• Immer wenn dieser Entwurf gezeigt wird, muss ich gestehen, denke ich, er sieht überhaupt nicht gut aus. Das bloße Markieren, Kopieren und Einfügen der anderen Fassaden lässt den Block sehr monoton und repetitiv wirken. Wenn der Sinn dieser Fassade war eine 4. historische Fassade vorzutäuschen, dann geht das ordentlich daneben. Schlüter oder Eosander hätten gewusst, das starre, monotone Raster der Fassade kreativ aufzubrechen, so wie an den anderen Fassaden. Etwas was mir auf Anhieb einfällt, wäre ein ebenerdiger Arkadengang.


    Besser eine wenig gegliederte Barockfassade als die ungegliederte sterile Monotonfassade von Stella, die zudem noch unerfreuliche Erinnerungen an die Bauten des italienischen Faschismus weckt.
    Zudem hätte die Tschoban-Voss-Fassade trotz Ermangelung von Portalen gar nicht so monoton gewirkt, wie man denken mag. Eine weitere Perspektive verdeutlicht dies:

    Quelle: © nps tchoban voss, https://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…&postcount=1267

    Auch die Westseite des Stockhomer Schlosses ist kaum durch Portale gegliedert und trotzdem sehr repräsentativ:

    Von I, ArséniureDeGallium, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2425775

  • Also ich bleibe dabei, dass die Rekonstruktion der gesamten Spreeseite des Schlosses die einzig sinnvolle Lösung gewesen wäre. Vielleicht nicht aus ästhetischen Gründe, aber deshalb, weil sich dort wie sonst nirgends in ganz Berlin die übereinandergelagerten Schichten der Historie dieser Stadt ablesen ließen.

    Das sieht auch Nikolaus Bernau in diesem Artikel so: https://www.berliner-zeitung.de/berlin/berline…hichte-25559110

    Ich zitiere: "Das Schloss war ein Organismus, gewachsen seit dem Baubeginn der hohenzollerischen Zwingburg 1453.
    Nach außen zeigte sich dies bis 1950 an der Spreeseite, die Strenge der spätmittelalterlichen Burg, die Türme der Renaissanceresidenz, die lange Braunschweiger Galerie aus dem Frühbarock sowie, hin zum Dom, der Apothekerflügel mit seinen Renaissancegiebeln. Sie alle signalisierten, dass dieses Schloss ein Bau mit einer halbtausendjährigen Geschichte war."

    Der Verzicht auf die Rekonstruktion der Spreeseite ist deshalb meines Erachtens ein Verstoß gegen das Wesen des Berliner Schlosses, ein schlimmerer als jedes Dachrestaurant und jede modernistische Hoffassade.
    Von daher bin ich auch nach wie vor für einen möglichst baldigen Abriß der Stella-Fassade und die Totalrekonstruktion der Spreeseite. Ohne die Spreeseite ist das Berliner Schloß nicht das Berliner Schloß. Friedrich I. (III.) wusste schon, warum er diesen Flügel erhalten wissen wollte!

  • Ohne die Spreeseite ist das Berliner Schloß nicht das Berliner Schloß. Friedrich I. (III.) wusste schon, warum er diesen Flügel erhalten wissen wollte!

    Er wollte den Flügel aber nur im Inneren erhalten, von außen sollte er barockisiert werden.

  • Wenn die These stimmt, dass die barocken Fassaden des Berliner Schlosses den königlichen Krönungsornat bzw. den Mantel des Schwarzen-Adler-Ordens paraphrasierten und als solche zum Zeichen der Rangerhöhung um den kurfürstlichen Baukörper gelegt wurden, dann war es nur konsequent, diesen älteren Baukörper dort, wo er am ältesten war, sichtbar zu lassen und auf diese Weise sowohl die die Rangherhöhung als auch die Kontinuität der Zollernherrschaft sinnfällig zu machen. In diesem Sinne sind auch am Palazzo Madama in Turin (Aufstieg der Herzöge von Savoyen-Piemont zu Königen von Sardinien bzw. von Sizilien) ältere Teile vom hochbarocken Enveloppe ausgenommen worden.

    An der Ostseite nun eine barocke Fassade zu simulieren, die so nie geplant war und die es nie gegeben hätte, halte ich für problematisch. Wenn schon, dann hätte man das Schloss wirklich komplett rekonstruieren müssen. Aber das wollte das Parlament bekanntlich nicht, weil das einzige Argument, das damals als Rekonstruktionsgrund anerkannt wurde, die einzigartige Qualität der barocken Fassadenkunst war, nicht aber die historische Bedeutung des Schlosses als Zollernresidenz.

    Im Übrigen finde ich das gezeigte Gebäude von Piacentini im EUR ganz hervorragend, der Razionalismo hat in Teilen - keineswegs gängig - gute Bauten hervorgebracht. Das gilt übrigens insbesondere für die Kopf- und Endbauten der Via della Conciliazione. Man mag den Bau dieser Straße an sich bedauern, aber man stelle sich einmal vor, er wäre 20 Jahre später erfolgt. Oder man stelle sich anstelle von Stella eine futuristische Stahl-Glas-Architektur à la Sonycenter oder eine Blecharchitektur à la Libeskind vor...

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • [...] weil das einzige Argument, das damals als Rekonstruktionsgrund anerkannt wurde, die einzigartige Qualität der barocken Fassadenkunst war, nicht aber die historische Bedeutung des Schlosses als Zollernresidenz.

    Das ist es, was mir Hoffnung macht. Genauso, wie es Zeiten des Modernismus gibt und Zeiten der Architektur-Ästhetik, hat es immer wieder auch Zeiten des Geschichtsbewusstseins gegeben, und eine solche Zeit wird sicherlich wiederkommen.

    Ich stelle mir das so vor, dass beschlossen wird, durch das vollständig historisch rekonstruierte Schloss die Geschichte im Wandel der Zeiten sichtbar zu machen. Dies wird dann Schulklassen, Architekturliebhaber, Historiker und Touristen aus aller Welt gleichermaßen anziehen.

    Natürlich wird dann im Schloss selbst neben Gigantentreppe und Weißem Saal auch ein Bereich mit Erinnerungen an Erichs Lampenladen vorgesehen, um tatsächlich alle Epochen abzudecken. Aber das äußere Schloss wird den letzten Stand vor der Barbarei von Nationalsozialismus und Kommunismus widerspiegeln.

    :rolleyes:

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Ich meine mit meinem Antwort dass ich Städtebau sehe als historisch und verbunden mit Berlin Typische Stilleigenschaften an den Fasaden. So sind Berliner Strassen Laternen oder Gründerzeitler (z.B. in Kreuzberg oder Prenzlauerberg) anders gestalltet dann die in Dresden, Leipzig, Magdeburg oder München. Die Innenhöfe mit Garten sind typisch für Dresden, weil Berlin geschlossen Hinterhöfe hatte, manchmal sogar meherere. Bauhöhe ist auch typisch für Städten: in Potsdam, Bremen und Bonn gibt es durchaus weniger Stockwerken dann in Berlin, Hamburg oder Magdeburg.
    In Frankfurt und Darmstadt wurde viel mit rotem Sandstein gearbeitet, in Nürnberg und Dresden mit wieder mehr rosarote Sandstein. In Chemnitz haben viele Dächer eine graue Ziegel usw....
    Und ich bin dafür das jede Stadt so seine eigene Eigenschaften vermittelt in der Architektur und unterschiedlich und erkennbar ist. Diese Differenzierung und Unterschied verleiht eine Stadt eine einzigartige Struktur und Gestallt.

    Vor dem Krieg und mit eintrit der Modernen sind diese typische Eigenschaften der Städte verschwunden und sprechen wir von "aller welt" Architektur. Ich finde dass bedauerlich und schade. Aber die Modernen sehen dass anders.

  • Sieht keiner von den Bauverantwortlichen,
    dass am Kupferdach / Südfassade auf Höhe der Kuppel seit 2 Jahren eine Kupferbahn fehlt oder defekt ist?

    Das ist hier im Forum schon mehrfach angesprochen worden.
    Aber immer ohne Antwort.

    Weiter rechts davon könnten auch noch 4 Bahnen fehlen. Sieht jedenfalls so aus.

    Auckland bei Nacht

  • ^ Da fehlt nicht nur eine Bahn, sondern noch ein paar Meter direkt neben der Kuppel und ich denke auf der Nordseite auch. Das ist sicher Absicht. Die werden das ergänzen, wenn das Kuppelgerüst weg ist, um Beschädigungen zu vermeiden.

  • Habt ihr es schon mitbekommen: Portal III ist so gut wie fertig gestrichen. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Gerüste fallen und man nicht wartet, bis auch die Kuppel fertig ist.
    Die Montage der Balkone an Portal V ist auch im Gange.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das Gitter stand allerdings nur eine halbe Stunde. Offensichtlich hat es nicht ganz gepasst.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Übrigens noch ein Detail, das kaum aufgefallen sein dürfte. Am 29. April 8:30-13:15 wurde im Kuppeltambour das erste Fenster (links) eingesetzt. Nach der langen Zeit kaum sichtbarer Veränderungen freut man sich auch über die kleinen Details. Mittlerweile befinden sich auch Fenster an der Südseite und, wie es scheint, an der Nordseite.


    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Was man hört und auch sieht, scheinen die tatsächlich bis an die Schloßwand heranzupflastern; keine Terrassen, keine Oranierfürsten, keine Rossebändiger.
    Stur wie ein Esel, wider alle Vernunft, historische Wiederherstellung und Ästhetik.
    Ist denn da gar nichts mehr zu machen? Gibt es denn da keine empörte Öffentlichkeit gegen die Berliner Laienspielschar im Senat?

  • An der Südwestecke ist auf zwei Fensterachsen das Gerüst entfernt und der Blick auf den Schacht unterhalb des zweiten Fensters von rechts ist frei. Diese "Grabung" war jahrelang mit einem Bauzelt verhüllt. Nun sehen wir ein Art Substruktion aus Beton als Unterfangung für die Sockelzone!? Oder was geht da? Wer weiß mehr? Tatsächlich Gründungsprobleme oder archäologisches Sichtfenster? Oder ... ?

    https://cam01.berlinerschloss-webcam.de

    (Leider geht keine Direkteinbindung des Webcambildes mehr! Alles andere ist mir zu aufwändig!)