsten photogrammetrischen Methoden ermöglichen eine Modellierung des Ist-Zustandes und eine genaue Darstellung des Planzustandes. Zeitgleich mit der Vermessung werden die Archäologen demnächst auch das Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters in Besitz nehmen.


    Der königliche Palast irgendwann im 15. Jahrhundert:


    Die Zitadelle irgendwann im 15. Jahrhundert:

  • Bald beginnt die komplette Renovierung des Pápai Nagytemplom. Das Gebäude wurde ursprünglich 1786 nach den Plänen von Jakab Fellner im spätbarocken Stil fertiggestellt. Im Rahmen des Projekts wird unter anderem die statische Struktur des Gebäudes und der Decken gestärkt.

    Standort:

  • Die Renovierung der Huray-Villen in Balatonfüred ist abgeschlossen.

    Die Gebäude wurden ursprünglich zwischen 1867 und 1890 in mehreren Schritten im Schweizer Stil für die Familie Huray erbaut. Später wurde die Villa zwischen 1944 und 1957 als Erholungsort genutzt, danach zog das Balaton-Verwaltungskomitee ein. Im Rahmen des Projekts wurden im Komplex ein Tourismusbüro und ein Veranstaltungszentrum eingerichtet. Die Renovierung kostete 900 Millionen HUF (ca. 2 Millionen Euro).


  • Das historische Zentrum von Tokaj wird renoviert

    Neue Parks, Cafés und Restaurants sollen das Stadtzentrum wieder zum Leben erwecken. Darüber hinaus werden viele der ikonischen Gebäude von Tokaj renoviert. Unter anderem wird das ehemalige Gasthaus "Goldener Adler", das seit Jahrzehnten leer steht, wiederbelebt werden. Nach der Renovierung soll es als Veranstaltungssaal genutzt werden. Das ehemalige Kaufhaus von Tokaj wird durch ein neues multifunktionales Gebäude ersetzt, das sich in das Stadtgefüge einfügen soll.

    Das Gebäude des Tokajer Kaufhauses

    Das Gebäude von 1983 wurde Anfang 2024 abgerissen und wird durch ein neues Mehrzweckgebäude ersetzt:

    Standort (Tokajer,Kossuth Lajos-ter):

    Blick auf das neue Gebäude :

    Gebäude des Golden Eagle Inn

    Ein Blick auf das Gasthaus in den frühen 1900er Jahren :

    Das im 18. Jahrhundert erbaute Gebäude ist heute in einem sehr baufälligen Zustand:

    Standort (Tokajer,Kossuth Lajos-ter):

    Künftiges Aussehen (der Plan zeigt die Hoffassade):

  • 74942-tokajaruhaz-latvany-k2lab-jpeg

    Als Europäer erfüllt mich solche Stadtreparatur mit Freude. Als Deutscher aber macht es mich eher traurig, weil ich weiß, dass dies hierzulande oft vorsätzlich erschwert bzw. verhindert wird. Wo es doch gerade bei uns an so vielen Stellen notwendig wäre, genau so vorzugehen.

    In dubio pro reko

  • Wo findet sich in Bremen ein derart origineller Neubau?

    Eher wäre es als "Spitzenleistung der Nachkriegsmoderne" unter Denkmalschutz gestellt worden.

    Wobei ich hier etwas gespalten bin. Für meine Generation sind solche Bauten sehr Ungarn-typisch, fast ein bisschen Identitäts-prägend. So selbstbewusst in der formalen Gestaltung hat sich bei uns die Nachkriegsmoderne niemals zu geben gewagt. Der Neubau ist doch ein bisschen zu platt und belanglos, da hätte man sich mehr Mühe geben und ev. sogar rekonstruieren können.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.