Maursmünster/Marmoutier

  • Im September 2018 verbrachten wir einige Tage im Elsass. Von dieser Kunstreise haben wir etliche Fotos mitgebracht, welche ich euch nicht vorenthalten möchte. Zunächst also Maursmünster/Marmoutier:

    Die Gründung der Benediktinerabtei scheint bis in 6. Jh. zurückzugehen. Abt Maurus, der das Kloster reformierte und ihm seinen Namen gab, ist für für 724 überliefert. Seit Gründung vermachten die fränkischen Könige Maursmünster große Ländereien, die schließlich mehr als 150 km² umfassten. Dieser mächtige Grundbesitz erklärt z. T. den Bau der gewaltigen Kirche. Trotz Bauernkrieg und 30-jährigem Krieg erlöschte das mönchische Leben in Maursmünster nicht, ja es gab im 18. Jh. sogar nochmals eine Blütezeit, bevor das Kloster in der Franz. Revolution aufgehoben wurde.

    Die ehemalige Abteikirche St. Stephan präsentiert sich dem Besucher mit der bedeutenden, meisterhaft proportionierten Westfassade. Diese vermittelt ein Bild davon, wie man sich die Fassade des alten Straßburger Münsters von 1015 vorzustellen hat. Der Westbau enthält zwischen 2 Treppentürmen, die ins Oktogon übergehen, eine Eingangshalle von geringer Tiefe, die sich in 3 Arkaden öffnet. Die Vorhalle muss um 1140 bis 1155 entstanden sein. Im Innern gewahrt man den Übergangsstil um 1200, das Schiff 14. Jh. der Chor in gotisierenden Formen, ein bemerkenswertes Beispiel für Gotik im 18. Jh., vollendet 1769.

    Von der Innenausstattung ist das ausgezeichnete Rokoko-Chorgestühl, Stil Louis XV., mit Übergang zum Frühklassizsmus zu nennen. Grabmäler der Herren von Geroldseck (1390) sowie Hartung von Wangen(1470) u. a., die zumeist in der Franz. Revoltion verstümmelt wurden. Dann sei noch auf ein seltenes Beispiel der Glasmalereien des 18. Jh., in den Fenstern des Chores verwiesen (1767).

    Doch nun die Bilder:






















    Berühmte Silbermannorgel von 1710:


    Einst Kanonikerhaus, heute das Pfarrhaus:


    Noch eines der schönsten Fachwerkhäuser im Ort, es beherbergt heute ein Museum:


    Hier eine Nahaufnahme des vorigen Fachwerkhauses aus der Renaissance, mit schönen Details, Baujahr 1590:


    Ein Winkel in Maursmünster:

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Oktober 2018 um 10:53)

  • @ Neußer,

    nun musste ich doch recht lachen. Es war mir halt ein Tippfehler unterlaufen, was Dir ja auch klar war. Wie heißt es doch so schön: wo Menschen sind, da menschelt es. Habe den Fehler ausgebessert.

    Eine Reise in die Zukunft? Selbst, wenn man es könnte, ich wollte das lieber nicht können. Denn mit den Lottozahlen wäre es ja so, dass dann vielleicht alle Leute diese im Voraus sehen könnten. Es gäbe dann aber bei 6 Richtigen auch nichts mehr zu gewinnen, da alle diese Zahlen getippt hätten. Ferner, wenn man in die Zukunft sehen könnte, dann sähe und wüßte man auch um schlimme Dinge und schwere Zeiten, die auf einem zukommen, wie z. B. Unfälle oder Krankheiten oder Leiden. Das könnte sehr belastend sein.

  • Die Fassade und das Chorgestühl sind wirklich großartig. Schon verrückt, wie hier Romanik, Gotik, Reinaissance, Barock, Rokoko und Historismus aufeinanderprallen.

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • Und der Chorraum ist ein Beispiel einer frühen Rekonstruktion, wenn ich mich recht erinnere. Details weiß ich nicht mehr. Villa1895 vielleicht kannst Du uns dazu aufklären!?
    Die Orgel ist im übrigen eine der berühmtesten historischen Silbermann-Orgeln im ganzen Elsaß (neben der in Ebersmünster)!

  • @ SchortschiBähr,

    zu der von Dir aufgeworfenen Frage darf ich darauf hinweisen, was ich in meinen Ausführungen zur Benediktinerabtei Maursmünster/Marmoutier bereits eingangs geschrieben habe: "der Chor in gotisierenden Formen, ein bemerkenswertes Beispiel für Gotik im 18. Jh., vollendet 1769". Der Chor war in der letzten Blütezeit des Klosters unter Abt Anselm Chenin bis 1769 neu errichtet worden. Somit handelt es sich bei dem Chor um ein frühes Beispiel von Neugotik. Etwa um diese Zeit entstanden übrigens in Deutschland das Gotische Haus im Park von Wörlitz oder das Nauener Tor in Potsdam als Bauwerke der Neogotik.