Der Klang unserer Dörfer und Städte - Glocken

  • Betglocke unten:

    Fusa haec campana anno MDXVVIII = Gegossen (wurde) diese Glocke im Jahr 1598

    sed an(no) MDCXCI d(ies) XIX Mart(ii) = aber im Jahr 1691 am 19. März

    eodem quo coeterae funesto = mit dem gleichen/ (anderen ?) Rest tödlich

    incendio labefactae = in Brand (gesetzt) / später beschädigt

    Aedis huius Petro = Paulinae = seinem Hause Peters und Pauls

    curatorum Johannis Kislingii Cons. = Vorsteher Johannes Kisling

    et L. Christiani Widemann Scabini auspiciis = unter (dem Vorstand/ Aufsicht) (des) Ratsherrn L. Christian Widemann

    Anno MDCXCVII Mense Jan. = im Jahr 1697 im Monat Januar

    restaurata est operi Ioach. Hannibalis Brorsii = wurde dieses Werk wiederhergestellt durch Joachim Hannibal Brors.

  • In: "Lübecker Glockenkunde", 1913: Der "Chur-Brandenburgische Stück-Gießer Joachim Hannibal Brors" gießt Ausgangs Mai 1699 die "große und kostbare Thumb-Puls oder größeste Glocke" mit einem Gewicht von 60 Schiffspfund oder 16.800 Pfd. Sie war die größte, jemals in Lübeck gegossene Glocke. Die Inschrift nennt ihn wieder lateinisch Ioachimi Hannibalis Brorsii. Gesprungen beim Trauergeläute für Karl VII. 1745. Neuguß 1745 unter Vertrag mit Lorentz Strahlborn, unter der Federführung seines Sohnes Dietrich Strahlborn. Kriegsverlust der Strahlborn´schen Puls 1942.

  • [...] Erschwerend kommt hinzu, daß der Aufhängungsort nach dem Umbau der Türme und wegen dem Vorhandensein dieser steilen Giebelwand der denkbar ungünstigste Aufhängungsort für eine solche Großglocke ist. [...]

    Das ist definitiv ein Problem, aber da kann man nur versuchen das Beste daraus zu machen. Der Umbau der Türme 1889 dürfte keinen Effekt auf die Akustik haben, da die Turmgeschosse mit den Glockenstuben in ihrem Bauvolumen dem gotischen Zustand entsprechen - abgesehen vom zweiten Geschoss des Nordturms, das kam wohl erst mit dem Umbau im Barock. Das heißt schon die Maria wird wahrscheinlich im Mittelbau gehangen haben, aber so oder so ist das gesamte Geläut davon betroffen. Das ist das Erbe des Umbaus im 15.Jahrhundert zur gotischen Hallenkirche unter Beibehaltung des romanischen Westbaus.

    [...] Wie man hört, ist bereits die Betglocke an verschiedenen Standorten nur schlecht zu hören.

    Leider (derzeit) ja, zum Tag der Wiederinbetriebnahme bin ich in der näheren Umgebung herumgelaufen (sie hat ja fast 30min lang geläutet) und schon auf dem Untermarkt war kaum etwas davon zu vernehmen, dass da eine der einhundert größten Glocken Deutschlands läutet. Das liegt aber neben den baulichen Besonderheiten auch daran, dass die Schallklappen der Peterskirche fast alle, nahezu immer, geschlossen sind.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Wenn man dieser Wikipedia-Liste glauben schenken darf, dann eher Platz 86~84 (es ist etwas mehr als 5700kg, leider habe ich mir die genaue Zahl nicht gemerkt, aber sie ging eher in Richtung 5750kg). Wenn ich mich recht erinnere wurde vorher ein weit höheres Gewicht angegeben, Mangels genauen Informationen. Erst seit der Sanierung, wo man die Chance nutzte und sie wog, weiß man mit Sicherheit wie viel sie genau wiegt

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Auf einem Datenblatt wurden 2010 folgende Daten für die Frauen- und die Peterskirche genannt:

    Frauenkirche: alle Glocken vom Bochumer Verein für Stahlguss, 1922, Material: Stahlguss

    Gl. 1: Dm. 157,5 cm., ca. 1.560 kg., cis1

    Gl. 2: Dm. 137,5 cm., ca. 1.080 kg., e1

    Gl. 3: Dm. 116,5 cm., ca. 700 kg., g1

    Peter und Paul:

    Gl. 1: Dm. 218,0 cm., ca. 7.100 kg., fis°, Joachim Hannibal Brors, 1697

    Gl. 2: Dm.184,5 cm., ca. 2.500 kg., cis1, Eisenhartguss, Schilling & Lattermann, 1956

    Gl. 3: Dm. 152,5 cm., ca. 1.600 kg., e1, Eisenhartguss, Schilling & Lattermann, 1956

    Gl. 4: Dm. 107,0 cm., ca. 790 kg., g1, Bronze, urspr. Michael Weinhold, Dresden, 1716, umgegossen Benjamin Körner, Görlitz, 1737.

  • Hast du vielleicht ein Bild oder Scan von diesem Datenblatt?

    Die Daten zur Frauenkirche stimmen soweit überein. Das nun mehr als 100 Jahre alte Stahlgeläut soll ja in einem recht guten Zustand sein:

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    Die Angaben der Peterskirchglocken gehen bei den beiden Bronzeglocken doch etwas auseinander. So schreibt der ehemalige Glockensachverständige Gürlach bereits 2008 in seinem Buch, dass die Betglocke ein Gewicht "zwischen 112 und 120 Zentnern", also 5600-6000kg, hat. Jetzt konnte ein Gewicht von 5700~5750kg ermittelt werden. Dann wären da noch Glocke 2 (Petrusglocke) mit 183cm, 2700kg, cis1, Glocke 3 (Paulusglocke) mit 153cm, 1600kg, e1 und Glocke 4 (Tuchmacherglocke) mit 102cm, 643kg auf fis1.

    Hier nochmal die von mir bereits im Görlitz-Strang verlinkte Aufnahme der Wiederinbetriebnahme der Betglocke und dem derzeitigen Bestand des Geläuts der Peterskirche.

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    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Das Datenblatt von 2010 ist wieder da; und dank ihm läßt sich dies, das und jenes zu den Glocken der Peterskirche aus heutiger Sicht doch etwas genauer erklären.

    Da ich in Kontakt mit zwei Glockenexperten stehe und auch mittlerweile einige Kirchtürme mit gebrauchten Glocken kennenlernen konnte, gäbe es theoretisch folgende Option:

    Vorstellbar wäre - besonders auch wegen der Gemeindesituation mit mehreren Kirchen und der allgemeinen Lage - zunächst Ausschau zu halten, was denn in der Mittellage so an gebrauchten Glocken im Angebot ist. Mit diesem ersten Schritt würde man der Peterskirche zunächst einmal so etwas wie eine richtige Stimme zurückgeben. Ein vierstimmiges Hauptgeläute, worin auch die Tuchmacherglocke enthalten sein könnte, wäre für eine Hauptkirche dieser Stadt kurzfristig wünschenswert. Drei oder vier neu angeschaffte Gebrauchtglocken könnten das Hauptgeläute der Peterskirche bilden.

    Die beiden Eisenhartgußglocken können sicher eine museale Funktion, evtl. innerhalb des Kirchenraums einnehmen, aber da ja die größere Glocke bereits schweigt, wird sich irgendwann sowieso die Frage nach ihrer längerfristigen Zukunft stellen. Sie stellen keine große Kostbarkeit dar und scheiden als Teil eines neuen Gesamtgeläutes aus. Daß man unbedingt den Schlagton beibehalten muß, ist nicht gesagt.

    Der Guß von größeren und maßgeschneiderten Glocken in der tieferen Lage könnte eine Aufgabe für die Zukunft sein.

    Es besteht die Option, daß man die Bet- und die Tuchmacherglocke in Altersteilzeit schickt, um sie nach Möglichkeit zu schonen.

    Unbedingt müßte von ihnen eine Klanganalyse gemacht werden, um die Centwerte festzustellen.

    Alles wäre natürlich offizell unter der Betreuung eines Sachverständigen der Landeskirche anzugehen.

    Beispiel: fis° (Betglocke, Joachim Hannibal Brors) - b° - cis1 - dis1 - f - fis1 (Tuchmacherglocke, Benjamin Körner) - gis1 - b 1 - ( cis1 - dis2 - fis2, evtl. als Ergänzung der zweigestrichen Lage mit einem zwei- oder dreistimmigen Zimbelgeläute (("Silbergeläute", wir sind hier in Sachsen)) ). Um eine weitere Großglocke in der ° - Lage wird man allein schon wegen des zu großen Intervalls zwischen der vorhandenen fis° und der Mittellage kaum herumkommen.

  • [...] Vorstellbar wäre - besonders auch wegen der Gemeindesituation mit mehreren Kirchen und der allgemeinen Lage - zunächst Ausschau zu halten, was denn in der Mittellage so an gebrauchten Glocken im Angebot ist. Mit diesem ersten Schritt würde man der Peterskirche zunächst einmal so etwas wie eine richtige Stimme zurückgeben. Ein vierstimmiges Hauptgeläute, worin auch die Tuchmacherglocke enthalten sein könnte, wäre für eine Hauptkirche dieser Stadt kurzfristig wünschenswert. Drei oder vier neu angeschaffte Gebrauchtglocken könnten das Hauptgeläute der Peterskirche bilden. [...]

    Die Verwendung von gebrauchten Glocken ist eine nette Sache, aber angesichts der Größenordnung und diesem konkreten Fall meiner Meinung nach keine Alternative. Die Zeit und das Geld wird man dann doch eher in eine langfristige Lösung stecken, welche am Ende im Idealfall komplett und stimmig (in doppelter Deutung) ist, statt ein altes Provisorium durch ein Neues zu ersetzen.

    Für den Ersatz oder die Ergänzung einzelner Glocken in kleineren Kirchen macht sowas durchaus Sinn. Für die Lutherkirche zum Beispiel, vielleicht noch die Frauenkirche... aber die Peterskirche? Ich könnte mir keine Reformationsglocke als Ersatz im Mainzer Dom vorstellen (unabhängig ob das klanglich Sinn macht), oder eine fast komplett zusammengeflickten Anlage von Glocken aus der halben Republik.

    [...] Die beiden Eisenhartgußglocken können sicher eine museale Funktion, evtl. innerhalb des Kirchenraums einnehmen, aber da ja die größere Glocke bereits schweigt, wird sich irgendwann sowieso die Frage nach ihrer längerfristigen Zukunft stellen. [...]

    Die Frage hat sich bereits vor 2 Jahren gestellt und hat man zuvor (siehe meine zuvor verlinkten Berichte) noch von einer "kleinen Lösung" (gesamter Bestand + ein Neuguss) gesprochen, ist davon jetzt nichts mehr zu hören. Derzeit spricht nichts für deren Verbleib in den Glockenstuben, daher wird wohl auch das Joch der Petrusglocke nicht repariert.


    [...] ( cis1 - dis2 - fis2, evtl. als Ergänzung der zweigestrichen Lage mit einem zwei- oder dreistimmigen Zimbelgeläute (("Silbergeläute", wir sind hier in Sachsen)) [...]

    Interessant, genau daran hatte ich auch schon gedacht und zwar als "Europageläut" im Dachreiter. Die evangelisch-polnische Gemeinde aus Zgorcelec nutzt nämlich die Georgenkapelle (Krypta/ Unterkirche) unterhalb des Dachreiters für ihre Gottesdienste und überhaupt steht die Peterskirche ja unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Es ist natürlich völlig klar, daß ein solches Projekt den offiziellen Dienstweg von der Gemeinde aus und über den Sachverständigen der Landeskirche gehen müßte. Raum und Statik oben in den Türmen sind zu prüfen; solche und viele weitere Details sind im Vorfeld zu klären. Ein Verein wäre zur Unterstützung der Kirchengemeinde sehr hilfreich. Vielleicht wäre es möglich, einige Ansätze des Magdeburger Glockenprojekts und der dortigen Entwicklung zu übernehmen. Auch dort ist nicht alles "in einem Guß" ( ! ) zu bewerkstelligen gewesen. Einige Etappen bis zum wirklichen Abschluß können daher auch in Görlitz in Betracht kommen. Wenn man in wenigen Jahren der Tuchmacherglocke etwas Gesellschaft leisten könnte, wäre das schon ein wichtiger erster Schritt.

    Ich könnte mir keine Reformationsglocke als Ersatz im Mainzer Dom vorstellen (unabhängig ob das klanglich Sinn macht)

    :crying:

    Ich auch nicht. Die muß man dann sofort, der Harmonie wegen, wie bei der Tuchmacherglocke, umgießen.

  • [...] Ein Verein wäre zur Unterstützung der Kirchengemeinde sehr hilfreich. [...]

    Das ist der erste Schritt. Gleichzeitig muss man aber auch wissen für was konkret man diesen Verein haben will.

    [...] Vielleicht wäre es möglich, einige Ansätze des Magdeburger Glockenprojekts und der dortigen Entwicklung zu übernehmen. [...]

    Ja, es gibt viele Überschneidungen, nur alles im Maßstab etwas kleiner. Vor allem zeigt es aber, dass es möglich ist die Bürger auch für sowas im größeren Stil zu mobilisieren. Und das ist in Görlitz, historisch gesehen, besonders wichtig.

    Gibt aber auch Sachen die man direkt übernehmen könnte. floet:)

    [...] Auch dort ist nicht alles "in einem Guß" ( ! ) zu bewerkstelligen gewesen. [...]

    Gibt es überhaupt eine Gießerei die das könnte/ die Ofenkapazität dafür hat? smile:) Allein die Masse zwischen Großer Glocke mit rund 11t und allen anderen Glocken bis ~4t erfordert unterschiedliche logistische Maßnahmen.


    PS: ich hab jetzt erst die Übersetzung der unteren Inschrift der Betglocke gesehen. Anscheinend sind die Texte von Großer Glocke und Betglocke im groben Inhalt gleich. Dabei soll die Betglocke eine konkrete Angabe auf die Wiederverwendung des Metalls der (zweiten) Susanna haben, welches eins zu eins für sie verwendet wurde. Einen solchen Hinweis gibt es bei der Großen Glocke hingegen nicht, zumindest habe ich bisher keinen gefunden. Dabei würde es doch Sinn machen, dass die 8 Tonnen Bronze der Maria ebenfalls für den Guss wiederverwendet wurden. Die Maria wurde aber laut Gürlach erst am 2.August 1695 von den Türmen geholt, dem gleichen Tag an dem Brors den ersten Guss der Großen Glocke versuchte.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Das "aus einem Guß" war etwas doppeldeutig gemeint und auf das neue Gesamtgeläute des Magdeburger Doms bezogen. Das neue Magdeburger Domgeläut ist ja nicht "in einem Guß" gegossen worden, sondern die neuen Magdeburger Glocken wurden bisher in zwei Etappen gegossen (Guß der fünf Glocken der MIttellage als erster Schritt, Nachguß der kleinsten, neuen h1 als zweiter Schritt). Der Guß der neuen d° ist aktuell noch nicht erfolgt und würde Stufe 3 sein. Es würde anscheinend auch die größte Glocke sein, die in Deutschland nach der Petersglocke durch Heinrich Ulrich 1923 in Deutschland gegossen wurde.

    Bei einer Entscheidung zum Neuguß (und vor allem nach der Finanzierung ! ) einer neuen d° für Görlitz würden wegen den Kapazitäten dafür außer B. ansonsten noch Eijsbouts und Grassmayr in Betracht kommen, aber das ist nun wirklich für unser Forum nicht die maßgeblichste aller Fragen.

    Ich glaube nicht, daß man die Ausgangslage in Görlitz wirklich so ganz mit Magdeburg vergleichen kann. Magdeburgs Dom ist einfach bekannter als die Görlitzer Peterskirche, wenn auch der torsohafte Glockenbestand beider Kirchen gewisse Übereinstimmungen zeigt. Die Görlitzer Peterskirche dürfte aber kaum so in der gleichen allgemeinen Wahrnehmung stehen wie der Magdeburger Dom.

    Ein Glockenprojekt für Görlitz müßte offiziell die "Lizenz zum Gießen" durch die Kirchengemeinde selbst und einen Sachverständigen der Landeskirche haben. Ohne einen Förderverein, der die Förderung und Teilfinanzierung etwas in die Hand nimmt, wird es sicher schwierig werden. Um noch mal auf das "aus einem Guß" zu sprechen kommen: es ist ja theoretisch vorstellbar, daß ein Gesamtgeläute mit einer Disposition X geplant wird, aber man es wegen der Finanzierung nur in Etappen angehen kann. Das hat es schon häufiger gegeben. Aufgrund der aktuellen Situation wäre zumindest ein Zugewinn von drei neuen Glocken schon einmal ein wichtiger und sicher auch realistischer Schritt, um der Peterskirche endlich wieder eine richtige Stimme zu geben. Wünschenswert wäre auch (wir nähern uns wieder Magdeburg), die Schonung des Altbestands.

  • Das "aus einem Guß" war etwas doppeldeutig gemeint und auf das neue Gesamtgeläute des Magdeburger Doms bezogen. Das neue Magdeburger Domgeläut ist ja nicht "in einem Guß" gegossen worden, sondern die neuen Magdeburger Glocken wurden bisher in zwei Etappen gegossen (Guß der fünf Glocken der MIttellage als erster Schritt, Nachguß der kleinsten, neuen h1 als zweiter Schritt). [...]

    Das war mir schon klar. Aber eigentlich sind es vier, beziehungsweise fünf Schritte:

    1. Reparatur der Dominika (h0)

    2. Guss der Glocke 3 Amemus (g0)

    3. Guss der Glocken 6-11 (der Guss der Glocke 11 "Speremus" (h1) schlug beim ersten Mal fehl)

    4. Guss der Glocke 1 Credamus (d0)

    Vor dem vierten Schritt muss aber erstmal der Südturm wieder ausgebaut werden, denn der ist ja noch einer hohler Schacht und kann daher noch keine Glocken aufnehmen. Außer der Amemus sollen aber alle neuen Glocken dort rein.

    [...] Ich glaube nicht, daß man die Ausgangslage in Görlitz wirklich so ganz mit Magdeburg vergleichen kann. Magdeburgs Dom ist einfach bekannter als die Görlitzer Peterskirche, wenn auch der torsohafte Glockenbestand beider Kirchen gewisse Übereinstimmungen zeigt. [...]

    Natürlich meine ich die Ausgangslage und Zielsetzung der Projekte. Instandsetzung einer defekten Glocke, Ergänzung (eventuell) etwa ums dreifache des Bestandes und Guss einer Großglocke, um ein paar zu nennen. Ein Vergleich von Görlitz und Magdeburg ist schwierig, der Dom ist definitiv bekannter als die Peterskirche (in punkto jährlichen Besucherzahlen sind beide aber je nach Angaben gleich auf), aber Magdeburg an sich dürfte nur vom Namen her, beziehungsweise als Landeshauptstadt bekannt sein. Görlitz hingegen hat eine solide nationale und internationale Bekanntheit und ist für die meisten interessanter. Dafür aber hat die Stadt weniger Einwohner und damit einen kleineren Pool an potentiellen, lokalen Spendern, wobei dies durch Spender von außerhalb ausglichen werden könnte.

    [...] es ist ja theoretisch vorstellbar, daß ein Gesamtgeläute mit einer Disposition X geplant wird, aber man es wegen der Finanzierung nur in Etappen angehen kann. Das hat es schon häufiger gegeben. [...]

    Bei der Größe des Vorhabens ist das unumgänglich. Es teilt sich ja eigentlich schon von selbst in zwei Teile: die Große Glocke und die restlichen Glocken. Die Große Glocke muss in den Mittelbau, da steht aber derzeit der Stahlglockenstuhl, welcher entsprechend demontiert und der Glockenbestand raus geholt werden muss. Die restlichen Glocken würden höchstwahrscheinlich in den Südturm kommen, da befindet sich aber derzeit eine Antennenanlage der Telekom.

    [...] Wünschenswert wäre auch (wir nähern uns wieder Magdeburg), die Schonung des Altbestands. [...]

    Keine Ahnung ob das wirklich möglich und nötig ist. Beide Glocken sind kaum mehr als 300 Jahre alt, davon war die Betglocke 30 Jahre lang ungenutzt und generell werden beide in der Regel nur zweimal pro Woche a 10min geläutet (am Sonntag zum Ein- und Ausläuten des Gottesdienstes).

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Wenn in der bisherigen Glockenstube des Südturms eine Sendeanlage untergebracht ist und es da feste Verträge gibt, ist das natürlich ein weiterer Faktor, der u.U. einen gehörigen Einfluß auf die ganze weitere Entwicklung nehmen kann. Je nach Gegebenheiten würde der Südturm möglicherweise als Aufhängungsort ausscheiden und die Betglocke würde zwangsläufig den Platz im mittleren Turmgeschoß binden. Somit steht dann nur noch der Nordturm für eine Erweiterung zur Verfügung. Wie groß der Raum in der Glockenstube eigentlich ist, wäre zu klären.

    Folgender Weg könnte hilfreich sein:

    - offizielle Beratung und grünes Licht der Kirchengemeinde für eine Geläuteerweiterung

    - Beauftragung eines Sachverständigen

    - Erstellung einer Klanganalyse der beiden vorhandenen Glocken (Betglocke, Tuchmacherglocke)

    - Prüfung der Statik

    - Machbarkeitsstudie über Spielraum einer Geläuteerweiterung bei Vorhandensein zweier historischer Glocken in fis° und fis1

    - Gründung eines Förder- oder Kirchbauvereins, der einen Teil der Mittel zum Neuguß beschaffen würde

    - Geläuteerweiterung in mehreren Einzelschritten wäre wegen der Mittel u.U. zu akzeptieren.

  • Einiges davon ist bereits geklärt, anderes in Arbeit. Aber nichts was man gegenwärtig in die Öffentlichkeit tragen sollte.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Und hier haben wir: Voila.

    Essenheim, ev. Kirche St. Mauritius. Drei Glocken von Georg Christoph Roth, 1703 in Mainz als sein Erstlingswerk gegossen, vollständig original erhalten und damit das einzig vollständig erhaltene Gesamtgeläute des Mainzer Barock aus einem Guß und einer Hand. Georg Christoph Roth stammte aus einer weitverzweigten süddeutschen Gießerdynastie, war Sohn des Mainzer Gießers Caspar Roth, Onkel des späteren Gießers Johann Martin Roth und betrieb die Gießerei in der südlichen Mainzer Altstadt zwischen der Kapuziner- und der Neutorstraße. Von schätzungsweise 200 Glocken von ihm sind nur 28 läutbare sowie 2 gesprungene erhalten geblieben.

    Ein wahrscheinlich vorhandenes Vorgängergeläute scheint um 1690 während der Pfalzverwüstung verlorengegangen zu sein.

    Große Gemeindeglocke: a1, ca. 490 kg., Dm.: ca. 92 cm., Höhe bis Haube: ca., 71 cm. Namen der Ratsmitglieder Johannes Hermannus Hecht, Johannes Schro(e)der, Johannes Michel Wolf, Adam Krämer. Toten-, Sturm- und Abendglocke, Stundenschlag.

    Mittlere Glocke/ Mittelglocke: cis2, ca. 260 kg., Dm.: ca. 73,5 cm., Höhe bis Haube: ca., 60 cm. Namen der Ratsmitglieder Johann Kilian Schwarz, Wenz Wolf, Johann Adam Thüringer, Meinhart von der Hardt. Mittags-, Schul- und Herbstglocke, Viertelschlag.

    Kleine Glocke: e2, ca. 120 kg., Dm.: ca. 59,5 cm., Höhe bis Haube: 47,5 cm. Namen der Ratsmitglieder Lorenz Krämer, Peter Ueber, Adam Wolf, Kilian Fischel. Bet-, Tauf- und alte Begräbnisglocke.

    Alle Glocken tragen zusätzlich die Aufschrift: "Goss mich Georg Christof Roth in Maeintz 1703".

    Die Centwerte sind aktuell leider noch nicht bekannt.

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    "Konkurrenz" bekommt Essenheim insoweit mit den vier Zechbauer-Glocken von 1809 im Westturm des Mainzer Doms sowie mit dem unlängst wieder vervollständigten Geläute der Mainzer Augustinerkirche (2 Glocken von Johann Martin Roth mit einer Glocke von Georg Christoph Roth wieder in der ursprünglichen Disposition vervollständigt).

  • Eine sehr sehens- und hörenswerte Aufnahme des Geläutes der Leipziger Thomaskirche, darunter die Mönchs- oder Beichtglocke von Jakob König von 1634, die unbeschreibbar klangschöne Mittelglocke von Wolf Hilliger von 1574 (can´t beat a Hilliger) sowie der nicht weniger herausragend einzuschätzenden Gloriosa von Theodericus Reinhard von 1477.

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  • Einblicke in das Magdeburger Domglocken-Projekt liefert nach etwa 30 Sekunden Vorlauf dieses Video:

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    Peinlich, leider ganz unbeschreibbar peinlich wird es ab etwa 2:50, in dem man darüber aufgeklärt wird, daß "viele Glocken solche Namen wie Norbert, Stefan, Friedrich, Jörg und Steven tragen". Die These, daß man Glockennamen wie Osanna bzw. Hosanna vom Namen "Susanna" ableitet(e), wird dadurch leider noch unterboten, und zwar auf ein nicht zu unterschätzendes Maß. Auf die Kevin-und-Mandy-Glocke und die Josef-Fritzl-Gedächtnisglocke werden sich in Zukunft also auch noch berechtigte Hoffnungen machen lassen dürfen...

    Dasjenige, was die evangelische Kirche heute noch zu sagen hat, ist offenbar so tief angesetzt, daß es wohl weniger schlimm wäre, wenn überhaupt nichts mehr gesagt würde.