• Exilwiener,freuen wir uns erst einmal über die Eröffnung.Über die Historische Innengestaltung brauchen wir uns keine Gedanken zu machen das überlassen wir der nächsten/übernächsten Generation.
    Jedenfalls unsere Generation wird eine eventuelle Reko des Ritter oder Weißen Saales nicht mehr erleben.

  • Ohnehin habe ich nicht die Absicht, das Innere des sogenannten Humboldt-Forums zu betreten (abgesehen von den Höfen)

    Diese auf mich ziemlich verbissen wirkende Konsequenz kann ich nicht nachvollziehen. Besichtigst du auch nicht das Neue Museum (und verzichtest damit auf Nofretete oder den Goldenen Hut), nur weil Chipperfield den Bau im Stil eines demonstrativen und oft ziemlich unansehnlichen Ruinen-Kults hinterlassen hat ??
    Eines dürfen wir doch nicht vergessen: Ohne Humboldtforum hätte es nie ein Stadtschloss gegeben! Das Humboldtforum war von vornherein ein Kompromiss-Konstrukt zwischen jenen, die das Schloss wieder aufbauen wollten und die Stadtmitte baulich heilen wollten, und jenen, die ein "modernes" Gebäude und eine Nutzung gemäß dem aktuellen "One-World"-Zeitgeist forderten.
    Wir Reko-Freunde haben doch mit dem teil-rekonstruierten Schloss sehr viel erreicht, worüber man einfach nur sehr glücklich sein kann!! Man sollte als Reko-Freund aber auch so realistisch sein und erkennen, dass man das "Maximum" an Wünschen nur selten erreichen kann. Das kann man beispielhaft am Dresdner Neumarkt, an der neuen Frankfurter Altstadt und vermutlich auch demnächst an der Potsdamer Garnisonkirche erkennen. Wunderbare rekonstruierte Partien stehen da neben oft nichtssagenden "schöpferischen Nachbauten" oder gar regelrechten Provokationen, die man dann als "Brüche" bezeichnet. Das ist alles sicherlich ärgerlich, aber nicht zu ändern.
    Insofern regt sich bei mir beim Humboldtforum beim Betrachten des Dachcafes, der prora-haften Ostfassade oder dem konsequent modernistischen Schlossumfeld keinerlei Freude, ich kann aber damit leben und mich über die objektiv "schönen" Seiten des neuen Schlosses von ganzem Herzen freuen!! Denn davon gibt es wahrlich eine ganze Menge! :rolleyes:
    .

  • Ich kann Oberbaumbrücke nur beipflichten. Das sogenannte Humboldforum ist doch nichts weiter als ein Neubau mit vorgeblendeter Barockfassaden in den äußeren Ausmaßen des Historischen Berliner Schlosses. Außen Hui innen Pfui, das ist meine Meinung.Man muss aber auch sagen, das man sich bei den Barockfassaden sehr viel Mühe gegeben hat.Man hat doch nicht mal Ansatzweise einen einzigen Historischen Innenraum wenigstens in den historischen Maßen berücksichtigt.Wenn ich mir den ehem. Rittersaal anschaue, schon allein die Decke zu niedrig man sieht ja nicht mal die Großen Fenster richtig.Es gab damals ein Vorschlag das Schloss Privat zu finanzieren?da hätte man die historische Ostseite, den Rittersaal und einiges mehr gehabt.Ich kann mich mit den ganzen was da rein kommt, und die Innengestaltung nicht anfreunden.
    Eosanderhof ist ja auch nicht da zugebaut,obwohl der ursprünglich von Stella berücksichtigt wurde.Wie will man da die Hofseitigen Zimmer der Königskammern wiedergewinnen,da fehlt ja das Licht.

  • Hoy wir müssen und sollten den Schlossneubau so nehmen wie er jetzt ist.Klar hätte man den einen oder anderen Prunkraum rekonstruieren können/ sollen,aber es sind eben Kompromisse.So lange wir leben wird im Inneren alles so modern bleiben wie es ist.Soll man sich nun für alle Ewigkeit darüber ärgern?
    Das wichtigste ist es doch das der Lustgarten wieder einen würdigen südlichen Abschluss hat und die Linden östlich auf das Schloss zu laufen.

  • Ich finde, die Richtung stimmt - da muss man bei der Geschwindigkeit halt Abstriche machen.

    Sind wir mal ehrlich: Wie klein ist doch die Gefahr, dass wir Rekonstruktionen wie das Äußere des Schlosses wieder verlieren, wenn sie einmal in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen? Und um wieviel größer ist die Chance, dass nach und nach das eine oder andere weitere Teil des Schlosses durch engagierte Idealisten und Spender doch noch zurückkehrt?

    Ich für meinen Teil freue mich über jeden kleinen Schritt, und gleichzeitig hoffe ich auf weitere Schritte! Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich sicherlich gerne dazu beitragen.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Das APH ist manchmal doch ein etwas merkwürdiges Forum. Ich finde es schade, dass der jetzige Erfolg so klein geredet wird. Wenn man selbst den großen Erfolg des Wiederaufbaus des Stadtschlosses so schlecht redet, dann sehe ich schwarz für alle zukünftigen Projekte, denn die hier von einigen erwünschte 100% Lösung wird es nie geben.
    Sie ist weder finanzierbar noch - und das muss man, auch wenn man es anders sieht - gesellschaftlich durchsetzbar. Auch zu meinem Bedauern gibt es diese riesige Rekobewegung nicht, wo Hunderttausende auf die Straßen gehen und eben nicht gegen AKW oder Kohle demonstrieren sondern für mehr Rekos. Diese Realität muss man dann doch auch mal anerkennen. Architektur ist ein Nischenthema, das 99 Prozent der Leute schlicht nicht interessiert oder sie es beläufig mit kriegen, was sie aber nachts nicht schlaflos zurück lässt.
    Wenn man nun bedenkt, wie gering die Relevanz von Architekturfragen in der Bevölkerung ist und wenn man sieht, mit welch immensen Kosten das Thema Bauen verbunden ist, dann denke ich, ist in den letzten Jahren unglaublich viel erreicht worden. Denn gerade in einer eher links geprägten Kukturlandschaft ist es trotzdem gelungen, ungeheuer viele Projekte zu realisieren.
    Und ja, man muss in einer Demokratie damit leben, dass es zu Kompromissen kommt. Ein Putin kann eben etwas von oben verordnen. Das kann man in Deutschland aber eben nicht. Da muss man eben verschiedene Interessen und Positionen zusammen bringen.
    Und wenn hier einige von einer privat finanzierten Komplettreko träumen, dann frage ich mich schon, ob man da länger als 1 Sekunde drüber nachgedacht hat. Eine Komplettreko nur des Außenbaus und der wichtigsten Innenräume würde locker die eine Milliarde Marke nehmen. Und das, ohne diese Räume dann für etwas anderes außer für Schauwerte nutzen zu können? Das geht vielleicht in Dubai, wo das Geld in Deutschland her kommen soll, wo man bei Stadtschloss aktuell mit Mühe die 100 Millionen voll bekommen wird (was ein phänomenales Ergebnis ist), das muss man mir erst mal aufzeigen, denn ich halte das für völlig utopisch.
    Und was man auch vergisst, weil jetzt so vieles selbstverständlich erscheint, wie knapp die Entscheidung für das Schloss damals war. Die eingesetzte Kommission hat mit nur einer Stimme Mehrheit für den Wiederaufbau gestimmt. Das Schicksal des Schlosses hing am seidenen Faden. Und zwar für weit weniger Schloss, wie nun aktuell kommt. Ich habe es schon mehrmal gesagt. Damals ging es nur um die drei Außenfassaden und den Schlüterhof. Dass noch die Kuppel, das Eckrondell, die Innenportale, die Portaldurchfahrten dazu kommen, war damals nicht zu erwarten.
    Ich rate so kurz vor dem Ende des Jahres 2018 und dem beginnenden Jahr 2019, wo wir uns auf die Eröffnung des Schlosses freuen können, zu etwas mehr Dankbarkeit und etwas mehr Gelassenheit. Die Rekonstruktion des Schlosses - auch in seiner jetzigen Form - ist ein Geschenk. Eins mit kleinen Makeln, das ich mir dadurch aber nicht kaputt machen lasse. Die Zeit wird uns noch mehr Schloss bringen. Das Leben ist eben kein Sprint, sondern manchmal ein Marathon! Und man sollte auch nicht vergessen, dass das historische Berliner Schloss auch nicht in 10 Jahren erbaut wurde. Gutes braucht eben manchmal seine Zeit!

    APH - am Puls der Zeit

  • @Apollo

    Volle Zustimmung!

    Einen Punkt sehe ich aber anders: In Merkel-Deutschland sind immer dann Milliarden-Gelder vorhanden, wenn man Alternativlosigkeit vorgaukelt. Das war 2008, 2011 und auch 2015 so. Es ist doch nur eine Frage der politischen Prioritätensetzung. Im Grunde ist es daher eine kulturelle Schande, dass ein bürgerlicher Verein in Zeiten der Steuereinnahmenrekorde die zusätzlichen Mittel für die Fassadenrekonstruktion ranschaffen muss, während unser Staat Milliarden über Milliarden in fragwürdigen Großprojekten mit inkompetenter Planung versenkt. Gab es doch zu den Schlossfassaden allein städtebaulich nun wirklich keine tragfähige und nachhaltige Alternative.

  • Volle Zustimmung Apollo! :applaus:

    Das sogenannte Humboldforum ist doch nichts weiter als ein Neubau mit vorgeblendeter Barockfassaden

    Ach Gott, jetzt fehlt nur noch die Disney-Polemik, um den Jauche-Kübel restlos zu füllen. Welche Rekonstruktion der letzten Jahre (abgesehen von der Frauenkirche in Dresden) ist denn kein moderner Betonbau mit "angeklebter" historischer Fassade ?? Ich glaube kaum dass das Innenleben der Stadtschlösser von Potsdam oder Braunschweig, des Palais Barberini oder der Bürgerhäuser um die Dresdner Frauenkirche irgend etwas Historisches aufweist. Und ehrlich gesagt kann ich darin auch nichts Problematisches erkennen, wir leben nun einmal im 21. Jahrhundert und haben entsprechende Ansprüche in puncto Komfort, Sicherheit, Energieversorgung. Entscheidend ist doch vielmehr dass unsere von Bomber Harris und den Städteplanern der Nachkriegszeit ästhetisch ruinierten Städte stetig und beharrlich repariert werden. Mit Eins-zu-eins-Rekos bis in den letzten innersten Winkel eines Gebäudes werden wir dieses Ziel wohl kaum erreichen. eye:)

  • Quote from Philipp

    Gab es doch zu den Schlossfassaden allein städtebaulich nun wirklich keine tragfähige und nachhaltige Alternative.

    Das ist deine und meine Meinung, aber du wirst genau so viele Leute finden, die es kategorisch anders sehen und die mit der selben Überzeugung sagen werden, dass eben genau diese andere Lösung eigentlich alternativlos war.
    Daher ist es doch ein großer Erfolg, dass wir uns mit unserer Meinung durchgesetzt haben und eben nicht die anderen! Und darauf sollte man stolz sein und das Projekt sich nicht kaputt reden lassen oder was noch trauriger ist, es sich selber kaputt reden!
    Ich bin davon überzeugt, dass das Berliner Schloss heute keine Chance mehr auf Umsetzung hätte. Dafür ist das Klima in Berlin nicht mehr vorhanden, es hätte sicherlich einen Volksentscheid gegeben und ich bin mir sicher, der wäre nicht gewonnen worden. Und das nicht, weil das Schloss an sich keine Mehrheit hat, sondern weil bestimmte Gruppen aus bestimmten Richtungen (man schaue nach Potsdam) das Schloss für ganz andere Dinge instrumentalisiert hätten. Vom aktuellen Berliner Senat ganz zu schweigen!
    Es war ein extrem kleines Zeitfenster, indem eine Umsetzung dieses Projekts möglich war. Man hat damals zugegriffen, auch wenn jeder sich sicher noch mehr gewünscht hätte. Aber wie war das doch gleich mit der Taube, dem Spatz und dem Dach? Die historischen Fassaden, die Kuppel, die Portale, das nimmt uns niemand mehr. Es wird bleiben, egal wer im Senat sitzt oder welche Bürgerinitative sich bildet. Alles andere kann man gelassen sehen und ich bin mir sicher, dass es das noch nicht war. Wir werden den ein oder anderen Innenraum zurück erhalten. Und nach meinem Gefühl schneller als manche hier denken!

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich bin davon überzeugt, dass das Berliner Schloss heute keine Chance mehr auf Umsetzung hätte. Dafür ist das Klima in Berlin nicht mehr vorhanden, es hätte sicherlich einen Volksentscheid gegeben und ich bin mir sicher, der wäre nicht gewonnen worden. Und das nicht, weil das Schloss an sich keine Mehrheit hat, sondern weil bestimmte Gruppen aus bestimmten Richtungen (man schaue nach Potsdam) das Schloss für ganz andere Dinge instrumentalisiert hätten. Vom aktuellen Berliner Senat ganz zu schweigen!Es war ein extrem kleines Zeitfenster, indem eine Umsetzung dieses Projekts möglich war.


    Alles richtig! Die Alternativlosigkeit des Schlosses ist keine, welche die politische Klasse in unserem gegenwärtigen Klima noch tolerieren geschweige denn anerkennen würde. Das Schloss hätte heute keine Chance mehr, auch weil 2002 die Volksparteien im Bundestag nach der Wortbedeutung tatsächlich noch welche waren.

  • Was die Rekonstruktion von Innenräumen angeht: so weit ich mich erinnern kann, ist der Rittersaal und die ganze Suite rekonstruierbar, d.h. die Maße der Räume stimmen, es müssen aber zum Teil nichttragende Wände entfernt werden. Was hingegen nicht mehr geht, wäre der Weiße Saal.

  • Die zeitliche Entwicklung hat aber noch etwas anderes gebracht:
    Die Erkenntnis, dass ein Palast der Republik, sollte dieser heute noch bespielt werden, es schwer hätte. Die Zeit von Fernsehshows ist vorbei, genauso wie die Zeit der DDR-Unterhaltungskünstler. Wollte man heute einen "Kessel Buntes" machen, um an dieses Format anzuknüpfen, wäre der Friedrichstadtpalast mindestens genauso geeignet.

    Die Räume der Volkskammer wären umzunutzen und eine Entwicklung wie im Rechenzentrum in Potsdam ist bei der Innenstadtlage kaum zu rechtfertigen. Also hätte etwas passieren müssen. Die Erfahrungen mit einem teuren Kongresszentrum (ICC) rechtfertigten kein Zweites.

    Die riesige Brachfläche vor dem Haus hätte eine Antwort erfordert und falls dort Bebauung zugelassen worden wäre, sicher ein Schießschartenkasten oder so Nichtssagendes wie die Wohnhäuser am Schinkelplatz.

    Insofern ist der heutige Zustand ein Glücksfall.

  • Naja... rekonstruierbar ist der Weiße Saal auch... jedoch würde dies eine kostspielige Entfernung der Zwischendecke (mitsamt Technik) bedeuten... Nichts ist unmöglich!

  • In der BZ (>> Link) gibt es ein interessantes Interview mit dem neuen Generalintendanten des Humboldtforum, Hartmut Dorgerloh.
    Die einzelnen Abteilungen des HuFo werden etappenweise bis Ende 2020 geöffnet, beginnend im Erdgeschoss, abschließend mit dem zweiten und dritten Obergeschoss. Die Rekonstruktion eines oder mehrerer Innenräume wird von den Verantwortlichen aber auch weiterhin leider konsequent abgelehnt:

    Quote from Hartmut Dorgerloh

    BZ: Aber einen wieder hergerichteten Schloss-Raum mit Möbeln etc. wird es nicht geben. Warum nicht?
    Weil es damals richtigerweise so beschlossen wurde. Es ist wichtig, die Historie des Ortes zu erklären und das werden wir auch ausführlich tun. Wer aber preußische Schlösser sehen will, hat in und um Berlin eine große Auswahl. Da kenne ich mich bestens aus.

    Gewiss kennt er sich aus, aber wo kann man in Berlin denn bitteschön noch Barockräume von Andreas Schlüter bewundern?? Ich denke diese Kategorie ist seit 1950 definitiv unterrepräsentiert. Und so manche andere (Frühklassizismus z.B.) auch...
    ,

  • Wenn ich das Wort "richtigerweise" schon lese, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen :-). Was richtig ist oder nicht richtig ist ändert sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Ulbricht hat bekannltlich auch "richtigerweise für die neuen Zeiten" das Schloss sprengen lassen... . Da kann man nur sagen, dass sich die Zeiten und Ansichten zum Glück (oder Unglück) immer wieder ändern! Jetzt steht zumindest einmal ein großer Teil der äußeren Hülle und das ist schon - beide Hände aufs Herz - ein Wahnsinnserfolg! Heutzutage wäre selbst das "richtigerweise" vermutlich nicht mehr möglich.

    Die alte Stadtschlossfassade mitsamt der Kuppel (sic!) wieder zurück zu erhalten, das hätte doch vor zwei Jahrzehnten niemand für realistisch möglich gehalten! Visionäre und Träumer wie Herr Boddien et cetera machen aber so etwas möglich - Dankeschön! Der Weg zur Gigantentreppe und der ersten rekonstruierten Innenräume ist im Gegensatz zu dem jetzt schon Verwirklichten doch nur noch ein Klacks. Ich glaube sogar, das schneller kommen wird als wir es heute noch für möglich halten. Spätestens nach der Eröffnung werden bereits die ersten Stimmen vernommen werden können. Dass das industrielle Innere mit dem barocken Äußeren nicht mithält, dafür braucht man kein Prophet sein ;) und die Lösung dieses Dilemmas liegt dann bereits in den Schubladen. Man wird diese zur "richtigen" Zeit nur noch herausholen müssen.

    Edited 2 times, last by Exilwiener (December 31, 2018 at 12:27 AM).

  • In der FAZ gibt es einen interessanten Artikel über Besetzung des Schlosses durch radikale Linke (USPD, Spartakus, Matrosen etc.) und dessen dramatische Folgen im Rahmen der Novemberrevolution 1918, >> Link
    sehr aufschlussreich ist auch dieses Bild >> Link

  • Daher wenden wir uns doch besser wieder den Niederungen des HuFo-Alltags zu. Nach der neuerlichen Debatte um das Kreuz auf der Kuppel hat die Politische Korrektheit mit hoch erhobenem Zeigefinger jetzt auch im Inneren des Schlosses voll zugeschlagen: Hermann Parzinger hat nun vorgeschlagen dass es einen "Gedenkraum für koloniales Unrecht" im Schloss geben solle. Aber die Rekonstruktion eines Schlossraums hält man weiterhin nicht für so wichtig. Offenbar braucht wohl jedes Zeitalter seine Ideologie... :augenrollen:
    >> Link

    P.S. statt eines bigotten Schlechte-Gewissens-Kult könnte man die Afrikaner als "Europa der Werte" ja wenigstes heute mal fair behandeln, d.h. einen fairen Handel zulassen, sie nicht mit Müll, Hähnchenteilen und Milchpulver zu überschütten, nicht ihre Bodenschätze ohne für'n Appel und 'n Ei auszubeuten, nicht ihre Meere leerzufischen und nicht korrupte Diktatoren zu unterschützen ...

  • Ich lese hier im Strang dauernd, wer an was Schuld sein solle. Lassen wir diese sehr deutschen Schulddebatten, die mentalitätspolitisch mit den größten Hemmstein für Rekonstruktionen darstellen, mal ruhen und widmen wir uns der Aufgabe, diesen Hang abzubauen und wieder unbefangen zu rekonstruieren und zu gestalten. Die Sozialisten rissen vieles ab, ja, aber andererseits führte die marode Wirtschaft dazu, dass mittlerweile mehr stehengeblieben ist, als im (mit der Abrissbirne ebenfalls nicht geizenden) Westen. Die Sozialisten bauten neben dem Fernsehturm auch das Nikolaiviertel. Die ‚Kapitalisten‘ haben nun die Chance, das historische Zentrum aufzubauen und erstellen nun ein Viertel, das von einem sozialistischen Reissbrett hätte stammen können. Dass nun im Schloss ein ‚Schuldtempel‘ entstehen soll (war es das nicht bereits mit dem Konzept des Humboldtforums, das jeglichen Bezug zur eigenen Kultur verleugnet?), ist ärgerlich. Aber wir sollten uns an solchen Debatten nicht beteiligen: Berlin kriegt, was es verdient, wenn es sich dagegen nicht wehrt. Das ist kein Ost/West-Debatte- wenn man Leipzig mit Köln vergleicht, erkennt man das sehr schnell. Wir sollten dafür sorgen, dass ein ästhetisches Umdenken stattfindet und lernen, das Vergangene als Notwendigkeit und ohne moralische Bewertungen zu akzeptieren und uns auf die gestaltbare Zukunft fokussieren. Ansonsten regt man sich über vergossene Milch auf und verpasst künftige Chancen (auch ich muss mir das selbst sagen, ansonsten platzte ich regelmäßig vor Wut).