Rekonstruktionen im Fadenkreuz

  • Die kurzen Auftritte Oswalts, die du ansprichst, verkürzen das, was er zu sagen hat, doch nicht unerheblich.

    Nunja. Das ist nunmal, wie er sich gerne und oft in der Öffentlichkeit präsentiert. Ob man nun das Buch gelesen hat oder nicht, das sind seine Botschaften, die vielen im Kultursektor in den Ohren hängen, sowie darüber hinaus.

    Und all das sind nunmal direkte, unverkürzte Zitate von Oswalt, die mit und ohne Kontext sehr scharfe Verurteilungen vornehmen, die auf keiner nachvollziehbaren Faktenbasis stützen. Was man gemeinhin als "Verschwörungstheorie" bezeichnet. Das sind doch letztlich alles keine wissenschaftlichen oder faktisch haltbaren Aussagen:

    Jetzt historische Bauten eins zu eins rekonstruieren zu wollen, geht in Richtung einer rechten Identitätspolitik. (…) Das zeigt, dass es bei Rekonstruktionen wie dem Berliner Schloss um Narrative und eine Identitätskonstruktion geht, die auf essenzialistischen Ideen von Herkunft und Ursprung basieren. (…) Die Geschichte von der guten heilen Welt der Vergangenheit wird in den Vordergrund gerückt und soll alle Abgründe überdecken. (…) Erstmals waren wir damit in den 1990er Jahren unter dem Senatsbaudirektor Hans Stimmann konfrontiert. (…) Ich kann durchaus verstehen, wenn man an bestimmten Stellen in der Stadt die Rückbeziehung auf Strukturen der Stadtgeschichte nachvollziehbar machen will. Aber halt nicht im Sinne einer orthodoxen, unreflektierten Nachbildung des Historischen. Da gibt es eine Radikalisierung, die einen identitären Dreh bekommt.


    Man muss diesem Unsinn mindestens genauso klar begegnen, wie es hier formuliert ist. Da gibt es nix zu relativieren.

  • Nunja. Das ist nunmal, wie er sich gerne und oft in der Öffentlichkeit präsentiert. Ob man nun das Buch gelesen hat oder nicht, das sind seine Botschaften, die vielen im Kultursektor in den Ohren hängen, sowie darüber hinaus.

    Das ist richtig und man kann sich dann ein Urteil über diese Auftritte erlauben. Das Buch selbst ist aber facettenreicher und es zu verreißen, verbietet sich, wenn man es nicht gelesen hat (was auch grundsätzlich gilt!). Nicht mehr und nicht weniger habe ich hier kritisiert.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Gerade heute hat mein mahnender Vorredner an anderer Stelle einen sehr populären Blog pauschal als "rechts" bezeichnet (das ist ja in diesem Land bekanntlich der schlimmste aller Vorwürfe). Mein Vorschlag wäre, das auch nochmal zu überdenken, denn die Inhalte dort sind ebenfalls wesentlich facettenreicher als so ein plumpes Schlagwort es wiedergibt. :wink:

    In dubio pro reko

  • Hier auch noch mal der Link zum Videobeitrag von Stadtbild Deutschland zur Rekonstruktionsdebatte:

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    Die Videobeschreibung:

    "Warum werden manche Bauprojekte als “rechts” oder “geschichtsverklärend” kritisert und andere nicht? Das und mehr klären wir in diesem Video! Die Debatte um den Wiederaufbau historischer Bauten und Stadtansichten zieht sich durch die Architekturwelt und polarisiert: Ist es eine Bewegung der Rechten oder einfach eine Wertschätzung für unsere baulichen Werte? Taucht mit uns in diese aufgeladene Diskussion ein! Architekturtheoretiker werfen die Frage auf, inwieweit diese Bewegung von Ideologien und der Sehnsucht nach „der guten alten Zeit“ beeinflusst wird. Wir von Stadtbild Deutschland e.V. setzen uns für den Erhalt und die Wiederherstellung von Baukultur ein und beleuchten diese Kontroverse genauer. Einige Experten vertreten die Ansicht, dass Rekonstruktionen eine Form von politischem Revisionismus darstellen, während andere betonen, dass sie eine Wertschätzung für unser architektonisches Erbe zeigen. Der Architekturtheoretiker Philipp Oswalt macht eine Unterscheidung zwischen 'guten' und 'schlechten' Rekonstruktionen, wobei seine Argumentation auf kontroversen Ansichten beruht. Wir analysieren seine Position und setzen sie in Bezug zu realen Rekonstruktionsprojekten wie dem Berliner Schloss und den Dessauer Meisterhäusern. Kritisiert wird auch das Ersetzen von Nachkriegsarchitektur zugunsten von Rekonstruktionen. Wir werfen einen Blick auf diese Entscheidungen und untersuchen, ob Rekonstruktionen wirklich die Geschichte verfälschen oder einfach nur unsere Stadtbilder und die Lebensqualität verbessern sollen. Schließlich betrachten wir, inwiefern rechte Bewegungen diesen Diskurs beeinflussen. Wir setzen uns dabei für eine konstruktive Diskussion über Architektur und Städtebau ein. Unsere Vision ist es, schöne und lebenswerte Städte zu schaffen, unabhängig von politisch-ideologischen Einflüssen. Begleitet uns auf dieser faszinierenden Reise durch die Welt der architektonischen Rekonstruktionen - und teilt eure Meinung in den Kommentaren!"

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Wobei schon die Gleichsetzung mit schlichtem "rechts" Schwachsinn ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die FAZ hat heute einen Artikel zum Thema Rekonstruktionen und rechtsextremer Unterwanderung (am Beispiel Berliner Schloss und Potsdamer Garnisonkirche) hinter der Bezahlschranke veröffentlicht. Der FAZ-Journalist beruft sich hierbei explizit auf die Erkenntnisse von Philipp Oswalt.

    Den Anfang des Artikels kann man kostenfrei lesen:

    DUBIOSE SPENDER:

    Eine rechtsextreme Verschwörung?

    Immer neue, immer dubiosere Spender für Berliner Schloss und Garnisonkirche werden bekannt. Was ist aber das Ziel dieser Leute, und welche Gefahren gehen von ihnen aus?

    jetzt ist es allerhöchste Zeit, danach zu fragen, wem wir alles das zu verdanken haben: wer all diese Rekonstruktionen angeregt, befördert, unterstützt und schließlich durchgesetzt hat mit Einfluss, Macht, Geld. Und was dabei die Motive waren. Dass diese Frage brisant geblieben ist, darauf beharrt Philipp Oswalt, Architekt und Architekturtheoretiker, der Mann, der in dieser Sache seit Jahren recherchiert. Und wenn man, was er herausgefunden (und soeben in dem Buch „Bauen am nationalen Haus“ zusammengefasst) hat, noch ein bisschen zuspitzen wollte, dann könnte man es eine rechte Verschwörung nennen, mindestens aber eine Unterwanderung – wenn nicht alles öffentlich und ohne jede Geheimhaltung geschehen wäre.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Die FAZ hat heute einen Artikel zum Thema Rekonstruktionen und rechtsextremer Unterwanderung (am Beispiel Berliner Schloss und Potsdamer Garnisonkirche) hinter der Bezahlschranke veröffentlicht. Der FAZ-Journalist beruft sich hierbei explizit auf die Erkenntnisse von Philipp Oswalt.

    Den Anfang des Artikels kann man kostenfrei lesen:

    🥱🥱🥱

  • Der Artikel von Claudius Seidl geht durchaus differenziert auf einige Problemfelder ein. Nicht in allem mag ich ihm folgen, doch grundsätzlich ist der Versuch zu erkennen, die Argumente abzuwägen und sich nicht der Empörung derjenigen anzuschließen, die im Berliner Schloss eine Ausgeburt des rechtsextremen Bösen sehen.

    Es ist nur problematisch, dies mit den Mitforsisten zu diskutieren, die den Text nicht einmal gelesen haben, aber gleich mal lospoltern.

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  • Das Problem in dieser Diskussion sind mit Sicherheit nicht die Mitforisten, die sich über die kruden Thesen eines Herrn Oswalt ärgern. Das Problem ist in erster Linie nicht einmal Herr Oswalt selber, denn natürlich darf jeder seine Meinung haben.

    Das Problem sind die Medien, die einem Hetzer und Spalter wie Herrn Oswalt in weiten Teilen unwidersprochen eine derartige Bühne bieten. Dass sich da kaum noch jemand in unseren Reihen findet, der ein solches Medium mit einem Abo finanziell unterstützen möchte und darum den Artikel auch nicht lesen kann, darf ebenfalls niemanden überraschen.

    Der zitierte Einleitungsabsatz zeigt die Stoßrichtung des Artikels auf. Ich wüsste nicht, was eine Differenzierung hier für einen Erkenntnisgewinn bringen sollte. Es ist eine Hetzkampagne der übelsten Art und das darf hier jeder auch als solche benennen.

  • Der zitierte Einleitungsabsatz zeigt die Stoßrichtung des Artikels auf. Ich wüsste nicht, was eine Differenzierung hier für einen Erkenntnisgewinn bringen sollte. Es ist eine Hetzkampagne der übelsten Art und das darf hier jeder auch als solche benennen.

    Dann würde ich auch dir empfehlen, nicht von ein paar Zeilen auf den ganzen Artikel zu schließen. Ich zitiere mal eine Passage, die durchaus kritisch mit Oswalts Thesen umgeht:

    Zitat

    Wer sich in Potsdam an die Ecke Breite Straße/Dortustraße stellt, hat nicht nur den wiederaufgebauten Turm im Blick, sondern direkt daneben das modernistische Rechenzentrum aus den frühen Siebzigern; es herrscht zwischen beiden eine interessante ästhetische Spannung, und politisch scheinen beide Bauten einander einzuhegen. Dass hier eine neurechte Staatsästhetik zu sich selbst kommen und preußischer Militarismus das Volk erfassen könnte, ist so unwahrscheinlich wie die Aussicht, dass demnächst wieder ein Kaiser durch Frankfurter Gassen schreitet. Oder dass man von einem Drink im Schlüterhof zum AfD-Wähler wird.

    So mancher sieht überall nur noch Feinde, scheint es mir. Differenzierungen finden kaum noch statt oder werden dort, wo sie versucht werden, gleich beschimpft.

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  • tegula Neulich hat jemand einen Beitrag aus einem rechtskonservativen Blog gepostet (in welchem Zusammenhang weiß ich nicht mehr). Du warst der Erste, der nicht bereit war, sich mit dem Inhalt zu befassen, sondern lieber gleich die unliebsame Haltung der Plattform thematisiert hast. Es scheint mir leider so, dass deine permanente Forderung nach „Differenzierung“ eine gewisse politische Schlagseite hat. Deine dauernde Parteinahme für Oswalt und Trüby, sofern auch nur der Hauch einer Kritik an deinen werten „Kollegen“ aufkommt, und der reflexhafte Ruf nach „Differenzierung!“ fällt sicher nicht nur mir auf. Auch deine regelmäßige Sympathie für deren böswillige Argumente ist für dieses Forum verwunderlich. Ich bin immer der Ansicht, mit jedem zu diskutieren. Aber hier findet ja keine Diskussion statt, sondern ein medial befeuerter Monolog eines Paranoikers, der eine neue Reichsgründung befürchtet, wenn Schlösser und Palais rekonstruiert werden und in hinterlistigster Denunziantenmanier anonyme Spenderlisten veröffentlichen möchte, um seine Phobien mangels sachlicher Argumente zu untermauern. Und für diese Personen stehst du in diesem Forum ein, so sehr, dass man dich fast als inoffizielles Sprachrohr besagter Herren bezeichnen kann. Das ging sogar so weit, dass du hier indirekt Oswalts neues Buch beworben hast, das man unbedingt lesen müsse, um sich eine Meinung zu seinen Thesen bilden zu können (als würden sie sich von den medialen Redebeiträgen unterscheiden, allenfalls die Argumentation mag feiner sein, das Ergebnis bleibt dasselbe). Wie gesagt: das fällt zumindest mir immer wieder auf, aber ich kann mich natürlich auch irren und es liegt dir tatsächlich -unabhängig von der jeweiligen Couleur und den weltanschaulichen Voraussetzungen- an sachlicher Differenzierung.

  • Das Problem sind die Medien, die einem Hetzer und Spalter wie Herrn Oswalt in weiten Teilen unwidersprochen eine derartige Bühne bieten.

    Das liegt an dem vermeintlichen Wissenschaftsprimus, der sich durchgesetzt hat. Alles, was den Stempel Wissenschaft trägt, kann relativ diskursarm verbreitet werden. Der Ansatz kommt aus dem Naturwissenschaftlichen und seinem direkten Umfeld, bei dem es durchaus sinnvoll ist, fachliche Ergebnisse als wissenswerte Fakten unter die Menschen zu bringen. Es gibt aber sehr viele Forschungsbereiche, die sich zwar Wissenschaft nennen, vielleicht auch mit der einen oder anderen wissenschaftlichen Methodik vorgehen, aber sich fundamental von den Naturwissenschaften unterscheiden. Nicht nur in ihrer grundsätzlichen Datenqualität, sondern auch in der Signifikanz ihrer Aussagen. Ganz übel wird es bei jenen Forschungen, bei welchen es überhaupt keine quantitativen Daten gibt. In den Medien wird dahingehend selten differenziert, ein Professor ist ein Professor ist ein Professor ist ein Professor.

  • East_Clintwood

    Möchtest du dich mit mir über den FAZ-Artikel von Claudius Seidl unterhalten oder einfach nur deine Ansichten über meine Person und meine Beziehung zu Oswalt loswerden? Für ersteres bin ich gerne zu haben, aber mir scheint, dass hier wirklich niemand bereit ist, sich mit dem Text auseinanderzusetzen. Stattdessen scheinen einige lieber Feindbilder zu pflegen, wobei offensichtlich nun auch die konservative FAZ einzubeziehen ist.

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  • Ich habe lediglich Beobachtungen mitgeteilt, die ich angesichts der Anliegen dieses Forums als einigermaßen befremdlich empfinde. Diese Diskussion wiederholt sich ja ständig und jedesmal genau gleich. Jemand kritisiert Oswalt und die Medien, die ihm über jedes Maß eine Plattform bieten (die unseren Anliegen in dieser Form fehlt) und du rufst jeden gleich zur Ordnung, der seinen Unmut äußert. Und als Ausländer, der sich unter „konservativen“ Zeitungen etwas anderes vorstellt, als eine FAZ, kann ich auch dieser Zuschreibung wenig abgewinnen, zumindest was die Onlineberichterstattung betrifft.

  • Ich habe niemanden zur Ordnung gerufen, lediglich darauf verwiesen, den Text erst einmal zu lesen, bevor man ihn zerreißt und in eine Schublade steckt. Das empfinde ich nämlich als befremdlich. Und es geht hier gar nicht um Oswalt - ich habe ihn hier auch mit keinem Wort verteidigt. Wie komme ich auch dazu? Hier geht es um den Artikel von Seidl uns seine Sicht auf die Thematik.

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  • Na dann mal auf in die Auseinandersetzung mit dem Artikel …

    grundsätzlich ist der Versuch zu erkennen, die Argumente abzuwägen und sich nicht der Empörung derjenigen anzuschließen, die im Berliner Schloss eine Ausgeburt des rechtsextremen Bösen sehen.

    Das tut er eben doch (Hervorhebung durch mich):

    Und wenn man sich daran erinnert, wie in Berlin, vor allem aber in Potsdam, die Rekonstruktion sich erfolgreich als Rache am Sozialismus inszeniert, wie dort sehr gute moderne Bauten […] niedergerissen wurden und werden, weil sie angeblich nur Ausdrucksformen widerlegter Machtverhältnisse seien, während es an den feudalen und klerikalen Machtverhältnissen barocker Zeiten anscheinend nichts zu kritisieren gibt: Dann ahnt man, dass diese Niederlage der Moderne nicht nur als ein Problem der Architektur betrachtet werden darf.

    Der Autor wägt dabei gar nichts ab, er behauptet, dass Rekonstruktionen grundsätzlich politische Aussagen wären, dass Rekonstruktionsbefürworter kritikunfähig gegenüber bestimmter politischer Systeme wären, dass "die schiere Größe, die Demonstration der Macht, die herrische Geste" ausschlaggebend für die Rekonstruktion von Berliner Schloss und Garnisonkirche gewesen wären, dass man eine "gesunde Ignoranz gegenüber der Architekturgeschichte" an den Tag legen würde, dass diese Projekte "am hartnäckigsten" von "Nazis oder Rechtsradikalen" betrieben worden wären, und dass "unter denen, die Geld gespendet haben, […] Holocaustinfragesteller, Antidemokraten, AfD-Mitglieder" waren.

    Davon abgesehen, dass das überwiegend leere Behauptungen und persönliche Ansichten sind, werden alle anderen Aspekte ausgeblendet. Von demokratisch legitimierten Mehrheitseintscheidungen, von repräsentativen Umfragen, von Gemeinnützigkeitsbescheinigungen, von Demokraten, Mitgliedern anderer Parteien, normalen Menschen, die keiner Straftat verdächtig sind und gespendet haben, von kunst- und kulturhistorischer Bedeutung und (wissenschaftlicher!) Einschätzung der rekonstruierten Bauwerke, ist nichts zu lesen.

    Der von tegula zitierte Absatz ist eine Binse und auch gar nicht die Aussage des Artikels. Die Wirkung wird doch gar nicht diskutiert, weil diese Leute genau wissen, dass die Ansicht, man würde in "rechten Räumen" zum Rechtsextremisten missioniert, völliger Quatsch ist, deshalb auch der ironische Unterton. Es geht um die angebliche Ursache, um angeblichen Ausdruck angeblicher Machtfantasien und politischer Unmöglichkeiten. Und es geht darum, diejenigen, die mehrheitlich aus anderen Gründen Rekonstruktionen gut finden, durch Unterstellung von Kontaktschuld davon wegzuekeln, um die eigene Ansicht schließlich doch noch mehrheitsfähig zu machen.

    Ich habe diesen Beitrag schon mehrmals gelöscht und neu geschrieben, weil der Artikel eben nichts anderes ist, als die bisher veröffentlichten Meinungen dieser Leute. Ich bin kein Freund von Urteilen über mir unbekanntes, deswegen habe ich den Artikel (sogar mehrfach) gelesen. Allerdings muss ich den anderen Diskussionsteilnehmern recht geben: hätte ich mir sparen können. Ich weiß auch nicht, ob der Artikel eine weiterführende inhaltliche Diskussion wert ist, denn er ist letztlich im Feuilleton erschienen und nichts weiter als eine (nicht weiter gekennzeichnete) Meinung, denn ein ausgewogenes journalistisches Stück.

  • Tegula, Du solltest bitte wirklich einmal unvoreingenommen über das nachdenken, was East_Clintwood Dir geschrieben hat, es könnte was dran sein. Etwas über sich selbst zu erfahren, was andere bemerkt haben, kann sehr hilfreich sein. Du rufst immer nur nach Differenzierung und kannst Dich anscheinend nie dazu durchringen, die oft unverschämten und falschen Grundaussagen von Leuten wie Oswalt und Co. als solche zu benennen und zu kritisieren. Du bist damit der Rekonstruktionsszene keine Hilfe.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus