Berlin - Karstadt am Hermannplatz

  • Mit einer Reko des Karstadtgebäudes wird die Welt wieder eine Nostalgie reicher......und ja Märker hat hier schon alles gesagt was die Reko bringen wird: nur positives. Natürlich nicht gebaut mit grauen sichtbeton, aber genau wie die Steinen des neuen "alten" Schloss.
    Die Fassade des Karstadt Gebäude hätte man auch viel besser als Ostflügel des Schlosses nützen können dann die heutige Unpassende Stella's.

  • Warum gibt es diese „wurde bearbeitet“? Brauche auch nicht. War das frueher auch; kann mich nicht erinnern, aber kann gerne weg. Ich weiss OT, aber sehe ich wie Clintwood.

    Ja gab es. Und ist sehr praktisch, wenn man es richtig anwendet.

  • Bin eben die Hermannstraße runtergelaufen und muss sagen, dass ein rekonstruiertes Karstadtgebäude an dieser Stelle so eine Wucht wäre! Und zwar im positiven Sinne! Der aktuelle Karstadt wirkt selbst beleuchtet überhaupt nicht. Wenn man dann auf den Hermannplatz tritt, nach links schaut und den Rest des alten Hauses sieht, dann bekommt man eine Vorstellung, wie imposant das Ganze gewesen sein muss. Der triste und trostlos Hermannplatz hat diese Wundheilung mehr als verdient!

  • Ich wollte ihn nochmal überarbeiten, ließ ihn dann aber wie er war. Ich mag nicht, wenn unten steht „wurde bearbeitet“ (handhabe ich bei Facebook auch oft so). Ich wusste natürlich nicht, dass es mit Mehraufwand für die Moderatoren verbunden ist und werde es, wenn dem so ist, künftig unterlassen.

    Clintwood, wenn du bei deinem Beitrag anwählst "Bearbeiten", dann erscheint zuerst unterhalb des Textfeldes die Auswahl "Editierungshinweis anzeigen", darunter "Editierungshinweis löschen" (zutreffendes Kästchen anklicken). Diese Wahlmöglichkeit gab es bei der vorigen Forumssoftware nicht. Da wurde immer angezeigt, wie oft und wann zuletzt ein Beitrag bearbeitet wurde. Hier nun kannst du das zweite Kästchen wählen und dann wird nach dem Absenden nur dir selbst angezeigt "Es gibt ältere Versionen dieses Beitrags." Diesen Hinweis sehen die anderen Foristen nicht. Man kann also bearbeiten, ohne dass jemand was sieht. (Vergleiche diesen Beitrag, den ich gerade nachträglich bearbeitet habe.) Wenn du aber einen Beitrag löschst, geht in der Leitzentrale ein Vandalismusalarm an. Dann muss Onkel Henry kommen und nachgucken, was passiert ist.

    Nun zum Inhalt: René Benko ist ein milliardenschwerer Geschäftsmann, der das ganz große Rad dreht. So jemand kann sich auch mal Zeit lassen. Der hat auch mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen. Immobilienentwickler fahren generell auf lange Sicht.

    Ihr solltet Benko nicht idealisieren. In Leipzig wurde das traditionsreiche und architektonisch attraktive Karstadt Kaufhaus Anfang 2019 geschlossen. Der fusionierte Kaufhaus-Konzern Karstadt-Kaufhof betreibt dort nur noch das langweilige Kaufhof-Gebäude. Der Grund: Die Kaufhof-Immobilie gehört dem Konzern, während auf der Karstadt-Immobilie Miete gezahlt werden musste. Da zählten letztlich die Geschäftszahlen und nicht das attraktive Kaufhauserlebnis. Die Verkaufsräume sind im Kaufhof-Gebäude nach dem jüngsten Umbau auch nicht besonders attraktiv.

    Berlin ist privilegiert. Es ist die einzige Stadt in Ostdeutschland, in der es mehrere Kaufhäuser geben darf. Leipzig hatte bis Anfang 2019 zwei, jetzt nur noch eins, Dresden und die anderen Großstädte auch vorher nur ein Kaufhaus. Vergleicht man mit Dresden oder Leipzig, dann dürfte Berlin vier bis fünf Kaufhäuser haben, nicht mehr. Sowas berechnet sich nach Kennzahlen, vor allem Einzugsgebiet und Kaufkraft. Die Kaufhausnutzung wird am Hermannplatz wohl nur einen kleinen Teil der Nutzung der Gesamtimmobilie ausmachen. Wie sich das Kaufhausgeschäft in den nächsten Jahren weiterentwickelt, ist schwer einzuschätzen. In den ostdeutschen Großstädten (ohne Berlin), die ich so beobachte, sind Kaufhäuser traditionell recht beliebt. Die innerstädtischen Shopping Center überholen aber die traditionellen Kaufhäuser zunehmend an Attraktivität. Das betrifft die Gestaltung der Innenräume und des Angebots. In Erfurt ist Karstadt im traditionsreichen Kaufhaus am Anger nur noch einer von vielen Mietern. Für die Wahrnehmung der Marke Karstadt-Kaufhof erscheint mir das suboptimal. Das Kaufhaus als Teil eines Shopping Centers. In Leipzig wird das frühere Karstadt-Haus im kommenden Jahr als Shopping Center mit Gastronomie, Büroflächen und Fitness-Studio wiedereröffnet. Versprochen wird eine tolle "Erlebniswelt". Damit hat Benko aber nichts zu tun, sondern das macht der Besitzer der Immobilie.

    Das Büro "David Chipperfield Architects" macht viele kommerzielle Projekte. Dabei sind die eigenen Qualitätsansprüche nicht ganz so hoch wie bei Kulturbauten. Der Meister selbst wird sich das nur mal gelegentlich anschauen und ein paar Hinweise geben. Die eigentliche Arbeit machen angestellte Architekten.

    Insgesamt sehe ich das Projekt Karstadt am Hermannplatz positiv. Attraktive Architektur, Arbeitsplätze, Impulse für den Einzelhandel und die Stadtentwicklung. Benko wird schon deshalb dranbleiben, weil er das Projekt nicht einfach in eine andere Stadt verlegen kann.

  • Ich befürworte das Karstadtgebäude am Herrmannplatz und plädiere auch für die Rekonstruktion des Inneren.

    Es wäre ein unglaublicher Publikumsmagnet, auch für die Berliner...Party auf der Dachterasse, die Türme beleuchtet !

  • Die Ostseite (also die der langen Front des Karstadtgebäudes gegenüberliegende Straßenseite) des verkehrsumtosten Hermannplatzes ist übrigens ein Beispiel für m.E. gelungene Wiederbestuckungen und Fassadensanierungen, welche meines Wissens ab bzw. in den 1980er Jahren durchgeführt wurden. Der Platz hat - abgesehen vom Karstadtgebäude - im wesentlichen seine Vorkriegsbebauung bewahrt.

    Hier ein Postkartenansicht der Ostseite aus der Nachkriegszeit.

    Aktuelle Ansichten:

    Ostseite:

    Da die Bebauung der Ostseite - typisch für die Geringschätzung gründerzeitlicher Bauwerke in den Denkmalämtern - nicht unter Denkmalschutz steht, können die Hausbesitzer die Fassaden anpinseln, wie sie wollen. Als Beispiel hier die grotesk unpassende gelb-rosa Fassade links im Bild. Ansonsten zeigen die übrigen Fassaden lobenswerte Wiederbestuckungen, hier vor allem als Fenstereinfassungen, Gesimsausbildungen und vergleichsweise harmonische Abschlüsse zum Dach. Ganz links am Bildrand abgeschnitten der einzige Kriegsverlust der Ostseite.

    Beim südlichen Eckgebäude, gemäß alten Fotografien offenbar bereits in der Vorkriegszeit abgestuckt, wurde die Originalfassade anscheinend sogar weitgehend rekonstruiert:


    Blick nach Süden Richtung Hermannstraße - das weiß gestrichene Gebäude hat seinen linken Nachbarn bereits in der Vorkriegszeit im Zuge des U-Bahn-Baus der U8 verloren (rechts das Karstadtgebäude angeschnitten); dahinter ein Umspannwerk aus den 1920er Jahren - dieses wiederum steht unter Denkmalschutz:


    Noch ein Blick von Süden (Hasenheide) auf den kleinen erhaltenen Bauteil des Karstadt:

  • Ich weiß nicht, wie viele von diesen Karstadts aus der Zeit es in Deutschland noch gibt, aber mich erinnert auch der noch stehende Karstadt in Bremen immer ein wenig an den Karstadt am Hermannplatz. Er wurde von 1930-32 erbaut und entstand "nach Absprache mit der Karstadt-Bauabteilung unter Philipp Schaefer." (Wikipedia):

    (Quelle: Weser-Kurier)

    Das Foto ist jetzt nicht das beste, und das Gebäude schwierig zu fotografieren, weil es in einer recht engen Straße steht, aber man erkennt auch hier ganz klar die gleiche Architektursprache. Kurt Zech plant(e) - mal sehen, was Corona aus den Plänen werden lässt - auch hier eine Wiederherstellung der alten großzügigen Lichthöfe, da er wohl zurecht der Meinung ist, dass das enge, vollgestopfte Gemischtwarengefühl, dass der Bremer Karstadt heute ausstrahlt mit seinen abgehängten Decken eher der Vergangenheit anghört.

  • Der Karstadt-Bau in Düsseldorf spricht ebenfalls dieselbe Formensprache. Dies ist eigentlich ein geniales Markenzeichen, das Karstadt während der architektonischen Dunkelzeit (60er - 80er) ohne Not aufgegeben hat.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Tja, was soll man sagen, während für das Berliner Stadtschloss der Bundestag seinerzeit die weitsichtige Entscheidung zum Wiederaufbau gab, müssen wir mit dem Wiederaufbau des wunderschönen Karstadt am Hermannplatz vermutlich noch etwas warten...

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/keine-z…r/25869996.html

    Laut dem Tagesspiegel hat der etwas überforderte und stark umstrittene grüne Bezirksstadtrat Florian Schmidt jetzt auch noch ein "skurriles Kommunikationsproblem" baby2000:). Da gibt es einen Investor, der das Gespräch mit dem Bezirk sucht und Herr Schmidt stellt sich einfach tot. Naja, als Privatmann könnte er das auch tun, aber als Vertreter des Bezirks schädigt er mit so einem infantilen "Verhalten" nicht nur die Kreuzberger, sondern natürlich auch die eigene Stadt. So geht Politik eben nicht, aber überraschen tut mich das bei so einem Hardcore-Ideologen ohnedies nicht. Menschlich kann ich das sogar nachvollziehen, dass er jedem Gespräch ausweicht oder sich am Telefon verleugnen lässt, denn fachlich und vor allem charakterich ist er dem nicht gewachsen.

    Wie steht es eigentlich um Schmidts die Strafanzeige wegen Betrugs bzw Aktenmanipulation? Als Erinnerung: https://www.tagesspiegel.de/berlin/am-eige…t/25447286.html

    Das Gute ist, dass neben dem regierenden Oberbürgermeister auch bereits grüne Parteigenossen sich für die Rekonstruktion des Karstadtkaufhauses sowie der Aufwertung des versifften Hermannplatzes einsetzen. Gerade nach dem "Lockdown" ist es mehr als notwendig, dass wieder Investitionen ermöglicht und Arbeitsplätze geschaffen werden. Denn die Sozialtöpfe und die (ohnehin stets löchrige Berliner) Stadtkasse füllt sich auf jeden Fall nicht durchs (Schmidt´sche) Nichtstun, sondern nur durch steuerzahlende Unternehmen und arbeitende Bürger!

  • (...) Man nehme die Sorgen – darunter vor Gentrifizierung und Verdrängung der sozial Schwachen – ernst. So sehe der Plan auch zum Beispiel keine Ausweitung der rund 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche vor.

    Vielmehr solle es eine für alle zugängliche Dachterrasse geben, kostenfrei besuchbare Aussichtspunkte, ein multikulturelles Ärztehaus, Sportmöglichkeiten, Kultur, Musik. „Karstadt am Hermannplatz soll für die Menschen da sein und wieder der Identifikationsort für die umliegenden Kieze und damit eben für die ganze Stadt werden.“ (...)

    Was will man mehr? - Dieser Politiker kriegt es noch fertig, daß die Signa sich zurückzieht und das Haus schließt. Dieser Herr Schmidt ist als Bezirksstadtrat, der als "Investoren-Schreck" fungiert, eine krasse Fehlbesetzung. Dazu noch diese Klamotten, wie Felsblöcke als Verkehrsbelustigung auf die Straße zu legen, oder Akten zu manipulieren, machen ihn nicht gerade zu einem Aushängeschild für die Politik.

    Das Beste für den Bezirk (und für uns) wäre der Rücktritt aus dem Amt.

  • Ich denke, es dauert nicht mehr lange und Signa macht Karstadt am Hermannplatz zu.

    Dann gibt es dort einen richtigen wirtschaftlichen Niedergang.

  • Ich denke, es dauert nicht mehr lange und Signa macht Karstadt am Hermannplatz zu.

    Dann gibt es dort einen richtigen wirtschaftlichen Niedergang.

    Das befürchte ich nämlich auch, vor allem seit der Meldung, dass Karstadt wegen der Corona-Krise 80 Filialen in ganz Deutschland schließen will. Wem gehört eigentlich das Grundstück? Sicherlich doch auch Karstadt, oder?

  • Ich mache mir wegen der Karstadt Reko momentan wenig Sorgen, nur möchte ich halt nicht solange warten bis dieses geniale Projekt endlich umgesetzt wird, denn die Signa gibt - wie man weltweit sieht - nicht auf und schon überhaupt nicht wegen so einem Dreiviertelkäsehoch eines vielleicht bald auch strafrechtlich verurteilten Bezirksrädchens. Die Signa als der vermutlich größte private Investor in D (Karstadt, Galeria Kaufhof, KaDeWe, Rinascente, Outfitters, Signa L. Hotels, Signa Media, Globus et alii) hat einen sehr guten Draht zum Oberbürgermeister und der hat auch schon mehr oder weniger durchblicken lassen, dass er das Karstadt Projekt definitiv zur Chefsache machen würde, wenn es notwenig sein wird, damit der Wirstchaftsstandort Berlin nicht noch ganz komplett vor die Hunde geht. Ich prophezeihe Euch, dieser Florian Schmidt ist schneller Geschichte als wir heute noch glauben und dieser Spruch passt nun wirklich perfekt zu Berlin - "und das ist auch gut so!"

  • Ich war ja letzte Jahr genau in diese Karstadt am Hermannplatz. Die Gegend ist allgemein ziemlich runtergekommen. Mann braucht hier dringend ein bisschen "gentrification" um ehrlich zu sein. Falls die Karstadt kommt dann komme ich gerne wieder zuruck.

  • Wenn die breite Bevölkerung wegen harter Einschnitte, Lohndumping und hohen Mieten weniger Geld hat und die massiven Steuersenkungen für die oberen 10% den Binnenkonsum einschränken, bzw. weniger Steuereinnahmen und Investitionen ermöglichen, muss man sich nicht wundern, warum die Börse gut läuft, viele Geschäfte aber schließen und nur Fressbuden und Handyläden aus dem Boden schießen. Mir kann auch keiner sagen, dass man das nicht wusste. Für mich ist das der Kollateralschaden für Klientelpolitik. Und damit meine ich das Klientel, dass bei VW und BMW Milliarden Dividenden einstreicht, während Millionen Kurzarbeitergeld bekommen

    Also, ich bin ja ganz bei Dir, dass sich die Politik stärker nach den Bedürfnissen der arbeitenden Bevölkerung und des Mittelstandes ausrichten sollte. Dennoch sollte das jetzt nicht in ein zu pauschales Vermengen verschiedener Themen umschlagen.

    Im Einzelnen:

    - Es müsste geklärt werden, wer die "oberen 10%" sind? Möglichenfalls dürften schon einige Forumsdiskutanten bezüglich ihres Vermögens, wenn Sie ein Haus oder eine Eigentumswohnung besitzen, hierzulande schon nahe an diesen Bereich heranreichen. Weltweit vermutlich erst Recht. Die könnten dann mal gefragt werden, von welchen Steuersenkungen sie in den letzten Jahren profitiert haben. Vielleicht sollte eher von den "oberen 1%" die Rede sein, also dem international agierenden Großkapital.

    - Eventuelle Steuersenkungen für die "oberen 10%" und erst Recht für die "oberen 1%" haben mit dem Binnenkonsum erst mal herzlich wenig zu tun. Das eventuell gesparte Geld wird entweder irgendwo investiert oder auf Konten geparkt. Der Staat könnte es theoretisch konfiszieren und an die "unteren 90%" verteilen. Das würde den Binnenkonsum kurzfristig steigern. Die Schuhgeschäfte werden gestürmt, manch einer kauft ein neues Auto und isst einen Hamburger mehr. Dann ist das erledigt, das Geld ist weg, der Kaufrausch verflogen.

    - Dass "die Börse gut läuft", aber viele Geschäfte schließen, hat zum Teil mit der Mentalität von "Heuschrecken" zu tun, die Unternehmen nach Aktionären ausrichten, Arbeitsplätze rationalisieren, sich zugleich um den langfristigen Erhalt der Firma eher wenig Sorgen machen. Mit Sicherheit ein richtig angesprochenes Problem.

    - Dass die Mieten steigen, hat vor allem mit der Politik zu tun. Das Land wird zu wenig gefördert, der ÖPNV dort eher reduziert (Streckenstilllegungen), die Städte hingegen fungieren wie Staubsauger, die alles anziehen. Und dort wird der Druck zunehmend erhöht, indem nicht erst seit 2015 kontinuierlich ein Tagelöhner-Prekariat aus unser Rentensystem rettenden Fachkräften dorthin geschleust wird, das natürlich auch auf den Wohnungsmarkt drängt. Lohndrücker und Mietenerhöher in einem.

    - Dass aber in der Innenstadt primär Fressbuden und Handyläden aus dem Boden schießen hat auch ganz andere Gründe. Diese sind z.B. die Zunahme des Online-Handels. Dann die (von Parteien, deren Farben ich hier mal nicht nenne) vorangetriebene Verkehrspolitik, die auf autofreie Innenstädte und den Abbau von Parkplätzen abzielt. Und eine spezifische soziale Klientel, die für mittelständische Geschäfte mit Ware im gehobeneren Preissegment nicht mehr erreichbar ist. Das betrifft zumindest Städte in strukturschwachen Gebieten oder die unter dem Strukturwandel leiden.

    - Doch wer ist "das Klientel, dass bei VW und BMW Milliarden Dividenden einstreicht"? Schauen wir mal hin.

    a. Daimler Aktionärsstruktur. "Zu unseren größten Anteilseignern zählen der Staatsfonds von Kuwait (seit 1974), Renault-Nissan (mit einer Überkreuzbeteiligung seit 2010) und der chinesische Investor Li Shufu. Dieser hält über die Firma Tenaciou3 Prospect Investment Limited (seit 2018) den größten Aktienanteil an Daimler. Im Juli 2019 hat sich die chinesische BAIC Group mit 5 % der Stimmrechte an Daimler beteiligt." Der Anzahl der kleineren privaten Investoren liegt bei 23,1 Prozent. 32 Prozent des Aktienbesitzes liegt bei Inhaber in Deutschland.

    b. VW Aktionärsstruktur. 31,3 Prozent gehören der Porsche Automobil Holding gehören. Da könnten wirklich größere Kapitalanleger dahinter stecken. Der Rest an Privatanlegern beträgt 12,9 Prozent.

    c. BMW Aktionärsstruktur.

    Streubesitz %53,2

    AQTON SE, Bad Homburg v.d. Höhe (1) %9

    AQTON GmbH & Co. KG für Automobilwerte, Bad Homburg v.d. Höhe (1) %16,6

    Susanne Klatten Beteiligungs GmbH, Bad Homburg v.d. Höhe (2) %20,7

    Susanne Klatten %0,2

    Stefan Quandt %0,2

    (Hinter Aquton SE verbirgt sich ebenfalls Besitz der Quandt-Familie. Es ist jedenfalls eine Beteiligungsgesellschaft von Stefan Quandt.)

    Bei BMW sitzt also wirklich mal zu einem großen Teil das deutsche Großkapital.

    Der Anteil der institutionellen Privatanleger aus Deutschland wird allerdings mit 14,1% angegeben.

    Hier kommen wir an das Problem, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Aktionäre zwar wirklich zu den Superreichen gehört. Es gibt aber ebenso auch viele Kleinanleger, die ein paar Aktien haben, aber keinesfalls zu den "oberen 1%" gehören. Zudem ist unsicher, ob die alle in Deutschland leben, also wie das steuerrechtlich aussähe. Würde man also Aktiendividenden stärker staatlich abschöpfen, um sie nach unten zur Konsumankurbelung zu verteilen, (1.) wären davon auch viele gar nicht so reiche Leute betroffen, (2.) würde das große und global agierende Kapital sein Geld einfach abziehen und in anderen Ländern und Investments parken, (3.) würden die betroffenen Firmen Geld verlieren, somit wirtschaftlich zusätzlich unter Druck geraten.

    Ich will damit sagen: Die Sache ist kompliziert. :zwinkern: