Die Spätgotik und das Rokoko haben Vieles gemeinsam. Beide Stile stellen die Spätphase der Gotik bzw. des Barock dar.
Wenn man sich vor Augen stellt: Einerseits das Gesprenge, das üppige, wuchernde Ast- und Rankenwerk spätgotischer Altäre (etwa bei Riemenschneider). Andererseits die Stuckarbeiten des Rokoko die wie feinstes Muschelwerk schäumende Gischt oder, zumindest in Süddeutschland, vor allem in Bayern, Bayerisch Schwaben und Oberschwaben, in höchster Vollendendung asymetrische Formen, Stuck und Kartuschen wie lodernde Flammen. Stuckmarmorsäulen, Altar- und Deckengemälde, die uns die Größe Gottes, auch im Leben und dem Bekenntnis der Martyrer und Heiligen sinnlich wahrnehmbar vor Augen stellen. Deren Verherrlichung in Altar- und Deckenmalereien gewähren einen Blick in die die himmlische Herrlichkeit oft auch bis in fernste Fernen und lassen diese sinnlich erfahrbar werden.
Irgendwann war sowohl in der Spätgotik, als auch im Rokoko ein Höhepunkt der Kunst erreicht, wo keine weitere Steigerung bzw. keine weitere Verfeinerung mehr möglich war. Spontan fällt mir als Beispiel für den Höhepunkt oder Endpunkt des Rokoko die Klosterkirche von Zwiefalten ein. Aber auch die Innenausstattung der Wallfahrtskirche von Vierzehnheiligen und die Ausstattung der Klosterkirche von Amorbach mögen als Beispiel gelten.
Es musste etwas ganz Anderes kommen, die Zeit war dafür reif. So wurde die Spätgotik von der Rennaissance und das Rokoko vom Frühklassizismus/Louis Seize/Zopfstil abgelöst, wobei es aber auch Übergänge, wie eine Art klassizistisches Rokoko gab.