• Mit einer Imitationstechnik könnte man im Nachgang die Farbe anpassen und die Säulen sähen täuschend echt aus.

    Das ist immer das Problem wenn verschiedene Baustoffe zum Einsatz kommen, man sieht den Farbunterschied.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Bedauerlicherweise ist aber auch der Sandstein nicht homogen. Eigentlich sollte er am ganzen Schloss einheitlich grau sein.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was sind die jetzt folgenden Projekte am Schloss?

    Es stehen im Grunde noch die Durchfahrten der Portale I und V an und der Balustradenschmuck über den Risaliten. Die Prophetenfiguren für den Kuppeltambour sind ja schon in Arbeit. Und dann wäre es am Senat, den Schlossplatz im Süden neu zu gestalten.
    Wenn es nach mir ginge, stünden noch auf der Agenda:
    Wiederherstellung der Schlossterrassen im Norden samt Rossebändigern, Translozierung des Neptunbrunnens, Rekonstruktion der wichtigsten Innenräume, angefangen von der Gigantentreppe - und irgendwann auch Rückbau des Cafes auf der Dachterrasse, dessen Bau ich für eine der blödsinnigsten Entscheidungen überhaupt halte: die Aussicht von dort ist mäßig, aber es verschandelt die Silhouette des Schlosses erheblich.
    Und dann weiterführende städtebauliche Reparaturen: Rekonstruktion der Langen Brücke mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, Rekonstruktion der Denkmale für Friedrich Wilhelm III. im Lustgarten, Umgestaltung der Rasenflächen, damit diese nicht mehr als Liegewiesen genutzt werden können, Rekonstruktion des Reiterstandbild Friedrichs I. vor dem Bodemuseum inkl. Wiederherstellung des originalen Brückenarms über die Spree, Entfernung der Glaswand im Alten Museum und Rekonstruktion der Schinkelschen Wandfresken.... und natürlich originalgetreue Wiedererrichtung der Bauakademie. Baustopp der Wippe und Wiederherstellung der Halmhuberschen Kolonnaden, meinetwegen in vereinfachter Form.

    Es gibt also noch sehr viel zu tun, auch wenn das vieles derzeit aus politischen Gründen noch völlig unrealistisch ist.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Vielen Dank, lieber Seinsheim.

    Ich würde noch die Öffnungszeiten der Gastronomie im Sommer überdenken.

    Kassenschluss um 19 Uhr - wie selbst erlebt - passt nicht in unsere Zeit.

    Man mache sich bitte klar, wie wichtig in heißen Sommern am Abend kühlende Getränke sind.

    Ganz zu schweigen von dem Eindruck, welchen wir damit in die Welt hinaussenden.

    Da es ein Projekt nach Bundestagsbeschluss ist, hätte ich mir hier wirkliche Professionalität gewünscht.

  • Du hast völlig Recht, Seinsheim. Du hast den hohen, aber möglichen Anspruch an die noch ausstehenden Projekte auf den Punkt gebracht. Genau das, was noch fehlt. Dazu gehören aber Voraussetzungen:

    • Mehr historisches, städtebauliches und ästhetisches Bewusstsein und mehr Wertschätzung von Senat und Bevölkerung für erhaltene, verlorene und rettbare städtebauliche Schönheiten in Berlin.
    • Verzicht auf Verknüpfung, Kontaminierung und Entwertung alter, schöner Bauwerke und Ensembles mit/durch entsprechende politisch rechte oder linke ideologische Schuldzuweisungen.
    • Verzicht auf Fortschrittsfixierung, wonach zeitgemäß minimalistische, schmucklose Gestaltungsform der Moderne immer u. überall fortschrittlicher u. besser seien, als „veraltete“ Bauformen und Stile.
    • Verzicht auf aufreizende Provokation: „Hingucker, aufregend Modernes gehört dazwischen“: vor Portal II: moderner Brunnen, vor Eosanderportal: Volkswippe und Flussbad, bei Portal V: Sanchi-Tor...
    • mutige Wahrnehmung und Umdenken, überzeugende und angstfreie Argumentation und komplette und vorbehaltlose Entscheidung durch den Senat und die betroffenen Bezirksbürgermeister.
    • Danach in zeitlich und finanziell abgestimmten Schritten Rundum-Reparaturen /Rekonstruktion /Sanierung /Wiederherstellung des städtebaulich und künstlerisch wertvollen Weltkulturerbes.

    Für solche Voraussetzungen ist es vielleicht aber noch zu früh?

  • Könnte man Deine Punkte Bauaesthet nicht zusammengefasst mit dieser einfachen (aber in sich anspruchsvollen) Formel erreichen:

    Es sollte möglichst immer Gestaltungen geben, die sich auf die gelungensten Gestaltungen im Umfeld beziehen und diese ergänzen und unterstützen.

    Konkret hieße das z.B. im Denkmalschutzbereich eine Abkehr von diesem exaltierten Freistellen von Alt zu Neu und stattdessen mehr aufeinander eingehen. Oder z.B. dann hier in der Stadtraumplanung, dass man versucht Fahrradständer, Sitzgelegenheiten, Pflasterungen so auszugestalten, dass sie mit dem Stadtschloss interagieren, und nicht es wie ein historisches Museumsstück in einen nackten möglichst kahlen Ausstellungsraum freizuschneiden versucht.

    Natürlich hilft der Wahrnehmung manchmal der Kontrast, so z.B. im Foyer des Humboldt Forums das Portal stark betont wurde. Aber Stadtraum ist ein Gesamtkunstwerk, man sollte nicht Teile opfern (wie z.B. hier der südliche Schlossplatz als Unort) nur um andere vermeintlich herausheben zu können. Das kennen Wir umgekehrt ja auch leider häufig von schönen Altbauensembles, deren Gesamtkomposition geopfert wird für einen kontrastreichen modernen extravaganten Neubau.

  • Majorhantines

    Ja, natürlich. Deine Formel ist gut. Dahinter steckt: Sensibilität, Rücksicht, Einfühlungsvermögen, Harmonie, usw. Ich zerlege schon wieder, um besser zu verstehen. Beides ist in Ergänzung sinnvoll : die Komprimierung auf einen Satz, eine Formel und ein Symbol ebenso wie die Vertiefung und Ausdifferenzierung in viele Kriterien, die man dabei verstehen sollte.

  • Aus dem kürzlich von Mantikor geposteten Bildern von Portal IV habe ich ein Video erstellt. Auch nochmal ein Dankeschön an Seinsheim für seine tolle architektonische Einordnung. 😊👍

    Berlin Palace 2023 - Portal IV 🇩🇪♥️ 4K

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  • Lieber Seinsheim,

    kommen wir mal zu den mittelfristigen Projekten:

    Wiederherstellung der Schlossterrassen im Norden samt Rossebändigern:

    Was fehlt dafür aktuell noch genau? Schlossterrassen sind ja schon entstanden...

  • Durch solche Teil-Rekonstruktionen im Inneren wird das Bauwerk über die Fassaden hinaus zusätzlich auch eine innere Drei-Dimensionalität als ehemaliger und erfahrbarer "Schlossbau" gewinnen.

    Ja, sehr! Die Kulissenhaftigkeit, die viele Besucher bislang beschrieben, kamen mE auch daher, dass man von den prächtigen Fassaden durch die unfertigen Durchgänge in den wieder prächtigen Hof bzw. die Stella-Passage ging. Das hatte irgendwie was von Fassadismus, es war kein kongruentes Miteinander. Das ändert sich nun endlich. Insofern sind die Portaldurchgänge mit das Wichtigste am ganzen Schlossprojekt.

  • Wiederherstellung der Schlossterrassen im Norden samt Rossebändigern:

    Was fehlt dafür aktuell noch genau? Schlossterrassen sind ja schon entstanden...

    Die Landschaftsarchitekten bbz hatten wohl bestätigt (Quelle habe ich nicht behalten), dass der Bereich für die Rossebändiger vor Portal IV vorbereitet ist. Das kann nur bedeuten. dass entsprechende Fundamente rechts und links vor Portal IV gelegt sind. Darauf müssten also zwei hohe Sockel gesetzt, die Skulpturen überführt, darauf positioniert und befestigt werden.

  • Interessant. Worin besteht der Hinderungsgrund, diese beiden Bronzeplastiken wieder an ihrem ursprünglichen Ort aufzustellen, wenn eigentlich sogar vom Landschaftsarchitektenbüro dafür alles vorbereitet worden ist?

  • Interessant. Worin besteht der Hinderungsgrund, diese beiden Bronzeplastiken wieder an ihrem ursprünglichen Ort aufzustellen, wenn eigentlich sogar vom Landschaftsarchitektenbüro dafür alles vorbereitet worden ist?

    Soweit ich mich erinnere, beim damaligen Provinzfürsten von Schöneberg, sprich Bezirksbürgermeister, der meinte, dass die Rossebändiger gefälligst im Kleistpark zu verbleiben haben. Ist schon etliche Jahre her. Keine Ahnung, ob das noch Gültigkeit hat.

  • Soweit ich mich erinnere, beim damaligen Provinzfürsten von Schöneberg, sprich Bezirksbürgermeister, der meinte, dass die Rossebändiger gefälligst im Kleistpark zu verbleiben haben. Ist schon etliche Jahre her. Keine Ahnung, ob das noch Gültigkeit hat.

    Das ist richtig. Die Bezirksbürgermeister in Berlin haben gegenüber dem Senat und dem Regierenden Bürgermeister von ganz Berlin eine außergewöhnlich große Selbstständigkeit. Das betrifft auch den Bürgermeister Stadtmitte, der den Neptunbrunnen für eine Versetzung nicht freigibt und diesen an dem heutigen unpassenden Standort gefangen hält. Unterstützt werden beide BM durch das Landesdenkmalamt. Dieses hat entgegen allen städtebaulichen, historischen und ästhetischen Argumenten die lange und durch Eigensinn immer länger werdende Standzeit der Kunstwerke als alleiniges Kriterium für den ortsgebundenen Denkmalschutz festgestellt. Ich denke, dass dahinter eine politische Einstellung steht.

    Ergänzung: Die Rossebändiger wurden von ihrem ursprünglichen Standort vom sowj. Stadtkommandanten Nikolai E. Bersarin nur entfernt, weil das Schloss und das Umfeld zerbombt waren. Der Standort im Kleistpark vor der Hohen Aliierten Kommission war damals sicher nur eine verständliche Ad hoc Entscheidung der Miliärregierung. Umso unverständlicher, dass nach der Standzeit im Kleistpark ohne Rückkehrperspektive (PdR + Aufmarschplatz) heute nach Rekonstruktion des Schloss-Leitbaus und weitgehender Sanierung des Weltkulturerbes das souveräne Berlin in einem souveränen Deutschland nicht das komplette Ensemble am Lustgarten (Amazone, Löwenbändiger, Castor und Pollux) wieder herstellt.

  • Lieber Seinsheim,

    kommen wir mal zu den mittelfristigen Projekten:

    Wiederherstellung der Schlossterrassen im Norden samt Rossebändigern:

    Was fehlt dafür aktuell noch genau? Schlossterrassen sind ja schon entstanden...

    Ich bin über die Schlossterrassen alles andere als glücklich. Es wurde schon mehrfach darüber diskutiert. Die alten Terrassen waren wie die Schlossarchitektur aus Sandstein und nicht aus hässlichem Granit, die Balustrade korrespondierte mit der Dachbalustrade der barocken Fassaden, die Sockel für die Rossebändiger ließen sich perfekt integrieren. Die Bepflanzung erinnerte mehr an einen Park als an eine Wildnis, die Gefahr, dass die Fassaden durch Birken zuwachsen würden, war nicht gegeben. Kurzum: die jetzigen Terrassen sind nicht als Teil der Schlossarchitektur wahrnehmbar. Die Rossebändiger würden wie Fremdkörper wirken. Das Büro, dem wir die Terrassen 'verdanken', hatte von Planen in historischem Kontext keine Ahnung.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.