Lieber Nothor!
Deinem Fazit " Die Menschen wollen es wohl leider nicht mehr schön, sondern praktisch" kann ich nicht zustimmen. Die Altbaugebiete gehören heute zu den attraktivsten Wohnorten in fast jeder deutschen Großstadt.Der Run auf die Gründerzeitviertel ist nach wie vor da und verteuert die Wohnungsmieten enorm. Die Altbauviertel bieten etwas, was in den modern gestalteten Wohnvierteln fehlt: Atmosphäre, Schönheit, Identität. Natürlich werden weiterhin moderne Wohungen nachgefragt. Der Grund: Die gegenwärtige Wohnraummisere. Aber wenn die Leute könnten, würden sie lieber in den schöngestalteten Gebäuden leben, übrigens auch die Architetken. Wir alle kennen doch das Bonmot: Modern ausgerichtete Architekten wohnen selbst gerne in Gründerzeit- und Jugendstilvillen.
Auch dem anderen Fazit "Ich sehe keine einzelne Gruppe, der man eine Schuld geben kann" kann ich nicht folgen. Die moderenen Stadtpaner wollten nachweislich die neue Stadt und haben nach dem Krieg unsere Städte in einer sogenannten Zweiten Zerstörung nochmals verwüstet. Sie wollten die enge, mittelalterlich gestalteten Stadtkerne "auflockern", mehr Licht und Luft war die Prämisse, das ging nur durch Abriss. Sie mochten die als minderwertig empfundenen Bauten des Historismus nicht, die Kriegsschäden bildeten einen Auftakt zu diversen Abrissen. Und schließlich ging es darum, die Stadt für den Autoverkehr so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch das ging nur durch Abriss. Als Beispiel für Bremen kann hierfür die Martinistraße herhalten. Pagentorn hat dazu dankenswerterweise einen Beitrag auf Bremen - Innenstadt - Allgemeines Jacobihalle lf. Nummer 47 eingestellt: Für den Autoverkehr wurde gar ein Gebäude aus der Zeit der Gotik geopfert.
Damit wäre zumindest schon eine Gruppe ausgemacht, die für die Zerstörung unserer Städte (drei Argumente zu deren Beweggründen habe ich aufgeführt) - im Verein mit anderen Gruppen - verantwortlich war.