Ortsfremde Bau-Heraldik

  • Sitz von Firmenzentralen als Quelle für ortsfremde Bau-Heraldik


    Ein weiterer Hintergrund für das Auftauchen ortsfremder Wappen ist die Entstehung überregionaler Firmen im 19. und 20. Jahrhundert (daß die Augsburger Fugger und Welser im ausgehenden Mittelalter schon recht ähnlich strukturierte Unternehmen aufgebaut hatten, soll hier einmal außen vor gelassen werden). Beispiele für dieses Phänomen sind in Bremen die 'Bremer Bank', die bald nach der Reichsgründung zur Filiale der Dresdner Bank wurde und die 'Barmenia Versicherung'. An beiden Geschäftsgebäuden (Domshof bzw. Knochenhauerstraße) prangen neben dem Bremer Wappen eben auch die Wappen der Firmengründungssitze in Dresden respektive Wuppertal(-Barmen). Nebenbei bemerkt führt auch das heutige Kontorhaus am Markt an seiner Fassade den heraldischen Schmuck aller Hauptsitze der ehemaligen Discontogesellschaft, des ursprünglichen Bauherrn des Gebäudes.

    Was noch besonders hervorzuheben ist, ist die Tatsache, daß das Barmenia Gebäude erst 1960 errichtet wurde. Selbst in der Endphase des Wirtschafswunders und nach Abschluß des sog. ‚Wiederaufbaus’ (wir Reko-Freunde wissen ja, wie ach so ‚zutreffend’ dieser Terminus eigentlich ist und wie wir ihn zu bewerten haben) war also ganz offensichtlich heraldischer Fassadenschmuck nicht total unüblich. Es wäre deshalb sehr zu begrüßen, wenn man bei zukünftigen, sich mehr der Bautradition verpflichtet fühlenden Neubauten wieder mehr auf derartigen Schmuck zurückgreifen würde.

    Abbildung 01
    Fassade der ehem. ‚Bremer Bank’ am Domshof. Die Fenstergiebel des 1. Obergeschosses enthalten die Wappen von Hamburg, Lübeck, Dresden (seinerzeitiger Hauptsitz des Kreditinstituts) und Bremen. (Dieses und alle folgenden Fotos von mir, September A.D. 2001)



    Abbildung 02
    Wappen in Detailansicht (von links oben nach rechts unten: Hamburg, Lübeck, Dresden, Bremen).

    Abbildung 03
    Barmenia-Haus von 1960 in der Knochenhauerstraße. Die Wappen finden sich unterhalb der Fenster des 1. Obergeschosses. Die Wappen reißen den ansonsten völlig belanglosen, nichtssagenden Bau tatsächlich etwas heraus…

    Abbildung 04
    Wappen Bremen.

    Abbildung 05
    Wappen Hamburg.

    Abbildung 06
    Wappen von Leipzig und Wuppertal.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (3. März 2019 um 18:08)

  • Ortsfremde Wappen an Brücken


    An der Hohenzollernbrücke in Köln prangen die Wappen von Mutter und Ehefrau Kaiser Wilhelms II.(das Britische Wappen für Kaiserin Vicoria und das Holstein[-Schaumburgische] Nesselblatt, die Schleswigschen Löwen, sowie das Oldenburgische Herzschild für Kaiserin Auguste Viktoria). Sie sind ohne viel Mühe als Zeichen der dynastischen Verbindungen der damaligen Kölner Landesherren König Friedrichs III. und König Wilhelms II. zu erkennen.

    Nach welchen Kriterien man demgegenüber die ortsfremden Städtewappen an der Berliner Oberbaumbrücke ausgewählt hat, wäre noch zu klären. Denn in der mir vorliegenden Auswahl tauchen sowohl das uckermärkische Prenzlau, als auch die von Berlin weiter entfernt liegenden altmärkischern Städte Salzwedel und Stendal auf.

    Vielleicht kann ja hier unser Berliner Mitforist für Aufklärung sorgen, der den Namen dieser Brücke als Pseudonym führt… stickpoke:);)


    Abbildung 01
    Vorkriegsaufnahme der Kölner Hohenzollernbrücke. Blick auf Deutz in der Schäl Sick. Die Wappen von Victoria (links) und Auguste Viktoria (rechts) sind durch rote Kreise gekennzeichnet.


    Abbildung 02
    Wappen Kaiserin Victorias am Sockel des Denkmals Kaiser Friedrichs III. (als Landesherren Kölns natürlich Königin und König) an der Hohenzollernbrücke (links).

    Abbildung 03
    Wappen Kaiserin Auguste Viktorias am Sockel des Denkmals Kaiser Wilhelms II. (rechts).

    Abbildung 04
    Blick auf die Oberbaumbrücke in Richtung Stadtmitte.

    Abbildung 05
    Wappen Prenzlaus an der Berliner Oberbaumbrücke.

    Abbildung 06
    Wappen Salzwedels.

    Abbildung 07
    Wappen Stendals.