• Bemerkenswert: Obwohl vom RBB, wird im Beitrag nichts Negatives über das Schloss / Humboldt Forum gesagt.

    Nun ja, in der Einleitung ist aber von "Widerherstellung" die Rede! Ob das ein Versehen ist?

    "Im Humboldt-Forum arbeiten erfahrene Stuckateure seit Jahren an der Widerherstellung alter Pracht aus dem Berliner Stadtschloss. Die Formen des Stucks wurden anhand alter Fotos rekonstruiert. Nun steht Arbeit kurz vor der Fertigstellung."

  • Bemerkenswert: Obwohl vom RBB, wird im Beitrag nichts Negatives über das Schloss / Humboldt Forum gesagt

    Bemerkenswert, statt wie üblich "Hass und Hetze" (wie man so schön sagt) gegen das Schloss.

    Es wäre fair vom RBB gewesen, noch zu erwähnen, von wem diese schönen Arbeiten finanziert werden: dem Förderverein Berliner Schloss mit seinen Spendern.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Hoffentlich wird nun da ein Umdenken stattfindet auch die Umgebung gestaltet, mit Schlossbrunnen Rossebändiger Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Verkehr...usw.

    Wieso sollte denn ein positiver Drei-Minuten-Nachrichtenbeitrag in der Abendschau eine Geschwindigkeitsbeschränkung und die Rossebändiger herzaubern? Das ist doch weit hergeholt.

  • Was wirklich enorm fehlt ist der Apothekenflügel. Wenn man vom Osten auf das Schloss zu fährt merkt man wie haltlos der Platz davor ist.
    Der Raum zwischen Dom und Schloß ist zu weit oder mindestens zu wenig gestaltet.

    Der Blick von Osten auf das „Hüttendorf“ am Schinkelplatz hebt auch nicht grad die Stimmung 😅

    Man merkt sehr das es überhaupt kein Gesamtkonzept gibt

  • Ein rekonstruierter Apothekerflügel wäre zwischen dem bombastischen Berliner Dom und dem großflächigen, modernen Stella-Ostflügel doch ein kleinteiliger stilistischer Fremdkörper. Es fehlt allerdings ein dichterer Abschluss zum Lustgarten, evtl. durch ein Bauwerk.

    Was Rossebändiger und Neptunbrunnen angeht, ist die Senatsbaudirektorin Frau Prof. Kahlfeldt Gefangene des Landesdenkmalamtes und seiner peniblen Erhaltungsideologie. Diese besagt, dass die Kunstwerke eine jeweils "konstituierende" Rolle an ihren derzeitigen Standorten gewonnen hätten.
    Das heißt in meiner Sprache: weil es jetzt nun mal so ist und auch kurzlebige Gewohnheiten mancher Bürger und Bezirksbürgermeister darauf beharren, müssen diese hochwertigen Schmuckstücke an zweitrangigen und abseitigen Plätzen verharren. Auf der Museumsinsel wird zu viel Stückwerk und klein-klein versucht. Mir fehlt der mutige, ganzheitliche, großzügige und geschichtsbewusste Wurf an diesem passenden, repräsentativen Ort. Die darzustellende Geschichte ist hier viel länger und mehr als die Konservierung der vergangenen DDR-Phase.

  • Der Ostflügel des Stadtschlosses soll augenscheinlich ein Ensemble mit den anderen Bauten bilden, die an das gegenüberliegende Marx-Engels-Forum grenzen - auch weiße Betonwände mit Rasterfassaden ähnlich zur Ostseite des Schlosses. Bei der Vogelperskeptive wird das deutlich.

    Der Wiederaufbau des Ostflügels sei bautechnisch schwer zu verwirklichen, weil auch die Spree an der Stelle verschoben werden müsste. Die Hoffnung, dass das irgendwann verwirklicht werden kann, stirbt zuletzt.

  • Eine Entpolitisierung der gesamten Debatte täte dringend Not. Natürlich hat jede Politik ihre Ästhetik. Aber nicht jede Ästhetik ist politisch.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wieso sollte denn ein positiver Drei-Minuten-Nachrichtenbeitrag in der Abendschau eine Geschwindigkeitsbeschränkung und die Rossebändiger herzaubern? Das ist doch weit hergeholt.

    Der Beitrag selbst wird natürlich nichts bewirken. Aber er könnte symptomatisch für einen allmählichen Stimmungsumschwung sein.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Mein Beitrag zu der Haltung des Landesdenkmalamtes ist nicht politisch gemeint. Es ist der grundsätzliche Konflikt zwischen einer übergeordneten Ästhetik im Städtebau und dem unbedingten Kleben an bestimmten Denkmälern, die auf bestimmte vergangene Situationen erinnern sollen, aber keine Bereicherung oder Sanierung des Stadtbildes darstellen, sondern nur die Festhaltung an einem früheren, unbefriedigenden Zustand.

  • Mein Beitrag zu der Haltung des Landesdenkmalamtes ist nicht politisch gemeint. Es ist der grundsätzliche Konflikt zwischen einer übergeordneten Ästhetik im Städtebau und dem unbedingten Kleben an bestimmten Denkmälern, die auf bestimmte vergangene Situationen erinnern sollen, aber keine Bereicherung oder Sanierung des Stadtbildes darstellen, sondern nur die Festhaltung an einem früheren, unbefriedigenden Zustand.

    Das habe ich aus so verstanden. Aber leider reichen die Politisierung und die Ideologisierung der Gesellschaft mittlerweile in alle Lebensbereiche hinein (Kirchen, Vereine, Verlage, Bildungswesen, Justiz), und ich denke, dass auch viele Denkmalbehörden davon nicht mehr ganz frei sind.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es hat m. E. auch noch mit anderem zu tun.

    Die deutsche Denkmalpflege zieht sich (nun leider auch in Sachsen) immer mehr auf die Position der sog. "Zeitschichten" zurück, wonach jede Zeitschicht und fast alles mittlerweile schlichtweg "denkmalwürdig" ist. Damit schlägt man zwei Fliegen mir einer Klappe: Man erspart sich die mühevolle Auseinandersetzung mit jeglichem Werten, Abwägen und Gewichten, die jeglicher Entscheidung zugrundeliegt.

    Und man wischt der Rekonstruktionsbewegung, die die früheren "originalen" Zustände gerne wieder zurückhätte super eins aus.

    Der Denkmalpfleger Heinrich Magirius hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es für einen Denkmalpfleger eben auch enorm wichtig ist, Dinge ästhetisch-künstlerisch sehen, einordnen und bewerten zu können. Wenn jemand aber (wie leider viele Landesdenkmalpfleger) keinen ästhetisch-kulturellen Zugang zu den "Monumenten" (dieses Wort sagt bereits alles) hat, sprich ihn das Schloss nicht nur als historisches Bauwerk, sondern vor allem auch als hochbedeutsames Bau-Kunstwerk nicht anspricht, dann wird eben alles auf eine beliebige "Zeitschichten"-Ebene abgewälzt. "Jetzt ist es nun mal so und kann eben bleiben".

    So sieht die heutige Sächsische Landesdenkmalpflege hier in Dresden im Neustädter Markt leider nicht das, was wir als Bürger darin sehen, nämlich eine ganz großartige städtebauliche Leistung des 18. Jhs. und zudem einen der historisch wichtigsten und ältesten Besiedlungsschwerpunkte der gesamten Stadt, sonden eben nur noch ein "ganz nett" gestaltetes Plattenbaugebiet der 1970er.

    Jemand, der keine historische und kunsthistorische Bildung hat, dem kann man diese leider auch nicht quasi "per Amt und Dekret" zukommen lassen.

    Gegenbeispiel: Eine wirkliche und gar nicht so einfache Abwägungsfrage stellt sich m. E. mit dem "Großen Kurfürsten" von Schlüter, aktuell vor dem Charlottenburger Schloss: Ist die jetzt wiedererstandene Situation am Berliner Schloss (die Lange Brücke gibt es nicht mehr und wird es nicht mehr geben) wirklich so wertvoll und schon in so vielen Bereichen wieder erkennbar zurückgewonnen, dass man eine (Rück)Versetzung wagen sollte, oder steht die herrliche Plastik im Innenhof von Charlottenburg nicht schon seit fast 80 Jahren "wie angegossen" nicht doch sehr gut? Eine Abwägungsfrage.

    Nicht aber m. E. die Aufstellung der beiden Rossebändiger, deren heutigen Position ihrem Rang schlichtweg nicht gerecht wird, zumal man die alte Situation vor der 1:1 wiederaufgebauten Lustgartenfassade des Schlosses wiedererhalten kann.

  • Wenn man konsequent primär historische Bedeutung und Ästhetik berücksichtigt, würde der Große Kurfürst wieder zurück an das Schloss gehören, auch wenn eine Ergänzung der modernen Brücke nicht realistisch ist.

    Begründung:
    1. Das hervorragende Kunstwerk von Schlüter stand auf der Brückenmitte mit Blick auf die alte Renaissance-Fassade aus der Zeit des Großen Kurfürsten. Er könnte auf die ehemalige Burgstelle und Südfassade sehen.
    2. Ein m. E. geeigneter Standort wäre direkt zwischen der südlichen BS/HF-Ostfassade und dem westlichen Brückenkopf. Damit würde das Schlüter-Bauwerk mit dem Schlüter-Denkmal wieder zusammengeführt.
    3. Heute steht das Denkmal in dem Ehrenhof des Ch. Schlosses. Ehrenhöfe sind repräsentativ gedacht für vorfahrende Kutschen. Kunsthistorisch bleiben sie frei von domierenden Statuen. Das ist z. Zt. ein Stilbruch.

    Mir ist klar, dass eine Rückversetzung an oder um das Schloss politisch und bürokratisch nicht realisierbar ist. Es bleibt also ein Gedankenspiel.

  • Ein bildgewaltiger, abendfüllender Abriss der Geschichte des Berliner Schlosses.

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das ist wirklich ein sehr schöner Film, ich kenne ihn. Schön auch die darin eingefügten Aufnahmen vom "Schlüter"-Film mit Heinrich George (den ich auch kenne und der beeindruckend ist inkl. der ersten und letzten bewegten Filmbilder vom Schloßinneren). Man kann sich den barocken Bildhauer und Baumeister danach gar nicht mehr anders als in der Gestalt von George vorstellen. Ein barocker Kraftmensch - passend zu seiner gewaltigenden Bildhauerkunst. Danke!

    Derweil fiebere ich ungeduldig der Fertigstellung von Innenportal V entgegen. Das soll wohl noch im Februar erfolgen und wäre ein weiterer, sehr wichtiger Schritt, das Schloß dem Original noch näher zu bringen.

  • Vielen Dank Resurrectus für den Beitrag dieses großartigen Films. Er ist hochinteressant: künstlerisch, politisch, historisch, städtebaulich - sorgfältig zusammengestellt, aufschlussreich und gut kommentiert!

    Ich musste lernen, dass der für das Schlossumfeld zuständige Berliner Senat mit Landesdenkmalamt gefangen sind im Beharren auf einer kunst- und geschichtsvergessenen „konstitutionellen“ Zeitscheibensicht. Diese enge Sicht erlaubt nur die unbefriedigenden Interimslösungen für Rossebändiger und Neptunbrunnen. Darin sehe ich (mit Verlaub) ein unverständliches Armutszeugnis der Berliner Städtebau-Politik.

    Für die Innenraumgestaltung des hybriden Baus hätte ich mir die beispielhafte Rekonstruktion der Giganten-Treppe und, je nach Spendenbereitschaft, weniger bedeutender Räume gewünscht: Rittersaal, Paradekammern Andreas Schlüters. Der Mut, diese „Edelsteine“ der Barockkunst zu restaurieren, wäre eine großartige Perspektive. Welche Bundes-Instanz müsste den Mut für eine solche Entscheidung haben? Es wäre keine Geldfrage in schwieriger Zeit, sondern des politischen Wollens in Verbindung mit privatem Engagement.

  • Ich habe gelernt, dass die Zuständigkeit für das Schlossumfeld bei der Senatsverwaltung für Stadt­ent­wicklung, Bauen u. Wohnen liegt und dass das Landesdenkmalamt bei Fragen der Rekonstruktion mitzuentscheiden hat. So fiel die Entscheidung für Rossebändiger und Neptunbrunnen, sie an den derzeitigen zweitrangigen Standorten zu belassen. Schade für diese prächtigen Kunstwerke und die betroffenen Ensembles.

    Anders ist die Situation für die Innenräume des hybriden Neubaus im wunderschönen, großenteils wiederer-standenen Gewand. Zuständig für das Bauwerk ist der Bund. Ich hätte mir gewünscht, dass dort den Mut gegeben hätte, mehr Offenheit für eine beispielhafte Rekonstruktion weniger künstlerisch und historisch bedeutsamer Räume zu zeigen. Die Paradekammern, deren Zugang die berühmte Giganten-Treppe war, galten als künstlerische Meisterschöpfung des bedeutendsten deutschen Barockbildhauers Andreas Schlüter und gehörten zu den großen Raumschöpfungen des Barocks in Europa. Das Treppenhaus ist hervorragend durch Fotografien, Pläne und Gipsabgüsse dokumentiert. Die Wiederherstellung wäre möglich. Spendenmittel sind zu einem erheblichen Teil zugesagt. Warum fehlt der Mut, zunächst die Giganten-Treppe zu rekonstruieren?