Kassel - Fachwerkbauten

  • Als jemand, der in Kassel wohnt, kann ich nur sagen, dass es durchaus noch Fachwerkbauten und hübsche Straßenviertel in der Stadt gibt. Diese befinden sich jedoch abseits der Innenstadt, ein paar Autominuten entfernt. Da empfehle ich beispielsweise das Märchenviertel, das so heißt, weil Dorothea Viehmann, deren Geschichten maßgeblich an Grimms Märchen Einfluss genommen haben, in diesem Viertel ihre zwei Wohnhäuser hat. Das ganze Märchenviertel ist voll von hübschen Fachwerkbauten und verspielten Gassen. Für einen Spaziergang sehr zu empfehlen.

    1. Haus Dorothea Viehmann


    2. Haus Dorothea Viehmann, nicht weit von Haus 1 entfernt

    Erinnerung


    Kleines Fachwerkhaus





    Büste von Dorothea Viehmann auf dem Märchenplatz




    Sehr zu empfehlen auch die Lange Straße, eine Parallelstraße der Wilhelmshöher Allee. Hier sind noch einige sehr gut erhaltene und verspielte Häuser zu entdecken.








  • Ganz ungewöhnlich (und bautechnisch schlecht) sind im oberen Beispiel die Ausmauerungen mit sehr grosssen Steinen, egal ob verputzt oder nicht. Kleinteiliges Mauerwerk reagiert viel "elastischer" auf Verformungen des Fachwerkgerüsts.

    Das untere Beispiel... na ja, in einem Fachwerkensemble würde ich das nicht durchgehen lassen.

  • Graben 69,Ecke Pferdemarkt.

    Stelle euch ein neues Haus mal vor.
    Es war eines der höchste Fachwerkgebäude der Stadt und hatte eine sehr auffalende Lage am Brink.
    Auch sehr sehenswert war die Schiffskehlen und die Knaggen unter dem Erker.

    Lage im Stadtplan von 1943.

    Blick vom Weißen Hof auf das Gebäude um 1900:
    (Bildindex Marburg)

    Knaggen:
    (Herfried Homburg,Kassel Das geistige Profil einer tausendjährigen Stadt,um 1980)

    Knaggen um 1900: (Bildindex Marburg)

    Der Zustand etwa 1938:

    (Bildindex Marburg)

    Es gibt ein Bild das das Haus z.t zeigt in Farbe:
    (Herfried Homburger Kassel das geistige Profil einer tausendjährige Stadt,um 1985)

  • Wow, das ist ja fast ein Turm :D
    Wie sieht es heute dort aus? Und was ist aus der Kirche im Hintergrund geworden?


    Die Kirche ist die Martinskirche und wurde im 2. Weltkrieg von einer Bombe erwischt, infolgedessen die Türme samt Innenraum schwer beschädigt worden sind. Man hat sich dann leider - wie sooft in Kassel - für eine Neuinterpretation der Türme statt für eine historische Rekonstruktion entschieden. Das Ergebnis fällt eher nüchtern aus.


    Die in der Bombennacht beschädigte und heruntergestürzte Kirchenglocke steht im Innenraum der Kirche.

  • Da hilft in großen Teilen wirklich nur plattmachen und nochmal neu anfangen. Meinetwegen auch mit nur wenigen Leitbauten und sonst Neubauten einer Phalanx neuklassischer Architekten. Mich würde mal interessieren, wie Leute wie Quinlan & Francis Terry, Friedrich Patzschke und Robert Adams die Stadt neu planen würden. Einfach mal Gedankenspiele...

  • Man hat sich dann leider - wie sooft in Kassel - für eine Neuinterpretation der Türme statt für eine historische Rekonstruktion entschieden. Das Ergebnis fällt eher nüchtern aus.

    Den Wiederaufbau finde ich aber für durchaus gelungen. Der Innenraum ist -ich war erst vor kurzem darin- stimmungsvoller als es auf den Bildern erscheint.

  • Für solche Gegenüberstellungen lohnt sich immer ein Blick auf Google Street View. Die Situation ist anhand des historischen Plans leicht herauszufinden:
    https://goo.gl/maps/wEZb4Wmn3tP2
    Heute steht dort offenbar der gelb gestrichene Kopfbau mit den grossen, dunkeln Fenstern im Erdgeschoss...

    Ja das ist richtig.
    Der Pferdemarkt wurde aber auch beim Bau der Kurt-Schuhmacher-Straße verschoben.


    Mich würde mal interessieren, wie Leute wie Quinlan & Francis Terry, Friedrich Patzschke und Robert Adams die Stadt neu planen würden. Einfach mal Gedankenspiele...

    Kennen sie das schon?
    http://www.winklerarchitekten.de/altstadt-kassel-2030/

    Winkler hat einen guten ansatz.
    Ob er aber an Rekonstruktion denkt weiß ich nicht.
    Auf eine Anfrage auf das Thema hat er nicht geanwortet.

  • Den Wiederaufbau finde ich aber für durchaus gelungen. Der Innenraum ist -ich war erst vor kurzem darin- stimmungsvoller als es auf den Bildern erscheint.


    Stimmt.
    Das Grabmal des Landgrafen Phillip ist wunderschön.
    Nur leider exestiert die Kanzel nicht mehr.

  • Hier noch eine kuriose Geschichte über ein ganz altes, innerstädtisches Fachwerkhaus aus Kassel, was im Jahr 1902 abgebaut und später in der Ahnatalstraße 59, also abseits der Innenstadt, wiederaufgebaut wurde, sodass es nicht den Bombardements des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel. Dort steht es bis heute.

  • Riegel 26. Oktober 2022 um 18:40

    Hat den Titel des Themas von „Fachwerkbauten in Kassel“ zu „Kassel - Fachwerkbauten“ geändert.