• Was mich jedoch stört und wundert. Warum hat man das Dachrstaurant, was ja wegen der Lage schon was Besonderes sein sollte so lieblos und häßlich im Inneren gestaltet?

    Passend hierzu der Leitspruch des Restaurants:

    Contemporary Cuisine mit Blick über Berlin

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Das Restaurant ist ja auch aussen lieblos und hässlich, daher ist es zumindest konsequent. Mag sein, dass er populär ist, die Plazierung an der Ecke zur Schlossbrücke ruiniert der sonst tolle Blick aus den Linden. Man hätte es einfach nicht schlimmer machen können. Das Ding ist einfach zu hoch - das kann man nicht schönreden.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Haben wir diese Diskussion um das Dachterassenrestaurant nicht schon so oft im Forum diskutiert?

    Ich hätte mir auch gewünscht, das man das Restaurant in die Kuppel integriert hätte, war aber leider nicht vorgesehen, wahrscheinlich nie im Gespräch.

    Und das Restaurant war keine Vorgabe der Bundesregierung. Für das Restaurant war Herr Rettig, als damaliger Bauherr verantwortlich. Und diese wollten auf dem Dach das Restaurant.

  • In einigen Passagen für meinen Geschmack zu provokativ, aber in der Kernaussage durchaus richtig und lesenswert:

    Propheten am Berlin Stadtschloss: Acht Juden treiben die Linke in den Wahnsinn - WELT
    Droht am Berliner Stadtschloss eine „fundamental-christliche Unterwanderung“? Das behaupten gerade Kritiker, weil dort Figuren aus der Bibel angebracht werden…
    www.welt.de

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Überraschenderweise ist die katholische Kirche in einem ihrer Medien eher auf Seite Oswalts. Sie distanziert sich in Person von Georg Essen (Professor für Systematische Theologie an der Humboldt-Universität in Berlin und Leiter des Zentralinstituts für Katholische Theologie) von der evangelischen Kirche auch beim Projekt Garnisonskirche bis zu einem gewissen Grad. Darüberhinaus versucht Herr Essen den Spagat sich der Kritik an Rekonstruktion anzuschließen, gleichzeitig die Kritik an der christlichen Symbolik davon herauszulösen. Hier das eher nicht lesenswerte Interview zur Quellennennung.

  • Wovon redet der Mann überhaupt, wenn er lamentiert, es würden Brüche am Berliner Schloss fehlen? Ich muss mich da ganz ehrlich fragen, ob er überhaupt mal um den Bau, in die Höfe oder mal in den Bau hineingegangen ist. Wo ist da KEIN Bruch?
    Zwischen den Interview-Fragen ist sogar noch ein Bild eingebracht, wo man die Brüche von modern und rekonstruiert in einem der Höfe sieht.
    Mir tun die Leute leid, die das lesen und nichts schnallen und denen alles abkaufen...

  • Wo ist da KEIN Bruch?

    Halt der typische Ruinenkult. Als hätte man Angst im direkten Vergleich der Baustile mal wieder abzustinken, wenn man die historischen Teile zu sehr wiederherrichtet. Franco Stella war immerhin mutig und hat diese Herausforderung angenommen mit dieser Pracht zu gestalten, hat es vielmehr als Ressource begriffen.
    Gerade weil der Bau nicht im Krieg zerstört, nur beschädigt, wurde und hätte erhalten werden können, stattdessen von einer Diktatur aus ideologischen Gründen aus dem Stadtbild getilgt wurde, glittert man bei einem Wiederaufbau nicht die Geschichte, sondern korrigiert, was antidemokratische Ideologen an Geschichtsglitterung betrieben haben. Die DDR hat die Hohenzollern aus dem Stadtbild getilgt, als hätte es sie nie gegeben.

  • Überraschenderweise ist die katholische Kirche in einem ihrer Medien eher auf Seite Oswalts.

    Interpretiere ich nicht unbedingt so. Essen stellt Argumente beider Seiten gegenüber. Zwar hätte er sich auch mehr Brüche in der Architektur gewünscht, die die neuere Geschichte dieses Ortes widerspiegeln, andererseits deutet er zum Beispiel den Kuppelspruch als Demutsgeste. Letztlich plädiert er dafür, mit dem bestehenden Bau seinen Frieden zu schließen und die Chance zum besseren Verständnis der Geschichte in unterschiedlichen Formen der Kontextualisierung wie Projektionen auf den Fassaden zu suchen. Das Interview ist so diplomatisch geführt, wie ich es von einem Geistlichen erwarten würde.

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  • Esser stellt Argumente beider Seiten [Herv. d. Verf.] gegenüber

    Das kann ich leider nicht wahrnehmen. Dort, wo Wertungsurteile seiner Person fallen, sind diese durchgängig in der Argumentationsschiene der Kritiker. So sagt er zwar, dass es wohl nicht ,,einfach" ein rechtes Anliegen sei, will aber gleich darin den Wunsch nach ,,Zuschütten" der Geschichte erkennen, auch als Teil der Identitätssuche, sprich genau das was Trüby u.a. vermutet, dass diese Bauten dazu dienen Identitätspolitik ins Stadtbild zu tragen. Dabei ist unsere Position hier beispielsweise, dass Architektur nicht zur Identitätsbildung beitragen kann in einem Sinne, dass man einzelne Menschen bewusst ausgrenzt usw., sondern ein integrierendes Element darstellt, plump gesagt für alle Menschen schön anzusehen zu sein. Den Welt-Artikel kritisiert er weiter als ,,der Sache unangemessene Polemik". Usw. Ich sehe da wirklich keine Gegenüberstellung und Abwägung.

  • Ich sehe da wirklich keine Gegenüberstellung und Abwägung.

    Ich habe oben doch einige Gesichtspunkte aufgeführt, die er durchaus in unserem Sinne deutet.

    auch als Teil der Identitätssuche, sprich genau das was Trüby u.a. vermutet, dass diese Bauten dazu dienen Identitätspolitik ins Stadtbild zu tragen.

    Auch das interpretiere ich anders. Er führt diese Identitätssuche wertneutral ein und zieht gerade keinen konkreten Bezug zur rechten Identitätspolitik. Wir dürfen hier nicht den Fehler machen, Identitätssuche mit Identitätspolitik gleichzusetzen. Dahinter stecken unterschiedliche Ziele und Motivlagen.

    Den Welt-Artikel kritisiert er weiter als ,,der Sache unangemessene Polemik".

    Na ja, dieser mag zwar im Kern Richtiges ansprechen, aber polemisch ist er schon geschrieben. Für meinen Geschmack zu polemisch. Und es ist nicht so, dass Essen dem Welt-Artikel explizit Polemik vorwirft, sondern er stellt es in einen größeren Kontext dar. Konkret heißt das Zitat:

    Zitat

    Insgesamt zeigt sich allerdings an diesem Beispiel natürlich auch, dass in säkularen Gesellschaften der Deutungsbedarf noch höher ist, weil wir ja doch auch sehen, dass die Polemiken nicht immer der Sache angemessen sind.

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  • Wir dürfen hier nicht den Fehler machen, Identitätssuche mit Identitätspolitik gleichzusetzen. Dahinter stecken unterschiedliche Ziele und Motivlagen.

    Okay, das war mir nicht zugänglich, Du hast recht, das ist ein kompliziertes Thema bei dem es auf die unterschiedlichen Deutungen ankommt, und ich mich nicht umfassend auskenne. Für mich bedeutet das, dass alle Dinge, die zur Identitätsbildung herangezogen werden können automatisch auch der identitätspolitischen Vereinnahmung sich anbieten. Deshalb stehen da aus meiner Sicht weiterführend die Türen und Tore offen für Oswalt und Co.
    Der Herr Essen möchte wohl stattdessen ausdrücken, dass die evangelische Kirche, im Gegensatz zur gefestigten katholischen Kirche, auf ihrer Identitätssuche sich solchen Experimenten hingibt.

    Na ja, dieser mag zwar im Kern Richtiges ansprechen, aber polemisch ist er schon geschrieben. Für meinen Geschmack zu polemisch. Und es ist nicht so, dass Essen dem Welt-Artikel explizit Polemik vorwirft, sondern er stellt es in einen größeren Kontext dar.

    Wobei ich hier einfach die ersten zwei Werturteile verarbeitet habe, man könnte so den ganzen Artikel durchgehen, womit dann schon das Bild sich klarer abzeichnen würde. Du sagst ja selbst ganz richtig, dass er geschickt oder vorsichtig formuliert, was dann eben darin resultiert, dass er viel im Allgemeinen bleibt, aber dann besagte ungleichgewichtete Werturteile doch liefert, die seine Positionierung erkennen lassen.

  • aber dann besagte ungleichgewichtete Werturteile doch liefert, die seine Positionierung erkennen lassen.

    Natürlich, aber das ist doch auch legitim. Er hätte sich etwas anderes gewünscht, akzeptiert aber den Istzustand. Denn letztlich schreibt er ja, dass er jetzt den richtigen Weg in einer Kontextualisierung der stehenden Architektur sehen würde. Und das ist doch meilenweit von dem entfernt, was ein Oswalt oder Trüby fordern und wünschen. Auch wenn es mittlerweile abgedroschen klingt: Diese Differenzierung erscheint mir enorm wichtig, den wir sollten endlich mal von der Vorstellung einer Dichotomie in dieser Sache abkommen. Es gibt unzählige Grautöne. Und wenn wir das nicht erkennen wollen, dann verschrecken wir jeden, der in der Sache ambivalente Vorstellungen mit sich trägt.

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  • Ich hab mir jetzt mal das Interview auf Domradio.de mit Herrn Essner durchgelesen. Das ist schon eine erstaunliche Aneinanderreihung von Schlagwörtern und Plattitüden aus der argumentativen Werkzeugkiste der Rekonstruktionsgegner.

    "Abgründe sollen zugeschüttet werden, Puppenstube, Umbrüche/Abbrüche/Widersprüche, Brüche massiv gegenüberstellen, die Kontroverse und das Konfrontative zur Darstellung bringen ..."

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Zitat

    Wenn Sie mich als Theologen fragen,

    Was genau hat der folgende Quatsch mit Theologie zu tun?

    Mögliche Antwort: kommt drauf an mit welcher. "Widerspruch" im Sinne von Gegensatz, Kontrast, Kontroverse ist ein rein marxistisches (dh von Marx geprägtes) Vokabular.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.