• Der Tagesspiegel bedient seine Zielgruppe, das ist legitim. Ich gehöre eben nicht dazu, ebensowenig wie zu der von Spiegel, SZ und taz. Deshalb ärgere ich mich auch nicht über derartige Artikel, weil ich sie in der Regel ganz bewusst meide bzw. ignoriere - in der Gewissheit, dass schon kurz darauf ohnehin kein Hahn mehr danach kräht.

    In dubio pro reko

  • Wenn es doch nur der Tagesspiegel, taz etc blieben.. Ich erinnere nur an die Beiträge des ÖRR, die in dasselbe Horn blasen. Meine Sorge ist halt immer, dass solche Beiträge in der öffentlichen Debatte eher hängenbleiben als die Repliken der Schlossbefürworter, die eben nicht dieses mediale Netzwerk zur Verfügung haben.

  • Ich erinnere nur an die Beiträge des ÖRR

    Diese Beiträge laufen zumeist im Kulturprogramm, und das schaut sich doch auch nur eine Minderheit an, die zumeist die gleiche Weltanschauung hat wie die Redakteure. Also ich glaube, da ist man weit entfernt davon, meinungsbildend für die gesamte Gesellschaft zu sein. Die meisten Bürger bekommen von den ideologischen Grabenkämpfen um das Schloss überhaupt nichts mit, und es interessiert sie auch nicht. Keep calm.

    In dubio pro reko

  • Meine Sorge ist halt immer, dass solche Beiträge in der öffentlichen Debatte eher hängenbleiben als die Repliken der Schlossbefürworter, die eben nicht dieses mediale Netzwerk zur Verfügung haben.

    Ja, das befürchte ich auch.

    Auf Wiki steht ganz oben:

    "Das Humboldt Forum im Berliner Schloss ist ein Kulturforum und Universalmuseum auf der Spreeinsel in der Historischen Mitte Berlins, Ortsteil Mitte im gleichnamigen Bezirk. Das Gebäude soll in Erinnerung an das geistige Erbe Alexander und Wilhelm von Humboldts mehrere museale Sammlungen aus aller Welt – u. a. der Dahlemer Museen – zusammenführen, Veranstaltungsräume für Wissenschaft und Kultur bieten, die Museumsinsel ergänzen, über die Schlossgeschichte informieren und zugleich der Wiederherstellung eines Hauptbezugspunktes der deutschen Geschichte und des historischen Stadtbildes von Berlin-Mitte dienen."

    Das war der Plan, bis sich Aktivisten einklinkten, welche eben zu keiner unbedeutenden Minderheit gehören und das Schloss in den Strudel der Aufarbeitung von kolonialer Raubkunst geraten ist.

    Ich glaube auch ein Dogerloh kann da schon unter Druck geraten, wenn die Professorin Dr. Bénédicte Savoy in den Öffentlich Rechtlichen über die "Bleiernde Schwere über dem Humboldt Forum" klagt. Oder in diesem Interview, das Schloss einer Architektur zuordnet, welche sagen würde, man könnte Geschichte rückgängig machen und doch in den Räumen Objekte sich befinden, die man nicht zurückgeben will, diese Spannung.. "etc..

    Deshalb kann nur der einzige Weg sein, alle Objekte am Besten schon gestern an die afrikanischen Staaten zurückzugeben.

    Das Humboldt Forum hat sich leider dafür entschieden, das Problem an das Schloss abzuwälzen. Seufz

    Beauty matters!

  • Diese Beiträge laufen zumeist im Kulturprogramm, und das schaut sich doch auch nur eine Minderheit an, die zumeist die gleiche Weltanschauung hat wie die Redakteure. Also ich glaube, da ist man weit entfernt davon, meinungsbildend für die gesamte Gesellschaft zu sein. Die meisten Bürger bekommen von den ideologischen Grabenkämpfen um das Schloss überhaupt nichts mit, und es interessiert sie auch nicht. Keep calm.

    Das mag ja sein, das Problem ist nur, dass diese kleine Minderheit an Kulturredakteuren ganz eng mit der Politik und deren Kulturumfeld verdrahtet ist - und die entscheidet nun einmal über die großen Bauprojekte. Seien wir doch mal ehrlich, heute würde der Bundestag keine Rekonstruktion der Schlossfassaden mehr beschließen, Projekte wie die neue Frankfurter Altstadt würden im Keim erstickt werden. Selbst eine Rekonstruktion der Frauenkirche wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit heute nicht mehr möglich - am Ende hätte der Dresdener Denkmalschutz die Kriegsruine kurzerhand unter Denkmalschutz gestellt.

    Die übergroße Mehrheit der Menschen mag ja für Rekonstruktionen sein - aber da niemand aufgrund dieses Themas seine Wahlentscheidung ändert und diejenigen, die gewählt werden, unter dem giftigen Einfluss dieser hier zu Tage tretenden Geisteshaltung stehen, nützt uns das reichlich wenig.

  • das Problem

    Besagte Kulturredakteure, Politik und Kulturumfeld, die Du nennst, bekommen nun ganz andere, selbst herbeigeschaffene Probleme. Diese irgendwie zu managen, wird ihnen sehr viel Energie abverlangen. Mal sehen, wieviel Zeit ihnen da noch bleibt, sich an Kartuschen und Kuppelkreuzen abzuarbeiten.

    Auf der anderen Seite werden nun auch die Spender weniger werden. Denn wer Nebenkostenabrechnungen mit 300 Prozent Kostensteigerung erhält, überlegt sich vielleicht zwei Mal, für das nächste Reko-Bauelement zu spenden. Übrig bleiben da vermutlich - neben einigen Bestverdienern (die aber meiner Erfahrung nach wenig Interesse an Baukunst und Spenden haben) - Rentner, die Vermögen, aber keine Nachkommen haben, sowie Superreiche.

    Glücklicherweise ist das Berliner Schloss soweit fertig. Der kleine Spendenrest für ein paar Figuren wird auch noch irgendwie eintrudeln. Für alles weitere (Gigantentreppe und Co.) oder neue Rekonstruktionsprojekte wird man eben bei Elon Musk oder Jeff Bezos anfragen müssen. Für die sind das Peanuts bzw. ein ulkiges Alternativ-Investment.

  • Das mag ja sein, das Problem ist nur, dass diese kleine Minderheit an Kulturredakteuren ganz eng mit der Politik und deren Kulturumfeld verdrahtet ist - und die entscheidet nun einmal über die großen Bauprojekte. Seien wir doch mal ehrlich, heute würde der Bundestag keine Rekonstruktion der Schlossfassaden mehr beschließen, Projekte wie die neue Frankfurter Altstadt würden im Keim erstickt werden. Selbst eine Rekonstruktion der Frauenkirche wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit heute nicht mehr möglich - am Ende hätte der Dresdener Denkmalschutz die Kriegsruine kurzerhand unter Denkmalschutz gestellt.

    Die übergroße Mehrheit der Menschen mag ja für Rekonstruktionen sein - aber da niemand aufgrund dieses Themas seine Wahlentscheidung ändert und diejenigen, die gewählt werden, unter dem giftigen Einfluss dieser hier zu Tage tretenden Geisteshaltung stehen, nützt uns das reichlich wenig.

    Genau deshalb sollten wir dafür dankbar sein, was in der Zeit geschafft wurde.

  • Die Berliner Zeitung (Paywall) berichtet über den Stand der Dinge bei der Rekonstruktion der großen Wappenkartusche an Portal III. Das 8 m breite 1:1-Gipsmodell wurde nunmehr in der Werkstatt des Berliner Steinbildhauers Andreas Hoferick fertiggestellt. In Kürze soll das Gipsmodell in die nahegelegene Metallbau- und Kunstschmiedewerkstatt Fittkau in Berlin-Weißensee überführt werden, wo dann die Kupfertreibarbeiten ausgeführt werden sollen.

    Die Hoferick-Werkstatt fertigt derzeit auch die exakte Kopie das altindischen Sanchi-Tors aus Mainsandstein, welche an der Lustgartenseite des Schlosses gegenüber dem Dom aufgestellt werden solle.

    Es ist dankens- und bewundernswert, was diese Kunsthandwerker leisten!

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • ^

    Phantastische Neuigkeiten.

    Doch eigentlich dachte ich, man sei mit diesem Gipsmodell bereits länger fertig. Wie schnell kann das riesige Kunstwerk denn aus Kupfer hergestellt werden?

    (...) Jetzt wird die Kartusche Stück für Stück als Kupfertreibarbeit bei der Firma Fittkau Metallgestaltung GmbH in Berlin-Weißensee hergestellt. Die fertige Wappenkartusche soll im Laufe des Sommers 2022 am äußeren Eosanderportal unter der Kuppel angebracht werden. (...)

    Kann das stimmen? Der Sommer geht offiziell bis zum 23. September. Das wären noch knapp 3 Monate. Hoffentlich schaffen die das. Ich freue mich schon sehr auf den Moment der Montage.

    Auf folgendem Bild sieht man nochmal den Wappenspiegel, der im von Snork verlinkten Bericht fehlt.

    https://berliner-schloss.de/wp-content/upl…en-fittkau-.png

  • Kann das stimmen? Der Sommer geht offiziell bis zum 23. September. Das wären noch knapp 3 Monate. Hoffentlich schaffen die das. Ich freue mich schon sehr auf den Moment der Montage.


    Naja, da scheint sich ja eh gerade alles zu verschieben. Die Reliefs des Portals sollten ja bereits dieses Frühjahr angebracht werden und die Kartusche sollte im Sommer folgen. Wir haben aber bereits Sommer und die Reliefs hängen auch noch nicht. Wird also wohl eher wieder Herbst oder Winter.


  • Naja, da scheint sich ja eh gerade alles zu verschieben. Die Reliefs des Portals sollten ja bereits dieses Frühjahr angebracht werden und die Kartusche sollte im Sommer folgen. Wir haben aber bereits Sommer und die Reliefs hängen auch noch nicht. Wird also wohl eher wieder Herbst oder Winter.

    Well it is happening and a simple little delay, happy to hear this good news.

  • Die Adler sind ihm auf diesem kleinen Modell irgendwie besser gelungen. Zumindest sind sie dem Original ähnlicher.

    Kann auch sein, dass es nur an der Beleuchtung liegt. Die Köpfe wirken zu groß und die Flügel zu klein.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Die Adler sind ihm auf diesem kleinen Modell irgendwie besser gelungen. Zumindest sind sie dem Original ähnlicher.

    Kann auch sein, dass es nur an der Beleuchtung liegt. Die Köpfe wirken zu groß und die Flügel zu klein.


    Es liegt nicht daran, dass die Proportionen nicht mehr stimmen oder an der Beleuchtung, es liegt an der Brennweite der Kameralinse, mit der das Bild aufgenommen worden ist. Das Bild der Berliner Zeitung ist im Weitwinkel entstanden und der Weitwinkel bekommt zwar viel ins Bild, aber er verzerrt die Proportionen. Das hier ist der selbe Mann, in der selben Beleuchtung aber mit verschiedenen Brennweiten aufgenommen:

    weitwinkel-vs-normalbrennweite-786x259.jpg
    Quelle: Reisezoom

  • Es liegt nicht daran, dass die Proportionen nicht mehr stimmen oder an der Beleuchtung, es liegt an der Brennweite der Kameralinse, mit der das Bild aufgenommen worden ist. Das Bild der Berliner Zeitung ist im Weitwinkel entstanden und der Weitwinkel bekommt zwar viel ins Bild, aber er verzerrt die Proportionen.

    Ich hoffe sehr du hast recht. Das würde auch erklären warum die Wände so nach innen geneigt sind.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Habe heute erst entdeckt, dass die Portale jeweils mittels kleiner Blechschilder beziffert wurden. Dient wohl der geistigen Barrierefreiheit des Bauwerks. Man kann wohl froh sein, dass sie dezent ausfallen und keine Widmung nach irgendwelchen Heroen und Märtyrern der XXX (selbstzensiert) erfolgt ist - was nicht heißt, dass das auch noch irgendwann kommt. Einfach mal ein paar wahllose Aufnahmen:

    img_5101zlki6.jpg

    img_5103lpj51.jpg

    img_5104sfkhz.jpg

    Hier wohl nur auf der Außenseite.

    img_5109udjsm.jpg

    Hier ist keines - die Stele sollte genügen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hätte man ja wenigstens römische Ziffern wählen können...

    War und ist auch mein erster Gedanke gewesen. Dafür reicht eben der kulturelle Horizont in unserem Kunterbunt-Land nicht mehr...

    Aber habt ihr auf dem einen Bild auch die beiden Indigenen aus diesem deutschen Südstaat - desse Namen mir entfallen ist - gesehen. Widerlich, wie sie sich mit ihren sog. "Trachten" in diese Stätte des Multi-Kulti hineinwagen......

    Oder waren sie lebendiger Teil der Ausstellung "vom Aussterben bedrohter Südvölker"?

  • img_5109udjsm.jpg

    Sehr schön! Und noch etwas bewahrheitet sich wieder: Schöne tradionelle Architektur zieht auch kulturinteressierte, kultivierte Besucher an ? - hier anscheinend einen Landsmann aus dem wunderschönen Ausseerland (an der Lederhose mit den grünen Stickereien erkannt, die für diese Gegend des Salzkammerguts bekannt ist). Schöne Beine kann man zeigen, genauso wie schöne Architektur ? - gleich und gleich gesinnt sich gern und das ist gut so!