• Es ist eine barocke Originalfigur, sie stammt m. W. von Portal V, wurde aber wegen Instabilität zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgenommen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, die gewählte Formulierung hat mir auch Sorgen bereitet. "Barocke Anmutung" kann viel aber auch wenig bedeuten. Kann Gutes aber auch Schlechtes bedeuten.
    Dass der Schlossverein bei der Arbeit an den Figuren außerdem scheinbar außen vorgelassen wird, außer dass dieser bzw. wir Spender natürlich für die Kosten aufkommen, bereitet mir ebenfalls Sorgen.
    Die Stiftung HF kann sich doch unmöglich erdreisten mit unseren Spendengelden murks anzustellen, richtig?...richtig??

    Womöglich wird ja aber auch alles gut, und man macht es ganz behutsam wie im Schlüterhof. Man ersetzt die eher stilistisch unpassenden Statuen des 19. Jahrhunderts durch stilecht barocke Statuen. Da bestimmte Persönlichkeiten, Götter, Allegorien etc. immer wieder in der Kunstgeschichte auftauchen, kann man sich eng an solchen Beispielen orientieren. Im Schlüterhof ist es jedenfalls gut gelungen.

    Ich nehme an, wir werden in Zukunft mehr Information bekommen, was da tatsächlich genau passiert, und müssen dann weitersehen.

  • Weil man nicht damit leben kann, dass vier allegorische Figuren über Portal V die Gesichtszüge des damaligen Herrscherhauses - inklusive einer englischen Prinzessin - trugen, wird nun der ganze Zyklus neu gestaltet. Damit entfallen auch Allegorien, die für den Aufschwung von Industrie und Gewerbe in der zweiten Hälfte des 19. Jh. standen. Und politische Tugenden wie Gerechtigkeit, Großmut etc. sind auch nicht mehr gefragt.

    Aber hier möchte ich nochmal genauer Nachfragen, besonders der hervorgehobene Teil:
    Hast du bereits mehr Informationen als wir, und weißt, dass dies so passiert, oder ist das nur eine Befürchtung, nach dem du die schon etwas ältere Stellungnahme (Extrablatt) des Schlossvereins zu den Balustradenfiguren gelesen hast?

  • Nun, ich verstehe ja die Verteufelung der Hohenzollerndynastie und den Hass, den man jetzt gerade an diesen beiden Herrscherpaaren durchexerzieren zu müssen scheint, nicht recht. Gerade in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wies diese Familie mit den Kindern von FW III und Luise und deren Gemahl*innen doch einige zwar sperrige, aber nicht ausschließlich unsympathische Mitglieder auf.

    König/Kaiser Wilhelm I: Sicherlich in seiner Weichheit und mit seiner unglücklichen und auch seine spätere Ehe überschattenden Jugendliebe der angenehmste der Brüder, pflichtbewußt und, ähnlich seinem älteren Bruder, zunächst etwas reaktionär, später aber durchaus zu einer gemäßigten Liberalität neigend. Aus dem vielfach geschmähten 'Kartätschenprinz' der 1848er Jahre wurde er zu einem bei seinem Volk beliebten Herrscher. Dabei war er - vor allem durch Bismarck forciertund später von ihm immer wieder dominiert - höchst ungern vom König von Preußen zusätzlich zum Deutschen Kaiser geworden.

    Königin/Kaiserin Augusta: Eine eigentlich eher tragische Person, schon allein wegen der Umstände, in die sie am preußischen Hof geriet. In sehr viel geistvollerer Umgebung im klassischen Weimar aufgewachsen und wohl auch daher zu einer Liberalität neigend, zu der sie auch ihren Gemahl und ihre Umgebung zeitlebens zu bewegen versuchte - irgendwann, leider letztlich vergebens, gar mit Hilfe ihres Sohnes und dessen britischer Gemahlin. Hierbei eine der eingefleischtesten Pazifistinnen mit großen Verdiensten um die Gründung des 'Roten Kreuzes', der Caritatives in ungleich weiterem Ausmaß am Herzen lag als manch anderen 'Landesmüttern' der Zeit, denen diese Aufgaben tradtionell ja immer zufielen. All dies immer in Opposition zu Bismarck, was dessen Kritiker und Verdammern von heute eigentlich dazu gereichen sollte, diese Persönlichkeit besonders auf ihren Schild zu heben.

    Kaiser Friedrich und Kaiserin Victoria: Tragischerweise hatten diese beiden Persönlichkeiten letztlich zu wenig Gelegenheit, der deutschen Geschichte ihre Prägung zu geben (glücklicherweise eben auch keine allzu negative!), aber Ihre Ambitionen gingen glasklar hin zu einem Liberalismus und Parlamentarismus britischer Prägung, unterstützt von seiner Mutter (Augusta) und ihren Eltern (Albert und Victoria), ebenfalls immer im Gegenspiel zum Fürsten von Bismarck. Was einen Schatten auf ihr Wirken wirft, ist sicherlich die problematische Prägung, die ihr Sohn, der spätere Wilhelm II, durch sie erfuhr, weil wohl besonders Victoria mit dem 'Makel' seines mißbildeten Arms nicht zurecht kam und ihm so jahrelang medizinischen und seelischen Quälereien aussetzte, was wiederum ihn sosehr in Opposition zu seinen Eltern geraten ließ.

    Zu diesen - mir gar nicht so arg verdammenswert erscheinenden - Hohenzollern hier ein recht schöner Link:

    Augusta - die ungeliebte deutsche Kaiserin Bürgerleben
    Kaiserin Augusta - heute von vielen vergessen, damals wenig beliebt. Wie das Leben der Kaiserin verlief, erzählt Gastautorin Karin Feuerstein-Praßer.
    www.buergerleben.com
  • Nun, ich verstehe ja die Verteufelung der Hohenzollerndynastie und den Hass, den man jetzt gerade an diesen beiden Herrscherpaaren durchexerzieren zu müssen scheint, nicht recht.

    Von wem soll denn der Hass und sie Verteufelung ausgehen? Immerhin haben wir es hier mit historischen Gestalten zu tun. Die kann man in der Nachschau kritisch sehen oder auch nicht. Das mag dann auch wieder Einfluss darauf haben, welche Details am Schloss rekonstruiert werden und welche nicht. Das ist alles Teil einer kritischen Auseinandersetzung mit unserer Geschichte. Aber Hass und Verteufelung wären hier fehl am Platz und vermag ich auch nicht zu erkennen. Wer soll sich denn wo dahingehend geäußert haben?

    Kunsthistoriker | Webdesigner | Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing - Meine Kulturthemen

  • Den heutigen Entscheidern und Ausschreibern solcher Projekte (Um Gottes Willen KEINE Ähnlichkeit mit Hohenzollernantlitzen!!!) scheinen solche Animositäten wohl durchaus zu Eigen zu sein. Man kommt sich bisweilen vor wie in alten DDR-Tagen, in denen zum Beispiel am gar nicht mehr recht existenten Alten Markt zu Potsdam am Obelisken die Portraitmedaillons der preußischen Herrscher denen von preußisch-brandenburgischen Architekten weichen mussten.

  • Aber hier möchte ich nochmal genauer Nachfragen, besonders der hervorgehobene Teil:
    Hast du bereits mehr Informationen als wir, und weißt, dass dies so passiert, oder ist das nur eine Befürchtung, nach dem du die schon etwas ältere Stellungnahme (Extrablatt) des Schlossvereins zu den Balustradenfiguren gelesen hast?

    Mein Beitrag wurde verschoben. Er befand sich zunächst in einem anderen Strang, nämlich in "Budapest - außerhalb des Burgbergs".
    Dort hatte Goldstein Folgendes gepostet:Goldenes Mitglie

    Man muss sich das mal vorstellen: In Budapest wird ein Gebäude nach dem anderen in einen exzellenten Zustand gebracht, während in Berlin z. B. für jedes Einzelteil beim Berliner Schloss erst ein Beschluss gefasst werden muss (immerhin mit der richtigen Entscheidung):

    Vom Stiftungsrat beschlossen: Balustradenfiguren für das Humboldt Forum |

    Auf den Link bezog sich meine Antwort.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich verstehe die Aggressivität in der Debatte um die Kuppelinschrift nicht. Gerade in dieser Beziehung sind so viele unterschiedliche Ansätze möglich, dass kaum jemand von sich behaupten kann, in Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Ich hatte bereits im letzten Jahr versucht, die verschiedenen Facetten der Argumentation zusammenzutragen, gerade auch aus kunstwissenschaftlicher Sicht. Ich glaube, der Artikel ist hier noch nicht verlinkt:

    Die Debatte um die Kuppelinschrift am Berliner Schloss
    Berliner Schlosskuppel: Bibelzitat als Ausdruck des Gottesgnadentums und des universellen Herrschaftsanspruchs des Christentums?
    www.zeilenabstand.net

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  • Ich finde gerade diese Originalinschrift rund um die Schlosskuppel interssant und passend zur Museumsaufgabe des Humboldt-Forums.

    Die vielen Exponate in den Museen des Forums vermitteln deutlich die unterschiedlichen Sichtweisen, Glaubensweisen und Deutungsmöglichkeiten der Völker aus verschiedenen Regionen und Zeitaltern auf unserem Globus. So wie also Exponate in dem Haus Diskussionen über Raubkunst oder über indianische Kultgegenstände auslösen, ebenso können sich die Gemüter über die Kuppel-Umschrift erwärmen. Das regt doch an und ist insofern positiv zu sehen.

  • Was auffällig ist,Herr Prof. Philipp Oswalt ist in den Medien zum Thema Schloss in letzter Zeit weder zu höhren noch zu sehen. Herrje,was hat dieser Professor in der Vergangenheit für ein öffentlichen Aufschrei um das Schloss gemacht. Hat er das Schloss so wie es jetzt ist, mittlerweile etwa akzeptiert? Wenn ja, dann aber sicherlich Zähneknirschend.

    Ich glaube so eine Kämpfernatur wie Ph.Oswalt würde niemals öffenlich zugeben,das er sich hier und da auch mal geirrt hat.

  • Der Beitrag von Prof. Dr. Richard Schröder in der FAZ zu dem Bibelspruch ist hoch interessant, sehr differenziert und vermittelt profundes Fachwissen. Leider habe ich den Kommentar-Text auf der Tafel oben an der Kuppel nicht kritisch genug und die 2. (korrigierte) Fassung gar nicht gelesen. Wichtig zu wissen wäre für mich:


    Wen beschreibt Prof. Schröder in dem FAZ-Beitrag als „das Humboldt-Forum“, unter wessen Verantwortung entstanden die kritischen Texte auf den Tafeln? War es Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums? Wie weit hat er sich mit den Kritiken an dem Bibelspruch auseinandergesetzt, welche Experten waren an den Kommentar-Tafeln beteiligt? Wie kamen die Staatsministerin für Kultur, Claudia Roth und ihr Expertenstab dazu, den Text als dermaßen unzumutbar zu kontaminieren, dass sie ihn zu hohen Kosten durch einen oberpeinlichen, „politisch korrekten“ LED-Text überblenden wollte?


    Ich erwarte schon und vertraue weiterhin darauf, dass öffentliche Informationstafeln generell und zum Schloss, und auch solche Claudia-Roth-Aktionen vor Aufstellung bzw. Installation profund geprüft werden, und falls fehlerhaft, auch nachträglich korrigiert werden.

  • Vielleicht muss man nur noch 2 Jahre warten irgendwie, dann ist diese dumme Theater um diese Schrift final geendet und alles kann wieder normal bleiben. Die Gruenen sind dann wie aussieht fuer Jahrzehnte in keine Regierungverantwortung mehr und man Geld fuer diese unnuetze Spektakel fuer zum Beispiel Giganten Treppe oder Dachfiguren investieren!

  • Ich verstehe die (zum wiederholten Mal geführte) aufgeregte Diskussion um die Kuppelinschrift nicht.

    Ich denke diese "künstlerische Überdeckung" ist mangels Finanzierung vom Tisch.

    Keine Kunst an der Kuppelinschrift
    Die umstrittene Kuppelinschrift am Humboldt Forum sollte durch ein Licht-Kunstwerk ergänzt werden.
    www.bz-berlin.de
  • Ich verstehe die (zum wiederholten Mal geführte) aufgeregte Diskussion um die Kuppelinschrift nicht.

    Ich denke diese "künstlerische Überdeckung" ist mangels Finanzierung vom Tisch.

    Die berechtigte Aufregung betrifft nicht die Kuppelinschrift selbst, das könne man abhaken.
    Der eigentliche Skandal ist die Tatsache, dass eine Kultur-Staatsministerin kraft Amtes in einer oberflächlichen, ideologisch gefärbten, selbstgerechten Überheblichkeit einen Auftrag mit unseren Steuergeldern vergeben wollte. Ohne genau zu recherchieren, hatte sie vor, die Original-Inschrift mit einem geschmacklosen LED-Text überblenden zu lassen, um der Welt auf Englisch zu erklären wie politisch korrekt wir Deutschen heute sind (und dass wir nicht etwa wie die alten Preußen unter Friederich Wilhelm IV die ganze Welt für das Christentum erobern wollen) oder wozu sonst sollte die Überblendung herhalten???.

  • Im Berliner Extrablatt Nr. 99 vom Mai 2023 wurde stolz angekündigt, dass alle 27 Figuren bis Ende 2024 auf die Balustraden kommen sollen.
    Wie schön!
    Aber jetzt lese ich in einer Pressemitteilung des Humboldt-Forums, dass es nunmehr 18 Skulpturen über den Portelan I, II, IV und V sowie auf der "Eonander-Schulter" sein sollen.https://www.humboldtforum.org/de/presse/mitt…humboldt-forum/Das hieße also, dass die acht Heiligen-Skulpturen auf der Kuppelbalustrade später oder gar nicht kommen?
    Weiß jemand mehr?

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Reinhard Die acht Kuppelfiguren sind schon in Arbeit. Nun wurden weitere 18 Skulpturen genehmigt. Heißt insgesamt 26. Die Figur auf der südwestlichen Ecke fehlt meines Wissens leider noch.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher