• Konstantindegeer Da liegst Du leider nicht ganz richtig, und unterschätzst wie geschlossen so ein Weltbild ist, wenn man wie Oswalt derart vehement auftritt. Natürlich sind sowohl die Meisterhäuser, als auch die Trinkhalle ,,Neuinterpretationen". Siehe dazu eine kurzweilige Befassung mit dem ganzen theoretischen Konstrukt, seiner Begründung und vor allem der Umsetzung:

    Neue Meisterhäuser Dessau – ein Abguss der Erinnerung
    Ein Jahr nach dem Bauhausjubiläum rekapituliere ich meinen Besuch bei den neuen Meisterhäusern in Dessau und ihren Entstehungsprozess. Welche…
    baukulturbeobachtungen.wordpress.com
  • Es geht also nicht um Rekonstruktionen sondern um die Frage Republik oder Monarchie.

    Bei der Frankfurter Altstadt, die in Oswalts Liste der zu verfluchenden Rekonstruktionen ganz oben steht, gibt es den Konnex zur Frage "Republik oder Monarchie" nicht (auch nicht unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zu Zeiten des HRRDN "nebenan" die Kaiser gewählt und gekrönt wurden). Die Frankfurter Altstadt war ein Viertel des Bürgertums (verschiedenster Milieus), und in den Kneipen rund um den Römer formierten und versammelten sich 1848 die verschiedenen politischen Gruppen der Paulskirche. An der Frankfurter Altstadt ist also überhaupt gar nichts "reaktionär". Nichtsdestotrotz bringt Oswalt dieser eine unerschütterliche Verachtung entgegen, die an die Denkweise eines Marxisten der Ulbricht-Jahre erinnert.

    Ich denke es geht im Kern nur um Oswalts persönliche Aversionen, die er in einen pseudowissenschaftlichen Mantel kleidet. Da Aversionen nicht rational begründet sind, lassen sie sich eigentlich leicht durch Gegenargumente widerlegen. Diese Möglichkeit gibt es aber beim Staatsfunk meist nicht, weshalb Oswalt leider oft das letzte Wort behält.

  • Das Berliner Schloss ist auch eine Art "Neuinterpretation" - der Dresdner Neumarkt, die Frauenkirche, die Semperoper im Inneren auch! Wer genau hinzusehen weiß, der sieht die kleinen, feinen Unterschiede...... Insofern alles auch Denkmäler ihrer Zeit...

  • Es geht also nicht um Rekonstruktionen sondern um die Frage Republik oder Monarchie.

    Nein!

    Es geht um einen Absolutheitsanspruch bei der Durchsetzung der Moderne, deren Hinterfragung mit Hilfe der "Nazikeule" verhindert werden soll.

    Gerade bei Euch in Potsdam kann man doch sehr schön sehen, dass die Errichtung eines Bauwerks unter politisch fragwürdiger Regie auf einmal irrelevant wird, wenn es stilistisch ins Weltbild passt.

  • Schon mal gesagt - aber immer wichtig, dass man sich daran erinnert:

    Bei der Debatte um die Rekonstruktion des Goethehauses in Frankfurt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg waren die beiden GRÖßTEN GEGNER - beide hatten dort wichtige stadtplanerische Funktionen - zwei Nazis, enge Mitarbeiter von Albert Speer!

    Hitler selbst wollte die Frankfurter Altstadt zerstört liegen lassen: Sie sollte auf Jahrhunderte Hass säen gegen die Alliierten. Letztlich war er dankbar für die Bombardierungen der verwinkelten Zentren der deutschen Großstädte: Er wollte erklärtermaßen die autogerechte Stadt, wie sie dann einer seiner feurigen Anhänger als Stadtplaner in Hannover mit barbarischer Planung verwirklicht hat.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Konstantindegeer Da liegst Du leider nicht ganz richtig, und unterschätzst wie geschlossen so ein Weltbild ist, wenn man wie Oswalt derart vehement auftritt. Natürlich sind sowohl die Meisterhäuser, als auch die Trinkhalle ,,Neuinterpretationen". Siehe dazu eine kurzweilige Befassung mit dem ganzen theoretischen Konstrukt, seiner Begründung und vor allem der Umsetzung:

    https://baukulturbeobachtungen.wordpress.com/2020/07/17/neu…der-erinnerung/

    Unsere Potsdamer Leitbauten sind auch alles "Neuinterpretationen", dann ist die Welt ja schön!

  • Unsere Potsdamer Leitbauten sind auch alles "Neuinterpretationen", dann ist die Welt ja schön!

    Vielleicht also einzig eine Frage, wie man denn die Rekos verkauft? :wink: Einfach weniger Betonung auf Nachbildung und mehr Betonung, was man alles im Einklang mit der Charta ,,ablesbar" verändert hat.

    Naja, aber im Ernst, so einfach wie Resurrectus oder Du es beschreiben ist es dann ja doch nicht. In den angesprochenen Beispielen aus Dessau reden wir im Prinzip von Bauskulpturen, die keine weitergehende Funktion mehr zu erfüllen haben. Da kann man dann natürlich einfach irgendwelche Philosophien ausleben. Das Berliner Schloss, oder die Potsdamer Leitbauten sind - zum Glück - eben keine tote Skulptur. Die Bauten erfüllen über ihre rekonstruierte Außenhaut wichtige Funktionen im Stadtbild, die über eine Abstrahierung und oder Erneuerung nicht erreichbar wären. Wir reden hier also von ganz unterschiedlichen Arten von ,,Neuinterpretation", wobei ihr eher von einigen Baudetails sprecht, der verlinkte Artikel von mir, samt der dahinter stehenden Architekturtheoretiker aber von einer völligen Neukonzeption und lediglich einem aufgreifen der ,,architektonischen Ideen" ausgeht.

    Ich bleibe dabei: So einfach ist es also nicht den Herren Architekturtheoretiker hier aus den Angeln zu heben mit einem Verweis auf Dessau.

  • Die zurückgekehrte Beleuchtung ist schon fast zu viel des Guten. Scheint mir aber nicht immer so hell zu sein.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich finde, es kann gar nicht zu viel des Guten sein. ;)

    Wie sieht es eigentlich mit der Aufstellung der Statuen um die Kuppel aus? Müsste ja eigentlich demnächst so weit sein, oder hat man es wieder etwas nach hinten geschoben?

  • Ich finde, es kann gar nicht zu viel des Guten sein. ;)

    Wie sieht es eigentlich mit der Aufstellung der Statuen um die Kuppel aus? Müsste ja eigentlich demnächst so weit sein, oder hat man es wieder etwas nach hinten geschoben?

    Erste Märzhälfte ist derzeit die Planung :)

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • and I went down to the castle-drugstore to get your prescription filled...

    Das Ende vom Lied sollte bekannt sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sollte das Humboldt Forum irgendwann mehr Platz benötigen, wäre diese Stelle sicherlich prädestiniert für einen Erweiterungsbau. Wahrscheinlich mit hitziger Debatte über dessen Architektur.

  • Aber nicht nur das, sondern auch ein besonderes Bonbon:

    „recycelbare Outdoormöbel des Modells Viena, die bereits aus dem Museumsquartier Wien bekannt sind, zum Entspannen, Lesen oder Treffen mit Freunden“ einladen" ...

    Die preisgekrönten Sitz-, Liege-, Chill- und Kletterobjekte sollen im Schlüterhof und im Außenraum rund um das Humboldt-Forum aufgestellt werden. Das Modell Viena sei aus recyceltem Polyethylen und könnte nach Ablauf der Lebensdauer wieder zu 100 Prozent recycelt werden. Die ersten 30 roten Vienas werden nach Auskunft der Stiftung Mitte März aufgestellt, 30 weitere Möbel in Rosa sollen im Laufe des Frühjahrs folgen. An der Süd- und Nordfassade sollen zudem Banner zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Forum lenken.