Berlin - Karstadt am Hermannplatz

  • Angesichts dieser leidigen Debatten würde ich, wenn ich Signa wäre, einen anderen Bezirk für dieses Vorhaben suchen und diese Sozialschwätzer wortwörtlich links im Regen stehen lassen. Sie argumentieren aus einer Machtposition heraus, in der sie sich sehr gefallen und die man ihnen mit einer kurzen Absage unter den Füßen wegreißen kann und womöglich auch sollte. Diese eiskalte Dusche würde genannten Provinzpolitikern sehr gut tun. Ihr wollt an dieser Stelle lieber Sozialwohnungen bauen und das „Gewerbe“ (=Dönerbuden und Shishabars) ‚schützen‘? Bitte. Wundert euch dann aber nicht, wenn eure beiden Bezirke zusätzlich verelenden werden und sich kein einziger Tourist auch nur in die Nähe eures bunten und „sozialen“ Utopia verirren möchte. Und wundert euch auch nicht, wenn euren Ghettos künftig Investoren fernbleiben werden und gar nicht erst in eine Debatte mit euch eintreten wollen.

  • Tja, mit solchen Drohungen wird man in Kreuzberg kaum jemanden beeindrucken. Im Denken der dort tonangebenden linksgrünen "Elite" sind Investoren ohnehin Feindbild Nummer 1, dicht gefolgt von Touristen als Feindbild Nummer 2. Da man in aller Regel ohnehin von staatlichen Leistungen lebt, tut das Fernbleiben von Investoren und Touristen dort kaum jemandem weh, im Gegenteil. Von Interesse ist nur, dass alles schön so bleibt wie es ist und von den Alteingesessenen niemand "verdrängt" wird.
    Es ist wirklich Pech, dass das Grundstück gerade noch auf Kreuzberger Boden liegt. So kann sich der als selbstherrlich bekannte grüne Baustadtrat (hust) Florian Schmidt mal wieder zum Robin Hood aufschwingen. Man kann nur hoffen, dass Signa hier wirklich Geduld und Langmut beweist, und dass es vielleicht doch noch weitere Stimmen aus der Politik gibt, die für die Rekonstruktion Partei ergreifen. In Kreuzberg hat schon so mancher Investor das Handtuch geschmissen, Gröner, Google und andere.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Hier handelt es sich aber nicht um einen x-beliebigen Bau, sondern um ein Stück Identität- es ist ein Wahrzeichen der Bezirke. Würde man ihnen dieses entreißen und z.B. in Charlottenburg wiedererrichten und würde dort ein Hotspot entstehen, der hoch frequentiert (auch von den Einheimischen) und auf allerlei Postkarten zu finden ist (auch als international vielbeachtetes Beispiel der Kaufhausarchitektur, das womöglich den ein oder anderen Preis erhält), ist das eine andere Situation und würde, wenn nicht bei den verantwortlichen Ideologen in der Bezirksregierung (wobei es sie mehr als wurmen würde, so übergangen zu werden und ihr Gepolter lediglich eine wenig beachtete Provinzposse bleibt), so doch in der Bevölkerung Kreuzbergs und Neuköllns berechtigte Wut erzeugen- und womöglich wäre dadurch ein radikales Umdenken die Folge. Als Experiment wäre dieses Vorgehen durchaus nicht uninteressant. Wäre ich der Investor, würde ich mir diesen Plan B zumindest offenhalten und dahingehend ebenfalls sondierende Gespräche führen. Zumal dieser Bau nicht an ein Ensemble gebunden ist, sondern als Solitär konzipiert ist.

  • Dazu ein Beispiel aus der „Popkultur“: Graz‘ (linke) Politiker debattierten vor Jahren öffentlich darüber, das „Arnold Schwarzenegger-Stadion“ umzubenennen, da er als Gouverneur die Todesstrafe vollstreckte. Bevor die Debatte zu Ende war, schickte ‚Arnie‘ den Ehrenbürgerring an die Stadt zurück und verbot ihr, das Stadion weiterhin nach ihm zu benennen. Sie mussten innert einer gesetzten Frist den Schriftzug auf eigene Kosten entfernen und ersetzen, ohne dass sie überhaupt noch eine Wahl gehabt hätten.

    Nehmt den lokalen Provinzpolitikern ihre Entscheidungshoheit weg und setzt euch bei Rekonstruktionen (wie dieser hier, die nicht auf ein Ensemble angewiesen ist und überall funktioniert) über ihre eigenen Bezirksgrenzen und Befindlichkeiten hinweg, indem ihr Alternativen anvisiert und die Spielregeln dahingehend ändert, dass sie vom Spiel ausgeschlossen werden- und sie stehen da, wie begossene Pudel, die mit wichtiger Miene eine Debatte geführt haben, die man rückblickend nur als politische Nabelschau auf Schlumpfhausen-Niveau ohne jegliche Bedeutung bezeichnen kann. Und die sich nun vor ihren eigenen Wählern rechtfertigen müssen.

  • Der Hermannplatz ist Neukölln. Nicht Kreuzberg, auch wenn der Karstadt auf der Kreuzberger Seite steht.

    Ich denke niemand hat etwas gegen dieses Projekt.

  • Einige Einwände sollte man aber auch nicht klein reden:
    Die Karstadt-Mitarbeiter haben ein Recht darauf, zeitnah zu erfahren, was nach Abbruch des derzeitigen Hauses mit Ihnen passieren soll.

  • Ich habe heute gelesen, dass der Bürgermeister von Neukölln begeistert ist. Der Bau am Herrmannplatz, ist das Beste, was der Ecke dort passieren kann. Die umliegenden Gewerbe werden nur davon profitieren. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter werden sicherer.

  • (...) Selbst wenn das Bebauungsplanverfahren im kommenden Jahr beginnen sollte, wäre nicht mit einem Baubeginn vor 2021/22 zu rechnen. Die Bauzeit taxiert Thibault Chavanat danach auf fünf Jahre. Das wäre bereits ein ziemlich sportlicher Zeitplan. Realistischer ist vielleicht ein anderes Datum. 2029 könnte der Neubau fertig sein. Das wären genau 100 Jahre nach seinem Vorgänger.

    Fünf Jahre werden als knapp angesehen? Wie lange kann es dauern, einen großen Betonbau hochzuziehen?

  • (...) Mittlerweile formiert sich auch unter Anwohnern rund um den Hermannplatz Widerstand gegen den geplanten Neubau. Eine Gruppe aus elf unterschiedlichen Vereinen und Initiativen, die sich „Arbeitskreis Hermannplatz“ nennt, fordert in einem Schreiben, das der Berliner Morgenpost vorliegt: „Kein Abriss, kein gigantischer Neubau, keine ‘Aufwertung’ des Hermannplatzes.“ (...)

    Leider ist es ja heute sehr angesagt, alles abzulehnen. Ich sehe in dem Neubau eher Vorteile für den Handel in der Umgebung. Am Ende schaffen es die Nörgler noch, daß dieses schöne Projekt platzt.

  • Berlin ist wohl die einzige Stadt auf der Welt, die bei einem art déco Gebäude (von privater Hand finanziert) und der damit verbundenen Aufwertung des Stadtbilds und ihres Bezirks, innere Krämpfe bekommt. Der Investor sollte sich nun zurückziehen, den bestehenden Karstadt ebenfalls abziehen, den art déco Karstadt-Bau in einer anderen Stadt bauen und dieses Loch und seine Einwohner sich selbst überlassen. Mir persönlich würde es nun zu „bunt“ werden- zuerst muss er sich mit irgendwelchen roten und grünen Blockierern herumschlagen und nun mit dem Prekariat der Stadt. Meine Antwort wäre „Adieu, kauft künftig bei Aldi und Lidl ein und wenn ihr im Sommer ein Dachcafé haben wollt, geht auf euren vermüllten 2x1 Meter-Balkon“. Chipperfield und Benko finden bestimmt ein anderes Plätzchen für dieses Projekt.

  • Wundert mich ehrlich gesagt gar nicht und enttäuscht mich daher auch nicht sehr, generell ist in Berlin doch Hopfen und Malz verloren.
    Ich muss allerdings auch sagen, dass ich gut nachvollziehen kann, dass die Anwohner womöglich Angst haben mit einer Aufwertung der Gegend geht unweigerlich auch Gentrifizierung einher. Viele Alteingesessene laufen Gefahr aus ihrem Milieu verdrängt zu werden.

  • Aber man muss auch sagen: wenn der Berliner Wohnungsmarkt eine Aktie wäre, wäre sie massiv unterbewertet. Berlin ist nicht mehr ein abgeschotteter Sektor fremder Mächte, sondern Hauptstadt des reichsten Landes Europas. Insofern müssen sich Mieter grundsätzlich darauf einstellen, dass der jetzige Standard nicht auf Dauer haltbar und Gentrifizierung unausweichlich ist, auch wenn die rote Regierung mit Regulierungsmaßnahmen alles dafür tut oder tun will, dass es nicht so weit kommt- aber langfristig wird sich Berlin an Paris und Wien annähern, ob mit Karstadt oder ohne.

  • Der Hermannplatz ist nun mal eine Premiumlage und infolgedessen völlig unterentwickelt. Als Immobilienunternehmen hat Signa nichts anderes vor, als Geld zu verdienen. Wie jeder Händler dort auch. Die derzeitige Situation stellt sich als unakzeptabel dar. Insofern wird dieses Projekt einen Zustand wiederherstellen, den es schon mal gab und für den der Hermannplatz auch entwickelt wurde (Zugang U-Bahn etc.).

  • Ich kann nur hoffen, dass das Vorhaben umgesetzt wird und etwas Gentrifizierung einsetzt. Ist ja reichlich scheußlich die Ecke. Die meisten, die das hier als "ihr Milieu" ansehen, tragen auch dazu bei, dass es so unterirdisch aussieht und zugeht. Berliner wohnen nicht, sie hausen. Und die meisten, die man wohl durch eine Gentrifizierung verdrängt, haben keine sichtbare Verbindung zum Viertel - weder materiell, noch idiell, noch emotional. Sonst sähen Balkone, Straßen und Hauseingänge anders aus. Und halb Neukölln wär nicht übern ganzen Sommer leer, weil man sich samt Sippschaft in die "alte Heimat" aufmacht - die meist auch besser gepflegt wird. Weil auch eben mehr Herzblut dran hängt.

    Das ist legitim und ich kann damit leben, aber man sollte sich zurückhalten, einem Vorhaben feindlich gegenüber zu stehen nur um jene zu schützen, denen das, was durch die Ablehnung geschützt werden soll, reichlich egal ist.

  • Aber man muss auch sagen: wenn der Berliner Wohnungsmarkt eine Aktie wäre, wäre sie massiv unterbewertet. Berlin ist nicht mehr ein abgeschotteter Sektor fremder Mächte, sondern Hauptstadt des reichsten Landes Europas. Insofern müssen sich Mieter grundsätzlich darauf einstellen, dass der jetzige Standard nicht auf Dauer haltbar und Gentrifizierung unausweichlich ist, auch wenn die rote Regierung mit Regulierungsmaßnahmen alles dafür tut oder tun will, dass es nicht so weit kommt- aber langfristig wird sich Berlin an Paris und Wien annähern, ob mit Karstadt oder ohne.

    Ein Wohnungsmarkt ist aber nun keine Börse.
    Berlin ist im Verhältnis Einkommen/Kosten für Wohnen in Deutschland bereits auf Platz 2 der teuersten Städte in D nach München (laut FAZ, nachzulesen in der Printausgabe vom 25.06.).
    Hier ist rational nichts unter-, sondern im Grunde krass überbewertet. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt beruht nach wie vor überwiegend auf schlecht bezahlten Dienstleistungen (Gastronomie, Tourismus etc.) und kann sich in keinem Feld mit den westdeutschen Städten messen.
    Aber es ist richtig, das vor allem ausländische Kapital schert sich nicht um diese Fakten, hier zählen einzig die scheinbar niedrigen Preise und der Status der Hauptstadt als Zentrum eines sehr reichen Landes in Zeiten des Niedrigzinses und der Angst vor erneutem Kollaps von Vermögenswerten. Da erscheint Berlin wie ein sicherer Anker. Auch wenn Berlin wie auch Rom die einzigen Hauptstädte in der EU sind, bei denen das BIP der jeweiligen Länder steigt wenn man sie heraus rechnet.

    Als Szenario wünsche ich mir daher eher Wien als Paris. Leider laboriert Berlin aber noch immer an den Folgen von 1932/45/1991 und verfügt daher nicht über eine funktionierende Bürokratie und ein engagiertes Bürgertum wie Wien...

    d.

  • Es ist wirklich misserabel wie in D. immer wieder gegen Aufwertung oder Traditionelle Bauten gekämpft wird: von Roten Arbeiter, bis Einwanderer (haben nichts mit grossen Berlin von Einst) und Architekten die nur Modernismus und Funktionalismus anhängen.

    Und dann ist die Architektur nirgends wirklich imponierend oder grossartig (Ausnahme vielleicht Dresden). In D. wird äusserst "bescheiden" und provincial gebaut. Kein Verhältniss zu Londen, Asiatischer oder Amerikanische Metropolen.
    Sogar nicht ein bisschen Paris (mit schönen Boulevards) oder das doch noch immer viel historischer bebaute Wien, Budapest, Rom, Kopenhagen oder Stockholm.

    Berlin bleibt sehr bescheiden ohne Innenstadt mit Bumelgassen, ohne intakte Gründerzeitstrassen und Plätze und ohne Grossbauten. Das neu aufgebaute Schloss ist ein noch immer eine Ausnahme.....

    Mit Karstadt könnte Berlin eine nächste Bau bekommen die wieder imponiert.....aber armselige Bürger und Rot-Front sind wieder dagegen.......

  • https://taz.de/Geplanter-Karstadt-Neubau-in-Berlin/!5606765/

    Und wieder formiert sich ein kleiner Haufen fanatisierter Linker, die alle Hebel in Bewegung setzen, um den Bau zu verhindern. Nun ist der Karstadt-Bau ein „Nazi-Bau“, spricht eine ‚Architektin‘ frech, als ginge sie persönlich die lange Geschichte Berlins irgendetwas an. Und als ob sie einen Begriff davon hätte, was die Goldenen Zwanziger in Berlin waren. Andere meinen, dass Benko ja ein Strache-Supporter sein könnte. Eloquent wie diese alphabetisierten Bauern sind, sprechen sie davon, dass dieser „Vogel“ uns nicht ins Nest „scheißen“ kann. Es wird gefeixt, die Mistgabeln werden ausgepackt und das Gebäude am Ende verhindert. Mit tatkräftiger Unterstützung der linken Presse, die hier johlend einen Triumph wittert.

    Ich wiederhole mich: lieber Herr Benko, bauen Sie dieses Schmuckstück in einer anderen Stadt, die es zu schätzen weiß, und lassen sie den linken Berliner Pöbel in seinen billig zusammengeleimten Sozialwohnungen verrotten. Die Liste potenzieller Interessenten dürfte lang genug sein, um auf diese brandenburgische Provinzposse verzichten zu können.

    Aber bitte: reißen Sie den bisherigen Karstadt dennoch ab, sofern Ihnen das Grundstück gehört. Sollen sie dort einen Kulturtreff (=Dönerbude mit Straßenmusikern) eröffnen (finanziert von Steuergeldern und entworfen von der im Artikel genannten „Architektin“, deren fachkundige Expertise und scharfes Urteilsvermögen im art déco Albert Speers Geist erkennt- oder wie sie sich wohl ausdrücken würde: „alles voll Nazi!“)- das entspricht dem dortigen Horizont ohnehin eher, als ein art déco-Gebäude.

    Anmerkung der Moderation (Suebicus): Bitte eine weniger drastische Wortwahl verwenden.