• Vielleicht in deiner Welt. ... Das ist Teil meiner Erziehung

    Na dann klopf dir mal weiter auf deine Schultern, zumal du einem "aus meiner Welt" wieder mal moralisch überlegen bist.

    Bei Wissenschaftlern aus dem linksradikalen Lager endet jedenfalls meine persönliche Wertschätzung, ein schriller Antifa-Aktivist hat auf einem Hochschulposten eigentlich nichts verloren. Was dieser Herr betreibt hat mit dem seriösen Handwerk eines Historikers nichts mehr zu tun. Kolonialismus-Forschung ist ehrenwert, ich hatte das Glück, bei dem Kolonialismus-Forscher Horst Gründer studieren zu können (der von Zimmerer übrigens auch angefeindet wird). Zimmerer schießt mit seinem moralinsauren Postkolonialismus (auch in der Gegenwart muss allesmögliche "dekolonisiert" werden, hinter jedem Busch lauert der Rassismus) weit über das Ziel einer angemessenen kolonialen Aufarbeitung hinaus und trägt dazu bei den Diskurs zu vergiften und die Gesellschaft zu spalten.

  • Das jetzt fertig dastehende Gebäude­ Berliner Schloss Humboldt-Forum in seinem Umfeldund die Ausstrahlung seiner Ästhetik kann man unbefangen und vorurteilslos auf sich wirken lassen. Man kann die Architektur, die Skulpturen, den Fassadenschmuck von Schlüter und Stüler und die eingefügte Architektur von Stella beurteilen, bewundern, kritisch sehen oder überhaupt nicht sehen. Voraussetzung ist, dass man den Bau überhaupt anschaut, ernst nimmt, und bereit ist, der Kunstfertigkeit eine Chance der Wertschätzung zu geben.

    Man kann sich auch anders verhalten: das Gebäude nicht als kunstvolles Objekt, als physischen, nützlichen, hässlichen, schönen Gegen­stand anschauen. Das Gebäude kann reduziert als Symbol historischer, staatlicher, ideologischer, machtpolitischer Herrschafts­interessen wahrgenommen werden. Rechts- und Linksfixierte, Modernistisch und Retro fixierte fallen mit pauschalisierender Polemik übereinander her. Menschen kämpfen nur verbittert um ihre festgefahrenen eigenen und gegnerischen Weltbilder. Als Hauptstadt Preußens, des Kaiserreiches, der Weimarer Republik, des NS-Staates, der DDR, der Bundes­republik wird das Gebäude mit Umfeld nur abstrakt als wechselhafte, vieldeutige und kontaminierte Symbolik hin- und hergezerrt. Ort, Steine und Artefakte stöhnen unter der schweren Belastung der ihnen auferlegten Symboliken. Unfair und Schade!

  • Bauaesthet, du machst aus einem einseitigen Kulturkampf einen gegenseitigen. Das wird den Tatsachen nicht gerecht. Ich habe in der öffentlichen Diskussion von Seiten der Befürworter und Unterstützer des Schlosses bislang keine "pauschalisierende Polemik" vernommen, stattdessen müssen sie sich viel davon anhören und reagieren darauf bemerkenswert sachlich. Als Beispiel sei hier nochmals die Antwort von Frau Lengsfeld erwähnt, die sogar angesicht ungeheuerlicher Vorwürfe noch Haltung und einen ruhigen Tonfall bewahrt.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Oswald, Trüby und Zimmerer (OTZ) haben sich aber nie antisemitisch geäußert, sondern nur antiweiße und antichristliche Stereotype bedient in ihren "postkolonialen" Debatten. Im Gegenteil, "rechte Antisemiten" unter den Spendern zu finden war doch gerade Trüb/walts Anliegen und was sie den Spendern beim Berliner Schloss unterstellt haben, wobei von einem Spender die Plakette entfernt wurde. Zimmerer sagt im Videoclip, dass Berliner Schloss "verdecke Auschwitz". Er macht also eindeutig klar, dass seine postkolonialen Thesen nicht antizionistisch genutzt werden können, sondern auf der etablierten antiweißen und antichristlichen Schiene fahren. Haben OTZ jemals Listen von "antichristlichen" Spendern erstellt oder die neue Synagoge kritisch dekonstruiert? In der Realität suchen sie nur nach "rechten Antisemiten".

    Die angesprochenen postkolonialen Theorien gehen letztendlich zurück auf die "Kritische Theorie", deren Hauptvertreter die vier jüdischen Akademiker Theodor Adorno "Vater der 68er Studentenbewegung", Herbert Marcuse, Erich Fromm und Max Horkheimer der Frankfurter Schule waren. Von ihnen war Adorno politisch am einflussreichsten und hat 1950 die viel zitierte Studie "The Authoritarian Personality" ("Die autoritäre Persönlichkeit") veröffentlicht, in der er unterstellt, dass Antisemitismus durch Nationalstolz verursacht wird, zudem durch patriarchalische Familien, Ethnozentrismus in homogenen Gesellschaften und unterdrückte Homosex. Letzteres haben sich die Autoren wohl beim jüdischen Kollegen Sigmund Freud abgeguckt? Kurzum "rechts" ist antisemitisch. Der Cambridge-Soziologe Nathan Glazer schrieb 1954, dass keine Studie mehr Einfluss auf die angewandte Sozialforschung an den Universitäten hatte als diese. Wir leben heute im Schatten von Adornos Sozialforschung, welche durch seine Studentenbewegung zum Mainstream wurde. Die heute medial geförderte "woke" postkoloniale Debatte ist einer der Wege, um Nationalstolz zu dekonstruieren und somit Antisemitismus zu bekämpfen gemäß der Kritischen Theorie. Es ist naiv zu glauben, dass Rekonstruktionen irgendwie der Kritischen Theorie und ihren Influencern entgehen könnten.

    Linke und rechte Influencer bedienen sich gegenseitig in ihrer medialen Dialektik. Die Debatte um die acht Propheten verlief exemplarisch. Die im Kern antichristlich dekontruktive Rhetorik (These) der Kuppelgegner wurde umgelenkt in "Kuppelgegner sind Antisemiten" (Antithese von achgut), da die Propheten historisch israelisch waren. Als Synthese einigt man sich, dass Antisemiten überall bekämpft werden müssen und beide Seiten machen Listen. Dabei sind OTZ gegen rechte Antisemiten; Welt, Tichy & Co. gegen linke Antisemiten. Zwei Wege zum selben Ziel. Das eine "woke" postkoloniale Debatte auch auf Israel zurückfallen kann, ist ein unvermeidlicher, aber unerwollter Aspekt der Kritischen Theorie und somit die schwächste Retour auf die OTZ-Schloßkritiker. Letztendlich ist die aktuelle Schlossdebatte immer ein inauthentisches Schattenboxen. Wenn konservative Influencer mit antiweißen und antichristlichen Stereotypen wie "Gewaltherrschaft, Ausbeutung etc." konfrontiert werden (gab es in allen Kulturen), ist die Antwort "linke Antisemiten" bekämpfen, selbst wenn dies im Fall der OTZ-Schloßkritiker realitätsumkehrend ist und somit an ihnen abprallt.

  • Danke für den sehr interessanten Beitrag! Ich glaube aber, dass das Argument des Antisemitismus' von beiden Seiten nur ein vorgeschobenes ist, weil es eben - vor allem in Deutschland - das stärkste und vernichtendste überhaupt ist, womit man seinen politischen Gegner im Handdumdrehen mundtot machen kann. Somit bedient sich Zimmerer eben der stärksten Waffe, um die Rekonstruktion des Berliner Schlosses in knappster und nicht mehr steigerbarer Form zu verdammen. Nur: mit dem eigentlichen Berliner Schloss hat das wirklich überhaupt nichts zu tun, diese Argumentation ist einfach nur abenteuerlich und total unlauter. Gibt Zimmerer denn überhaupt nachvollziehbare Argumente für diese steile These an oder belässt er es bei der bloßen Behauptung? Ich finde die Aussage, dass das Berliner Schloss Auschwitz verdecke, absolut skandalös und letztendlich eine Verharmlosung des Holocaust, der für solche relativen Kleinigkeiten wie der Rekonstruktion eines Schlosses niemals herangezogen werden dürfte. Man mag daran merken, dass "OTZ", wie Du sie so schön nennst, jedes Mittel recht ist, um ihre Agenda durchzusetzen.
    Dass sich die rechte Seite eine solche Verleumdung nicht gefallen lässt, dürfte selbstverständlich sein; von daher ist es nicht auf die gleiche Stufe zu stellen, wenn Tichy und Co. versuchen, es OTZ mit ähnlicher Münze heimzuzahlen. Angefangen mit dieser Eskalation aber haben OTZ, nicht umgekehrt, das ist sehr wichtig festzuhalten.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Bauaesthet, du machst aus einem einseitigen Kulturkampf einen gegenseitigen. Das wird den Tatsachen nicht gerecht. Ich habe in der öffentlichen Diskussion von Seiten der Befürworter und Unterstützer des Schlosses bislang keine "pauschalisierende Polemik" vernommen, ...

    Sicher treten viele Schlossgegner massiver und polemischer auf als die Schlossverteidiger. Aber auch den Verteidigern platzt oft der Kragen, wie man an vielen Stellen auch in diesem Forum lesen kann (wie zuletzt gegen Oswald und Zimmerer). Polemik verleitet eben oft zu Ärger und Kampfgeist. Da schließe ich mich selbst nicht aus. Daraus entsteht leicht Gegenpolemik. Dahinter stehen unterschiedliche Erziehungs-, gewachsene Sozialisations- und Wertesysteme (sogenannte Memplexe) Das ist verständlich. Das Ergebnis ist ein "gegenseitiger Kulturkampf" bei dem das eigentliche Objekt der Auseinandersetzung, der Schlossbau selbst fast vergessen wird und zum Beispiel der Schloßbrunnen und die Rossebändiger aus Resignation verloren haben.

  • Absolut unsinnig bei dem Schloss eine Anknüpfung an dem Kolonialismus, Preußentum oder gar eine "Überdeckung des Holocaust" zu sehen. Das Schloss war schon in der Weimarer Zeit das meistbesuchte Museum in Berlin. Und wenn das Schloss an etwas anknüpft, dann an diese Zeit als es als Museum außerhalb von Machtzwecken von den Bürgern erobert wurde und diese sich an der Architektur erfreuten.

  • Nachdem ein Kritiker des Stadtschloss (HuF) wieder einmal für Furore hier im Forum sorgt und die Emotionen kochen.

    Mir ist egal was Trüby, Oswalt und Co. sagen, es animiert mich auch in Zukunft für das Stadtschloss (HuF) zu spenden.

  • Es ist interessant zu sehen, wie sich hier (populistische) Altlinke wie OTZ und rechtskonservative Forenteilnehmer unbedingt in die Haare kriegen müssen. Erstere müssen nur einen Satz schreiben und alle schäumen hier vor Wut. Lasst doch die selbsternannten Nazijäger reden. Wir leben in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit. Bleibt ruhig, sammelt euch, werdet nicht emotional und petitioniert gemeinsam gegen jede Verschandelungsabsicht! Achtet darauf, dass ihr möglichst viele Leute mitnehmt, anstatt die Leute vor den Kopf zu stoßen - indem man sich nicht nur auf das Niveau der Gegner begibt, sondern unbedingt niveauloser sein muss mit abschätzigeren Bemerkungen.

    Fakt ist: Das Schloss steht und wird von der Einheimischen wie Touristen akzeptiert, da werden OTZ nichts ausrichten können!

    Lasst uns zudem aufs Wesentliche konzentrieren für die Zukunft: Wiederherstellung der Gigantentreppe und der zwei Nebenkuppeln. Ohne ersterem fehlt ein wichtiger Teil des Inneren und ohne letzteres ist die Fassadenfront nicht komplett! Leider haben das viele Forenteilnehmer bei der ganzen Beschäftigung mit den Personen Oswalt und Trüby komplett vergessen.

  • Touranoglou

    Richtig. Lasst uns bitte auf das Berliner Schloss und seine Architektur zurückkommen. Hat jemand schon Bilder vom aktuellen Baustand im Portal V?

    Ich denke ja, dass die fehlenden 18 (?) Figuren und das Portal erst mal die letzten Rekoarbeiten am Schloss sind.

    Unendlich Vieles und Großes wurde da von Wilhelm von Boddien, seinen Spendern und allen Bauausführenden geleistet. Und das steht erst mal, Kritik hin, Oswalt und Kons. her...!

  • Leider hin ich zu alt um den Link hier rein zu kopieren.

    Eben erschien ein wüster Artikel im Dtlfunk gegen das Berliner Schloss. Man will die Fassade nun dauerhaft entstellen, um die "Zeitschichten" zu verdeutlichen und hat dazu einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben.

    Ich hoffe, es wird hier langsam jedem hier klar, wie dermaßen ernst die Lage für Rekos in Dtl. Ist. Der kulturelle Umbruch ist mehr als deutlich zu spüren.

    Hier in Dresden verunstaltet die scheußliche Stella Plastik die Englische Treppe nunmehr auch für immer.

  • Ideenwettbewerb für Fassade des Berliner Stadtschlosses
    Die "Initiative Schlossaneignung" fordert, die Spuren der Geschichte an der Fassade des Berliner Stadtschlosses mit einem Ideenwettbewerb sichtbar zu machen.
    www.deutschlandfunk.de


    Nun - bereits die Anmoderation zum rund 4-minütigen Audiobeitrag ist irreführend formuliert. Nur weil das Gebäude in der Hauptstadt steht und einige der Kritiker, Gegner und Feinde ebendort wohnen, ist die Behauptung, "Der Bau mit dem Humboldt Forum ist in der Hauptstadt weiter umstritten." überzogen.

  • Hatten wir das nicht schon vor Tagen/Wochen und auch ausführliche Beiträge darüber?

    Ja, die Moderation hat die Beiträge verschoben, um diesen Strang hier bei den architektonischen Aspekten rund um das Schloss zu belassen: RE: Rekonstruktionen im Fadenkreuz

    Ich denke, das sollte man respektieren.

    Kunsthistoriker | Webdesigner | Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing - Meine Kulturthemen

  • Wie aufmerksam von euch. Und deshalb jetzt keine weiteren Beiträge, unbedingt deeskalieren. Wir haben auch noch ein paar Eimer Sand, in die man den Kopf stecken kann.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Vom Deutschlandfunk ist doch gar nichts anderes zu erwarten. Die linke Schickeria der (Hauptstadt-)Journalisten mag das eben Schloss nicht (haben die jemals schon mal Wilhelm von Boddien oder Richard Schröder zum Thema befragt?). Und sicherlich folgen jetzt noch Kulturzeit und Co. mit ähnlichen Beiträgen. Das Problem ist dass die Medien einer kleinen Gruppe von verbohrten Schlosshassern vom intellektuellen Rande der Gesellschaft ständig die große Bühne bietet, und dass diese Gruppe von Schlosshassern auf eine Stiftung Humboldtforum trifft, die oft wie das Kaninchen vor der Schlange steht und ängstlich und devot "Vorschläge" von solchen Leuten aufnimmt. Wir dürfen also auf die "künstlerischen Interventionen" gespannt sein...

    @Moderation: Sinnvollerweise sollte der Strang "Rekonstruktionen im Fadenkreuz" wieder geöffnet werden.

  • die Moderation hat die Beiträge verschoben, um diesen Strang hier bei den architektonischen Aspekten rund um das Schloss zu belassen

    Danke. Das hatte ich nicht mehr in Erinnerung und war etwas verwundert, dass hier etwas als Neuigkeit gepostet wurde von dem ich meinte es bereits im Forum gelesen zu haben.