Wie kann man einen Abriss verhindern?

  • Folgende Situation, ein Gebäude (19Jh/20 Jh) in meinem Ortsteil wird im nächsten Jahr abgerissen.
    Der Eigentümer hat die Genehmigung hierfür.
    Das Gebäude steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber ich finde es ist ortsbildprägend.
    Hat jemand von euch Erfahrungen gesammelt, wie man einen Abriss verhindern könnte?

    Eine Stadt braucht architektonische Vielfalt, aus jeder Epoche.

  • @Steinkuhl

    Zu deiner Frage: Ohne genauere Kenntnis der Situation vor Ort und des besagten Objekts helfen Dir vage Empfehlungen nicht gezielt weiter. Du schreibst, das Gebäude stünde nicht unter Denkmalschutz, auch sei die Abrissgenehmigung bereits erteilt. Das erschwert selbstredend und pauschal die Bewahrung eines Gebäudes vor dem Abbruch.
    Der (subjektive) Aspekt, es sei ortsbildprägend, ist zudem keine alleinige Voraussetzung, welche die Erhaltung eines Gebäudes gewährleisten kann. Wurde beispielsweise, weil Du die fehlende Denkmaleigenschaft erwähnst, vor der Abbruchgenehmigung geprüft und geklärt, ob das ortsbildprägende Gebäude die Voraussetzungen eines Kulturdenkmals aus wissenschaftlicher, künstlerischer oder heimatgeschichtlicher Bedeutung erfüllt und daher ein öffentliches Interesse an seiner Erhaltung besteht? Vom Verfahrensablauf kommt die Anregung zur Eintragung in die Denkmalliste bei der zuständigen Stelle auf Grund des fortgeschrittenen Vorgangs wohl zu spät. Der Bauherr oder Investor benötigt in seinem Interesse auch Planungssicherheit, sofern sich nicht schwerwiegendere Gründe auftun, die gegen die erteilte Abrissgenehmigung sprechen.
    Wie sieht es mit naturschutzrechtlichen Aspekten aus? Wurden diese überprüft? Leben besondere Tierarten am/im Gemäuer?

    Du könntest dem Besitzer das Gebäude natürlich auch abkaufen und es auf diese Weise vor dem Abbruch retten, sofern diese Option finanziell für Dich vorstellbar ist.

    Petitionen sind ebenfalls ein Mittel oder die Möglichkeit lokal eine öffentliche Debatte zu besagtem Objekt zu starten, örtliche oder überregionale Zeitungen versuchen miteinzubeziehen, Unterschriftenlisten zur Erhaltung sammeln etc. All diese Maßnahmen sollten allerdings im Sinne der Bewahrung rechtzeitig erfolgen und dürften in diesem Stadium weit weniger aussichtsreich sein.

    Vielleicht helfen Dir bei deinem Anliegen noch Artikel und Initiativen wie diese ganz konkret weiter: https://mobil.ka-news.de/region/karlsru…art6066,2249134

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (20. November 2018 um 08:51)

  • Ich finde schon die Prämisse der Fragestellung schwierig. Etwas verhindern wollen ist meist ein Kampf gegen Windmühlen. Stattdessen sollte der Ansatz etwas Aktives sein, etwas Positives, etwas Schöpferisches (statt anti-Destruktives).
    Also fragen wir uns lieber, wie können wir einen Altbau retten? Ihm Leben einhauchen und ihn nachhaltig nutzen? :)

    Und detaillierte Infos wären da schon nötig, gegebenenfalls mit Bildern.

  • Es gibt immer Möglichkeiten einen Abriss zu verhindern. Da gilt es dann Schwachstellen zu suchen.
    Folgendes könntest du ausprobieren:

    1. Infos Sammeln
    2. Bauaufsicht anrufen und nach Details zum Abriss fragen, z.T. bekommst du Auskunft. Ist das Genehmigungsverfahren korrekt verlaufen?
    3. Denkmalamt anrufen und nachfragen warum sie dem Abriss zugestimmt haben.
    4. Landesamt für Denkmalschutz anrufen und Nachfragen warum sie dem Abriss zugestimmt haben.
    5. Abfallwirtschaftsamt anrufen und Nachfragen obs ein Abbruchkonzept gibt. Wurden alle Giftstoffe berücksichtigt? Insbesondere Häuser ab 1950-1990 sind voller Gift (Asbest und co)
    6. Mit der örtlichen Politik sprechen, vielleicht gibts Gleichgesinnte die ihren Einfluss geltend machen können.
    7. Den Bürgermeister/ Dezernent direkt ansprechen
    8. Die Presse aktivieren, Leserbriefe, soziale Medien etc.
    9. Bürgerinitiative gründen.
    10. Demonstrieren
    11. Das Haus besetzen
    12. Sozialer ungehorsam ;)
    13. Das Haus kaufen
    14. Den Investor für das neue Haus vergraulen. Vielleicht springt der ab und das Haus bleibt stehen trotz Abrissgenehmigung
    15. Schwachstellen im Genehmigungsverfahren für das neue Haus suchen und öffentlich machen

    Je aktiver du bist desto vorsichtiger wird die Gegenseite vorgehen müssen. Siehe Potsdam FH, Garnisonskirche und co. Von denen kann man viel lernen ;)

  • Und vor allem braucht es viel Engagement, Herzblut und Öffentlichkeitsarbeit. Nach deinem ersten Post meldest du dich erst heute nach einer Woche wieder... und wir haben immer noch keine Ahnung vom Aussehen und Wert des Gebäudes.

    Schau mal, wie Häuserrettungsarbeit aussehen kann:
    Nürnberg

    Ich wohne ein paar Stunden entfernt von Nürnberg, und trotzdem sind mir schutzlose Häuser dort ein Anliegen. Auch wenn dort keine Bauabsichten bestehen und das Haus in gutem Zustand ist, sammle ich Fakten über ein Haus und leite diese Leuten vor Ort weiter (hier jetzt an unsere Nürnberg-Forumsmitglieder, von denen ich weiss, dass sie Kontakte zur Denkmalpflege und den Altstadtfreunden haben). Abbruchabsichten können sehr schnell aufkommen, wenn ein Gebäude verkauft wird und es nicht unter Schutz steht. Deshalb möglichst früh am Ball bleiben!

    Du animierst mich jetzt gerade, nach über einem Jahr ein Update zu einem vor dem Abbruch stehenden Gebäude in meiner Heimatstadt zu verfassen:
    St. Gallen

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (26. November 2018 um 21:06)