München - Umfeld des Siegestors wird verschönert

  • Moment mal, der Bereich von dem gesprochen wird, zumindest den Visualisierungen nach zu urteilen, betrifft den Bereich zur Innenstadt hin, also die Ludwigstraße. Die Straße war immer als baumlose Prachtstraße, gerahmt von monumentalen Stadtpalästen, geplant. Jetzt will man diese historische und sicher denkmalgeschützte Gestaltung und Wirkung lokal komplett verändern mit Pappelreihen und anderer Stadtmöbelierung?

  • "Gemäß historischen Planskizzen Gärtners wird das Baureferat mit 32 neuen Pappeln eine Verlängerung des Allee-Boulevards von der Leopold- in die Ludwigstraße bis knapp vor die Schalenbrunnen vor der Universität schaffen." So der Artikel...

  • Interessant auch was Hr Nerdinger dazu sagt:

    Zitat von SüZ

    Als Kompromiss wird der Abstand zwischen den Bäumen nun so gewählt, "dass die dahinter liegenden Fassaden weiterhin sichtbar bleiben", wie es im Beschlusspapier formuliert ist. Die Stadtpolitik dürfte dabei die Argumentation von Winfried Nerdinger überzeugt haben, Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums. Er hatte sich klar für die Pappel-Idee ausgesprochen und dabei auf den erhaltenen Nazi-Bau auf der Ostseite, das ehemalige "Haus des Deutschen Rechts", verwiesen. Mit den hohen Bäumen könne man das Mahnmal etwas abschirmen; der Stadtheimatpfleger wertete das Konzept als "deutliche Verbesserung".

    Ganz ähnliche Argumentation wie beim Haus der Kunst. Dort will der Architekt, der die Sanierung gewonnen hat, die Baumreihen an der Prinzregentenstraße wieder entfernen (die wohl in den 80er/Anfang 90er dort gepflanzt wurden) und so das Gebäude wieder voll zur Geltung bringen. Was hat Nerdinger dazu gesagt (bzw eigentlich schon getobt)? Das man es besser so lassen sollte damit der "Nazi Bau" weiter verdeckt bleibt. Dort hört man soweit ich weiß nicht auf ihn. Hier aber anscheinend schon. Ich habs schon mal an anderer Stelle geschrieben und so sehr ich Nerdinger für seine großartige Aufklärungsausstellung über Rekonstruktionen und weitere Ausstellungen über Münchner Architekten schätze, aber hier kann ich die Argumentation überhaupt nicht nachvollziehen. Haben sich nicht einschlägige Kreise jahrzehntelang bemüht, dieses Verschämte, dieses verstecken-wollen der braunen Geschichte aufzugeben? Und hier will man das Gebäude hinter einer Baumreihe haben, damit man es nicht "ertragen" muss? Auch wenn das wahrscheinlich nicht der Hauptgrund ist für die Bäume, so lässt sich die Stadtpolitik das nochmal vom Architekturexperten bestätigen, dass es ok ist den Bau zu verstecken...

  • Zitat von treverer

    Moment mal, der Bereich von dem gesprochen wird, zumindest den Visualisierungen nach zu urteilen, betrifft den Bereich zur Innenstadt hin, also die Ludwigstraße. Die Straße war immer als baumlose Prachtstraße, gerahmt von monumentalen Stadtpalästen, geplant. Jetzt will man diese historische und sicher denkmalgeschützte Gestaltung und Wirkung lokal komplett verändern mit Pappelreihen und anderer Stadtmöbelierung?

    Die entsprechenden Bereiche, nämlich zwischen Siegestor und Hauptgebäude der LMU bzw gegenüber dem sog. Lehrturm, waren zu Zeiten Gärtners und der Entstehung der Ludwigstraße allerdings überhaupt nicht bebaut. Bei der einen "Platzhälfte" geschah dies erst Ende des 19. Jhdts bzw gegenüber ("Nazi-Bau") sogar erst 1936 (vorher befand sich hier der Garten des damals benachbarten Max-Joseph-Stifts). Von einer historisch-baumlosen Gestaltung kann also keine Rede sein. Und die gegenwärtigen Parkplatzreihen vor dem Siegestor gereichen der prächtigen Bebauung auch nicht gerade zur Ehre. M.E. daher eine klare Verbesserung zum Vorzustand.

  • @Klassizist
    Du solltest den Strangtitel noch abändern in "München - Umfeld des Siegestors wird verschönert". Sonst ist nicht für jedermann klar, in welcher Stadt sich das Siegestor befindet.

  • Du solltest den Strangtitel noch abändern

    Erledigt.

    Ansonsten zur "Problematik":
    Ich halte eine Baumbeflanzung an solchen Stellen für absolut sinnvoll - es geht doch nicht darum, irgendwelche Gebäude zu verstecken, die Kombination aus historischer Architektur un einer gewissen Urbanität wiederspricht sich doch überhaupt nicht - nein, ich würde sogar sagen, es wertet die Gegend auf.
    Wie traurig steht eine wunderschöne Gründerzeitvilla da, ohne das geringste Grün drumherum?
    Abgesehen da von, werden die schönsten Plätze, bei hochsommerlichen Temperaturen ohne schattenspendene Beflanzung, zur Qual.

  • Ich verstehe vor allem die Sitzbänke nicht, soll man sich in den inneren Kreis auch setzen, also über den Kies? Das geht auch nur solange gut, wie der Stamm so schlank ist.

  • Ich finde die Umgestaltung insgesamt sehr positiv, die vorherigen reinen Asphaltflächen mit Parkplätzen wirkten sehr unwirtlich.

    In meiner Galerie der Ludwigstraße hab ich auch einige Fotos sowohl von vor als auch nach der Umgestaltung präsentiert, allerdings waren zu dem damaligen Zeitpunkt, an dem ich die Fotos gemacht habe, die Blumen noch nicht gepflanzt: RE: München - Ludwigstraße

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Majorhantines:

    Auf der Website wird das so dargestellt, ja. Neben dem Vorteil, dass das Sitzflächenangebot vergrößert wird (wobei überhaupt abzuwarten ist, ob an dieser Stelle Passanten von den Bänken Gebrauch machen), verkommt das Innere nicht zu einer Mülldeponie wie das wohl bei einem geschlossenen Sitzkreis der Fall wäre.

  • Ich hab heuer im Frühjahr und Sommer dort schon etliche Leute, vor allem Studenten, sitzen sehen, das wird schon angenommen. Der Platz ist durch die Umgestaltung meines Erachtens deutlich aufgewertet worden.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Ich verstehe vor allem die Sitzbänke nicht, soll man sich in den inneren Kreis auch setzen, also über den Kies? Das geht auch nur solange gut, wie der Stamm so schlank ist.

    Der (verheimlichte) Grund für diese Form der Sitzbänke, die immer beliebter wird (in einigen renovierten S-Bahn-Stationen in München findet man sie auch schon), ist ihre mangelnde Eignung als Schlafbank für Obdachlose. Nachdem die offensichtlichen Lösungen (unbequeme Bänke, einzelne Sitzplätze abtrennende Armlehnen, etc.) durchaus Kritik hervorgerufen haben, vertreibt man die sozial Schwächsten jetzt mit "eleganteren" Lösungen.

  • CA_rotwang:

    Das bleibt Ihre persönliche Spekulation. Der Zusammenhang Deutsche Bahn und Platzgestaltung am Siegestor ist mir nicht ersichtlich (die per Armlehne getrennten Sitzreihen in den S-Bahn Tunnelstationen gab es seit etlichen Jahren, die runden Bänke in den modernisierten Stationen bieten schlichtweg mehr Platz).

    Es könnte ebenso gut sein, dass der Landschaftsarchitekt das Muster der rund um die Pappeln angelegten Blumenbette möglichst wenig durch Bänke abweichender geometrischer Formen stören und eine einheitliche, im Umfang nahezu identische Kreisfolge erzielen wollte. Der Radius der Bänke scheint groß genug, dass insbesondere auf der Innenseite geschlafen werden kann, das wäre zu testen (zuvor gab es hier gar keine Bänke, vertrieben wird niemand).

  • Danke an die Ausführungen zu den Bänken. Ich bin auch schon die Straße gerade erst hinuntergelaufen, und ich freue mich vor allem über den Schatten, wenn die Bäume etwas zugelegt haben. Das war vorher wirklich ein Glutherd.

  • Der Radius der Bänke scheint groß genug, dass insbesondere auf der Innenseite geschlafen werden kann, das wäre zu testen

    Ich hab Gott sei Dank schon eine überdachte Schlafgelegenheit, könnten vielleicht Sie den Test durchführen und hier eine kurze Rückmeldung bzgl. des Komforts geben? Das wäre für die weniger privilegierte Allgemeinheit sicher hilfreich zu wissen ;)

    Schmähohne: diese schmalen Querlatten aus Holz mit den vielen, recht großen Abständen dazwischen sind im Moment einfach in Mode, man sieht das auf dem oberbayerischen Land in den letzten Jahren recht häufig, vor allem bei Garagen oder Holzschupfen, die bewusst moderner wirken sollen. Mir gefällt das an sich auch nicht wirklich, aber es gibt definitiv schlimmere Sachen. Gusseiserne Bänke mit breiteren (und dunkleren) Holzbrettern zum Sitzen wären im klassisch geprägten Umfeld am Siegestor sicher schöner gewesen.

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  • Engere Radien werden wohl als ,,defensive design" angesehen, wie dieses genutzte Beispielbild in einem Fachaufsatz zeigt aus Australien. Ich finde es gar nicht unklug, wenn man durch schlaue Gestaltung Wirkungen erzielen kann, wie der genannte, dass kein Totraum in einem geschlossenen Sitzkreis entsteht, wo sich Müll ansammeln kann. Weiter Richtung Feldherrnhalle wird der Platz aber wahrscheinlich zu knapp für solche ausladenden Gestaltungen, was ich etwas bedauere, weil ich mir die Ludwigstraße einheitlich wünschen würde.

  • Majorhantines: Das wäre in der Tat sehr wünschenswert, im weiteren Verlauf Richtung Zentrum dann ohne Bäume, um den steinernen Charakter zu bewahren, aber mit Sitzbänken und niedrigen Blumenbeeten / Sträuchern könnte ich mir das auch gut vorstellen.

    Nun wird aber bekanntlich der Abschnitt Von-der-Tann-Straße bis Lenbachplatz im Rahmen des Radlentscheids neu gestaltet (Entfall diverser Fahrspuren und Parkplätze, breitere Rad- und Fußwege): Ab Seite 16 sind in nachfolgender Präsentation die Detailpläne zu sehen: https://muenchenunterwegs.de/content/855/do…nn-20210616.pdf

    Weniger Fahrspuren bedeuten sicherlich auch eine optische Aufwertung, sehr wahrscheinlich werden auf der Ludwigstraße auch Bänke aufgestellt, bepflanzte Kreise werden aber eher nicht kommen.

    Ggf. könnten diese nördlich des Siegestors um die bestehenden Pappeln ergänzt werden, wenn dieser Bereich umgestaltet wird.