Meldungen aus Norwegen

  • Das Haus ist ja wahnsinnig schön geworden. Bei uns in der Straße, direkt gegenüber stehen 2 Villen, die 1894 von zwei Brüdern nach demselben Bauplan errichtet wurden. Beide Häuser hatten ganz ähnliche Veranden wie die jetzt in Norwegen rekonstruierte, bzw. im oberen Stock Balkone, wie ich diese auf einem Foto im Heimatmuseum entdeckt habe. Die hölzernen Veranden und Balkone sind leider schon lange abgerissen worden. Nur direkt am Giebel befinden sich noch schön ausgesägte Bretter. An dem Beispiel aus Norwegen erkennt man, was man im Wege der Rekonstruktion alles machen kann. Leider ist hier bei uns in Südbrandenburg oftmals auch nicht das Geld dazu da, so etwas anzugehen. Übrigens steht eine der beiden Villen zum Verkauf (wenn ich mich richtig erinnere, für 79.000 Euro). Angeblich 306 m², eine Größenangabe, die ich allerdings bezweifle.

  • Hm, da hätte man besser daran getan, gleich auch die originale Dachlandschaft einschließlich Eckturm wiederherzustellen. So sieht es aus wie ein Frankfurter Altbau in Innenstadtlage, der nach dem Krieg mit einem vereinfachten Dach wiederhergestellt wurde.

    Oslo ist leider ein gutes Beispiel für eine Stadt, die auch ohne Kriegsschäden ziemlich versaut wurde. Insbesondere der Bereich zwischen Rathaus und Schloss ist zugig und trist.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ein weiteres Beispiel hierfür, welches ich zufällig beim Überfliegen der Landkarte entdeckt habe:

    Kristiansand an der Südspitze Norwegens wurde offenbar als Planstadt (neu) gegründet und bebaut.

    1024px-Kvadraturen_areal_photo.png

    Bildquelle: Wikipedia, Urheber Yeezus903, CC-BY SA 4.0

    ==> Große Version des Luftbildes

    Die Bebauung - auch wenn man das von oben nicht vollständig beurteilen kann - scheint (abgesehen von einigen Quadranten mittig links im Bild) sehr heterogen und von Bausünden durchsetzt. Besser als in Mannheim dürfte es dort aber allemal aussehen...

    ==> Historische Aufnahmen von Kristiansand mit seinen Kvadraturen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Oslo ist leider ein gutes Beispiel für eine Stadt, die auch ohne Kriegsschäden ziemlich versaut wurde. Insbesondere der Bereich zwischen Rathaus und Schloss ist zugig und trist.

    Korrekt!

    Der Eindruck von Oslo aus Fußgängerperspektive im Zentrum entspricht weitgehend den kriegszerstörten Städten in Deutschland. Der moderne Anteil liegt bei gefühlten 50%, und die tatsächlich alten Gebäude sind in den 70ern und 80ern häufig durch Umbauten bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden. Auf Oslo ist keine einzige Bombe gefallen - es muss also ein Unzahl von Abrissen historischer Bausubstanz gegeben haben.

    Weitgehend intakte Gründerzeitviertel gibt es schon, aber nur in der engeren Peripherie (Grünerlökka, Teile von Frogner, Majorstuen).

    Ein "Geheimtipp" für Oslo-Besucher: Vom Hauptbahnhof aus den Fluß Akerselva entlang nach Norden Wandern. Geboten wird ein interessanter Mix aus Ottensen, Schwabing inkl. Eisbach, eine großzügige Prise Zeche Arenberg - gewürzt mit einem Hauch Partnachklamm ;)

    1024px-Akerselva_Wasserfall.JPG

    Quelle / Urheber

  • Das klingt für mich ähnlich wie die Erfahrungen, die ich seinerzeit mit Basel machte.

    Und es bestätigt mich in der Vermutung, dass am Zustand unserer Städte weniger der 2. Weltkrieg schuldig ist, als das modernistische Bauwesen an sich.

  • Das "Problem" skandinavischer Städte besteht darin, dass die historische Bebauung fast ausschließlich aus Holz bestand. Nur wenige Städte haben daher das Stadtbild ohne verheerende Stadtbrände erhalten können. In einem solchen Fall haben wir im besten Fall mit Straßenbildern aus dem Historismus zu rechnen. Da diese Stilepoche in der Denkmalpflege lange minderwertig behandelt wurde, sind auch in diesem Bestand viele Verluste zu beklagen.

    Im Fall von Kristiansand, das eh eine späte Gründung des 17. Jh. ist, sind gleich mehrere große Stadtbrände zu verzeichnen, zuletzt 1892.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • In Oslo wird demnächst das "Nationalmuseum für Kunst, Architektur & Design" in der Nähe des Rathauses eröffnet. Ein massives Ungetüm, welches die davorliegenden historischen Gebäude fast verschluckt.


    Zitat

    Wie ein Felsmassiv erscheint das Nationalmuseum, mit dem Hafenareal verwachsen und einer Festung ähnlich. Wenige längliche Öffnungen bilden Einschnitte in die graugrüne Natursteinhülle – so auch an den Zugängen am Hafen und vom Stadtzentrum. Der Höhe nach passt sich der Gebäudekomplex der Umgebung an und „wächst” in nordwestliche Richtung, wo Bürohochhäuser mit Rasterfassaden dicht beieinander stehen.

    Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • In dem Fall passt dieser Neubau in sein architektonisches Umfeld.Nur die Handvoll übriggebliebenen Altbauten gehen städtebaulich in dieser langweilig modern monströsen Umgebung leider unter.

  • Man müsste das Gebäude live vor Ort sehen. Die Materialität gefällt mir auf den Abbildungen. Wenigstens kein Sichtbeton! Und es gibt ehrlich gesagt auch kein wirkliches historisches Umfeld, das der Bau stören könnte.

    Worauf ich mich aber wirklich freue, ist das Museum. Mit etwas Glück bin ich im nächsten Jahr wieder in Oslo.

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  • In dem Fall passt dieser Neubau in sein architektonisches Umfeld.Nur die Handvoll übriggebliebenen Altbauten gehen städtebaulich in dieser langweilig modern monströsen Umgebung leider unter.

    Aker Brygge findest Du langweilig und monströs?

    IMHO eine bessere Variante der Hafencity. Sehr belebt und beliebt.

  • Die Norweger können moderne Architektur ja eigentlich ganz gut, wie dieses oder diese Bespiele zeigen. Im Fall des neuen Museums kann man hier oder dort schon ganz gut erkennen, wie das wirken wird. Die flacheren Gebäudeteile passen sich der Kubatur der benachbarten Altbauten (vor allem des Friedenszentrums) eigentlich ganz gut an und der höhere Riegel dahinter harmoniert auch mit den größeren Blöcken in der Umgebung. Schlimm ist nur dieser 70er-Jahre-Klotz rechts daneben/gegenüber.

  • Ich finde das neue Nationalmuseum architektonisch fürchterlich, viel zu klotzig und eben nicht - wie es der Architekt vorgibt - zeitlos.

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    Die hochkarätige Bildersammlung der norwegischen Nationalgalerie, darunter viele Meisterwerke der norwegischen Nationalromantik, wurden aus der alten Nationalgalerie ins neue Nationalmuseum transferiert. Wie bei ihrem Berliner Pendant war die alte Nationalgalerie als Gebäude des Historismus / des 19. Jahrhunderts die perfekte Kulisse für Bilder der Romantik, aber auch für die Klassiker von Edvard Munch ("Der Schrei" etc.). Leider ist die alte Nationalgalerie jetzt mehr oder weniger funktionslos geworden, in ihr soll zukünftig "zeitgenössische Kunst" ausgestellt werden. Das klingt wenig vielversprechend. Das Gebäude ist letztlich städtebaulich zur "Resterampe" degradiert worden. Ausführliche Infos zum Gebäude der alten Nationalgalerie gibt es hier.

  • Ein sehr ansehnlich produziertes Video (11min) über norwegische Stabkirchen (in Englisch):

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