Zeitgenössischer ästhetischer Städtebau für alle

  • Hallo liebe Architekturfreunde,

    ich studiere im höheren Mastersemester Architektur in Düsseldorf und beschäftige mich in meiner zu schreibenden Thesis mit der Frage, wie Stadtentwicklung in Einklang mit regionaler Baukultur und zugleich aktuellen Anforderungen an den Wohnungsbau von­stat­ten­ge­hen kann. In dieser Thesis soll es mehrere Schwerpunkte geben. Unter anderem will ich untersuchen, wie drei Stadtteile unterschiedlichen Charakters miteinander verbunden werden können, ohne dass man ihren Charakter überformt.

    Wie in vielen Städten Deutschlands gibt es auch in Düsseldorf eine meines Erachtens nach zu stark investorengelenkte bzw. projektbezogene Stadtentwicklung, die sich weniger am Bestand als an sich selbst orientiert. Die neuen Quartiere stehen am Ende nur für sich und bildet dafür keine hochwertigen Stadträume mehr, in der sich Menschen aufhalten wollen. Hier möchte ich mit meiner Thesis der Stadt eine Idee skizzieren, wie sie mit einer klaren Idee von ihrem Stadtbild Düsseldorf entwickeln kann, ohne am Ende konkrete Entwicklungen zu blockieren.

    Aktuell suche ich dafür auch exemplarische Projekte und Ideen, wie man traditionelle Stadtbauästhetik aber auch zeitgenössische Anforderungen an großflächigen Wohnungsbau in Einklang bringen kann. Es geht also nicht um einzelne Gebäude, sondern um ganze neue Quartiere.

    Aus rein architektonischer Sicht kenne ich viele Einzelprojekte, welche ich zwar schön finde, jedoch oft ein Bild vermitteln, welchem ich dann aus soziologischen Gründen nicht immer folgen kann. Das ist vor allem darin begründet, dass ich Städtebau als allen Menschen dienlich sehe und es vermeiden will, durch eine explizite Architektursprache nur bestimmte Millieus (sprich die Oberschicht) anzusprechen.

    Um es konkreter auszudrücken möchte ich den Fokus besonders auf das Zusammenwirken von Straßenraum und Wohnraum legen. Besonders interessant finde ich dabei "zeitgenössisch-ästhetische" Ansätze von Siedlungsbau. Beispiele, die ich aufführen würde, kommen unter anderem von Stefan Forsters Schwarzwaldblock oder Klaus Theo Brenners Parkstadt Karlshorst.

    Meine Frage an euch wäre, was ihr bei großflächigem Wohnungsbau wichtig findet, und welche Ansätze ihr gut findet!

    Beste Grüße
    Mexdus

  • Das erste Beispiel halte ich für gar nicht gelungen. Der Schwarzwaldblock sieht genauso aus wie die restlichen Modernisten-Kisten: Niedrige Decken, maximale Verwertung einer Fläche, langweiliges Weiß als Fassadenfarbe.
    Fehlende Ornamentik und ein damit viel zu geringer Aufwand bei der Fassadengestaltung, damit Eintönigkeit.
    Kaum Lebensqualität.

    Ursachen:
    1. + 2. Weltkrieg.
    Schuld wird durch die Farbe Weiß abgetragen (Kapitulation, Neubeginn, Sauberkeit)
    Die bis heute bestimmenden Nachkriegsarchitekten ließen weder in der universitären Ausbildung noch im Werk (Preisgerichte etc.) Abweichungen ihres Dogmas zu. Doch dieses Blatt wendet sich derzeit massiv.

    Wichtig bei zeitgenössisch-ästhetischen Gebäuden / Vierteln sind:
    [1] Die Geschichte des Ortes -
    greift das Gebäude diese auf, oder wird hier ein Gebilde in die Landschaft gestellt, welches mit dem Ort nichts, aber auch gar nichts zu tun hat und deshalb absolut austauschbar wäre.
    [2] Der Aufwand für die Fassade -
    sind Symmetrien erkennbar? Gerade die Fenster sind dafür ein ganz entscheidender Faktor.
    Sind darüber hinaus Ornamente oder Elemente verwendet worden, die gewisse Kosten verursachen.
    Kann daher von Authentizität des Bauwerks ausgegangen werden? Wurde etwas Besonderes geschaffen?
    Harmonieren die Gebäude mit ihrer Umgebung (Stil, Farben, Baukörper)?
    [3] Das Bauhandwerkliche, sprich die Ausführungsqualität entspricht mindestens dem Durchschnitt.

    Beispiel zu 1:
    An einer in Berlin neu zu bauenden Bahnbrücke wird eine Lärmschutzwand mit einer Karte von 1930 versehen.
    Hier ergibt sich in Verbindung mit höherem Aufwand/Kosten und der Geschichte des Ortes ein absolut einmaliges Gestaltungselement an einer sonst hässlichen Wand.

    Beispiel zu 2 und 3:
    Die Altstädte von Dresden und Frankfurt am Main sind dazu zu nennen. Sie repräsentieren den zeitgenössisch-ästhetischen Stil des Rekonstruktivismus.

  • Den Schwarzwaldblock finde ich für Stefan Forsters Wirken aber auch nicht repräsentativ und halte ihn auch für eines seiner schwächeren Werke. Gerade seine Klinkerbauten haben aus meiner Sicht eine hohe Qualität, hier als Beispiel die Adolfstraße in Hannover:

    Oder dieses Gebäude in der Bremer Überseestadt, immerhin geförderter Wohnungsbau, also finanzierbar auch für Bauten, bei denen es anders als bei Kollhoffs zurecht gefeierten Häusern in Berlin um jeden Cent/qm geht. Das sind sonst gerne weiße "WDVS-Kisten" der übelsten Sorte:

    Von hinten:

    Ich persönlich bin großer Fan von Stefan Forsters schöner frühmoderner Architektur, aber natürlich ist diese nicht klassisch. Trotzdem gerade für norddeutsche und Ruhrstädte ein schöner Anknüpfungspunkt an die tlw. grandiosen Bauten der Zwanziger Jahre. Insgesamt interessieren mich als machbare Stile für die Zukunft tatsächlich eher die Baustile am Übergang zur Moderne, vom Reformstil über Expressionismus zum Art-Deco... hier sehe ich die realistischsten Ansatzpunkte für eine neues schönes Bauen abseits von Altstädten.

    Auch so etwas von Winking Froh Architekten, ebenfalls in der Überseestadt und ebenfalls für den geförderten Wohnungsbau finde ich attraktiv:

    Gegenüber angeschnitten in grau das bereits fertiggestellte Projekt waveline, ebenfalls sehr schöne klassische Moderne. Geht mit Klinker alles einfacher, wie ich finde. Putzfassaden müssen noch viel besser sein, um zu wirken.

  • 1. + 2. Weltkrieg.
    Schuld wird durch die Farbe Weiß abgetragen (Kapitulation, Neubeginn, Sauberkeit)

    Ich finde das reine Reduzieren einer Farbgebung auf eine Interpretationsebene nicht sachlich. Es gibt genug Bauwerke in der klassischen Architektur, die auch weiß/cremefarben waren. Weiß hat dazu einen hohen Lichtreflexionswert, der einen Stadtteil generell heller wirken lässt. Gerade bei Berliner Blöcken sind mehr weiß gehaltene Höfe lieber, als dunkle "Löcher".

    [1] Die Geschichte des Ortes -
    greift das Gebäude diese auf, oder wird hier ein Gebilde in die Landschaft gestellt, welches mit dem Ort nichts, aber auch gar nichts zu tun hat und deshalb absolut austauschbar wäre.

    Dem kann ich zustimmen, hier kommt aber der Fall dazu, dass der Ort keine Geschichte hat. Ergo wird mit ausnahme an den Baugrenzen auf einem weißen Blatt Papier gebaut. Daher muss der Ort sich durch eine eigene Sprache entwickeln.

    Der Schwarzwaldblock sieht genauso aus wie die restlichen Modernisten-Kisten: Niedrige Decken, maximale Verwertung einer Fläche, langweiliges Weiß als Fassadenfarbe.

    Auch hier sehe ich das etwas anders, Forster sieht sich ja es Fortführer der Tradition des Wohnungsbaus der 20er. Dieser hatte auch nicht zwingend den Anspruch, eine repräsentative Funktion zu haben. Dass man in Städten wie Düsseldorf die Fläche ebenfalls gut nutzen muss, ergibt sich aus dem Platzmangel. Alles andere würde genau dem Widersprechen, dessen Intention ich verfolge.

    Beispiel zu 2 und 3:
    Die Altstädte von Dresden und Frankfurt am Main sind dazu zu nennen. Sie repräsentieren den zeitgenössisch-ästhetischen Stil des Rekonstruktivismus.

    Ich finde auch die Altstädte aus rein ästhetischer Sicht schön, sehe aber kein Argument, warum ich vor der Stadt im Stil einer (anderen) Altstadt bauen soll. Hier ist primär der "Massenbau" und nicht das individuelle Bauen gefragt. Und genau hier liegt die Frage, wie man ästhetisch aber zeitgenössisch baut. Immer sich nur auf vergangene Baustile zu berufen baut bei Neubau auf nie überbauter Fläche m.E. keinen Sinn.

    @Heinzer

    Danke für die Meinung, ungefähr in diese Richtung geht meine Frage. Ich weiß selbst, dass viele hier im Forum (aus ihre guten Gründen) am liebsten die schönsten Gebäude nur bauen wollen, nur liegt der Schwerpunkt hier auf einer Gesellschafsfrage, und nicht um die der individuellen Selbstverwirklichung.

  • Hm, bei so großen Projekten, wenn gleich ganze Stadtviertel gebaut werden, muß man mE vor allem aufpassen, Monotonie und zuviel Serialismus zu vermeiden. Und ich finde auch reine Wohnviertel schrecklich, wo die Cafés, Kneipen, Läden fehlen, also die EG-Zone nur Wohnungen hat. Die Leute, die dort wohnen, müssen sich auch mal sehen können.

  • Das A und O dürfte wohl sein, die entsetzliche Lieblosigkeit und Monotonie modernen Wohnungsbaus zu vermeiden und dabei nicht ins (Pseudo)-Exzentrische zu verfallen. Auch wenn die Gebäude bereits vor dem 1. WK entstanden, könnten die auf grüner Wiese in Berlin-Weißensee entstandenen Siedlungen von James Bühring auch heute noch ein sehr guter Maßstab für heutige Architekten (Bauträger) mit einer gewisser Ambition sein; seine späteren Leipziger Wohnbauten natürlich nicht minder.

    Der Backstein dürfte auch Heinzer gefallen...

    Schönstraße

    Pistoriusstraße

    Rechts schließt dagegen an, was an heutigem "zeitgenössischen" Bauen den Würgereiz auslöst.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich gebe mal meine Meinung zum Besten, was moderner ästhetischer Städtebau beachten sollte:

    1. Blockbebauung
    Urbaner Raum entsteht erst mit einer gewissen Dichte der Bebauung. Heutzutage baut man in neuen Quartieren ja häufig Einzelgebäude, die zwar eine gewisse Höhe und eine große Grundfläche besitzen, dafür stehen die Gebäude isoliert voneinander. Dazwischen ist dann viel Platz für Grünflächen, Parkplätze, Fußgängerwege usw. Das erzeugt aber keinen zusammenhängenden urbanen Raum, sondern verbindet überdimensionierte Hochhauskästen mit viel zu großen Freiflächen, die die meiste Zeit des Tages gähnend leer sind, weil sich dort niemand aufhalten möchte. Dem vorzuziehen ist eine traditionelle Blockbebauung, wo die Häuser als Reihe um einen Block herum aneinandergebaut werden. Wichtig ist dabei, die Gebäude nicht zu hoch werden zu lassen, das Maß der allseits bekannten Gründerzeitviertel sollte nicht überschritten werden. In der Mitte des Blocks ist dann Raum für einen Hof, der auch begrünt sein darf und einen viel intimere Aufenthaltsraum schafft, als die gerade angesprochenen Freiflächen in den modernen Quartieren. Aufgelockert werden können die bebauten Blöcke durch Parks oder Plätze, die sich mit einer (begrünten) Freifläche bewusst von der Dichte der angrenzenden Bebauung abheben.

    2. Abwechselung und Details
    Ich habe mal von einer Theorie gehört, die sich für mich sehr schlüssig anhört: Das menschliche Auge ist aus seiner ursprünglichen Umwelt, der Natur, Unordnung gewohnt. Denn kein Wald, keine Steppe und kein Sumpf bietet monoton immer wieder das selbe Bild. Dieses Prinzip wurde in der Architektur lange Zeit beachtet. Entweder durch eine sehr kleinteilige und unregelmäßige Bebauung, die dann gar keine großartigen Verzierungen braucht, oder später, als die Gebäude größer wurden, durch Details und Verzierungen der Fassade. Die Gründerzeitviertel waren ja schon recht geradlinig und nicht sehr verwinkelt bebaut, aber das hat man wettgemacht durch Stuckfassaden, wechselnde Stockwerkshöhen, Erker, Türme und unterschiedliche Baumaterialien. Den Ecken der eben angesprochenen Blockbebauung kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie sich für eine herausragende, ikonische Gestaltung anbieten, die einen starken Wiedererkennungswert erzeugen. Die modernen Gebäude mit ihren riesigen Ausmaßen, monoton über hundert Meter hinweg die selbe Fassade, wo das Auge an keinem Punkt hängen bleibt, steril und langweilig, erzeugt dagegen Unwohlsein und Langweile, weil die aus der Natur bekannte Unordnung fehlt. Begrünung kann da dementsprechend die Monotonie etwas aufbrechen, kann sie aber nicht "heilen". Mancher Architekt versucht, diese Monotonie durch unharmonische Fensteranordnungen oder wirren Fassadenstrukturierungen aufzubrechen, was die Gebäude aber nur noch abweisender und bedrohlicher erscheinen lässt.
    Fassadendetails sind dementsprechend unheimlich wichtig. Als Verdeutlichung möchte ich jedem ans Herz legen, sich den Kontrast zwischen moderner und historischer Fassade im kürzlich enthüllten Schlüterhof im Berliner Schloss anzusehen.

    3. Verzicht auf Beton- oder Glasfassaden
    Es gibt Materialien, die sich gut zur Fassadengestaltung eignen, andere überhaupt nicht. Sichtbeton sieht vielleicht kurz nach dem Bau noch halbwegs ansehnlich aus, aber spätestens nach einem Jahr erzeugen Regenspuren, Algen und Flechten einen versifften und gammeligen Eindruck. Anders als bei detaillierten Fassaden, die mit Patina sogar eine gewisse Ehrwürdigkeit (da man ihnen das Alter ansieht) bekommen, sieht es bei Sichtbeton-Gebäuden trostlos und vernachlässigt aus.
    Glasfassaden haben das Problem nicht, dafür fehlen ihnen die oben angesprochenen Details komplett. Es gibt ja das unsinnige Argument, dass Glasgebäude "Transparenz" ausstrahlen, was Banken und Regierungsgebäuden ein besseres Image verschaffen soll. Durch ihr abweisendes, steriles, die Umgebung spiegelndes Äußeres wird aber eher das Gegenteil erzeugt.
    Wer allerdings der Meinung ist, es würde helfen, sein Gebäude einfach mit Natursteinplatten zu bekleben, der irrt genauso. Wenn ein Gebäude die Illusion erzeugen soll, es sei aus Sandstein gebaut, dann muss der Betrachter erst bei sehr genauem Hinsehen feststellen können, dass es sich um eine Illusion handelt. Bei den aufgeklebten Platten erkennt man dagegen aufgrund der Dimensionen und Bauart auf den ersten Blick, dass es sich um eine Vorblendung handelt. Das wirkt dann schnell billig. Letztendlich hilft auch Naturstein oder Holz nicht, wenn die oben genannte Monotonie vorherrscht. Eine monotone Fassade aus Holz sieht vielleicht besser aus als eine aus Sichtbeton, die fehlenden Details können aber durch kein Material ersetzt werden. Das Material ist also wichtig, kann aber fehlende Details nicht ersetzen.

    4. Rückgriff auf historische Formen
    Es wurde hier im Thread auch schon angesprochen und es ist natürlich wichtig. Wer auf die dringend benötigten Details und Verzierungen setzt, der sollte sich mit dem Altbaubeständen der zugehörigen Stadt und Region auseinandersetzen. Es geht nicht darum, alles eins zu eins so nachzumachen, wie es in der Altstadt aussieht, aber dass süddeutsches Fachwerk in Hamburg irgendwie fehl am Platze ist, genauso wie umgekehrt hanseatische Klinkerbauten in München, sollte klar sein.
    Ganz wichtig finde ich dabei einen Punkt: Dächer. Ein europäisches Haus braucht in meinen Augen ein richtiges Dach. Bei uns fällt viel Schnee und Regen, deswegen war es früher notwendig, eine gute Abflussmöglichkeit zu schaffen. Dass das heute auch anders geht, ist kein Grund, auf die für unsere Breitengraden so typische Bauweisen zu verzichten. Positiv: Dächer sorgen direkt für eine Abwechselung in der Fassade, häufig werden Gauben notwendig um das Dachgeschoss auch nutzbar zu machen und schon hat man im Ansatz die so dringend benötigten Details in seinem Bauwerk.

    5. Schönheit ist das Wichtigste
    Bei heutigen Architekten hat man den Eindruck, es geht nicht darum, etwas Schönes zu erschaffen, sondern man muss krampfhaft "modern" bauen. Ist etwas mehr Geld zu Verfügung, baut man extravagante, spektakuläre und monströse Gebilde. Ob das zum Ort passt oder dem Schönheitsempfinden der Menschen entspricht, ist dabei vollkommen egal. Es sollte bei Architektur aber nicht um extravagante Selbstverwirklichung eines Architekten auf Kosten des Stadtbildes gehen, sondern um die Gestaltung eines einladenden, lebenswerten Stadtraums. Jetzt ist die Frage (vielleicht auch die Frage von @Mexdus), wie schafft man mit modernen Baustilen einen solch schönen, lebenswerten Stadtraum?
    Ich möchte eine Gegenfrage stellen: Wieso muss es der moderne Baustil sein? Der moderne Baustil verzichtet nahezu gänzlich auf meinen zweiten Punkt: Abwechselung, Verzierungen, Details. Der Punkt ist aber essentiell wichtig (die "biologische" Erklärung habe ich ja mitgeliefert), damit Menschen sich wohl fühlen. Der moderne Baustil hat sich in den vergangenen 70 Jahren als das entlarvt, was er ist: unfähig, ein lebenswertes Stadtbild zu erschaffen. Für spektakuläre Einzelgebäude wie Fußballstadien oder eine Hamburger Elbphilharmonie mag die moderne Architektur eine Berechtigung haben, im Gestalten von Stadträumen aber versagt sie. Warum also ein Mittel benutzen, dass für den Anspruch die falsche Wahl ist? Der Rückgriff auf historische Bauformen ist doch kein Verbrechen!
    Wir haben sogar die große Auswahl verschiedener Architekturstile, um für unsere Bedürfnisse das richtige auszuwählen. Manch einer mag sagen, wir dürften nicht mehr mit Fachwerk oder Bruchstein bauen, keine Giebel, Türmchen und verwinkelten Gässchen mehr bauen. Ich frage: Wieso dürfen wir das nicht? Wir können bauen, was auch immer uns gefällt und unseren Bedürfnissen entspricht. Wenn wir verwinkelte Fachwerkgässchen bauen wollen, wieso sollen wir das nicht dürfen? Das Argument wird lauten: Es sei ahistorisch. Man versuche eine Vergangenheit zu erschaffen, die es nie gegeben habe. Man müsse am Baustil doch erkennen können, aus welcher Epoche ein Gebäude stammt. Ich sage dazu: In Altstädten mag das stimmen, und man sollte sich darauf bemühen, falls es zerstört wurde, das Gewesene zu rekonstruieren, um die Erinnerung zu erhalten. In gänzlich neuen Vierteln aber sollte es keine Denkverbote geben, wie man es gestalten möchte. Jeder weiß, dass Neuschwanstein keine echte mittelalterliche Burg ist, trotzdem ist sie ein gewaltiger Besuchermagnet. In die Geschichte geht man nicht ein, indem man etwas extravagantes, über die Epochen hinweg einmaliges baut, sondern wenn man etwas schönes, erhaltenswertes baut. Scheußlichkeiten werden nicht erhalten, bloß weil sie einmalig sind, auch wenn sich das manch einer wünschen mag.
    Es sollte nicht um das krampfhafte Festhalten an irgendwelchen vermeintlich alternativlosen modernen Gestaltungsformen gehen, sondern (natürlich neben einer sinnvollen Funktionalität) schlicht und ergreifend um Schönheit. Schönheit ist aber nicht nur Geschmackssache, die alten Meister der Architektur haben dazu bestimmte Proportionen und gestalterische Mittel eingesetzt. Alte Architekturstile stoßen aus diesem Grund auch auf deutlich mehr Zustimmung und Begeisterung als die moderne Architektur. Wir sollten dementsprechend wieder auf vergangene Lehren zurückgreifen und von den alten Meistern lernen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Centralbahnhof (17. Dezember 2018 um 14:24)

  • Hm, bei so großen Projekten, wenn gleich ganze Stadtviertel gebaut werden, muß man mE vor allem aufpassen, Monotonie und zuviel Serialismus zu vermeiden. Und ich finde auch reine Wohnviertel schrecklich, wo die Cafés, Kneipen, Läden fehlen, also die EG-Zone nur Wohnungen hat. Die Leute, die dort wohnen, müssen sich auch mal sehen können.

    Dem stimme ich zu. Gerade Monotonie kann selbst qualitative Architektur entwerten. Monofunktion dazu noch mehr. Die Altbauviertel, die in Deutschland so beliebt sind, leben von ihrer Funktionsdurchmischung und sozialer Durchmischung. Wenn nur für eine Gehaltsgruppe gebaut wird, finden nur wenige das vor, was sie gerne haben.

    Auch wenn die Gebäude bereits vor dem 1. WK entstanden, könnten die auf grüner Wiese in Berlin-Weißensee entstandenen Siedlungen von James Bühring auch heute noch ein sehr guter Maßstab für heutige Architekten (Bauträger) mit einer gewisser Ambition sein; seine späteren Leipziger Wohnbauten natürlich nicht minder.


    Durch das vertraue Baumaterial erzeugen diese Gebäude erstmal ein Gefühl von Vertrautheit, allerdings würde ich anhand der Bilder diesen Baustil fest zwischen 1900 und 1920 datieren. Demnach bekommt ein Stadtteil damit auch sein alter offen nach Außen angetragen.

    @Centralbahnhof

    Generell stimme ich fast allem zu, sehr gut und präzise ausformuliert. Nur auf eine Stelle will ich noch eingehen.

    Ich möchte eine Gegenfrage stellen: Wieso muss es der moderne Baustil sein? Der moderne Baustil verzichtet nahezu gänzlich auf meinen zweiten Punkt: Abwechselung, Verzierungen, Details. Der Punkt ist aber essentiell wichtig (die "biologische" Erklärung habe ich ja mitgeliefert), damit Menschen sich wohl fühlen. Der moderne Baustil hat sich in den vergangenen 70 Jahren als das entlarvt, was er ist: unfähig, ein lebenswertes Stadtbild zu erschaffen.


    Ich weiß, dass das Wort "Modern" hier im Forum immer mit einer negativen Form der Architektur nach dem 1. und 2. Weltkrieg assoziiert wird. Dabei will ich nicht traditionelle Baustile infrage stellen, sondern eher diskutieren, warum wir (zum Beispiel gerade hier in dieser Community) nur den Gegensatz modern vs. traditionell diskutieren. Ziel meiner Thesis ist ja eben zu ermitteln, ob mit zeitgenössischer Planung eine vergleichbare Ästhetik wie um 1900 möglich ist.

    Wenn ich mir Projekte wie die Hufeisensiedlung in Berlin ansehe, die Parksiedlung Golzheim in Düsseldorf oder die Naumannsiedlung in Köln, dann sehe ich durchaus gelungene Formen des großmaßstäblichen Städtebaus. All diese Siedlungen verfügen auch über die von dir angesprochenen Details und Abwechslung, ohne kitschig zu wirken. Solche Architekturen aus "einem Guss" wären - so glaube ich - im klassisch kapitalistischen Städtebau um 1900 nicht entstanden.

  • Meine Frage an euch wäre, was ihr bei großflächigem Wohnungsbau wichtig findet, und welche Ansätze ihr gut findet!

    Ich habe bis vor Kurzem im Bornstedter Feld in Potsdam gelebt - hier wurden in den letzten Jahren ein kompletter Stadtteil aus dem Boden gestampft und kenne aus eigener Anschauung zwei Beispiele - jeweils gut und schlecht.

    Gut: Das private Studentenwohnheim in welchem ich gewohnt habe. Die 4 Gebäude waren in Zeilenbauweise errichtet, wobei das mittlere kürzer war. Dadurch entstand eine eine Fläche, auf der noch alter Eichen-Bestand stehen gelassen wurde. Umrahmt war die Anlage von Buchenhecken. Die Grüngestaltung hat mir besonders gut gefallen, da nicht alles planiert und durch Parkplätze ersetzt wurde.

    Damit kommen wir zu meinem Negativ-Beispiel: 300m weiter entstanden mehrere Riegel (in einem abscheulichen Gelb-Ton). Zwischen den Riegeln wurde alles plattgewalzt und für Parkplätze zugepflastert. Um die Riegel herum ist eine platte Wiese, die von der Hausverwaltung gepflegt wird. Perverserweise dürfen die Bewohner die Wiese aber nicht benutzen - ich habe nie jemanden darauf laufen sehen, die Terassengestaltung endet an der Kante. Mit 900€ warm für 2 Zimmer a 45qm für mein Gefühl ziemlich teuer, dabei hässlich und umweltschädlich. Aber die Menschen sind gezwungen, dort einzuziehen.

    Was ich mir also für großflächigen Wohnungsbau wünsche:

    Bauen mit der Natur statt gegen Sie - alten Baumbestand einbinden, Wände begrünen und vor allem, nicht immer alles weiß streichen. Erdfarben funktionieren in unseren Breiten besser.

    Keine sinnlosen, toten Flächen, wie die nicht nutzbare Wiese, die noch teuer gepflegt werden muss. Entweder ich baue den Block bis an die Straße und enger (spart qm und damit Geld) oder ich überlasse die Fläche den Bewohnern als Garten. Urban Gardening ist doch ein Trend und würde einen höheren Preis rechtfertigen.

    Und ein ganz persönlicher ästhetischer Wunsch - keine Fensterbänder, sondern senkrecht stehende Fenster - alles strebt senkrecht nach oben, nur unsere Gebäude werden durch Bänder in die Breite gezogen wie Kuhfladen. Außerdem braucht es zweiflüglige Fenster in einer hellen Kontrastfarbe zum meist schwarzen Glas. Neben der Ästhetik helfen zweiflüglige Fenster außerdem bei der Lüftung und beugen der Schimmelbildung vor. Sobald die Fensterbänke voll gestellt werden mit Pflanzen macht kein Mensch mehr einflüglige Fenster auf - da muss man ja alles runterräumen. Bei zweiflügligen kann ich einen Flügel frei lassen.

    Ich denke, dass diese Maßnahmen schonmal das ästhetisch Schlimmste verhindern und die Wohnqualität steigern und sich auch für günstigere Wohnanlagen umsetzen lassen.

  • @Maxitown Ich weiß, dass sich da die Geister ein wenig scheiden, aber für mich ist die gute Architektur mit dem Aufkommen des Bauhauses gestorben. Es mag sein, dass im Bauhaus noch einige Dinge besser gemacht wurden, als in vielen anderen modernen Bauten, aber das beste, was mir zu Bauhaus-Häusern einfällt zu sagen, ist: "Es geht auch noch schlimmer."
    Ich habe mir deine Beispiele mal anhand von ein paar Bildern angesehen und muss das Selbe dazu sagen: Es geht auch schlimmer, das stimmt! Aber gefallen tuen mir diese Gebäude nicht.

    Kommen wir zum ersten Beispiel, die Hufeisen-Siedlung in Berlin:

    Fangen wir mit dem positiven an: Die Fenster fallen positiv auf. Fenster mit Unterteilungen wirken deutlich schöner als Fenster die aus einer durchgehenden Glasfläche bestehen. Weiterhin ist die Fassade nicht einförmig, sondern beinhaltet mehrere Bereiche, wie die Bereiche mit den Balkonlöchern, die Bereiche mit den Fenstern und wie auf dem Bild zu sehen, wurde ein Balkonbereich farblich und mit dem Material abgegrenzt. Der rötliche Stein wurde außerdem eingesetzt, um den Ansatz von Details zu gestalten, wie die Umrandung der Balkonlöcher oder die Untergliederung der Abschnitte.

    Kommen wir zum negativen: Die gesamte Anlage wirkt auf mich überdimensioniert. Eine so große Fläche zu umbauen mit lediglich einem "Ausgang" erzeugt keinen wirklich urbanen Raum, sondern bietet einen Vorstadt-Charakter. Das wäre noch zu verschmerzen, allerdings wirkt die gesamte Anlage monoton, da immer wieder die selben Fassadenteile aneinandergereiht wiederholt werden. Von nahem erkennt man noch die Details, mit etwas Entfernung aber überwiegt der Eindruck des immer gleichen. Zusammen mit der Größe fehlt so wieder die so wichtige Abwechselung. Das fehlende Dach macht sich auch negativ bemerkbar, am Schlimmsten aber finde ich die Proportionen der Fassade. Ich bin kein Künstler oder Architekt, deswegen habe ich da nicht die fachmännische Erklärung und habe es auch nicht als Punkt in meiner Liste oben aufgenommen, weil ich es auch irgendwo als Selbstverständlichkeit betrachte. Es gibt einfach ein paar, ich nenne sie mal "architektonische No-Gos". Eines dieser No-Gos sind diese Balkonlöcher. Ich weiß nicht warum, aber ich habe dieses Element an noch keinem einzigen Gebäude gesehen, wo es mir gefallen hätte. Es entstehen dunkle, eckige Löcher in der Fassade, plump und ohne einen Bezug zum Rest der Fassade. Ein ähnliches No-Go, was bei deinem zweiten Beispiel auftritt, sind Fenster übers Eck. Es hat schon seinen Grund, wieso bis zu den 1920er Jahren kein einziger Architekt jemals auf dieses Stilmittel zurückgegriffen hätte: Weil es einfach nicht schön aussieht.
    Der untere Teil der Fassade wird durch die Balkone dominiert und kann dementsprechend wenig überzeugen, aber die wie Dachluken wirkenden Fenster im obersten Geschoss machen alles noch schlimmer. Sie passen zudem in der Symmetrie gar nicht zum unteren Teil, wirken zu klein und zu weit abgesetzt von den unteren Stockwerken. Die Auflockerung mit größeren Fenstern in der Reihe wirkt unordentlich und unruhig und zerstört das letzte bisschen Linienführung der Fassade.
    Es tut mir Leid, das so zu sagen, aber verglichen mit so ziemlich allem, was ich an Architektur von vor der Bauhaus-Ära kenne, wirkt es auf mich, als hätte jemand, der keine Begabung hat für Formen- und Proportionslehre, keine Begabung mit Stilmitteln umzugehen oder ein halbwegs harmonisches Gebilde hinzubekommen, dieses Gebäude geplant. Da würden auch keine Säulen, kein Stuck und keine Figuren helfen, die Proportionen stimmen nicht, das Verhältnis der einzelnen Fassadenteile, die Linienbeziehungen zwischen den Fassadenelementen. Die Details, die vorhanden sind, reichen bei Weitem nicht aus, um das Gebäude irgendwie vor Monotonie zu bewahren, und der ganze Aufbau mit der stetigen Wiederholung dieser wenig ansehnlichen Fassade potenziert die schlechten Proportionen und erzeugt Ödnis.
    Es ginge auch schlimmer, keine Frage, aber mit guter Architektur hat dieses Gebäude in meinen Augen nur sehr wenig zu tun.

    Kommen wir zum zweiten Beispiel, der Naumannsiedlung in Köln:

    Es wiederholen sich einige Punkte von der Hufeisensiedlung, deswegen etwas verkürzt:

    Positiv: Bei den Fenstern trifft das selbe zu wie gerade geschildert. Das Erdgeschoss und die Fenster setzen sich farblich ab, auch die inneren Seiten der Fensteröffnungen sind farblich eingefasst, was etwas Leben in die Fassade bringt. Die Gliederung der Fassade durch die hervorstehenden Gebäudeteile (reicht das aus um sie Risalite zu nennen?) macht die Fassade plastischer und addiert auch Details. Die meisten Teile der Siedlung haben auch ein richtiges Dach, was natürlich Pluspunkte gibt.

    Die negativen Punkte: Insgesamt gefällt mir das Ensemble besser als die Hufeisensiedlung, es werden aber ähnliche Fehler gemacht. Die schon angesprochenen Balkonlöcher wirken hier zwar dezenter, stören aber trotzdem. Die Fenster über Eck sind wie gesagt ebenso ein No-Go für mich. Die Fassade ist zwar untergliedert, die Wiederholung erzeugt aber auch hier wieder den Eindruck von Monotonie, dazu ist auch diese Anlage zu groß, die Fläche im Inneren zu weitläufig und dabei zu wenig abgegrenzt vom Gebäude, um einen angenehmen Aufenthaltsraum zu schaffen. Dazu kommen auch hier wieder Missgriffe bei den Größenordnungen und Proportionen. Beim oberen Bild stimmt in meinen Augen gar nichts an der Fassade, die verschiedenen Fenstergrößen, der große Freiraum dazwischen, das kahl wirkende obere Stockwerk. Würde man mich fragen, ich würde vermuten, das Haus wurde von einem Architekektur-Praktikanten an seinem ersten Tag konzipiert, dem eine gleichförmige Anordnung zu eintönig war und der etwas Abwechselung wollte, leider mit sehr negativem Resultat.
    Aber auch beim zweiten Bild stimmen in meinen Augen die Proportionen an den wenigsten Stellen. Die Fenster sind zu breit, genauso wie die Dachgauben. Die farbliche Absetzung des Erdgeschosses hört zu dicht über den Fenstern auf und repräsentiert anscheinend nicht die Geschosshöhe, was das Erdgeschoss gestaucht wirken lässt. Die kleinen Fenstern an den Seiten der Risalite sind zu klein und wirken irgendwie fehl am Platz. Das Dach bezieht die Risalite nicht mit ein, sondern erzeugt eine seltsame leere Fläche vor den Gauben. Fenster, die plan in der Dachfläche liegen, wirken auch unschön. Insgesamt reichen auch hier die Details bei weitem nicht aus, um die Fassade irgendwie interessant zu machen oder die Monotonie einzudämmen.


    Du beschreibst die Beispiele mit "Architektur aus einem Guss". Architektur aus einem Guss gehört für mich an große Einzelgebäude, wie Kirchen, Bahnhöfe, Schlösser, Rathäuser oder andere repräsentative Gebäude. Wohnblöcke hingegen brauchen Abwechselung, Intimität und Wiedererkennungswert für das Haus, in dem man wohnt. Riesige Wohnsilos aus einem Guss, wo eine Haustür aussieht wie die andere und man nur anhand einer Nummer weiß, wo man eigentlich das Haus betreten sollte, um in seine Wohnung zu kommen, widersprechen dem grundlegend. Was ist daran also erstrebenswert? Es führt zwangsweise zu der Monotonie, die wir in deinen Beispielen finden und die wir so dringlich vermeiden wollen.
    Der zweite Punkt, den du ansprichst, ist "Kitsch". Was ist Kitsch für dich? Ist das Berliner Schloss Kitsch? Ist der Kölner Dom Kitsch? Findest du gründerzeitliche Viertel kitschig? Wäre es dir lieber, man würde sie langfristig durch schlichte Bebauung ersetzten? Oder am besten entstucken? Das hoffe ich doch nicht. Aber wenn man früher so bauen durfte, und wir es heute erhalten und als bereichernd empfinden, wieso dürfen wir dann selbst nicht so bauen?

    2 Mal editiert, zuletzt von Centralbahnhof (26. Oktober 2018 um 00:49)

  • Aktuell suche ich dafür auch exemplarische Projekte und Ideen, wie man traditionelle Stadtbauästhetik aber auch zeitgenössische Anforderungen an großflächigen Wohnungsbau in Einklang bringen kann. Es geht also nicht um einzelne Gebäude, sondern um ganze neue Quartiere.

    Da dürften die Karl-Marx-Allee in Berlin, die Lange Straße in Rostock und andere Bauprojekte aus der Frühzeit der DDR ziemlich dicht rankommen.

  • Ich möchte mich noch ein bißchen über die Abfolge der verschiedenen Bauformen verbreiten.

    Das Gründerzeit-Berlin hatte seit 1861 den Hobrecht-Plan, der die zukünftigen Straßen und Plätze vorsah sowie den Kanalisationsverlauf. Für die Häuser gab es nicht sehr viel Vorschriften, sie mußten feuerwehrkompatibel sein (nicht höher wie die Leitern, Platz zum Wenden der Feuerwehrspritze, Brandwände, feuerfeste Ziegel- und Blechdächer).
    Erschlossene Baugrundstücke wurden parzelliert. Wie das genau ablief, weiß ich nicht, möglicherweise kaufte eine "Terrainerschließungsgesellschaft" (privat, Bank) das Bauland auf, parzellierte, suchte dafür Eigentümer und vermittelte auch gleich Architekten und Bauhandwerk. Dies führte, weil die einzelnen Eigentümer den Baugrund möglichst gut ausnutzen wollten (der Bedarf war ja da), zu der bekannten Vorderhaus-Seitenflügel-Quergebäude-etc-Architektur, auch als "Berliner Mietshaus" bekannt, und zu einer gewissen straßenseitigen Abwechslung, weil der gleiche Architekt erst wieder 3 Häuser weiter noch einen Auftrag bekam. Die "soziale Mischung", Wohlhabende im Vorderhaus in der Beletage, arme Schlucker und Gewerbe hinten, hatte wohl Hobrecht sich schon ausgedacht. Dabei entstanden einige krasse Grotten ("Meyers Hof" im Wedding war ein berüchtigtes Beispiel, das die Stadtverwaltung nur mit argem Bauchgrimmen genehmigt hatte; in der Moabiter Perlebergerstraße gibt es heute noch so eine Ritze, wo ab 3.OG abwärts nie die Sonne scheint), aber noch weit mehr solide Substanz, die nach 100-150 Jahren teilweise noch stadtbildprägend ist.

    So um die Jahrhundertwende kamen die Genossenschaftsbauten auf - und das waren nun Wohnanlagen "aus einem Guß", in einem einheitlichen Stil. In Charlottenburg Nähe Horstweg gibt es einige solche, an der Torstraße in Mitte steht eine mit grau-weiß-roter Fassade, die mir sehr gefällt. In diesen Genossenschaften kauft man ein Wohnrecht, nicht eine bestimmte Wohnung in einem bestimmten Haus. Diese Wohnanlagen haben idR Schmuckgärten und keine Läden zur Straße, oder allenfalls 1, 2 (ein Gründerzeithaus hat idR genausoviel, ist aber sehr viel schmaler) - und die Beamtenvereine blieben eher unter sich. Will sagen: die Entmischung von Gewerbe und Wohnen sowie der sozialen Schichten fängt vermutlich mit den Genossenschaftsbauten um die Jahrhundertwende an, und erreicht dann in den 1960ern so ziemlich den Höhepunkt (CIAM als Anti-Hobrecht, sozusagen).

    Ab etwa 1930 wollte man die Hinterhöfe nicht mehr und fing an, Zeilen zu bauen und Solitäre, und man wollte nun verstärkt Grasflächen ums Haus. Man baute nicht mehr am Blockrand, sondern setzte die Wohnblocks parallel zueinander auf die grüne Wiese. D.h. es wurde praktisch nicht mehr urbanisiert, wie in der Gründerzeit, sondern es wurden überall Vorstädte angelegt: Schlafhäuser ohne städtische Funktionen wie Wirtshaus, Laden, Werkstatt. Eingekauft wurde zunehmend mit dem Auto, so daß sich die kleinen Läden nicht mehr halten konnten. Verdichtung bedeutete, stärker in die Höhe zu bauen - Aufzüge waren inzwischen erprobt und funktionstüchtig. Man kam vom Fußgänger als Leitbild ab und stellte sich Passanten fast nur noch in Autos oder Liften vor.

    Ca. 1975 begann die Abkehr von den immer höheren, auf die grüne Wiese gestreuten Schlafkisten, die Gründerzeit wurde "wiederentdeckt", mit ihrer Mischung und Dichte. In den folgenden 2 Jahrzehnten wurden viele Häuser aus der 2. Hälfte des 19. Jhdts vor Verfall und Abriß gerettet.
    So um 2000 legte sich Berlin einen neuen "Speckgürtel" zu, der sehr uneinheitlich ausfiel: Konzernviertel (Werkswohnungen gab es schon lange, diese wurden aber zum Teil als Eigentumswohnungen verkauft), Wohnbauklötze (wie die Frühsiebziger-Trabantenstädte), EFHs - imgrunde ist man wieder bei 1850 angekommen, als die Berliner Umlandgemeinden sehr unterschiedlich sprießten.

    Deswegen @Mexdus würde es sich vonwegen "neues Viertel aus einem Guß" vielleicht lohnen nach "Werkswohnungen" und "Genossenschaftsbauten" zu suchen, denn die sind so entstanden. Was davor war - Parzellierung und Blockrandbebauung mit ausgesprochener Straßenfassade - finde ich allerdings urbaner.

  • Schau, für Anregungen (ich weiss jetzt nicht, ob es schon genannt wurde...) mal in die Niederlande, genauer nach Brandevoort: http://www.brandevoort.nl

    Oder auf die andere Seite des Ärmelkanals, nach Poundbury.

    Brandevoort wurde hier vor einem Jahr schon mal genannt. Ich habe dieses Neubauviertel schon mehrmals vom Zug aus gesehen, und muss sagen, dass das ganze Viertel vor Ort doch längst nicht so toll aussieht wie auf den bekannten Bildern. Es wirkt alles fast so wie die polnischen Plattenbauten mit vorgeblendeten Fassaden, wie sie in kulissenhaft wiederaufgebauten Städten wie Danzig herumstehen. Mit europäischer Städtebau hat das alles immer noch nichts zu tun!

    Das hier ist auch so ein Beispiel (kenne es persönlich sogar sehr gut, hat mir aber nie überzeugt) - es soll eine amsterdamer "Giebelreihe" darstellen:
    https://pbs.twimg.com/media/Cm8JOjZXEAAh9Lr.jpg

    Das ist doch nur eine reine Verballhornung der wunderbaren amsterdamer Grachtengürtel (die ich tatsächlich für das älteste und beste Neubauviertel der Welt halte)!
    https://images.trvl-media.com/hotels/2000000…453046_75_z.jpg

  • Wenn Sie ein ernsthafter Student der Stadtplanung sind, empfehle ich Ihnen dringend, Tod und Leben Großer Amerikanischer Städte von Jane Jacobs zu lesen. Ihre Arbeit war ein Hauptantrieb für die Entstehung des Neuen Urbanismus, auch wenn sie in modernistischen Stadtplanungsprogrammen immer noch oft übersehen wird.

    Die Hauptprinzipien des lebenswertesten Stadtsystems wurden in dieser Studie sehr gut beschrieben. In erster Linie stellen sie die Antwort auf die Herausforderungen zeitgenössischer Städte dar, in denen Dichte, Fußgänger (menschlicher) Raum und zugängliche Nachbarschaften benötigt werden.

    Jacobs hat in den 60er Jahren Sanierungen amerikanischer Städte studiert, die zu einem großen Misserfolg wurden. Es hat sich gezeigt, dass die neue modernistische Stadtplanung nicht mit der Realität und dem menschlichen Leben in Verbindung gebracht werden kann. Diese Umbauten wurden menschenleer, kriminell und ressourcenintensiv. Sie waren viel schlimmer als das alte Elendsviertel, das sie ersetzen sollten.


    Jacobs hat vier Hauptprinzipien von lebenswertesten Städten skizziert.
    1) Mischnutzung sollte ein zentraler Punkt jeder neuen Wohnzone sein. Das bedeutet nicht nur, ein paar Läden um das Viertel herum zu eröffnen. In der Nachbarschaft müssen geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten und verschiedene tägliche Nutzung vorhanden sein. Barbershops, Kindertagesstätten, Lebensmittelläden, Buchläden, Restaurants - verschiedene Orte, die von verschiedenen Klassen von Menschen zu unterschiedlichen Zeiten besucht werden. Dies wird eine tatsächliche Stadt, wirtschaftlich langfristig lebensfähig, sicher zu durchqueren sowie interessant zu besuchen und zu leben.

    2) Wohnviertel sollten nicht zu groß sein, Bausteine sollten nicht sehr groß sein, und viele kurze Straßen sollten vorhanden sein. Dies erhöht die Anzahl der Menschen, die durch die Hauptstraßen gehen, da sie in der Lage wären, den richtigen Weg zu nehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Dies vermeidet Sackgassen und leere Plätze, die sonst von Kriminellen frequentiert werden könnten. Noch wichtiger ist, dass es Platz für viele Unternehmen und andere Nutzer schaffen wird, die von den vorüberziehenden Menschen besucht werden.

    3) Wenn möglich, sollte eine Nachbarschaft eine große Anzahl älterer Gebäude haben. Dies schafft nicht nur einen kulturellen und historischen Geist des Ortes, sondern ermöglicht auch verschiedenen kleinen Nutzern, den Raum zu nutzen. Anderenfalls würde ein großer Raum nur von einigen Großinvestoren in Anspruch genommen und damit die Mischnutzung zunichte gemacht. Außerdem wären diese Investoren in diesem Fall höchstwahrscheinlich nicht Teil dieser Gemeinschaft und würden sich daher nicht viel um ihr Leben und ihre langfristige Zukunft kümmern. Das bedeutet nicht, dass die Inversoren von den Sanierungen ausgeschlossen werden sollten - aber es sollte ordnungsgemäß reguliert werden, mit der obligatorischen Teilnahme der Mitglieder der Nachbarschaften.

    4) Es muss eine ausreichende Konzentration von Menschen - Dichte geben. Vor allem muss es eine ausreichende Anzahl von Menschen geben, die dort leben würden. Es bedeutet nicht, dass es Überfüllung geben sollte. Die Dichte der alten europäischen Städte ist heute jedoch der beste Lernfall. Paris, Rom, die Vorkriegsgebiete von Berlin zum Beispiel haben eine Dichte von etwa 20-25.000 / km2. Diese Dichten sind viel besser als die Zersiedelung der Städte in der Nachkriegszeit. Dichte Städte ermöglichen es, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft in einer Umgebung leben und kooperieren. Dies verbessert das Leben von Reichen und Armen und reduziert das soziale Stigma zwischen ihnen. Zum Beispiel erleichtern solche Umgebungen die Gründung kleiner Unternehmen und bieten Beschäftigungsmöglichkeiten für viele Menschen.


    Jacobs skizzierte auch viele andere Prinzipien, ich werde einige von ihnen unten zitieren.

    Stadtparks und Grünflächen - sie werden sehr oft übersehen und ohne einen Gedanken gesetzt. Aber sie werden nur dann erfolgreich sein, wenn sie tatsächlich von Menschen genutzt werden. Wichtiger ist, dass sie einen ganzen Tag lang benutzt werden müssen - und von verschiedenen Leuten. Zum Beispiel gehen am frühen Morgen Menschen ihre Hunde. Später
    junge Mütter kommen. Um die Mittagszeit nehmen die Leute dort ihr Mittagessen ein. Am Abend fahren Spaziergänger durch den Park. In den späten Abendstunden laufen Leute, die Restaurants und Bars in der Nähe benutzen. Um dies zu erreichen, müssen Parks sorgfältig um wichtige Kreuzungen gelegt werden, oder wo es eine klare Grenze zwischen den Stadtteilen gibt. Aber noch wichtiger, sie sollten nach einer sehr gründlichen Studie auf der Grundlage der lokalen Bedingungen platziert werden.

    Die Nachbarschaften sollten groß genug sein, um den Bewohnern der Gemeinde eine Vertretung in lokalen Angelegenheiten zu ermöglichen. Jacobs unterstreicht, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass die Einheimischen teilnehmen. Dies ist nicht ein Phänomen namens NIMBY (nicht in meinem Garten!) Zu schaffen. Vielmehr soll ein Dialog zwischen Planern, Investoren und der lokalen Gemeinschaft entstehen.

    New Urbanism hat das Stigma in der modernen Stadtplanung als inhärent Anti-Auto. Das ist nicht wahr. In der Tat können Autos erfolgreich in urbanistische Viertel integriert werden. Sie können jedoch nicht dominant sein. Der Verkehr sollte angemessen begrenzt und abgegrenzt sein, so dass er der Geschwindigkeit des Transports der Anwohner zugute kommt und Verkehrsstaus, die von anderen Personen verursacht werden, die versuchen, durch das Gebiet zu pendeln, vermieden werden.

    Traditionalist \ New Urbanist Stadtplanung Design ist viel nachhaltiger. Zersiedelung und Türme im Park erzeugen einen gigantischen Verkehr, der es den Menschen sehr schwer macht, sich zu bewegen. Die ursprüngliche Idee der Moderne, Wohnräume von Kultur- und Arbeitsräumen zu trennen, war katastrophal. Es hat ein riesiges Bedürfnis nach zusätzlichen Transportmitteln geschaffen, und je mehr Menschen in die Städte ziehen, desto schwieriger ist es, endlose Staus zu kontrollieren und zu verteilen. Auch modernistische Gebäude sind schwieriger und kostengünstiger zu warten und halten auch nicht lange, so dass sie langfristig mehr Ressourcen verbrauchen. Wenn Sie die Werte der Nachhaltigkeit erreichen wollen, suchen Sie nach Strukturen, die Jahrhunderte überstanden haben.


    Ich hatte nicht viel über die tatsächliche Architektur gesprochen - Ästhetik und Design. Ich möchte jedoch nur unterstreichen, dass Architektur den Menschen dienen sollte, die sie nutzen werden. Daher sollten Architekten die Öffentlichkeit nicht von der Design-Diskussion ausschließen. Es wurde auch gezeigt, dass die traditionelle Architektur von einer Mehrheit der Menschen bevorzugt wird, aber auch, weil sie den natürlichen Phänomenen und Eigenschaften entspricht, die in der Natur zu finden sind. Giebeldächer, detaillierte Fassaden, kleine bis mittelgroße Gebäude ähneln denen, die unsere Vorfahren in den Wäldern und der Wildnis sahen. Es erklärt, warum wir auf der psychologischen Ebene traditionelles Design mögen.

    Gebäude in den Städten sollten nicht alle abstrakte Monumente sein. Wir sind keine Maschinen, wie Le Corbusier dachte - wir atmen und essen wie alles in der Natur, und unser Geist zwingt uns zu lieben, was uns daran erinnert.

  • Angesichts der prekären Situation in den Megacities der Welt braucht es durchgreifende Massnahmen, sonst droht totales Chaos:

    Ist dieser Kinofilm dazu bekannt:

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  • Die wichtigste Maßnahme wäre, das Bevölkerungswachstum zu stoppen, wenn nicht umzukehren. Vorher werden alle anderen Maßnahmen nur ein Basteln an Symptomen.

  • Bevölkerungswachstum kann man nicht einfach "stoppen". Es gibt Voraussetzungen, welche die Geburtenrate verkleinern. Dazu gehören eine gute Versorgung mit Lebensmitteln und sauberem Wasser, medizinische Infrastruktur, Zugang zu Verhütungsmitteln, eine Verringerung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, eine höhere Lebenserwartung, und vor allem (als Bedingung für all das) eine starke Wirtschaft und wachsender Wohlstand.

    Zugleich will ich zu bedenken geben, dass eine deutlich wohlhabendere Bevölkerung ungleich mehr Ressourcen verbraucht als eine arme, kinderreiche - man vergleiche das China der 60er Jahre mit heute. Ich wünsche mir zwar Wohlstand für die ganze Welt, bin allerdings auch der Meinung, dass es möglichst schrittweise und nicht zu sprunghaft vonstatten gehen sollte. Es werden sich ohnehin innerhalb dieses Jahrhunderts Technologien entwickeln lassen, die wirklich nachhaltiges Wachstum und modernsten Komfort für alle ermöglichen, die zugleich die Erde so weit es geht schonen.

  • Bevölkerungswachstum kann man nicht einfach "stoppen". Es gibt Voraussetzungen, welche die Geburtenrate verkleinern. Dazu gehören eine gute Versorgung mit Lebensmitteln und sauberem Wasser, medizinische Infrastruktur, Zugang zu Verhütungsmitteln, eine Verringerung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, eine höhere Lebenserwartung

    Diese Maßnahmen mögen die Geburtenrate verkleinern. Das Bevölkerungswachstum wird durch bessere medizinische Infrastruktur, die Verringerung der Säuglingssterblichkeit und eine höhere Lebenserwartung nicht gestoppt. Im Gegenteil. (Und das soll jetzt nicht zynisch klingen.)
    Die Politik könnte schon entgegensteuern: Je mehr Bevölkerungswachstum, umso weniger Entwicklungshilfe, je mehr Schrumpfung, umso mehr. Staatliche Geschenke bei Einhaltung der 1-Kind-Ehe a la China. Höhere Abgaben bei mehr als zwei Kindern. Staatliche Ausgabe von Kondomen. Kostenlose Sterilisierungen. Wenn einer sieht, dass der Nachbar mit weniger Kindern in besserem Wohlstand lebt, wird er zu grübeln anfangen. usw.usf.

    Es werden sich ohnehin innerhalb dieses Jahrhunderts Technologien entwickeln lassen, die wirklich nachhaltiges Wachstum und modernsten Komfort für alle ermöglichen, die zugleich die Erde so weit es geht schonen.

    Klingt mir nach modernem Schlaraffenland. Mal sehen, ob sie bis 2100 diese Areale in Wohlstandsinseln zu verwandeln vermögen...

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    Ach ja, schon 2050 ist allein in Afrika eine Verdoppelung der Bevölkerung prognostziert. (Siehe hier) Nun, die heutigen Kinder können ja dann bewerten, ob diese Leute alle mit "modernstem Komfort" ausgestattet sein werden oder ob sich womöglich bis dahin unser Komfort in Richtung Mumbai und Soweto zu bewegen anschickt. :zwinkern: