Also ich schlage vor, wir schaffen jetzt mal punkto Kunstgütern eine zeitlich und räumlich umfassende Gerechtigkeit. Da sind zunächst all die Obelisken, welche die römischen Kaiser den Ägyptern geraubt haben, angefangen vom vatikanischen Obelisken. Die müssen natürlich sofort an den Nil zurück.
Dann haben wir jede Menge griechische Kunst in unseren Museen. Ab nach Athen! Und zwar nicht nur die Elgin-Marbles aus dem Britischen Museum, sondern auch Figuren wie die Krieger von Riace, die sich derzeit in Neapel befinden. Schließlich steht zu vermuten, dass die damals von den Römern aus Griechenland gestohlen wurden.
Der Pergamonaltar? Dessen Reste würden heute vermutlich nicht mehr existieren, die Marmorplatten wären entweder zu Kalk gebrannt oder anderweitig als Spolien verbaut worden, aber was soll's. Herr Erdogan wird sich über eine neue Touristenattraktion freuen.
Die Nofrete darf natürlich auch nicht in Berlin bleiben. Zwar hatten die in Ägypten lebenden Araber lange Zeit an den antiken Kunstschätzen ihres Landes allenfalls ein materielles Interesse (Grabräuber) und die Wertschätzung ihrer kulturellen Vergangenheit erst von den Europäern gelernt, aber auch das hat nichts zu bedeuten.
Und dann haben wir selbstredend auch die ganze Beutekunst der Kreuzfahrer von 1204 zu restituieren, besonders die Pferde von San Marco, aber auch endlos viele Elfenbeintäfelchen, Reliquiare usf. Freilich stellt sich die Frage, wohin damit? Das byzantinische Konstantinopel gibt's nicht mehr, die Türken haben sich die Stadt ja 1453 höchst unrechtmäßig angeeignet. Aber auch das sollte uns egal sein. Hauptsache wir sind mit diesen Objekten nicht mehr moralisch belastet.
Natürlich müssen sich auch die Kölner von den Gebeinen der Heiligen Drei Könige trennen, denn die gehören nach Mailand. Und die Schweden geben bitteschön ihre Beutekunst aus dem Dreißigjährigen Krieg an die Tschechen zurück.
Im Gegenzug darf deutsche Beutekunst selbstverständlich in Moskau oder den USA bleiben, wir haben ja noch ein wenig abzubüßen....