• Das wird nur immer behauptet, aber der klobige Würfelrechteckbrei, der heutzutage überall entsteht hat doch nichts mit dem Bauhaus gemeinsam.

    Das sehe ich überhaupt nicht so. Das Bauhaus war sicher deutlich qualitätvoller als das, was heute die Nachkriegsstädte verschandelt, aber die grundlegenden Prinzipien sind dieselben: Abkehr von der Blockrandbebauung; Abkehr vom Ornament; skulpturale Auffassung von Bauwerken statt Denken in Ensembles; radikaler Bruch mit der architektonischen Tradition etc.

    Von daher hat das alles schon sehr viel mit dem Bauhaus zu tun bzw. handelt es sich bei der Nachkriegsmoderne durchaus um eine konsequente Weiterentwicklung der Bauhaus-Gedanken unter den Bedingungen von Ressourcenknappheit (in der ersten Nachkriegszeit) und Renditeoptimierung (heute).

    Das Verhältnis ist vielleicht am ehesten so zu beschreiben wie das zwischen romantischer Architektur (Schinkel, Semper u.a.) und spätem Historismus: die Romantik hat alte Formen, besonders des Mittelalters und der Renaissance, kreativ und phantasievoll aufgegriffen und weiterentwickelt, während der anschließende Historismus zwischen ca. 1885 und 1905 oft (zum Glück nicht immer) dazu erstarrt ist, mit bloßen Versatzstücken aus Mittelalter, Renaissance und Barock zu arbeiten. Das eine ist dann zwar die Verfallsform des anderen, zu tun haben sie aber schon miteinander.

  • Das markante Eckgebäude an den sieben Säulen (Puschkinalle 57) wird nun endlich saniert. Es stammt aus der Nazizeit und sollte der rigorosen Bauhauspolitik zum Opfer fallen, obwohl es unter Denkmalschutz stand. Von 1941 bis 2009 beherbergte es die bekannte Buchhandlung Neubert und war ein wichtiges Kommunikationszentrum der Anwohner. An dieser Stelle sollte auf Grund der günstigen Lage nahe der Meisterhäuser ein Bauhaus-Besucherzentrum entstehen. Der geplante Abriss stieß aber auf heftigsten Widerstand der Bürger, was sich in 2500 Protestunterschriften ausdrückte. Gottseidank lehnte das Landesamt für Denkmalpflege im Jahre 2011 den Abriss endgültig ab.(MZ)
    Dem Gebäude aus der Nazizeit gönnte die Bauhauslobby keinen Bestand. Und das, obwohl sich genau gegenüber eine Freifläche befindet, welche für ein Besucherzentrum ausgereicht hätte. Diese war lange Zeit nur mit einer Holzbaracke bebaut, bei deren Abriss eine zufällige Passantin von einer Seitenwand erschlagen wurde.
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dessau-Roßlau,_Puschkinallee_57,Buchhandlung_Neubert.jpg

    Edited once, last by Elbegeist (December 27, 2019 at 11:49 AM).

  • A New European Bauhaus


    100 Jahre Bauhaus und Internationaler Stil reichen offensichtlich noch nicht -

    keine gute Nachrichten für unser aller Anliegen.

    "Heute starten wir ein neues europäisches Bauhaus - ein ökologisches, wirtschaftliches und kulturelles Projekt für Europa, um das #EUGreenDeal zum Leben zu erwecken und eine Ästhetik für den grünen Übergang zu entwickeln

    Diese Initiative wird eine Brücke zwischen der Wissenschaft und der Kulturwelt sein. Ein Denk-und Experimentraum für eine grünere, schönere und humanere Zukunft ???"


    Facebook:

    https://www.facebook.com/CreativeEurope…457541217617695

    mit PDF:

    https://ec.europa.eu/commission/pre…QU62oFF3J_UObog

  • Wobei Europa bzw. "Creative Europe" ja auch nur eine reine Durchgangsstation dieser letztlich globalistischen Denkexperimente darstellt. Ehrlicherweise müsste es "Creative World" heißen, wenn sie ihr Anliegen richtig kenntlich machen wollten.

    keine gute Nachrichten für unser aller Anliegen

    Nun, niemand hat behauptet, dass sich die Gegner traditioneller Architektur plötzlich auflösen. Sie sind mächtig, sie halten die Hochschulen besetzt, sie haben finanzielle und politische Gönner. In diesem Fall die "Europäische Kommission", die in ihrer Broschüre "eine schönere und humanere Welt" propagiert. Wie es immer so schön hieß: "Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!"

  • Ja - aber eine Ruckkehr zu Bauhaus in Schweden wäre am Moment deutlich besser als die meisten was heute im Vororten entstehen. Ich war ja neulich auch im Hufeisensiedlung in Berlin- die bunte kleine Reihenhäusern sind gar nicht so schlecht. Aber das wollen die EU nicht- nein die wollen halt Allerweltbrei. Vergiss Kontext und Handarbeit! So können Bauherren und Architekten minimale Arbeit leisten und maximal Einnahmen kassieren können.

  • Quote

    Hans Kollhoff

    Tut nicht so grün, es bleibt Konsumkapitalismus

    Das „Europäische Bauhaus“ will die Städte umweltfreundlicher machen. Leider ist der zyklische Ansatz völlig falsch gewählt. Wir brauchen einen viel grundlegenderen Neuanfang. Ein Gastbeitrag

    Quelle: https://m.faz.net/aktuell/feuill…80KnNzyLNVwS_4Y

  • Peter Behrens - Vater von NS- und Bauhausarchitektur

    Warum das Bauhaus-Manifest schizophren ist

    Quelle: Pro Rekonstruktion

    Ist das eine ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit unserer Architekturgeschichte oder lediglich der Versuch, Personen zu diskreditieren? Das Bauhaus ist ein wesentlicher Teil unserer architektonischen Tradition wie andere "Stile" auch. Möchte man sich ihm ernsthaft nähern, haben Zuschreibungen wie "schizophren" darin sicher nichts verloren, genauso wenig wie das Bashing von Politikern. Solche Pamphlete erweisen der Sache der Rekonstruktion einen Bärendienst!

    Kunsthistoriker | Webdesigner | Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing - Meine Kulturthemen

  • Nunja, es ist letztlich eben auch mal an der Zeit, bei den Ikonen und Säulenheiligen modernistischer Architektur mal genauer hinzuschauen. Da liegt so einiges im Argen. Bei Corbusier hat man es teils anhand der Vichy-Verflechtungen schon gemacht, beim Bauhaus mit Behrens, Gropius, van der Rohe usw. und ihrem Andienen an den NS/Faschismus sowie weitere Auffälligkeiten steht das noch weitgehend aus. Ann Sussman von der Harvard-Uni stellt da Grad auch einige spannende Untersuchungen an.

    Ansonsten stimme ich zu, dass reine Pamphlete, Anklagen und das Rufen in der Wüste wenig bis keinen Effekt haben, sondern eher hilflos wirken. Es braucht Dialog.

  • Nunja, es ist letztlich eben auch mal an der Zeit, bei den Ikonen und Säulenheiligen modernistischer Architektur mal genauer hinzuschauen. Da liegt so einiges im Argen. Bei Corbusier hat man es teils anhand der Vichy-Verflechtungen schon gemacht, beim Bauhaus mit Behrens, Gropius, van der Rohe usw. und ihrem Andienen an den NS/Faschismus sowie weitere Auffälligkeiten steht das noch weitgehend aus. Ann Sussman von der Harvard-Uni stellt da Grad auch einige spannende Untersuchungen an.

    Ansonsten stimme ich zu, dass reine Pamphlete, Anklagen und das Rufen in der Wüste wenig bis keinen Effekt haben, sondern eher hilflos wirken. Es braucht Dialog.

    Dialog wäre gut. Doch genau den Verweigern ja Architekten, Stadtplaner und Politiker regelmäßig, wenn es z. B. um Rekonstruktionsprojekte geht. In Frankfurt am Main werden Anhänger traditioneller Architektur mittlerweile sogar in eine rechte Ecke gestellt. Dabei hätte der BDA & Co. genug zu tun ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten. Die Verpflechtungen von Bauhaus/Modernepioniere zu Bolschewismus/NS-Systemen ist offensichtlich. Doch Peter Behrens an dieser Stelle zu nennen ist ein schlechtes Beispiel.

  • Gerade Peter Behrens müssen wir uns genauer anschauen. Er ist DIE Schlüsselfigur für die Bauhäusler, deren Protagonisten alle bei ihm lernten, mit ihm arbeiteten. Wenn wir Behrens verstehen, verstehen wir Bauhaus und die ganzen nachfolgenden Verirrungen rund um den internationalen Stil, Corbusier und die 1933er CIAM-Charta von Athen viel besser. Es wäre töricht, die Wurzel dieser Entwicklungen aus den Betrachtungen auszuklammern.

  • Gerade Peter Behrens müssen wir uns genauer anschauen. Er ist DIE Schlüsselfigur für die Bauhäusler, deren Protagonisten alle bei ihm lernten, mit ihm arbeiteten. Wenn wir Behrens verstehen, verstehen wir Bauhaus und die ganzen nachfolgenden Verirrungen rund um den internationalen Stil, Corbusier und die 1933er CIAM-Charta von Athen viel besser. Es wäre töricht, die Wurzel dieser Entwicklungen aus den Betrachtungen auszuklammern.

    Für mich ist Behrens nicht mit Gropius oder Le Corbusier vergleichbar. Bei Behrens folgte nicht die Form der Funktion. Er war ein universeller Ästhet, der zwar gerne als Inspirationsquelle für Modernisten diente, aber eigentlich viel klüger und weitsichtiger (vielleicht auch gebildeter) den gewachsenen Kanon der Architektur und der Kunst mit der Industrie verband. Ich finde sogar, dass er einen wichtigen Beitrag dazu geleistet hat, funktionellen, industriegefertigten Dingen eine ganzheitliche gestalterische Qualität zu verleihen.

  • Es geht ja nicht darum, sein Werk zu schmälern. Sondern die Verflechtungen und die damalige Entwicklung besser zu verstehen und realistischer einzuordnen, als es etwa das Bauhaus-Jubeljahr 2019 machte.

  • Es geht ja nicht darum, sein Werk zu schmälern. Sondern die Verflechtungen und die damalige Entwicklung besser zu verstehen und realistischer einzuordnen, als es etwa das Bauhaus-Jubeljahr 2019 machte.

    Ja, das stimmt. Er hat zwar großartiges geleistet, muss sich aber natürlich auch einer kritischen Nachsicht stellen. Sehr empfehlenswert ist folgender Artikel (leider Bezahlschranke) von Lampugnani: https://www.zeit.de/1984/05/weder-…komplettansicht

  • Quote

    MODERNISTEN-PARTY CRASHEN!

    Heute und morgen findet die „Konferenz für das Neue Europäische Bauhaus“ statt.

    Hier kommts auf jede Stadtbild-Stimme an, die mitmischt und jetzt sowie künftig dem gröbsten modernistischen Unfug widerspricht...

    Quelle Facebook Stadtbild Deutschland

    >>> https://europa.eu/new-european-b…p6-QTPsGP060xSg

  • Neues Europäisches Bauhaus

    Grüner Deal für Architektur Der Plan eines „Europäischen Bauhaus“ setzt falsche Impulse

    Quelle: https://m.tagesspiegel.de/kultur/gruener…e/26913142.html

    Quote

    Es gehe darum, „Nachhaltigkeit und Ästhetik zu vereinen, um den europäischen Grünen Deal in den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger und auch in ihrem Zuhause Realität werden zu lassen“.

    Quote

    Vager können Konzepte kaum formuliert sein, als auf der jüngst freigeschalteten Webseite des Projekts (https://europa.eu/new-european-bauhaus/index_de). Wer sich dort einen ersten Eindruck verschaffen will, sollte einen hohen Grad an ästhetischer Toleranz mitbringen, so banal ist die Gestaltung. Für die ästhetische Zukunft des grünen Bauhaus-Deals verheißt das wenig Gutes.

    Quote

    Mit dem Rückgriff auf das Bauhaus wird ohne Not einerseits die gesamte traditionelle Architektur ausgeblendet, die jahrhundertelang mit regional anstehenden Materialien und Formen gearbeitet hat. Andererseits stellte das selbstverliebte Bauhaus nur einen ziemlich dünnen Faden der modernen Architektur und Kunst dar.

  • Quote from Jürgen Tietz im Tagesspiegel

    Vager können Konzepte kaum formuliert sein, als auf der jüngst freigeschalteten Webseite des Projekts (https://europa.eu/new-european-bauhaus/index_de). Wer sich dort einen ersten Eindruck verschaffen will, sollte einen hohen Grad an ästhetischer Toleranz mitbringen, so banal ist die Gestaltung. Für die ästhetische Zukunft des grünen Bauhaus-Deals verheißt das wenig Gutes.

    Wer über die Ästhetik einer Website sinniert und damit seine Kritik am Projekt verknüpft, sollten zumindest rudimentäre Kenntnisse mitbringen. Das Projekt besitzt gar keine eigene Website, sondern wird lediglich auf einer Unterseite der Europäischen Union präsentiert. Insofern sind dem Gestaltungsspielraum extrem enge Grenzen gesetzt. Die Website der europäischen Union präsentiert sich - der Institution entsprechend - sehr nüchtern. Hier stehen Inhalt und Information im Vordergrund.

    Kunsthistoriker | Webdesigner | Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing - Meine Kulturthemen

  • Aber die Strichmännchen und angedeuteten Bäumchen im unnachahmlich minimalistischen Stil eines 4-Jährigen, der zum ersten Mal einen Stift in der Hand hält, sind doch eindeutig von den Verantwortlichen des „Neuen Europäischen Bauhauses“..? Ich denke, er bezog sich darauf. Und er hat damit auch Recht. Dass sich die Webseite an sich im Gewand von 1994 präsentiert, würde ich nicht zwingend als „nüchtern“ bezeichnen. Billig trifft es wohl eher.

  • Wer über die Ästhetik einer Website sinniert und damit seine Kritik am Projekt verknüpft, sollten zumindest rudimentäre Kenntnisse mitbringen. Das Projekt besitzt gar keine eigene Website, sondern wird lediglich auf einer Unterseite der Europäischen Union präsentiert. Insofern sind dem Gestaltungsspielraum extrem enge Grenzen gesetzt. Die Website der europäischen Union präsentiert sich - der Institution entsprechend - sehr nüchtern. Hier stehen Inhalt und Information im Vordergrund.

    Ich glaube jeder weiß was er damit meint. Ob nun eine eigene Website oder eine Unterseite freigeschaltet wurde, spielt entsprechend keine Rolle. Das die Unterseite banal gestaltet ist - da hat der Tagesspiegel-Autor Tietz völlig recht. Das entspricht weder dem heutigen Standard, noch wird es dem Bauhaus gerecht.