Satire, Kunst und künstlerische Befruchtung

  • Nein, der Wiener Groschen war nicht aus Gold.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • tachMarkus: gefallen mir sehr, deine T-Shirt-Ideen.
    Wenn man beim "Häuserkampf"-Motiv "gegen die Diktatur der Rasterfassade" drunterschreibt, ist es mE ausgereift.
    Auch die Postkarte zum Rasterfassadenzeichnen finde ich ziemlich genial, und wenn da "Berliner Schloß Ostfassade" dransteht, ist es mE auch ausgereift und kann unter die Leute.
    Bei der Brutalismus/Leichtigkeit-Geschichte bin ich noch unschlüssig, da fehlt mE noch die "schlagende" Auflösung. Die Buchstaben, die zusammen so eine Art Knastfenster abgeben, finde ich sehr ausdrucksstark, gerade für "Brutalismus". Daß da das letzte Feld für die Auflösung übrigbleibt, finde ich gut, das ist wie eine abgebrochene Ecke, in der was Neues kommt. Aber für den überzeugenden Claim sollte man vielleicht noch ein bißchen feilen.
    "Was haben wir verbrochen" könnte vielleicht ein ungesättigt/verblaßtes Bild einer Rasterfassade im Hintergrund haben (BND-Gebäude würde sich wahrscheinlich anbieten), um die Aussage deutlicher zu machen. Allerdings weiß ich nicht, inwiefern das dann womöglich Ärger mit dem Architekten geben könnte, wenn der sein Werk als "verunglimpft" empfindet..
    Das weiße T-Shirt mit "ordentlich Stuck vor der Hütte" finde ich auch recht gelungen, bin mir allerdings noch ein bißchen unschlüssig über die Plakatschrift, ob man nicht eine andere Schrift nehmen sollte.

  • Hallo Loggia,

    vielen Dank für das ausführliche Eingehen auf die einzelnen Motive.

    Schablonen-Postkarte: Hier habe ich bereits ein DIN-lang-Format angelegt im Hochformat, weil mir das für die kräftige Aussage noch viel zu wenige sind. Allerdings komme ich gerade nicht dazu die Recherchearbeit zu leisten um die Karte zu finalisieren.

    Brutalismus: Ja, die Kritik kam vorher schon und den richtigen Drill hat das Motiv noch nicht. Werde demnächst mal was Neues ausprobieren.

    Knastmotiv: Habe dafür noch keine Verwendung, vielleicht wollen es die einzelnen Verbände für ihre sozialen Medien nutzen, dann dürfte der Kontext passen.

    Plakatschrift: Ich hatte hier schon etwas "seriöseres" probiert in Form einer Serifenschrift, erschien mir aber zu brav. Mir gefiel der Kontrast zwischen historischer, stilvoller Architektur und dem etwas radikalerem Schriftzug, der hoffentlich auch jüngere Leute anspricht, die mit dem Thema vorher nichts am Hut hatten.

    Bin gespannt was der Strang hier noch an kreativen Ergüssen hervorbringt und freue mich weiterhin über einen regen Austausch. Auf die Weise können wir uns gegenseitig stärken und vorankommen!

  • Ich bringe mal die Auflösung meines letzten Bilderrätsels:
    drei verschiedene Goldhaufen bzw. Goldberge: Goldberg-Variationen (J.S. Bach)

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich dachte, die 3 Goldhaufen symbolisieren das rausgeschmissene Geld, für diese "Archiektur". Da kann man das Geld auch gleich auf die Straße kippen....

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (28. Februar 2019 um 16:28)

  • Dann hätte freilich der Bezug zur Musik gefehlt, das war der ursprüngliche Kontext, wie auch bei der Kunst der Fuge.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • tachMarkus: wg. Plakatschrift
    Ja, eine "seriöse" Schrift knallt da nicht richtig. Ich hatte eher an eine andere Plakatschrift gedacht. Vielleicht gäb es eine, die nicht ganz so graffitti-artig ist, vielleicht ein bißchen hipstermäßig-geschnörkelter.
    Ich verstehe schon das Zusammenspiel von Stuck und Graffitti, denn ich war in dem 1980ern in meinen 20ern und da war das DIE Optik überhaupt. Aber in letzter Zeit sehe ich überall die veganen Hipstercafés sprießen mit den handgemalten Schnörkelschrift-Karten. Nicht daß man das genau so machen sollte, aber ich finde, es sollte noch ein bißchen süßer werden, um richtig "heutig" und hipstertauglich zu sein.
    Also zumindest mal ausprobieren.
    Vielleicht ist es auch nix, und die vorgestellte "Punk-Variante" ist doch besser.

  • Baron Haussmans Sündenfall

    Baron Haussman ging durch Paris
    und dachte, wie das Paradies
    wohl wäre, wenn am Lebensende
    er in ein solches Eingang fände:
    Kein Urwald, Dickicht, keine Auen,
    nur Hecken, leicht zu überschauen;
    Gebüsch, durch Ösen, Drähte, Schnüre
    fest angebunden an Spaliere.
    Nicht Winkel, Ecken, krumme Pfade,
    nur breite Achsen, schnurgerade,
    mit Bäumen, die in Prachtalleen
    in Reih und Glied beisammenstehen.
    Kein Bachlauf in verzweigter Windung
    als Ort romantischer Empfindung,
    vielmehr ein breiter Flusskanal,
    gut eingedämmt und funktional.

    „So wäre“, dachte der Präfekt,
    „die Schöpfung Gottes wohl perfekt.
    Gerade Linien, sie sind logisch,
    recht praktisch und auch pädagogisch,
    weil sie das Gehen, Fühlen, Denken
    in festgefügte Bahnen lenken.
    Das Sein des Menschen, der sonst irrt,
    wird so ganz wundersam entwirrt,
    gelöst aus der Verstrickung Fäden.
    Und hätte Gott den Garten Eden
    in Reihenpflanzung angelegt,
    und jeden Baum schön eingehegt,
    und nebst der Apfelbaumkultur
    auch noch die menschliche Natur
    durch Zucht und Ordnung reguliert –
    der Sündenfall wär nie passiert.
    Die Menschheit wäre nicht vertrieben,
    sie wär im Paradies geblieben.

    „Doch warum“, dachte Haussmann weiter,
    und plötzlich ward sein Antlitz heiter,
    „den neuen Paradiesesgarten
    erst in der Ewigkeit erwarten?
    Weshalb soll ich nicht schon Paris
    verwandeln in ein Paradies?“

    Gedacht, getan, Paris erstand
    in neu erschaffenem Gewand.
    Fassaden in Gestalt und Form
    gehorchen einer Einheitsnorm.
    Der Grund, geordnet durch Kataster,
    erscheint in klarem Straßenraster
    als geometrisches Gebilde!
    Selbst die eleusischen Gefilde
    und auch den alten Champ de Mars
    durchdringen breite Boulevards.
    Die Seine gar fließt höchst beengt
    in Ufermauern eingezwängt.
    Und Notre Dame steht isoliert,
    gleich einer Frau, die sich geniert,
    weil sie, des Umfelds ganz beraubt,
    sich so alleingelassen glaubt.

    Blickt man nun heute auf Paris,
    wie der Baron es hinterließ,
    wird offenbar, es kann auf Erden
    kein Paradies erschaffen werden.
    Und jenes Seine-Paradies,
    das Haussmann seiner Zeit verhieß,
    erweist trotz manchem Widerhall
    sich als ein zweiter Sündenfall.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Weißt Du was wünschenswert wäre? Wenn wir jemanden im Forum hätten oder jemand jemanden kennt, der eine angenehme Sprecherstimme hat. Dann könnten wir das typografisch in ein Video einpflegen, untermalt mit angenehmer Musik, der Stimme und eine kleine Serie draus machen.

    Daher die Frage: Kennt jemand jemanden, der in Frage käme und sich bereit erklären würde?

  • Man könnte ja eine Ballade daraus machen, die Henry H. vertont :)

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Sehr schön! Das erste und das letzte gefallen mir am allerbesten! (Womöglich sitzt Herr Trüby in dem Auto und hat gerade noch die Kurve gekriegt, was er aber niemals zugeben würde).

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    2 Mal editiert, zuletzt von Seinsheim (2. März 2019 um 14:40)

  • Wieso wurde der Lego-Beitrag gelöscht? Beim anderen kann ich's ja noch nachvollziehen...

    PS: ich wurde gebeten, auf dieser Satireseite mitzumachen, aber ich lass es wohl besser.

  • @East_Clintwood Keine Ahnung. Hast Du womöglich gegen das Urheberrecht eines geschützten Markennamens verstoßen?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Genau, das Poster wurde aufgrund von urheberrechtlichen Bedenken gelöscht. Genau so etwas hat uns letztes Jahr in die große Forenkrise gestürzt. Wir werden uns intern beraten.