• Und da diese Gleichschaltung sicherlich nicht ohne Einfluß auf das Erscheinungsbild der Stadt gewesen ist: Auch sehr schade für das einst so stolze, von bürgerlich-konservativen Kräften positiv geprägte Gemeinwesen an der Weser.

    Ich denke, als Historiker ist dir bewusst, dass der Terminus "Gleichschaltung" ausschließlich Zustände in einer Diktatur beschreibt. Insofern empfinde ich ihn hier gänzlich unpassend. Womit du sicher recht hast, ist, dass die Medienlandschaft in Bremen nicht sehr breit gestreut ist. Auf der anderen Seite hat der Weser-Kurier doch mehrfach wohlwollend und ausführlich über euer Projekt St. Ansgarii berichtet.

    Unschwer zu erkennen ist sicherlich, dass die Baupolitik in Bremen nicht gerade ein Vorzeigemodell ist. Ich besuche Bremen doch regelmäßig und bin immer wieder erstaunt über so viele vergebene Chancen. Und was ich hier im Strang über das Ostertorviertel zu sehen bekomme, macht auch nicht viel Hoffnung auf Besserung. Sicher ist das auch eine Folge der politischen Strukturen und Entscheidungen. Wenn die Bremer damit aber so unzufrieden wären, dann hätten sie tatsächlich 80 Jahre Zeit gehabt, etwas anderem einem Chance zu geben. Offensichtlich steht Baupolitik nicht sehr hoch im Kurs. Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie sich das in Bremen ändern kann.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Die Entwicklung des Investorengrundstücks an der Kohlhökerstraße im Ostertorviertel


    Hier noch mal eine kleine Abfolge der Entwicklung seit den 1960er-Jahren. Damals stand hier noch die imposante Villa von Bremens größtem Mäzen: Franz Schütte.

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    Franz Schütte spendierte die spitzen Turmhelme des Bremer Doms,, engagierte sich für den Bürgerpark und gab das Geld für das neue Rathaus. Offensichtlich aus Dankbarkeit für seine Dienste an der Stadt wurde in den 1960er-Jahren sein Wohnhaus abgerissen, mit Zustimmung aus dem Rathaus, das er selbst gespendet hatte. Ich hätte mir für diesen riesigen historistischen Bau Denkmalschutz gewünscht. Vielleicht mit einem kleinen Museum oder Dokumentationszentrum, das über die Verdienste Franz Schüttes für die Stadt, die beispielslos waren, informiert. Vor dem Hintergrund dieser Verdienste war der Abriss seiner Villa eine Respektlosigkeit, wie sie wohl nur in Bremen vorkommt. Die Gleichgültigkeit der politischen Klasse ist hier erschreckend, besonders wenn es um das Stadtbild geht.

    Für Schüttes Wohnhaus kam dann die Landeszentralbank....

    Hintergrund: Die modernen Stadtplaner mit ihren Plänen zur autogerechten Stadt um Senatsbaudirektor Franz Rosenberg fanden die Bremer Innenstadt zu klein und wollten nun über eine Ausweitung ins von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägte Ostertorviertel die City erweitern. Dazu mussten historische Gebäude abgebrochen werden. Das galt auch für eine der schönsten und vornehmsten Straßen im Ostertorviertel, der Kohlhökerstraße. An dieser Stelle, nur einige Meter weiter, war das Viertel schon durch die Abrisse für die geplante Mozarttrasse arg ramponiert.

    kohlhoker-29-2.jpg

    Eine Hamburger Investorengruppe kaufte das Gebäude, um es abzureißen, damit hier mehr als 200 Wohnungen entstehen können.

    Gegenwärtiger Stand des Grundstücks nach dem Abriss:

    Zurzeit befinden sich die Bauaktivitäten im Stillstand. Die Investoren haben sich verrechnet. Als sie loslegen wollten, befanden sich die Zinssätze für Baukredite im tief. Jetzt haben wir ein Hochzinshase und plötzlich kommt alles ins schlingern. Freut mich sehr. Denn das, was nach dieser Baugrube kommen sollte, war nur noch schrecklich anzusehen und passe so gar nicht in die zwei-bis dreigeschossige Wohnbebauung des Bremer Ostertorviertels. Die Bauhöhe folgte mit 60 Jahren Verspätung den Plänen der modernen Stadtplaner um Franz Rosenberg. Wenn das erst kommt, werden weitere Gebäude fallen und das Viertel wird nie wieder das Viertel sein.

    Neubau - von der Kohlhökerstraße aus gesehen:

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    So sollte es zudem noch hinter der Kohlhökerstraße aussehen - Zusatzbau14 Stockwerke hoch!

    Nach heftigen Bürgerprotesten wurde diese Planung dann zurückgenommen Die Hamburger Firma evoreal will nun so bauen:

    69053-bildschirmfoto-2023-10-09-um-17-55-49-png

  • Diese oben dargestellten stadtbildverändernden baulichen Metamorphosen gibt es wahrscheinlich in jeder Stadt. Sie sind immer geprägt von zwei Entwicklungen:

    1. Im Vergleich zum historischen Ursprungsbau werden die Gebäude immer höher, wird mehr Wohn- und Baufläche generiert.

    2. Die Fassadengestaltung der Gebäude wird nach mehreren Abbrüchen und Neubauten immer banaler, die Schönheit bleibt auf der Strecke.

    Es gibt ja im Zusammenhang mit der Moderne zwei grundsätzlich Gestaltungsaussagen: "Reduktion auf das Wesentliche" und "Klarheit"! Diese Grundforderungen an die Gebäudegestaltung sind aber mehr als 100 Jahre alt und deshalb nicht mehr zeitgemäß. Warum sind sie dann noch ideologische Gestaltungsgrundlage vieler Neubauten - das gilt besonders für die Zauberwörter "Klarheit" und "modern"?. Warum der Rückgriff auf einen Stil, der längst schon vergangen ist?

    "Klarheit" vermittelt der Öffentlichkeit, dass man eine bauästhetische Grundlage hat, diese wird dann kommuniziert. Ich denke aber, dass man nicht die Ideale eines alten (= modernen) Stils hochleben lässt, sondern sich der modernen Ideologie bemächtigt, um so zu bauen, wie man heute eben baut: einfach und schnell. Da wirkt das Etikett "Klarheit" als Gestaltungbegründung sinnstiftend, hat aber eine ganz andere Ursache: Ökonomie!

    Schauen wir mal, wie das Hamburger Unternehmen "evoreal" sein Bremer Projekt beschreibt:

    evoreal sichert sich Grundstück in Bremer Bestlage

    evoreal erwirbt mit der leerstehenden Niederlassung der Deutschen Bundesbank in Bremen ein weiteres Top-Grundstück. Das Areal befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wallanlagen und umfasst eine Fläche von rd. 7.000 m². Gemeinsam mit der Stadt Bremen soll ein Ensemble aus Eigentums- und Sozialwohnungen entwickelt werden. Den Startschuss für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rd. 60 Millionen bildet der städtebaulicher Wettbewerb Anfang 2018.

    Neue Wohnungen für Bremen

    Im Rahmen der Neuentwicklung des Areals an der Kohlhökerstraße, das Potential für die Realisierung von 150 bis 200 Wohnungen bietet, ist ein Abriss des seit Jahren leerstehenden Gebäudes der Deutschen Bundesbank vorgesehen. Die Mehrfamilienhäuser auf dem Grundstück werden weiterhin bestehen bleiben. „Wir haben hier die Chance in bester Lage ein neues Wohnquartier zu entwickeln, das seiner Lage gerecht wird. Die Neubebauung wird ein Gewinn für die Umgebung sein“, erläutert Marius Marschall von Bieberstein, geschäftsführender Gesellschafter der evoreal Holding . In fußläufiger Reichweite befinden sich der Bremer Marktplatz, eine Vielzahl an Dienstleistern sowie an der Contrescarpe Villen und diplomatische Vertretungen. Die Prognosen für das Bevölkerungswachstum der Hansestadt zeigen, dass Bremen auf steigendes Interesse stößt. Bis 2035 sollen über 700.000 Menschen in der Stadt leben. „Mit der Realisierung neuer Wohnungen, bestehend aus Eigentums- und Sozialwohnungen, können wir ein passendes Angebot für die wachsende Nachfrage verschiedenster Zielgruppen zur Verfügung stellen“, fasst Frank Stern, Geschäftsführer der evoreal GmbH, zusammen.

  • Ehrlich gesagt weiß ich nicht so genau was du mit diesem Post eigentlich bezweckst. Beim ersten Teil wird dir sicher jeder zustimmen, eine neue Erkenntnis ist es aber nicht. Und dein Zitat der Firma Evoreal mutet fast an, als wolltest du damit die Prosperität von Bremen unterstreichen, denn in dem Text steht ja im Grunde genommen nichts von dem was du berechtigterweise beklagst, auch wenn es in der Realität sicher darauf hinauslaufen wird.
    Zumindest im Wohnungsbau werden allein schon aus energetischen Gründen Gebäude mit 3 Meter Raumhöhe oder mehr vermutlich nie mehr zurückkehren. Selbiges wird noch für lange Zeit für figürlichen Fassadenschmuck jeder Art gelten. Menschen wohnen zwar gerne in Altbauten, aber doch vorzugsweise modern eingerichtet. Kaum einer wird seine Altbauwohnung mit antiken Möbeln und schweren Brokatvorhängen ausstatten. Im Umkehrschluss werden Putten, historische Plastiken oder ähnliches von vielen Menschen halt auch als aus der Zeit gefallene Stadtmöblierung betrachtet (Stichwort Brunnendebatte Berliner Schloss). Was noch da ist erhält man, neues dieses Art wünscht sich kaum einer.
    Der einzige mühsame Ausweg aus dem ganzen Dilemma ist der hin zu einem besseren, aus sich selbst heraus entstehenden, zeitgemäßen Bauen. Der eine Architekt baut etwas besser, verwendet hier und da Anleihen aus der Vergangenheit, und der andere schaut es sich ab usw. So kann theoretisch im Laufe der Jahrzehnte wieder ein besserer Städtebau entstehen, auch wenn das Ergebnis vermutlich nur unzureichend an die Vergangenheit wird anknüpfen können. Die im Krieg untergegangenen Städte existieren nun einmal nur noch auf alten Fotografien und werden bis auf einzelne Rekonstruktionen auch nie mehr zurückkehren, so bitter das auch ist.

  • Größtes Problem an dem Vorhaben ist der erkennbare Baustopp zur Zeit. Seit dem Abriss des Bankgebäudes ist nichts mehr passiert.

    Warum sich Findorffer so auf diesen Bau eingeschossen hat, ist mir auch nicht klar. Die Gebäudehöhe des "Hochpunkts" wurde gegenüber der ihm verwendeten Visualisierung um zwei Geschosse gestutzt und ist nun genauso hoch wie der unfassbar hässliche Bestandsbau. Für mich ist das Drumherum um dieses Vorhaben eher ein Beispiel dafür, was schiefgeht in Deutschland. Eine betuchte Schicht von Immobilienbesitzern in Bestlagen versucht mit allen Mitteln, Veränderungen zu verhindern. Eine BI ist schnell gegründet, man hat das Knowhow und die Zeit gleich dabei angesichts lauter Ärzte, Lehrer und Juristen im Ruhestand in der Gegend. Es von den kleinen Aktionen ist auch absolut kein Funke übergesprungen auf das, was heute "Stadtgesellschaft" genannt wird, der Protest war sehr vereinzelt und hat nur wenige Menschen, meist direkte Anwohner, mobilisieren können, trotz drastischer Zeichnungen von ausgebrannt wirkenden absurd hohen Hochhäusern auf den Plakaten, die man eher nach Bogota oder Mariupol verorten würde, die eine Zeit lang gefühlt auf jedem Kneipenklo auslagen und an jeder zweiten Laterne im Viertel hingen.

    Diese Schicht von Nimbys hat durchsetzen können, dass das "Hochhaus" wie gesagt um zwei Geschosse gestutzt wird und somit nicht höher als das gerade abgerissene Gebäude ist. Statt eines abweisenden, aus der Bebauungsfront zurückgesetzten postbrutalistischen Schrottbaus aus undefinierbarer Zeit (späte 70er?), für den auch absolut keine wirtschaftlich darstellbare Nachnutzung findbar war, wird doch nun der Blockrand mit (leider wenig reizvollen) Neubauten geschlossen und hinten dran ein von der Straße nicht sichtbarer Hochpunkt gesetzt, der eher vom Rad/Fußweg der Parkbrache zwischen Kleiner Meinkenstraße und Stadtarchiv sichtbar wird.

    Es gibt hier schlicht nichts zu skandalisieren. So sieht eine aktuelle Visualisierung von der Straße aus:

    Das weiße Eckgebäude ist trotz seines 90er-Looks tatsächlich ein Neubau (auf einer Parkplatzbrache), daneben befinden sich zwei Bestandsgebäude geschätzt aus den 1960ern, dahinter schließt sich der zweite Teil des Neubaus an mit den quadratischen Fensteröffnungen und ebensolchen Balkonen). Der ganze Entwurf ist eine absolute Enttäuschung, und zwar GERADE die Straßenansicht. Halbwegs schick war ausgerechnet das nun gestutzte Hochhaus hintenraus:

    kohlhoekerstraße - Evoreal | Bauprojekte, Projektentwicklung, Immobilien
    bremen. kohlhoekerstraße. neubau. Im Rahmen der Neubebauung des ehemaligen Areals der Deutschen Bundesbank werden 179 Wohnungen realisiert. Durch den…
    evoreal.de

    Nur von mir eine kurze Bewertung: Ich finde den Gesamtentwurf qualitativ für die Lage ebenfalls enttäuschend. Wie man eine solche Straßenfront mit dieser seltsamen Mischung aus 90er-Studentenheimlook und 2000er Loftkubusoptik noch 2017 planen konnte, wird mir ein Rätsel bleiben.

    Trotzdem freue ich mich über den entstehenden, dringend benötigten Wohnraum und die Entfernung des toten, wirklich hässlichen Bestandsgebäudes. Und außer ein paar Anwohnern (und nicht einmal dort allen, kenne persönlich einige direkte Anwohner, die überhaupt rein gar nichts gegen den Neubau haben) gibt es auch keinen großen Widerstand gegen das Projekt.

    Die viel größere Gefahr sehe ich angesichts all der Verzögerungen eher darin, dass es nun gar nicht mehr realisiert werden könnte aufgrund der Baukrise.

  • Danke für die Info. Jetzt sehe ich auch Findorffers Posts in einem anderen Licht. Ich kenne die Stadt ja nur rudimentär. Erst wenn man sich auch häufiger an einem Ort aufhält und dort mit dem Rad unterwegs ist, werden einem die baulichen Verbrechen der Vergangenheit so richtig bewusst, dass einem die Wut packen kann. Eine Stadt ist ja nicht nur eine Aneinanderreihung von Bauten, sondern ein komplexes Gewebe. Und gerade Eingriffe in den Mikrokosmos eines Stadtteils machen einem die ganzen Irrwege der Vergangenheit so richtig deutlich. Manchmal glaube ich, dass einem diese Irrwege in zumindest teilweise noch intakten Städten wie Bremen noch mehr die Tränen in die Augen treiben können, als in eh schon völlig verlorenen Städten, wo es nur darum geht, eine einzelne Rekonstruktion zwischen endlosen Nachkriegsschrott zu setzen. Dann hat man ja nur noch alte Bilder als Anhaltspunkt und wird nicht täglich mit den grausamen Brüchen im Stadtbild konfrontiert. Und noch was zur aktuellen Planung: Das Eckgebäude im 90er Look finde ich jetzt gar nicht so übel. Zumindest weiß man da was man kriegt. Immer noch besser als so eine kantige überdimensionierte Klinkerkiste in direktem Anschluss an die noch vorhandenen Stadtvillen in der Salvador-Allende-Straße. Und den Höhenunterschied an der Ecke packt der Bau doch auch ganz passabel. Das hat man alles schon viel schlechter gesehen.

  • Danke für die Info. Jetzt sehe ich auch Findorffers Posts in einem anderen Licht. Ich kenne die Stadt ja nur rudimentär. Erst wenn man sich auch häufiger an einem Ort aufhält und dort mit dem Rad unterwegs ist, werden einem die baulichen Verbrechen der Vergangenheit so richtig bewusst, dass einem die Wut packen kann. Eine Stadt ist ja nicht nur eine Aneinanderreihung von Bauten, sondern ein komplexes Gewebe.

    Ich habe mich mit diesem Gebiet im Ostertor sehr intensiv auseinandergesetzt. Seit Jahrzehnten. Ich habe in der Nähe gewohnt, habe mit Aktivisten, die gegen die Mozarttrasse gekämpft haben, gesprochen und habe mich mit den Leitlinien der modernen Stadtplaner aus den 60er-Jahren auseinandergesetzt . Es gibt ein großformatiges Buch von ca. 300 Seiten, geschrieben von Senatsbaudirektor Franz Rosenberg. Rosenberg war ein großer Anhänger der modernen Stadtplanung, also: Funktionstrennung, Bewohner raus aus der Innenstadt, aufgelockerte Bauweise, autogerechte Stadt. Er und sein Team haben das in Bremen - nachhaltig - durchgezogen. Und er beschreibt seine Planungsideen: die "Ausweitung der Innenstadt" in dieses, noch relativ unzerstörte Wohn-Gebiet im Bereich der Kohlhökerstraße (ich habe bezügl. seiner Planungsideen sogar mehrmals mit seiner Tochter telefoniert).

    Die jetzige Senatsbaudirektorin Iris Reuter nimmt nun dieses Narrativ aus den 60er-Jahren wieder auf: das Gebiet rund um die Kohlkökerstraße und umzu gehöre ja eigentlich zur Bahnhofsvorstadt, dort könne man dann auch in die Höhe bauen, verkündete sie sinngemäß. Außerdem: die 60er-Jahre kommen ja wieder, so wurde ja auch schon in der Überseestadt gebaut. Warum diese neue, alte Leitidee? Weil es passt! Bremen als wachsende Stadt, mehr Einwohner, mehr Wohnungen. Und das Gebiet wurde in den 60ern schon so beschädigt durch die moderne Stadtplanung - man denke nur an die Mozarttrasse, dass dies heute wie eine Steilvorlage für die Vertreter der Zweiten Moderne in der Baubehörde zu werten ist: Hier geht noch was und zwar in die Höhe. Ohne jeglichen Bezug zur üblichen Viertelbebauung, die ja den Charme und die Attraktivität der Ostertors ausmacht.

    2. Zur Nachkriegsentwicklung dieses Gebiets - Kohlkökerstraße und umzu - gibt es ein weiteres Buch vom früheren Landesdenkmalpfleger Hans-Christoph Hoffmann. Der beklagt darin, dass die Denkmalpflege, also sein Vorgänger, es "versäumt" habe (er schrieb, genauer gesagt, von den "Versäumnissen der Denkmalpflege"), diese dort liegenden historischen Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Deshalb haben wir jetzt den Salat.

    Die Entscheidungen der Stadtplanung der 60er-jahre beeinflussen bis heute die Entwicklung dieses Baugebiets.

    Als ich vor 5, oder waren es 6, Jahren das erste Mal las, dass auf diesem Areal mehr als 280 Wohnungen gebaut werden sollten, formulierte ich spontan einen ablehnenden Leserbrief, denn ich konnte gar nicht glauben, dass hier eine derart hohe Verdichtung stattfinden sollte. Ich war der erste Leserbriefschreiber zu diesem Thema, da gab es auch noch keine Bürgerinitiative.

    Das Eckgebäude im 90er Look finde ich jetzt gar nicht so übel.

    Tut mir leid Orakel, aber das kann ich nach Deinen Dich begeisternden Darstellungen zur Schönheit Hannoveraner Stadtteile nicht nachvollziehen. Du hast doch damit auch Deine Schönheits-Maßstäbe formuliert, oder etwa nicht? Da ist Heinzer aber weiter, der findet diese Ecke, wenn ich ihn richtig verstanden habe, hässlich.

  • Zum Bau im 90er Look: Ich sage nicht, dass das toll ist. Man muss nur immer mit schlimmeren Bauten rechnen. In so einer Welt leben wir nun einmal. Von daher finde ich den Bau ganz okay, mehr nicht.

    Zu meinen begeisterten Darstellungen Hannoverscher Stadtteile (deine Formulierung): Ich mach das nur aus Fun für die paar Leute die das interessiert und ebenfalls begeistern kann. Niemand ist gezwungen meine Liebe für diese Stadtteile zu teilen oder sich die entsprechenden Stränge anzuschauen.

  • Zu meinen begeisterten Darstellungen Hannoverscher Stadtteile (deine Formulierung): Ich mach das nur aus Fun für die paar Leute die das interessiert und ebenfalls begeistern kann. Niemand ist gezwungen meine Liebe für diese Stadtteile zu teilen oder sich die entsprechenden Stränge anzuschauen.

    Ich weiß jetzt nicht so recht, ob Deine Antwort ein Hinweis ist, dass Du mich falsch verstanden hast. Dass Du vielleicht den Eindruck eines kritischen Statements meinerseits zur Schönheit der Gebäude hattest. Das war aber keine Kritik, im Gegenteil: ich gehöre ja zu denen, die Deine "Liebe für diese Stadtteile" teilen und das auch durch meine Reaktionen gezeigt habe. Mir gefielen Deine Beiträge sehr gut.

  • Ich weiß jetzt nicht so recht, ob Deine Antwort ein Hinweis ist, dass Du mich falsch verstanden hast.

    Alles gut, ich habe dich nicht falsch verstanden. Wir ticken schon recht ähnlich. Die Gleichgültigkeit der meisten Menschen gegenüber den Resten an Schönheit und Historie ist schon traurig. Immerhin kann man sich in Bremen, Hamburg und Hannover noch daran erfreuen, andere Städte als bei uns im Norden haben es noch schlimmer getroffen. Und was die Innenstadt angeht, da kann Hannover ja nicht mit Bremen und Hamburg konkurieren. Apropos: habe ein paar neue Bilder, mal schauen wann ich die poste.

  • Rembertikreisel, die 13.:

    Bremen: Antrag der Koalition: Rembertikreisel soll bebaut werden
    In Bremen nimmt ein Projekt Fahrt auf, das bereits lange in der Diskussion ist: die Bebauung des Rembertikreisels in der Innenstadt. Bedeutet das eines ...
    www.weser-kurier.de

    Die Onlineausgabe des Weserkuriers titelt heute mit einem neuen Quartier, das auf dem Rembertikreisel entstehen soll. Das ist soweit auch nur eine Bremer Tradition, fast seit 50 Jahren. Immer wieder gab es Pläne, den überdimensionierten Straßenraum zurückzubauen und dort wie bis in die 1960er Jahre ein Wohnviertel zu errichten. Zuletzt war eine fürchterliche Riegelbebauung im Rahmen eines Nachverdichtungsprogramms für die Bahnhofsvorstadt vorgesehen, die hier bestimmt weiter oben auch schon gezeigt wurde.

    Aufhorchen ließ mich an diesem ansonsten aber nicht bemerkenswerten und herrlich unkonkreten Artikel dieser Absatz:

    Die Art der Bebauung solle interessant und einladend sein, beispielsweise durch das Aufgreifen historischer Wegebeziehungen. Zu den Vorstellungen gehören auch Vorhöfe, Hinterhäuser und unterschiedliche Gebäudehöhen.

    Dies würde sich ganz eindeutig mit dem bei der Baubehörde immer noch ausgestellten Riegelmodell beißen und lässt zumindest etwas hoffen, dass diese städtebauliche Chance nicht vollkommen verdaddelt wird. Wahrscheinlicher ist aber in Bremen ohnehin, dass hier auch in den nächsten 20 Jahren nichts passiert.

  • REMBERTI-Kreisel - den Namen zum Programm machen

    Auch wenn der aktuelle Zeitgeist und ökonomische 'Zwänge' dem diametral entgegenstehen, kann man ja zumindest einmal vorschlagen, die St. Remberti-Kirche des Oberneulander Architekten Heinrich Müller etwas versetzt von ihrem originalen Standort (zwischen Remberti-Stift und dem alten Pagentorner Orthof), auf der Mitte des nach ihrem Kirchenpatron Rembert (dem Nachfolger des Heiligen Ansgars auf der Kathedra des Heiligen Willehad) benannten Kreisels wieder aufzubauen:

    Luftbild-aktuell-2.jpeg

    St.-Remberti-02.jpeg

    Bereits 2011 wurde an die Kirche erinnert (wenn auch im Rahmen eines zeitgeistigen 'Happenings'; aber immerhin...):

    67 Meter : rememberti

    Der Turm von St. Remberti wurde übrigens noch während des Krieges , nachdem ein Luftangriff ihn - so hieß es - in einen stark einsturzgefährdeten Zustand versetzt hatte, aus Gründen der Verkehrssicherung von den nationalsozialistischen Machthabern gesprengt. Ein Schicksal, welches dem Anschari ja auch drohte, dem dieser aber durch Selbsteinsturz stolz zuvorkommen sollte...

  • Innenansicht von St. Remberti

    Kanzelaltar und Orgel dahinter, dazu die imposante Deckenkonstruktion.

    Schon ein herber Verlust für die Östliche Vorstadt, deren geistliche Versorgung dieses Gotteshaus weitestgehend zu versehen hatte.

  • So, das Rotkäppchen-Haus Ecke Am Dobben(Humboldstraße ist fertig, ohne Bauzaun und das Rotkäppchen im Erdgeschoss ist auch schon eingerichtet und gut besucht. Ich glaube, der Bau ist, vor dem Hintergrund, was für ein Mist sonst gebaut wird, gelungen. Besser geht´s immer, schlimmer aber leider auch.