Bremen - Ostertor

  • So, ich starte einfach mal den Versuch einer Neuorganisation der etwas unübersichtlich und tlw. parallel genutzten Bremen-Stränge und beginne - mal wieder - mit meinem Lieblingsortsteil außerhalb der Altstadt, dem Ostertor. Vorweg auf Anraten Pagentorns eine kartografische Darstellung der auch für Bremer bisweilen verwirrenden Situation, denn der im Volksmund und auch soziokulturell meist als "Viertel" bezeichnete Stadtteil ist in Wahrheit geteilt zwischen zwei Stadtbezirken, dem Bezirk Mitte und dem Bezirk Östliche Vorstadt. Die Grenze verläuft wie auf dieser historischen Karte sichtbar, die ich einfach von Pagentorn "geklaut" habe, wobei der Ortsteil Ostertor zum Bezirk Mitte gehört:

    Das Ostertor ist -wie auch in der entsprechenden Galerie zu sehen- ein aus meiner Sicht deutschlandweit ziemlich einmaliges Stück Stadt. Im Krieg (fast) unzerstört, musste es leider bedingt durch die Verkehrsplanungen zum Tangentenviereck noch einen erheblichen Schaden nehmen, der sicherlich auch in diesem Strang wieder eine zentrale Rolle spielen wird. Davon abgesehen ist er aber extrem abwechslungsreicher und dabei fast immer sehr schöner Teil Bremens, vom fast dörflichen Charakter der Gassen zwischen Ostertorsteinweg und Weser über einige der schönsten Villen Bremens an der Contrescarpe und dem Osterdeich bis hin zu den großstädtischen gründerzeitlichen Straßenzügen im nördlichen und östlichen Ostertor.

    Zum ersten Thema des Strangs:

    Wie in wohl fast allen Städten gibt es in Bremen seit Jahren eine sogenannte Obdachlosenzeitung, hier in Bremen heißt sie "Zeitschrift der Straße", bei der die obdachlosen Verkäufer einen Teil des Kaufpreises für sich behalten können, das Konzept dürfte ebenfalls überall dasselbe sein.

    In Bremen verfolgen die Macher nun schon seit einigen Jahren das interessante Konzept, bestimmte Orte in der Stadt zu porträtieren, meist sind es Straßen, manchmal Plätze, seltener mal ganze Stadtteile, es gab auch schon eine Ausgabe, die sich mit der Weser beschäftigte. Obwohl ursprünglich meist nur aus Mitleid oder Genervtsein dem Verkäufer abgekauft, lese ich diese Dinger mittlerweile ganz gerne, weil sie wirklich eine sehr facettenreiche Darstellung (natürlich schon mit Fokus "Sozialem") der jeweiligen Straße bringen.

    Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich nun mit der Straße "Am Dobben", die wir gerade wieder mal als Thema hatten und die als eine der Hauptachsen des Ostertors und der Östlichen Vorstadt eine sehr wichtige verkehrliche Rolle spielt. Außerdem wurde diese Straße eben in ihrem Mittelteil Opfer der Verkehrsplanung der 60er Jahre.

    Nach dieser etwas verschwurbelten Einleitung kommt nun der Inhalt, ein dünnes Foto, das den Zustand des genannten Straßenteils während und nach dem "Dobbendurchbruch" zeigt:


    (Abfotografiert aus "Zeitschrift der Straße", Quelle für das Foto 1966: "Landesinstitut für Schule")

    Rechts angrenzend sieht man bereits die Abrisslücke, der "Dobbendurchbruch" hätte also auch im Zustand 1966 bereits den Bau der Trasse ermöglicht, aber es mussten unbedingt noch weitere Häuser für das fürchterliche Hochhaus an dieser Stelle abgerissen werden, darunter allem Anschein nach mal wieder auch eine sehr ordentliche Villa (Pagentorn;)?). Die mäßige Auflösung bitte ich zu entschuldigen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Heinzer (17. März 2019 um 19:58) aus folgendem Grund: Erweiterung mit Karte als Einleitung

  • Wenn ich mich noch recht erinnere, handelte es sich bei der links stehenden Villa mit dem Turm um das Wohnhaus von Friedrich Achelis. Diese war Mitglied des Aufsichtsrates des Norddeutschen Lloyds (NDL) in Bremen, 1892 stieg er auf zum Vizepräsidenten und 1911 nach dem Rücktritt von Georg Plate (1844–1914) wurde er als dessen Nachfolger Vorsitzender des Aufsichtsrates des NDL, ein Amt, das er bis 1917 wahrnahm (Info: Wikipädia).

    Und der Architekt war,soweit ich weiß, wieder mal Johann Georg Poppe. Aber alles recht verschwommene Erinnerung, die aber deshalb nicht falsch sein muss.

  • Die geschundene Kurve des Dobbens


    Großartig, Heinzer, daß Sie die Initiative zur Aufgliederung des Großstranges ‚Bremen-Innenstadt’ ergriffen haben ! Wenn möglich sollten dann in Bälde die Beiträge die zum Ostertor gehören (nicht zum Stadtteil Östlichen Vorstadt – also alles was die Ortsteile Fesenfeld, Steintor, Hulsberg und Peterswerder anbelangt, sollte hier nicht erscheinen !), von der Moderation hierher verschoben werden.
    Anbei noch einige weitere Abbildungen der beiden hochherrschaftlichen Villen am Dobben, die auf dem imposanten Bild von 1966 an der Kurve des Dobbens zu sehen sind.

    Abbildung 01
    Vergleich eines Luftbildes aus der Zeit nach dem Durchbruch des Zubringers in Richtung der (dank Olaf Dinné und seiner seinerzeitigen Mitstreiter) nicht realisierter Mozartbrücke, mit einem Luftbild desselben Areals aus der Vorkriegszeit.

    Abbildung 02
    Vergrößerter Ausschnitt aus Abbildung 01, welcher die beiden genannten Villen an der Dobben-Kurve besser erkennen läßt.


    Abbildung 03
    Wohnhaus Th. Fritze, am Dobben 31a (Auszug aus dem Werk ‚Bremen und seine Bauten 1900’) - die östliche der beiden Villen.


    Abbildung 04
    Blick vom westlichen Ende der Bismarckstraße über den Centaurenbrunnen und durch den Dobbenweg auf die westliche, der beiden Villen. Rechts im Bild die Centaurenapotheke am östlichen Ende der Straße 'Außer der Schleifmühle'.


    Abbildung 05
    Blick aus leicht geänderter Perspektive.


  • Die an die Villen westlich - in Richtung Einmündung der Straße Fedelhören - angrenzenden Häuser wurden größtenteils beim 121. Luftangriff auf Bremen am 16. Dezember 1943 zerstört. Siehe die folgenden Bilder aus der Online-Kriegsschadensdokumentation des Staatsarchivs Bremen:

    Abbildung 01
    Blick entlang des Dobbenweges auf die brennenden Gebäude. Rechts im Bild die bis heute erhaltene Gartenmauer der Centaurenapotheke.

    Abbildung 02
    Detailblick auf die brennenden Gebäude. Rechts im Bild die Villa Achelis.

    Abbildung 03
    Der total zerstörten Gebäude an der Ostecke der Einmündung des Fedelhörens in den Dobben.

  • Stimmt Pagentorn, ich erinnere mich wieder, es war die Fritzevilla. Dann wohnte Achelis woanders. Ich hoffe wenigstens, dass meine Poppe-Vermutung richtig war.
    Also Pagentorn, wenn ichdiese vorher-nachher Luftbilder sehe, überkommt mich noch heute, 50 Jahre später, eine unheimliche Wut über diese Stadtzerstörung. Es ist ja nicht so, dass da nur ein Durchbruch gemacht wurde, sondern es franst sich dann aus, angrenzende Gebiete bzw. Gebäude rücken in den Fokus, werden negativ bewertet und kommen so in einen Erneunerungssog - sprich: Abriss.
    Ich schreibe dies - Heinzers positive Bewertung des Hochhauses in der Kohlkökerstraße noch vor Augen - ganz bewußt in der Gegenwartsform. Der dänische Stadtplaner Jan Gehl schrieb mal: "Hochhäuser sind des faulen Architekten Antworten auf die Frage nach Dichte". Ein Hochhaus im Viertel, Heinzer, zieht ein, zwei weitere Hochhäuser nach sich. Nicht morgen, aber übermorgen. Deshalb: Wehret den Anfängen und lasst uns aus der Geschichte - siehe Dobben - lernen und die Bedingungen vor Ort mit diesem Hintergrundwissen bewerten. Kommt es zur Systemänderung, weitet sich dasselbe immer aus mit Konsequenzen, die wir bestimmt nicht gut finden. Das entwickelt eine Eigendynamik.
    Was die Blockbebauung angeht - 6 Etagen nach Westen hin, stimme ich Dir natürlich vollkommen zu, Heinzer: es ist eine scheußliche, reduzierte Allerwelts-Architektur.

  • Also Pagentorn, wenn ichdiese vorher-nachher Luftbilder sehe, überkommt mich noch heute, 50 Jahre später, eine unheimliche Wut über diese Stadtzerstörung. Es ist ja nicht so, dass da nur ein Durchbruch gemacht wurde, sondern es franst sich dann aus, angrenzende Gebiete bzw. Gebäude rücken in den Fokus, werden negativ bewertet und kommen so in einen Erneunerungssog - sprich: Abriss.


    Ich schreibe dies - Heinzers positive Bewertung des Hochhauses in der Kohlkökerstraße noch vor Augen - ganz bewußt in der Gegenwartsform. Der dänische Stadtplaner Jan Gehl schrieb mal: "Hochhäuser sind des faulen Architekten Antworten auf die Frage nach Dichte". Ein Hochhaus im Viertel, Heinzer, zieht ein, zwei weitere Hochhäuser nach sich. Nicht morgen, aber übermorgen. Deshalb: Wehret den Anfängen und lasst uns aus der Geschichte - siehe Dobben - lernen und die Bedingungen vor Ort mit diesem Hintergrundwissen bewerten. Kommt es zur Systemänderung, weitet sich dasselbe immer aus mit Konsequenzen, die wir bestimmt nicht gut finden. Das entwickelt eine Eigendynamik.
    Was die Blockbebauung angeht - 6 Etagen nach Westen hin, stimme ich Dir natürlich vollkommen zu, Heinzer: es ist eine scheußliche, reduzierte Allerwelts-Architektur.

    Zu den 2 Punkten zwei Anmerkungen: Zur ersten Aussage volle Zustimmung! Wut und Trauer sind meine beiden vorherrschenden Gefühle, wenn ich die von Dir und Pagentorn so sachkundig bestückten Stränge hier durchlese.

    Ich frage mich hierbei zweierlei: Warum scheint Bremen trotz seiner "mörderisch exponierten Lage" (Zitat ursus carpaticus) eigentlich so gut weggekommen? Es fällt weder bei den Kriegszerstörungsgradstatistiken positiv auf (im Gegenteil liegt es auf den üblichen Karten eigentlich immer ziemlich weit vorne, z.B. hier: Zerstörungskarte Deutschlands) noch ist es besonders klug mit der erhaltenen Bausubstanz umgegangen, wie wir hier auf erschütternde Weise immer wieder lernen müssen.

    Und trotzdem, das muss ich hier so sagen, halte ich Bremen für eine der insgesamt besser aussehenden westdeutschen Großstädte (vergleichbarer Größe, also Regensburg oder Rotenburg zählen nicht). Welche Stadt hat denn noch einen vollkommen erhaltenen Stadtwall, welche ein solches Ensemble am Marktplatz, welche so innenstadtnah fast komplett erhaltene Gründerzeitviertel wie das Ostertor, die Östliche Vorstadt, Schwachhausen, große Teile der Neustadt? Wenn ich die Lage mit Köln, Essen oder Dortmund vergleiche (und das sind nunmal die geografisch und von der Zerstörung her a.e. vergleichbaren Städte), dann wundert mich immer wieder, wie vergleichsweise gut Bremen dann doch noch aussieht, trotz der fürchterlichen Fehler der Nachkriegszeit.

    Sitzen wir hier also einer Bremen-Bias auf in puncto Nachkriegszerstörung und war das anderswo eigentlich genauso oder noch schlimmer, oder ist es tatsächlich so, dass Bremen weniger kaputt war als die meisten anderen vergleichbar großen Städte. Wie ist Eure Meinung hierzu?

    Zum zweiten: Ich spiele hier natürlich auch bewusst ein wenig den advocatus diaboli, nicht um zu provozieren, sondern um eine andere Perspektive auf die Dinge zu liefern. Ich sehe den Hochhausbau dort ebenfalls kritisch und bin alles andere als begeistert von dem Projekt. Ich sehe nur keine wirkliche "Ansteckungsgefahr" davon ausgehend, dafür liegt es zu randständig UND es wird keine historische Bausubstanz dafür abgerissen, sondern das hier:

    Ich finde den unsäglichen Abriss eines herrlichen Bremer Hauses am Dobben 2015 für den hier schon mehrfach gezeigten WDVS-Klotz durch den "Investor" Tektum wesentlich schlimmer, als dass da jetzt eine Banalität durch die nächste ersetzt wird in einem ohnehin schon massiv gestörten Umfeld (das BLG-Gebäude nebenan, der freudlose Schulbau gegenüber, in diesem ersten Stück der Kohlhökerstraße bis zur Meinkenstraße stehen ohnehin nur noch 3 Altbauten).

    Der erhaltenswerte Teil der Kohlhökerstraße beginnt ab besagter Kreuzung nach Osten

    und hier würde ich mich mit Euch an Häuser fesseln, wenn es um derartige Brutalitäten wie der geplanten ginge. Es ist auch vollkommen in Ordnung, unter dem Hinweis auf die besagte Nachahmungsgefahr an dieser Stelle anderer Meinung zu sein, ich bin ja selbst Eurer Meinung - ich kann mich nur in diesem Bereich nicht so wahnsinnig aufregen, wie ich das an ganz vielen anderen Stellen könnte. Stichwort Abriss Medienhaus, Stichwort Abriss Graf-Moltke-Straße (ebenfalls Tektum), Stichwort besagtes Haus Am Dobben neben dem Rotkäppchen.

    Und angesichts der Probleme in Bremen muss man sich seine "Empörungskräfte" eben einteilen, ich zumindest ;)

  • Die Grenzen des Ortsteils Ostertor innerhalb des Stadtteils Mitte


    Zur Erleichterung der – auch für die Einheimischen nicht immer ganz einfachen – Zuordung von Straßen und Gebäuden zum richtigen Ortsteil habe ich auf der Grundlage der geltenden einschlägigen, im Bremischen Gesetzblatt abgedruckten Norm und der Stadtkarte von 1938 die beiden folgenden Karten des Ortsteils ‚Ostertor’ erstellt: Einmal mit roter Umrandung, einmal freigestellt.
    Vielleicht erstaunlich für Viele: Das den meisten Bremern als Begriff ja so vertraute 'Rembertiviertel' ist kein eigener Ortsteil, sondern amtlich gesehen lediglich der nördliche Teil des Ortsteils Ostertor. Viele 'alte Ostertor'sche' von südlich des Ostertorsteinwegs werden wohl dennoch die Bewohner der Schleifmühle oder selbst der Kohlhökerstraße nicht als 'echte und vollwertige Bewohner' des Ostertors anerkennen... Sind sie aber dennoch !
    Vielleicht mögen Sie, Heinzer, eine oder beide der Karten Ihrem ersten Beitrag voranstellen, sozusagen als Übersicht ?

    P.S.: Selbstverständlich sollten auch entsprechende Karten für die anderen beiden neuen Themenstränge 'Bremen-Mitte-Bahnhofsvorstadt' und 'Bremen-Mitte-Altstadt' angefertigt und diesen vorangestellt werden. Aber vorher wäre es hilfreich zu wissen, welche Sorte gewünscht wird: die mit der roten Grenzlinie oder die freigestellte ?



  • Ich würde die mit der roten Grenzlinie nehmen und habe diese bereits eingearbeitet, weil sie aus meiner Sicht den Kontext zu den benachbarten Ortsteilen besser darstellt, es handelt sich ja nicht um Inseln. Falls hier eine Mehrheit für die freigestellten wäre, bin ich aber gerne bereit, dies zu ändern.

  • Nordeingang der Straße ‚Fedelhören’


    Zur weiteren Ergänzung der von Heinzer begonnenen Dokumentation des Baublocks zwischen 'Am Dobben', 'Sonnenstraße' und 'Fedelhören' hier einige Bilder zum Nordeingang der letzteren Straße:

    Markierung der Position der Fotografen auf der Stadtkarte von 1938

    Vergleich des Nordeingangs: Links vor 1914. Rechts in der Gegenwart.

    Die Auswirkung des 58. Luftangriffs auf Bremen vom 8. Mai 1941 hinsichtlich des Hauses Fedelhören Nr. 55 (des nordwestlichen Eckhauses zur Straße ‚Am Dobben’). Die Quelle für das Bild des zerstörten Gebäudes: Online Kriegsschadensdokumentation des Staatsarchivs Bremen.

    Für kulturhistorisch Interessierte noch diese Zusatzinformation:

    Genau diesen Blick, mit den beiden Türmen des St.-Petri-Doms als Zielpunkt der Sichtachse, könnte Thomas Mann bei seinen Dichterlesungen im Hause 'Außer der Schleifmühle' Nr. 63 vom 11. bis 13. Oktober 1925 genossen habe, sofern diese Veranstaltungen - was anzunehmen ist - in den zum Garten hin gelegenen Räumen der ehemaligen Villa Lohmann stattgefunden haben sollten.

  • Die Fernwirkung der zerstörten Dobben-Kurve


    Als - meines Wissens - die Familie Gildemeister im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts der Stadt Bremen den Baugrund für die Straße 'Dobbenweg' stiftete, um eine schnellere Anbindung der Schwachhauser Chaussee zu ermöglichen, da wurde die westliche der von Heinzer vorgestellten beiden Villen an der Dobbenkurve ganz bewußt als Zielpunkt der Sichtachse für die von Nordwesten her aus Oberneuland, Horn-Lehe und Schwachhausen Kommenden angelegt, denn spätestens seit der Querung der Hannöversch'sen und Osnabrücker Eisenbahn war das Gebäude für die Passanten sehr gut sichtbar.
    Das Baumonstrum, welches statt der Villa nun am Straßendurchbruch der späten 60er Jahre steht, erfüllt die ehemalige Funktion des harmonischen Endpunktes der städtbaulichen Blickbeziehung natürlich in keiner Weise.

    Abbildung 01
    Blick von der Eisenbahnbrücke über der Schwachhauser Heerstraße in Richtung Dobben-Kurve. Die Villa am Ende der Sichtachse ist gut auszumachen. Im rechten Bildbmittelgrund der Vorgängerbau der Centauren-Apotheke am östlichen Eingang zur Straße 'Außer der Schleifmühle'. Links im Bildmittelgrund der baumbestandene kleine Platz des Centaurenbrunnens.
    Der hier sichtbare Straßenzug (Schwachhause Heerstraße - Dobbenweg) ist im Übrigen die aktuelle Grenze zwischen dem Stadtteil Mitte, Ortsteil Ostertor (alle Bauten rechts im Bild) und dem Stadtteil Östliche Vorstadt, Ortsteil Fesenfeld (alle Bauten links im Bild).

    Abbildung 02
    Dieselbe Perspektive in der Gegenwart.

  • Zum Opfer fielen Teile des Ostertors eben sicher auch der vollkommenen Ungeeignetheit für die Entwicklung des Verkehrs in diesem Viertel, in der Bahnhofsvorstadt war das ja nicht anders. Die Entwicklung hin zu den Abrissen hatte auch schon vor dem 2. WK begonnen, wie man auf Pagentorns Foto im letzten Beitrag erkennt, wo an der Stelle der heutigen Straßenbahntrasse noch ein sehr imposantes Eckgebäude steht. Vom optischen Eindruck her müsste für die Centaurenapotheke eher der zweite Bau in der Südreihe der Straße "Außer der Schleifmühle" abgerissen worden sein, das Eckgebäude wurde einfach ersatzlos abgerissen?!

    Das Problem des Verkehrs in diesen kleinmaßstäblichen Bremer Vierteln wäre leider so oder so Thema geworden, muss man wohl ganz nüchtern konstatieren, ohne es in irgendeiner Weise verteidigen zu wollen.

    Kurz zum "Wiederaufbau" oder der durch die Mozarttrassenplanung notwendig gewordenen Neubebauung, die passend zur Zeit in den späten 70ern und frühen Achtzigern sehr postmodern daherkommt, hier mal die Südseite der Straße auf den Häfen:

    Ich hege die begründete Befürchtung, dass eine derartige Stadtreparatur heutzutage deutlich schlimmer werden würde, auch wenn es freilich viel zu meckern gibt.

    Die Nordseite ist noch sehr präsentabel:

    Als Finale noch zwei Fotos aus der Heinrichstraße, die genau zur Hälfte stehengeblieben ist, evtl, weil die Häuser damals besetzt waren (?, machen zumindest auch heute noch einen leicht runtergekommenen, "alternativen" Eindruck):

    Hier mal drei Etappen auf einem Foto:

    Rechts die Abrisskante des Baggers (nackte Steine, daneben ein weiterhin ungenutztes, verwildertes Abrissgrundstück), zwei erhaltene Häuser, links dann die neuen Häuser aus den frühen 1980er Jahren.

  • Hier mal diese Farbgebung, die -wie ich meine- recht original ist, an einem Bremer Haus in der Kohlhökerstraße:

    Einfach prachtvoll, auch diese frühen Exemplare, die klare Neorenaissanceelemente aufweisen. Wissen Sie mehr über die originale Farbgebung der Häuser, Pagentorn? Ich meine, gerade in den älteren Gebieten, also zwischen Kohlhökerstraße und Rembertiviertel auf alten Fotos recht viele mit einer hierzu passenden Verteilung der Farben gesehen zu haben, ohne, dass ich das auf Schwarzweißfotos nachweisen könnte.

  • Lieber Heinzer,

    leider habe ich nur die anliegende sepiafarbene Ansichtskarte der Fassade, die natürlich nur sehr wenig über die konkreteFassung aussagt:

    P.S.:

    Allerdings, ist diese Fassung deutlich polychrom und scheint zumindest der gegenwärtigen nicht zu widersprechen. Vielleicht handelt es sich bei der Letzteren ja tatsächlich um diejenige, die man schon auf der alten Ansichtskarte sehen kann - wie häufig auch immer seither aufgefrischt.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (19. März 2019 um 12:40)

  • Frage meinerseits:

    Haben Sie, Heinzer, eventuell ein aktuelles Bild des unmittelbar östlich an dieses Haus anschließenden Eckgebäudes Kohlhökerstraße / Wulwestraße ?
    Letzteres erinnert mich mit seinen galerieartig über Eck geführten Balkonen und den schmiedeeisernen Gittern immer ein wenig an New Orleans ...

  • Hier noch einige Ergänzungen zur Südseite der Straße 'Auf den Häfen':

    1. Eckhaus 'Auf den Häfen' / Vasmerstraße

    Lage des Gebäudes auf der Stadtkarte von 1938 (rot markiert).

    Übersicht

    Kartenausschnitt

    Aktuelles Luftbild

    Aktuelles Bild von Heinzer

    Ganz offensichtlich hat man bei der Stadtreparatur die eigentümliche Biegung des gründerzeitlichen, ehedem von einer Konditorei genutzten Eckhauses zwischen 'Auf den Häfen' und Vasmerstraße wieder aufgreifen wollen:

    2. Die Südseite der Straße auf den Häfen

    Aktuelles Bild von Heinzer:
    Rechts der torbogenartige Durchgang zur Bischoffstraße, links im Hintergrund der Abzweig der Albrechtstraße.

    Die fast gleiche Perspektive aus der Online Kriegsschadensdokumentation des Staatsarchivs Bremen: Auch hier rechts im Bild die Bischoffstraße.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (19. März 2019 um 19:34)

  • Vielen Dank, lieber Pagentorn! Wissen Sie, ob die Südseite der Straße damals eigentlich wieder instandgesetzt und dann erst im Zuge der Vorbereitungen für die Mozarttrasse abgerissen wurde, oder nach dem Krieg einfach nur abgeräumt und die Fläche inkl. Vasmerstraße dann in diesen Schotterparkplatz umgewandelt wurde, den man noch aus Luftbildern aus den frühen 70er kennt?