Architektur in Computerspielen und Filmen

  • Nun zu etwas, dass mir in vielen Disney-Filmproduktionen aufgefallen ist:
    Seit Schneewittchen (1937) scheint Disney eine Abneigung dagegen zu haben, Filme in Deutschland spielen zu lassen, während andere Länder, wie England oder Frankreich, wirklich überproportional vertreten sind, und man in diesen Fällen wirklich alles tut, um klarzustellen, dass man sich in diesen Ländern befindet (französische Akzente etc.). Deutschland hat nach Disneys Sicht wohl ein kleines Imageproblem... Selbst Filme, die auf einer deutschen Geschichte basieren, werden in andere Länder oder Fantasieländer verfrachtet, wie Rapunzel (nach Corona, ein Fantasieland) und neulich Der Nussknacker (nach England.) Schon etwas seltsam, dass Familie Stahlbaum bei Herrn Drosselmeyer in London zur Weihnachtsfeier eingeladen ist... Trotz dieses Umstands scheinen sich Disneys Konzeptkünstler reichlich gerade in Deutschland zu bedienen, wenn es darum geht, ihre Settings möglichst märchenhaft auszugestalten.
    So ist Dresdens Zwinger das Vorbild für den königlichen Palast im Remake von Cinderella:

    Bildquelle: http://cinefex.com/blog/cinderella/

    Der Spiegelsaal in Nymphenburg war das Vorbild für Belles Schlafzimmer im Remake von Die Schöne und das Biest:

    Bildquelle: https://pop.inquirer.net/32496/disneys-…_g_p3_1-334-1-1

    Im gleichen Film wurde Rothenburgs Georgsbrunnen nachgebaut:

    Bildquelle: https://www.atlasofwonders.com/2017/03/beauty…-locations.html

    Rothenburg war außerdem das Vorbild für Szenen im ganz aktuellen Film Der Nussknacker:

    Bildquelle: https://dsnynewscast.com/2018/08/discov…he-four-realms/

    Es macht mich immer etwas traurig, dass Deutschland so unterbewertet ist und rein marketingtechnisch nichts davon gewinnt, immer nur als Inspiration zu dienen aber nicht explizit genannt zu werden. Was wiederum bei anderen Ländern wie England oder Frankreich immer der Fall ist, und dazu führt, dass deren Kultur und schönes Image rund um die Welt verbreitet wird.

  • Stimmt schon. Den Nazi-Muff abzuschütteln dürfte wohl noch eine halbe Generation dauern, 10-15 Jahre vielleicht. Da kann noch viel passieren...

    Star Wars hat mich architektonisch ja auch immer sehr fasziniert. Architektur in Science-Fiction-Filmen ist einfach klasse, vor allem wenn es so einen überwiegend positiven Touch hat und nicht alles nach Apokalypse ausschaut.

  • Es macht mich immer etwas traurig, dass Deutschland so unterbewertet ist und rein marketingtechnisch nichts davon gewinnt, immer nur als Inspiration zu dienen aber nicht explizit genannt zu werden

    Aber mal anders gefragt: brauchen Rothenburg, Neuschwanstein und co wirklich noch mehr Touristen? Ich denke mal, es ist mehr als bekannt, dass Deutschland so manche märchenhafte Orte hat, ob nun in den USA, Japan oder in China.
    Ich bin eher froh, dass Deutschland bisher einigermaßen von solchen Massentourismusschwemmen wie in Venedig oder Amsterdam einigermaßen verschon geblieben ist.

  • Es geht vielleicht weniger um Touristen an speziellen Orten, als vielmehr um das große Ganze, das Image des Landes. Was ein Faktor in allen Bereichen wäre.
    Während die deutsche Kultur bis 1914/33 in ganz Europa, und auch in der neuen Welt an vielen Orten allgegenwärtig war, gab es seitdem einen heftigen Bruch.

  • Nun zu etwas, dass mir in vielen Disney-Filmproduktionen aufgefallen ist:
    Seit Schneewittchen (1937) scheint Disney eine Abneigung dagegen zu haben, Filme in Deutschland spielen zu lassen, während andere Länder, wie England oder Frankreich, wirklich überproportional vertreten sind, und man in diesen Fällen wirklich alles tut, um klarzustellen, dass man sich in diesen Ländern befindet (französische Akzente etc.). Deutschland hat nach Disneys Sicht wohl ein kleines Imageproblem... Selbst Filme, die auf einer deutschen Geschichte basieren, werden in andere Länder oder Fantasieländer verfrachtet, wie Rapunzel (nach Corona, ein Fantasieland) und neulich Der Nussknacker (nach England.) Schon etwas seltsam, dass Familie Stahlbaum bei Herrn Drosselmeyer in London zur Weihnachtsfeier eingeladen ist... Trotz dieses Umstands scheinen sich Disneys Konzeptkünstler reichlich gerade in Deutschland zu bedienen, wenn es darum geht, ihre Settings möglichst märchenhaft auszugestalten.

    Sollte so eine Diskussion wirklich in diesem Strang geführt werden?

    Das entscheidet die Moderation.

  • Architektur in Science-Fiction-Filmen ist einfach klasse, vor allem wenn es so einen überwiegend positiven Touch hat und nicht alles nach Apokalypse ausschaut.

    Die Postapokalypse ist besser, wie zum Beispiel in der Fallout-Reihe mit ihrem retrofuturistischen 50er-Jahre-Szenario. Die Architektur in der Reihe greift verschiedene Stile aus der ersten Hälfte und der Mitte des 20. Jahrhunderts auf, unter anderem Art déco, Stromlinien-Moderne und Googie. Diese spezielle Mischung wird auch als Raygun Gothic bezeichnet.

    Es gibt außerdem auch etwas Modernismus und noch einen weiteren, aber für mich nur schwer definierbaren Stil, der vor allem bei Hochhäusern zur Anwendung kommt, wie beispielsweise hier oder hier.

  • Lasst uns nochmal tief in Fantasiearchitektur eintauchen. :)
    Shadow of the Colossus ist eines der besten Spiele der Playstation 2 und nun auch der PS4, dadurch, dass ein Remake erstellt wurde, um es auf den technisch neuesten Stand zu bringen.
    Abseits vom großartigen Gameplay (und einem wunderschönen Soundtrack) lebt das Spiel auch von seiner extrem dichten Atmosphäre.
    Man befindet sich in den Verbotenen Landen, fernab von aller Zivilisation. Auf der Suche nach Kolossen, die es zu bezwingen gilt, erkundet man weite Ebenen, Wälder, Wüsten und mysteriöse, monumentale Ruinen einer alten Kultur. Der Haupttempel, um den sich der Großteil der Handlung dreht, ist besonders eindrucksvoll. Während man oft ganz klar Vorbilder oder starke Einflüsse in Spiel- oder Filmarchitektur ausmachen kann, ist es hier schon etwas schwieriger. Die Architektur ist sehr einzigartig und speziell.

    Der Tempel von außen:

    Eine gewaltige, sich nahezu unendlich weit hinziehende Brücke führt von der Außenwelt zum Tempel.

    Sie durchquert sogar eine Wüste:

    Das Innere des Tempels:

    Steinerne Kolosse, die die Kolosse repräsentieren, die es in der Welt zu bezwingen gilt, flankieren den massiven, dunklen Hauptraum.

    Der Altarbereich ist im Gegensatz dazu licht und luftig.

    Auf dem Altar die holde Maid, die es wiederzubeleben gilt:

    Bildquelle: Von mir selbst im Spiel geschossene Photos.

  • Die Architektur des viktorianischen Londons wird im PS4-Spiel "The Order: 1886" auf höchstem grafischen Niveau dargeboten.
    (Bilder 1-4 von mir)

    Blick auf die nächtliche Skyline Londons:

    Ein beeindruckender (neo)-gotisch anmutender Innenraum.

    Zudem werden, wie hier zu sehen, gelegentlich technische und architektonische Entwicklungen einige Jahrzehnte vorgezogen (Zeppeline, Kommunikationsgeräte, Wolkenkratzer).



    Das folgende Bild ist ein Konzept des Entwicklerstudios "Ready at Dawn", welches darstellt, wie Berlin als Handlungsort des Spiels hätte aussehen können. Das Studio hat verschiedene Konzepte (darunter dieses) vor Veröffentlichung des Spiels als Werbung herausgegeben.

  • Eindrücklich!

    Stichwort Berlin... In welchen Spielen und Filmen findet ihr eigentlich die Darstellung Deutschlands (aus architektonischer Sicht) am gelungensten? Bzw. was gibt es überhaupt Relevantes?

    Ich hoffe ja immernoch auf ein Assassin's Creed mit deutschem Vorkriegsschauplatz (Weimarer Republik!). Es wäre in der Folge nach "Syndicate" (spätes 19. Jahrhundert, London) durchaus logisch, die Handlung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anzusiedeln. Man könnte z.B. die bolschewistische und faschistische Bewegung infiltrieren, den Börsenkrach und die Verwerfungen in Europa miterleben, die Goldenen Zwanziger Berlins in ihrem beseelten Rausch, den Aufstieg des Bösen zu unterwandern suchen, hach ja... Oder den 1. WK als Schauplatz nehmen, der war auch noch "manueller". Irgendwie trauen sich (große) Entwickler aber noch recht selten an Berlin heran, vllt. weil es auch noch vergleichsweise wenig Blockbuster-Filmmaterial gibt (in Relation zu London, Paris, New York usw.).

    Kenner von Ubisoft hatten ja angedeutet, dass es nach "Origins" (altes Ägypten als Schauplatz) eine chronologische und geschichtsnähere Fortsetzung der Reihe geben könnte (und danach wieder ein fantasievolleres Setting). Die Hansezeit fänd ich auch mal hochspannend, da hat sich bis auf "Patrizier" und Anno 1404/1501 bislang noch gar nichts rangewagt m.E., schon gar kein Actionspiel - oder?

    Aber vermutlich wird das Studio auf einen "Safe Bet" wie das alte China, das kaiserliche Japan der Ninja und Samurai, das antike Rom (analog zu "Odyssey"), die Wikinger oder sowas setzen... Dürfte auch leichter zu programmieren sein und mehr Freiheiten bei der Erzählung bieten.

    (Offenbar hat der Entwickler eine Umfrage bei Spielern laufen lassen, das 20. Jahrhundert fand da nicht wirklich statt, schade...)

  • Die ersten drei Bilder sind wahrlich wundervolles Art déco. Das letzte aber ist eine sehr luxuriöse, elegante und im Retro-Style überhöhte Variante der 60er/70er-Jahre-Pop-Art-Moderne. Dabei fallen z.B. die Sechseck-Waben-/Hexagon-Muster auf. (https://goo.gl/images/YUTNAK) Die gab es beispielsweise schon bei der Fernseh-Quiz-Sendung "Dalli Dalli". (Siehe z.B. hier). Oder diese (als Korbmöbel?) überstylten Panton Chairs.

  • Ich finde es extrem bedauerlich, dass solche Künstler, die heute die Videospiele gestalten, für den Architektenberuf weitgehend verloren sind. Denn sie tragen den Berufsethos in sich, den man heute in der Architektur verzweifelt sucht. Kreativität, Mut, Vision, ja, das was man Kunstverständnis nennt.
    Die Architektur hat sich derweil zu einer Bürokratieform entwickelt, die mehr auf DIN-Normen achtet als ihrer eigentlichen Profession nachzugehen, nämlich durch kreative Ansätze Stadtraum für die Menschen zu gestalten.
    Das stimmt auf der einen Seite extrem traurig, auf der anderen aber auch sehr hoffnungsfroh, denn man sieht, dass es diese Talente noch gibt, man muss sie aus dem virtuellen Raum nur wieder in die "reale" Welt holen.
    Ich hatte das Vergnügen, vor einiger Zeit eine VR-Brille von Occulus testen zu können. Jeder, der so etwas noch nicht probiert hat, sollte dies unbedingt mal machen. Denn diese Technik wird die Welt revolutionieren und ist meiner Meinung nach die größte Erfindung nach dem Automobil und dem Flugzeug. Das Potential dieser Technologie können wir heute noch gar nicht ermessen und wir werden Architektur und Kunst in einer nie gekannten Forum erleben können.
    Meine Hoffnung ist, dass es die Menschen dazu anregen wird, kritisch zu hinterfragen, warum so erlebte Architektur nur virtuell und nicht real spürbar ist. Daher finde ich die Projekte, die Städte wie Köln, Berlin oder Dresden über VR für Menschen erlebbar machen, so wichtig, weil sie den Menschen so real vor Augen führen, wie Städte einst aussahen und welchen Verlust an Historie, Klasse und Ästhetik die deutschen Städte hinnehmen mussten und dass dieses ästhetische Erleben Anlass für eine ganz andere Wahrnehmeung von Stadt wird und den Handlungsdruck auf die Entscheider massiv verstärkt :D

    APH - am Puls der Zeit

  • Das sieht auch alles sehr cool aus, auch z.b. bei Bioshock. Ich mag dennoch lieber positive urbane Visionen. Leider gibt's da wenig. Theed auf Naboo in Star Wars ist zB eine wunderbare Vision einer klassisch inspirierten neuen Stadt.

    Würde dir da noch etwas einfallen? Ich zum Beispiel hätte da eher an Star Trek als an Star Wars gedacht.

    Abgesehen davon ist der Untergang von Rapture die Folge eines gescheiterten sozialen Experimentes, weshalb man die Idee einer Unterwasserstadt im Art-déco-Stil durchaus als positive urbane Vision ansehen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Klinker (11. Dezember 2018 um 15:08)

  • Stichwort Berlin... In welchen Spielen und Filmen findet ihr eigentlich die Darstellung Deutschlands (aus architektonischer Sicht) am gelungensten? Bzw. was gibt es überhaupt Relevantes?

    Deutschland und Berlin taugen leider viel zu oft nur als Schauplatz von Spielen und Filmen mit NS-Thematik.

    Die satirische und stark klischeehafte Wolfenstein-Reihe ist in dieser Hinsicht aber durchaus sehenswert.

  • Die satirische und stark klischeehafte Wolfenstein-Reihe ist in dieser Hinsicht aber durchaus sehenswert.

    Paderborn hat aber wohl auch schon ein paar Kontinentalverschiebungen hinter sich, oder wie ist zu erklären, dass es im Hochgebirge liegt :D

    Der Sountrack zu der Reihe ist aber wirklich ganz witzig:

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    Hier die gesamte Playlist, die Cover der fiktiven Alben sind auch nicht schlecht:

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  • Paderborn hat aber wohl auch schon ein paar Kontinentalverschiebungen hinter sich, oder wie ist zu erklären, dass es im Hochgebirge liegt :D

    Das liegt daran, dass es sich hier um das Dorf Paderborn und nicht um die Stadt Paderborn handelt. ;)