• Hier eine Postkarte, die 1902 gelaufen ist und die uns als sog. "Mondscheinaufnahme" den Stadtgartensee mit Festhalle und die Festhalle mit dem Nordportal nochmals in größerer Darstellung zeigt:


    Die nachfolgende Karte zeigt neben dem "Trompeter von Säckingen" ,der offenbar sein einst so berühmtes und auch etwas wehmütiges Lied aus dem Werk Viktor von Scheffels bläst: "Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein..."

    Das kleinere Bild stellt uns einen Blick vom Karlsruher Schloss in Richtung Marktplatz vor Augen. Ganz im Vordergrund erkennt man die Dächer der beiden Häuser der Schlosswache, im weiteren Verlauf die Bassins mit den Springbrunnen in den vier Schmuckbeeten, in deren Zentrum das Denkmal des Großherzogs Karl Friedrich. Die Straße, die vom Schloss kerzengerade durch die Stadt ins Land führt trug den Beinamen "Via Triumphalis". Am Rande des Schlossbezirks erkennt man die Gebäude mit den Arkaden. Diese Häuser hatten Mansarddächer. Leider hat man sich beim Wiederaufbau nach der Kriegszerstörung gegen Mansarddächer entschieden, zum Schaden des Ensembles:


    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (30. November 2018 um 22:55)

  • 1902, im Jahre des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Großherzog Friedrich I., wurde diese Postkarte versandt. Sie zeigt uns das Residenzschloss aus Richtung Marktplatz kommend:

  • Auf einer 1902 gelaufenen Postkarte wird uns der Karlsruher Malsch Brunnen vorgestellt, der in Formen der italienischen Hochrenaissance errichtet worden war. Da ich niemals etwas von diesem Brunnen gehört habe vermute ich, dass er wohl eher nicht mehr existieren dürfte. Wäre es anders, so würde es mich sehr freuen.

    Leider kann ich Dir keine Freude bereiten. Der Brunnen wurde 1963 abgerissen. Nur eine der Figuren ist erhalten.

    https://ka.stadtwiki.net/Malschbrunnen

    :sad:

  • (...) Da der Brunnen nach dem Zweiten Weltkrieg leicht beschädigt war und nicht weiter gepflegt wurde, wurde beschlossen ihn zu entfernen. Der Brunnen wurde 1963 beseitigt. (...)

    Leicht beschädigt! Man, was war das damals für eine barbarische Zeit. Scheinbar völlig ohne Sinn und Verstand für Kultur, Kunst und Ästhetik, wurde alles radikal vernichtet. - Als wären in den 1960er Jahren bessere Dinge erschaffen worden.

  • @Villa1895

    vielen lieben Dank für deine Ergänzungen. Hast du einen persönlichen Bezug zu Karlsruhe und hast du die Postkarten mal irgendwo erworben?

    Zum Brunnen: es ist mal wieder so schade, welch geringen Wert man historischer Architektur in den 60-er und 70-er Jahren zugemesssen hat. Der Brunnen wäre doch mal eine Rekoidee, die sich tatsächlich umsetzen ließe und das Stadtbild extrem aufwerten würde. Nur wie ich von meinem guten Freund suebicus lernen musste, ist gerade Baden-Württemberg ein unglaublich schwieriges Gebiet für den Wiederaufbau historischer Gebäude. Ich glaube, selbst in NRW wäre es aktuell leichter, hier entsprechendes umzusetzen, was ich extrem bedauere, weil gerade der Süden ja sehr finanzstark und mit etlichen DAX-Unternehmen gesegnet ist. Gerade hier würden sich solche Mäzenprojekte mal anbieten, dass es nicht so kommt, ist extrem betrüblich.

    Ich mache mal weiter mit der östlichen Kaiserstraße
    Eckbau zur Kreuzstraße

    Die "Kleine Kirche" am Handelshof

    Hier ist auch nicht alles gut, aber der Altbaubestand wird dann zügig deutlich mehr

    Die Südzeile bis zur Adlerstraße ist fast komplett erhalten. So wird man sich dann auch den westlichen Teil der Kaiserstraße vorstellen müssen

    APH - am Puls der Zeit

  • Schlimm sind immer die fehlenden Eckbauten, die dann mit diesen 70-er Jahre Ersatzschrottbauten den ganzen Straßenzug zerstören. Diesen negativen Einfluß sieht man ja auch am Berliner Kudamm, wo ja auch noch sehr viel erhalten ist, aber gerade das Fehlen der Eckbauten hat einen sich potenzierenden negativen Effekt auf sämtliche Folgebauten.

    Ich bin dann in die Adlerstraße abgebogen, wenn man die Kaiserstraße weiter geht, wird es noch geschlossener. Ein riesiges historisches Gebiet schließt sich dann rund um den Fasanenplatz an


    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo Apollo,

    wie ich weiter oben in der Galerie zu Karlsruhe schon geschrieben hatte, wohnte ich 1972/73 für ein halbes Jahr in Karlsruhe. Dies war im Rahmen meiner Ausbildung. Dabei habe ich geschätzt 3/4 der Stadt durchwandert. Das bewirkte bei mir ein Glücksgefühl, damals oft lange Straßenzüge und Plätze mit prachtvollen Gründerzeit- und Jugendstilbauten zu entdecken. Mein möbliertes Zimmer befand sich in der Bachstraße 23 in der Karlsruher Weststadt, in einer Jugendstilvilla, Baujahr 1908. Von den Eigentümern, beide so um die 80 Jahre alt, wurde ich einmal auf ein Gläschen Wein eingeladen, das Esszimmer in Neorenaissance, reich geschnitzt, der äußerst elegante Salon in Neorokoko, alles wohl erhalten. Der Vater des Eigentümers war Badischer General und hatte von Großherzog Friedrich II. 1918 den Auftrag erhalten, die badischen Tuppen aufzulösen. Interessant war auch die Klingelanlage für das einstige Hauspersonal. In der Küche waren die Glocken angebracht und mit Emailleschildern versehen, auf denen die Namen der Zimmer vermerkt waren. Wenn es also läutete, wußte das Personal, in welchem Raum nach ihm geklingelt wurde. Da könnte ich noch einige Anekdoten anführen, doch würde es hier den Rahmen sprengen.

    Das mit den Postkarten ist so. Bei einem Verwandtenbesuch erzählte mir 1969 eine Tante, dass sie derzeit, in der Waschküche alte Bücher, ihrer unlängst im Alter von 89 Jahren verstorbenen Tante verbrenne und auch schon viele Bücher verbrannt habe. Freilich fragte ich, ob ich vielleicht die Bücher, die noch da sind, haben könnte. Die noch vorhandenen Bücher bekam ich mit, darunter befand sich ein Postkartenalbum aus dem Jugendstil. Die Postkarten beginnen um 1900 bis hin zum I. Weltkrieg. Seither habe ich auch immer wieder mal Postkarten hinzu gekauft und gesammelt. Die zu Karlsruhe von mir eingestellten Postkarten sind allesamt aus diesem alten Postkartenalbum.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (30. November 2018 um 16:00)

  • jaja, das kenn ich, so hat der Wahnsinn auch bei mir angefangen...
    Glücklicherweise aber nicht mit Karlsruhe.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja. Die Fenster sind in westdeutschen Städten ein leidiges Problem. Selbst wenn die Fassaden der Altbauten weitgehend erhalten sind, fehlen meist die historischen Sprossenfenster. Das macht sich extrem negativ bemerkbar. Dabei ist dies relativ einfach zu beheben. Hoffen wir, dass mit den nötigen Sanierungen, die ja auch hier nötig sind, und am Nachbarhaus ja schon laufen, dann auch die Fenster ausgetauscht werden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo Heimdall,

    ja du hast völlig recht, diese verschiedenen Fenster beeinträchtigen die Wirkung des Gebäudes ganz enorm. Allerdings dünkt mir, dass es sich vielleicht um ein Doppelhaus handeln könnte, wegen der beiden nebeneinander liegenden Haustüren. Im 2. Obergeschoss wurden vermutlich die Balkone abgerissen, deshalb jetzt diese komischen Geländer an den Fenstertüren. Das wäre dann ein ganz schlechtes Zeichen.

    Es sieht für mich danach aus, als ob nichts mehr ins Haus investiert würde, also langsame schleichende Verwahrlosung. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um Eigentumswohnungen, deren Eigentümer sich nicht einig werden. Meist weil einige Eigentümer nicht das nötige Geld haben, um etwas am Haus machen zu lassen. Auf der rechten Seite des Hauses gibt es mehrere Fenster nebeneinander, die zumindest akzeptabel aufgeteilt sind. Vielleicht hat hier ein Miteigentümer zumindest in seiner Wohnung annehmbare neue Fenster anbringen lassen?

  • Hier noch eine Postkarte von 1902 mit einer Innenaufnahme aus der Aula der Karlsruher Technischen Hochschule (vordere Wand). Links in einer Nische befindet sich eine Büste des Großherzogs Friedrich I. Darunter steht "FRIEDRICH" darunter wiederum konnte ich mit Lupe die Jahreszahl 1896 lesen. In der Nische rechts steht eine Büste der Großherzogin Luise. Darunter konnte ich, auch wieder nur mit Lupe, den Namen LUISE erkennen. Hinter bzw. über dem Rednerpult ist das badische Wappen angebracht:


  • 1902, im Jahre des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Großherzog Friedrich I., wurde diese Postkarte versandt. Sie zeigt uns das Residenzschloss aus Richtung Marktplatz kommend:

    Hallo Erbse,

    soeben fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass es eine Gemeinsamkeit zwischen dem Residenzschloss in Karlsruhe und demjenigen in Neustrelitz gibt: den Schlossturm. Zwar ist er nicht identisch, aber eine sehr große Ähnlichkeit ist eben doch gegeben. Ich bin davon überzeugt, wenn erst einmal der Schlossturm, quasi als Leuchtturm, in Neustrelitz wieder steht, wird, so Gott will, auch das Schloss folgen.

  • Ich mache die Galerie dann heute noch fertig, es geht noch durch den südlichen Teil der Karlsruher Innenstadt, wir beginnen am Rondellplatz mit dem Großherzog-Karl-Denkmal

    Ettlinger Tor

    Ettlinger Straße (könnte Drittes Reich sein)

    Lammstraße

    APH - am Puls der Zeit

  • Hebbelstraße


    Zitat von Apollo

    Diese großzügigen Balkone, die man schon an einigen Karlsruher Häusern gesehen hat, gefallen mir ausgesprochen gut. Sie geben den Häusern etwas sehr herrschaftliches, mondänes und elegantes. Häuser (fast ;) ) wie Römische Palazzi! Umso sträflicher, wenn die Sanierungen nicht die notwendige Qualität haben oder diese Balkone gar entfernt werden.

  • Hallo Kaoru,

    Diese vielen herrschaftlichen und wunderschönen Balkone waren für Karlsruhe typisch. Man muss sich vor Augen stellen, dass auch sehr, sehr viele der seit dem II. Weltkrieg abgerissenen Häuser solche Balkone hatten. Karlsruhe liegt am Oberrhein und hat daher ein sehr mildes Klima. Man kann dort Balkone deshalb auch durchschnittlich deutlich früher und deutlich länger im Jahr nutzen. Das dürfte der Grund sein, dass es in Karlsruhe so viele Balkone gibt. Im Gegenzug gibt es in Karlsruhe an den Häusern, zumindest nach meinem Empfinden, allerdings deutlich weniger Erker, als in anderen Städten.

    Gerade bei den Häusern aus dem Klassizismus und der Gründerzeit beleben diese Balkone das Karlsruher Straßenbild enorm. Besonders mit Blumenschmuck und oder z. B. Palmen verleihen diese Balkone dem Haus eine mediterrane Note. Kehrseite der Medaille: Aus eigener Erfahrung weiß ich: Karlsruhe war auch früher schon im Sommer schier unerträglich heiß. Das dürfte im extrem heißen Sommer 2018 Sommer bei monatelanger Trockenheit noch viel schlimmer geworden sein. Aber in Karlsruhe kann man ja mit der Stadtbahn bequem bis in den Schwarzwald fahren (z. B. bis nach Wildbad) um sich von der großen Hitze etwas zu erholen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (3. Dezember 2018 um 18:38)