• Reserructus, atheistisch empfinde ich diese Formulierung nicht. Man macht sich Sorgen: „Man muss inzwischen von einer bewussten fundamental-christlichen Unterwanderung des Stadtschlosses ausgehen, die sich bestens in die islamophoben Tendenzen der Zeit einfügt“.

    Gerade das Figürliche, das Künstlerische ist eben nicht christlich-fundamental.

    Diese großen Statuen, die im Sonnenlicht strahlen, wirken friedlich und universell.

    Herzlichen Dank an Spreetunnel und Mantikor für die tollen Fotos. Ihr seid eine Bereicherung für das Forum.

    Beauty matters!

  • Reserructus, atheistisch empfinde ich diese Formulierung nicht. Man macht sich Sorgen: „Man muss inzwischen von einer bewussten fundamental-christlichen Unterwanderung des Stadtschlosses ausgehen, die sich bestens in die islamophoben Tendenzen der Zeit einfügt“.

    Man kann wirklich alles beschönigen und auch vor dem noch so Evidentem die Augen verschließen. Schon allein die krasse Wortwahl, die imgrunde alles verdreht... Wer oder was ist "-phob" (also letztlich pathologisch) und "fundamental" (also extremistisch)? An welchen Parametern wäre das auszumachen? Ich hätte da einige Vorschläge.

    Diese Aussage disqualifiziert sich dadurch, dass wirklich alles miteinander vermengt wird, zwar auf eigentlich unbeholfene, ja dummdreiste Art, die eine große Schnitt- oder besser Komplementärmenge gegen den Autor aufbringen muss - Christen - Wertkonservative, Migrationskritiker, Architekturliebhaber... es reicht, wenn man eines von denen ist. "Man macht sich Sorgen"- genau das nehm ich dem Autor nicht ab. Eine Gefahr durch "christliche Unterwanderung des Stadtschlosses" klingt reichlich abstrakt, um nicht zu sagen: an den Haaren herangezogen, nein, auch das ist zu schwach, sondern geradezu grotesk. Was werden die unterwandernden Christen mit diesem Stadtschloss alles anstellen? Werden sie es, so sie katholisch sind, zum erzbischöflichen Palais Berlins ummodeln? Oder gar in den Kellern Inquisitionskammern installieren? Es ist eben ein pathologischer Hass gegen das Christentum, der da spricht, und ob dessen Akzeptanz sich der Autor dermaßen sicher ist, dass er vermeint, ihn mittels Assoziation als "Argument" gegen den gleichermaßen gehassten kunsthistorischen Konservatismus, wie er sich im Rekogedanken manifestiert, ausspielen zu können, ein mE höchst naives Unterfangen, das einem objektiven Betrachter nur die Blindwütigkeit des Hassens zeigt (hier gleichwohl auf gewisse Sympathien stoßen dürfte... nun ja. So Sachen gibt es. Zum Glück nicht gerade als Massenphänomen).

    Aber dass du diesen Unsinn auf solche Weise zu verniedlichen oder beschönigen versuchst, Franka, wundert mich schon sehr.


    Puuh. Bei solchen Formulierungen merkt man, wie erschreckend atheistisch dieses Land mittlerweile geworden ist.

    Tja. Dieses Erschrecken, mE zu spät, um heilsam zu sein, kommt davon, wenn man jahrzehntelang verschlafen hat und dabei versucht hat, es allen recht zu machen und dabei noch stolz war, wenn man von einem "Progressiven" auf die Schulter geklopft bekam. Nicht persönlich gemeint, sondern auf die Klasse bezogen. Du hattest anderes zu tun und es dabei ebenfalls nicht leicht gehabt, und dafür sind wir auch dankbar.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • "Sendemast christlicher Ideologie" - abgelutschte Neuauflage des Streits ums Kuppelkreuz und die Friesinschrift.

    Letztlich handelt sich exakt um das, was Psychologen eine Projektion nennen. Linke Ideologen unterstellen den "Rechten" exakt das, was sie selbst ständig tun: nämlich das Streben nach Deutungshoheit, Besetzung des öffentlichen Raumes mit ihren Symbolen, Unterwanderung und Infiltration von Diskursen. Sie regen sich auf, wenn Menschen an der Ramadan-Beleuchtung in der Frankfurter Innenstadt Anstoß nehmen, empören sich zugleich aber über jüdische Prophetenfiguren. Wären sie wirklich so tolerant und weltoffen, wie sie von sich behaupten, würden sie das Aufstellen dieser Figuren begrüßen als ein Zeichen von Hochachtung gegenüber dem Erbe der jüdischen Religion. Dächte man in ihren Feinbild-Kategorien, müsste man ihre Kritik als judenfeindlich bewerten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Zitat von Ursus

    Es ist eben ein pathologischer Hass gegen das Christentum,

    Genau das ist das Problem. Die woken, hyper-säkularen bzw. von jeglichem theologischen Grundwissen „befreiten“ Schreiberlinge von Taz und Alpenprawda haben überhaupt keine Ahnung über die aufgestellten Propheten. Die alttestamentarischen Propheten haben die Mächtigen ihrer Zeit kritisiert, sie haben sich für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg eingesetzt. Und sie haben natürlich mit dem Zorn Gottes gedroht, so wie die heutigen selbsternannten Propheten mit dem Zorn der Erde drohen, weil wir Menschen ja angeblich das Klima versauen. Die aufgestellten Propheten waren also die „Oberlinken“ des Alten Testaments.

  • Genau das ist das Problem. Die woken, hyper-säkularen bzw. von jeglichem theologischen Grundwissen „befreiten“ Schreiberlinge von Taz und Alpenprawda haben überhaupt keine Ahnung über die aufgestellten Propheten. Die alttestamentarischen Propheten haben die Mächtigen ihrer Zeit kritisiert, sie haben sich für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg eingesetzt. Und sie haben natürlich mit dem Zorn Gottes gedroht, so wie die heutigen selbsternannten Propheten mit dem Zorn der Erde drohen, weil wir Menschen ja angeblich das Klima versauen. Die aufgestellten Propheten waren also die „Oberlinken“ des Alten Testaments.

    Du hast vollkommen Recht. Unter #5362 habe ich das ganz ähnlich beschrieben.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Streben nach Deutungshoheit, Besetzung des öffentlichen Raumes mit ihren Symbolen

    Ja, das ist natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Sie sind letztlich auf gewisse Weise religiös. Sie ähneln darin dem nach Eigenurteil eifersüchtigen Jahwe, als dass sie keine anderen Götter neben sich dulden. Daher dieser niemals ruhende Hass in den absonderlichsten Zusammenhängen. Nur, dass sie das nicht freimütig bekennen, sondern unter dem Denkmantel der Toleranz noch heuchlerisch verbergen. Imgrunde sollten wir über Offenbarungen à la Stadtschlosskuppel sogar froh sein, die das Gemeinte "verüberdeutlichen" und schon in den Bereich der Lächerlichkeit rücken. Allerdings scheint das gar nicht mehr aufzufallen, von auch hier zu beobachtenden verhaltenen Sympathiekundgebungen ganz zu schweigen, Vgl das Dictum einer vorgeblich "ernsten Auseinandersetzung" und die Diffamierung des völlig angemessenen Hohngelächters eines Dr Clemens Sökefeld, das die Sache, nämlich gerade die erwähnte Herstellung der absonderlichsten Zusammenhänge, wirklich messerscharf auf den Punkt bringt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Als christliches Land würde ich Deutschland nicht mehr sehen, aber wir stehen in der christlichen Tradition.

    Der Punkt ist für mich aber ein ganz anderer. Das Gebäude ist äußerlich eine Rekonstruktion des Berliner Schlosses und steht da nicht ohne Grund. Berlin war jahrhundertelang Residenzstadt und hat m.E. tatsächlich so etwas wie seine Mitte zurückbekommen. Außerdem schafft die schiere Baumasse ein Gegengewicht zu den Gebäuden der Museumsinsel und macht den sogenannten Lustgarten wieder räumlich erlebbar. Point de vue ist das Schloss natürlich auch.

    Die Kuppel korrespondiert mit der Domkuppel, geht also quasi als ´nachträgliche Zutat´ des 19. Jahrhunderts in Ordnung. Ohne die acht Sandsteinfiguren wäre sie nicht komplett.

    Gebraucht werden jedenfalls acht eher blockhafte Sandsteinfiguren etwa dieser Größe. Könnte man den heutigen Entscheidern vertrauen, dann müssten das für mich keine acht Propheten sein. Da könnten auch vier Propheten im Wechsel mit vier (matronenhaften) Sybillen stehen (Frauenquote), oder acht Hohenzollern, oder acht "große Deutsche".

    Den heutigen Entscheidern kann man aber nicht vertrauen, wer weiß, was da dann für ein Mumpitz da oben stünde und wie mangelhaft das ästhetische Ergebnis wäre.

    Mit der Inschrift ist es im Grunde das gleiche. Da könnte man auch den kategorischen Imperativ nehmen oder ein Zitat von Friedrich dem Großen oder... Nur Roth und Konsorten darf man das nicht entscheiden lassen, (..)… gekürzt Mod. und darum verteidige ich die acht Propheten und den althergebrachten (heute wunderlich wirkenden) Text.

  • Man muss sich eben immer in Erinnerung rufen: Die Kuppel enthielt eine Kapelle und war von vornherein zu diesem Zweck erbaut worden. Im Innern hypostasierte die Kuppel das Himmelsgewölbe, die Laterne am Äußeren paraphrasierte das Allerheiligste des salomonischen Tempels. Folglich ist das biblische Bildprogramm Teil der Rekonstruktion. Wer Kuppelkreuz, Inschrift und Propheten ablehnt, muss die Kuppel als solche ablehnen - und ebenso den Figurenschmuck an Portal III, der ja auch Teil dieses Konzepts ist.

    Und wer argumentiert, dass die Kuppel heute nicht mehr als Kapelle diene und deshalb eine aktualisierte Ikonographie brauche, muss auch zur Kenntnis nehmen, dass das Schloss nicht mehr preußische Königsresidenz ist. Also hätten auch Adler, Wappen, Kronen, Famen und letztlich auch die antiken Götterfiguren (der barocke Hof als irdischen Abbild des Olymp) nicht mehr rekonstruiert werden dürfen.

    Die Kritik ist also schon in ihrem Ansatz einfach nur krank.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Letztlich ein sehr protestantisches Programm. Wir Katholiken sind nicht so Bibel-firm, schon gar nicht, was das AT anbelangt. Wir hätten eher Engeln oder Heilige gewählt.

    Wer Kuppelkreuz, Inschrift und Propheten ablehnt, muss die Kuppel als solche ablehnen -

    Glaubst, dass die mit der Kuppelablehnung auch nur das geringste Problem hätten?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Glaubst, dass die mit der Kuppelablehnung auch nur das geringste Problem hätten?

    Nein, sie hätten natürlich gerne auch die Kuppel verhindert - und vor allem auch das ganze Schloss. Um die Propheten an sich geht es gar nicht vorrangig. Das sind vielmehr Versuche, einen neuen Ansatzpunkt fürs Stänkern gegen das Schloss bzw. auch gegen Rekonstruktion an sich zu finden.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was mir auf den Bildern, wo man etwas näher an die Laterne herangezoomt, auffällt:
    Plant man eigentlich überhaupt noch den Übergang von Laterne zu Kuppel zu verkleiden, und plant man noch die Bolzen(?), die rund um die Basis der Laterne herausstehen, abzumontieren?
    Sieht alles nicht so schön und eher unfertig aus.

    Was ich genau meine, lässt sich auf diesem Bild gut erkennen:

    Kuppelkreuz_Berliner_Stadtschloss.JPG
    https://www.hobbyuo.de/Stadtschloss.htm

  • Wahrscheinlich nicht, denn die Kuppel ist ja nun schon ein paar Jahre fertig. Nicht das dies nötig wäre (wahrscheinlich nicht, sonst hätte man es gemacht), denn sehen wird man das von unten mit bloßem Auge nicht. Die "Bolzen" werden Ösen für die Absturzsicherung, beziehungsweise die Wartung sein, damit man sich an der Kuppel entlang abseilen kann.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ist schon einmal das pathologische Geschwätz hier im Forum auf Wikipedia zitiert worden? Das wäre ja wirklich peinlich.

    Hör auf mit Deiner schlechten Laune!

    Mich nerven diese Artikel auch! Aber die Schuld sehe ich an den Verfassern und an der Hysterie im Kulturbetrieb. Es ist nicht die Schuld des Forums, wenn Beiträge dazu geschrieben werden.

    Gebraucht werden jedenfalls acht eher blockhafte Sandsteinfiguren etwa dieser Größe. Könnte man den heutigen Entscheidern vertrauen, dann müssten das für mich keine acht Propheten sein. Da könnten auch vier Propheten im Wechsel mit vier (matronenhaften) Sybillen stehen (Frauenquote), oder acht Hohenzollern, oder acht "große Deutsche".

    Den heutigen Entscheidern kann man aber nicht vertrauen, wer weiß, was da dann für ein Mumpitz da oben stünde und wie mangelhaft das ästhetische Ergebnis wäre.

    Mit der Inschrift ist es im Grunde das gleiche. Da könnte man auch den kategorischen Imperativ nehmen oder ein Zitat von Friedrich dem Großen oder... Nur Roth und Konsorten darf man das nicht entscheiden lassen, (..)… gekürzt Mod. und darum verteidige ich die acht Propheten und den althergebrachten (heute wunderlich wirkenden) Text.

    Abgesehen davon, dass Pauschalaussagen über Politiker nicht erlaubt sind, gebe ich Dir Recht. Ich hätte auch nichts gegen einen Synkretismus, bzw ich empfinde das auch so. Oben erwähnte jemand Engel und Heilige. Das ist auch eher meine Welt. Trotzdem finde ich die Propheten an dieser Stelle wunderschön.

    P.S. Claudia Roth hat momentan ganz andere Probleme. Es war schon vor zwanzig Jahren ersichtlich, dass es im Kulturbetrieb auf den politischen Aktivismus ankommt. Das wurde auch in den Akademien gefordert. Auch die Aufforderung vorher viel gereist zu haben, viel von der Welt gesehen zu haben. Warum zählte keine Reise nach innen? Denn jetzt haben wir den Salat, wir ersticken an Politisierungen.

    Beauty matters!

  • Richtig müsste es heißen:

    Propheten am Berliner Schloss sorgen für Freude, außer bei einer kleinen Gruppe Schlossgegner.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher