Populismus-Vorwurf in der Architektur

  • Zurück zum Thema jetzt und bitte Ende irgendwelcher seltsamen politischen Debatten über rechts , links oder sonstwo.

  • @Onkel Henry Ich verstehe, dass es unangenehm ist, aber das Thema „Populismusvorwurf in der Architektur“ ist nunmal zutiefst politisch. Die Links/Rechts-Debatte wurde uns von einem linken Architekturtheoretiker aufgenötigt. Nun geht es um die Replik Kolhoffs. Insofern ist Begriffsklärung und politischer Austausch ein wichtiger Beitrag zur Urteilsbildung in dieser Frage. Aber verstehe schon, es artet hier wieder ein wenig aus, wie gestern. Man sollte einigermaßen nüchtern über diese Dinge reden und nicht allzu verbissen argumentieren (und vor allem nicht persönlich werden, was manchem hier anscheinend äußerst schwerfällt..). Sonst schaukelt es sich hoch und die Fronten werden mit jedem aggressiven Post verhärteter, wie ich es auch gestern wieder erleben musste.

  • . Nun geht es um die Replik Kolhoffs. Insofern ist Begriffsklärung und politischer Austausch ein wichtiger Beitrag zur Urteilsbildung in dieser Frage.

    Ich kann weder Trüby als Linken bezeichnen noch Kohlhoff als Rechten. Hier geht es einzig und allein um grundverschiedene Ansichten, was mit politischen Dingen herzlich wenig zu tun hat. Wenn irgendwelche spinnerten Architekturtheoretiker die "Nazikeule schwingen" zeugt dies doch nur von ihrer politisch und geschichtlich absoluten Unwissenheit.

  • Ich bezeichnete Kolhoff nicht als Rechten. Aber wenn man Trüby als objektiven Geist ohne politische Hintergedanken und Vorlieben darstellt, kann ich das nicht nachvollziehen. Natürlich weiß Trüby sowohl politisch als auch geschichtlich genug, um zu wissen, was er mit solchen Vorwürfen anrichtet. Wie jeder Linke übrigens, der zu solchen Mitteln greift- die Argumentationsmuster und Taktiken sind ja altbekannt. Dieser Mann reiste quer durch Europa, um „rechte Umtriebe“ in Rekobewegungen zu erschnüffeln und sie uns um die Ohren zu hauen. Und du sagst, er hätte eine Ansicht, die „mit politischen Dingen herzlich wenig zu tun hat“. Ihm Naivität zu unterstellen geht komplett an der Sache vorbei und degradiert ihn zu einem weltfremden und unbedarften Sonderling, den man nur geschichtlich aufklären müsste, um ihm bewusst zu machen, was er da sagte. Der Mann ist weder naiv, noch weltfremd, sondern bestens vernetzt und kalkulierend bis zum Grad der Perfidie.

  • Aber kann mir jemand die Bedeutung des Pound-Zitats auf dem Walter-Benjamin-Platz erklären? Kollhoff hat sich schon in mehreren Interviews gleich ausweichend geäußert. Er tritt ja eigentlich für die alteuropäische Stadt ein. In der war es aber nicht üblich, unverständliche Dichterzitate in das Pflaster von Stadtplätzen einzulassen. Wozu das Ganze also?

    Ich komme zu keiner anderen Deutung als @Lubitsch und @Maßwerk. Dann hätte Kollhoff aber seiner Sache einen Bärendienst erwiesen.

    "Usura" heißt im Italienischen nur "Wucher". Wenn ich das Zitat nach dem reinen Textsinn lese, komme ich zu dem Schluss, dass im Kapitalismus niemand ein Haus hat, das ordentlich gebaut ist. Die Zinswirtschaft gehört ja zum Kapitalismus. Wucher wäre eine negative Wertung des Kapitalismus.

    Mit der Platzierung im öffentlichen Raum steht das Pound-Zitat schon in einem architektonischen Kontext. Wir können es daher in Bezug auf den Platz hier diskutieren.

    (Sollte man vielleicht in die Pflasterung des Frankfurter Hühnermarktes ein Trüby-Zitat als Flaschenpost einschmuggeln? Und anschließend darüber sinnieren, dass sich Trüby und Friedrich Stoltze vermutlich nie begegnet sind? Obwohl das eigentlich ein reizvoller Gedanke wäre.)

  • Wenn man in 50-60 Jahren Trüby für zitierwürdig erachtet, darf man das gerne tun. Nur mit diesem zeitlichen Abstand funktioniert der Vergleich. Ich persönlich hätte statt Pound eines von Thomas Mann (wobei man hier wohl peinlichst darauf achten müsste, dass es aus seiner ‚republikanischen Phase‘ stammt) oder Schopenhauer bevorzugt, aber das sind letztlich literarische Geschmacksfragen. Vielleicht hatte Kolhoff zur Zeit der Erbauung Pound für sich entdeckt und wollte ihm ein kleines Denkmal setzen. So what? Hier ein Indiz für einen geheimen „Code“ unter ‚Rechtsextremen‘ zu sehen (das insinuiert Trüby ja letztlich), ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Man kann Kolhoff meinetwegen schlechten literarischen Geschmack unterstellen, aber mehr auch nicht.

  • Welches Zitat von Schopenhauer würdest Du denn nehmen? Für solch ein Baumwerk oder ein anderes?
    By the way, Ich finde das Zitat auch unglücklich gewählt, weil man es als böses Chiffre werten könnte, obwohl ich mir sicher bin, dass dies nur als simple Kapitalismuskritik gemeint war bzw nur gemeint sein kann.

    Beauty matters!

  • Welches Zitat von Schopenhauer würdest Du denn nehmen?

    Ich tät mal den nehmen: " Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt konnen keinen herstellen".

  • Es ist halt so eine Sache mit dem Begriff des sog. strukturellen Antisemitismus, der hier anlässlich dieses Zitats im Raum schwebt. Antisemiten assoziieren ja Begriffe wie "Wucher" oder "Finanzkapital" direkt mit ihrem Feind. Daraus leiten manche 1.ooo %ige Verfechter der ungetrübten kuchenguten Korrektheit ab, dass man auch diese (in einem gewissen Rahmen nun einmal unzweifelhaft existierenden) Phänomene nicht als solche kritisieren darf, weil damit ja in Wahrheit etwas ganz anderes gemeint sei. Offenbar hat diese Argumentation auf einige hier eine magische Anziehungskraft. Ich aber sage, dass die Schwinger der strukturellen Antisemitismuskeule in Wahrheit die Prämissen der Antisemiten längst verinnerlicht haben. Sie gehen - unausgesprochen - mit den Antisemiten konform, nicht im Ergebnis, aber eben in dessen Prämissen eben. Ich hingegen kann die Verinnerlichung solcher menschenverachtenden und rassistischen Assoziationen nur entschieden ablehnen. Die Freiheit gegen Zins, Wucher und den Verwerfungen eines überbordenden Kapitalismus aufzutreten, darf man sich nicht nehmen lassen. Der nicht mehr zu übersehende Schulterschluss der Linken mit den Globalisierern zählt zu den gespenstischsten Phänomenen der Jetztzeit. An dem Poundzitat ist per se nichts auszusetzen. Mit politischen Stellungnahmen im öffentlichen Raum müssen wir seit Jahr und Tag auskommen, und just den Umstand, dass einmal eine zweifellos zutreffende Parole gewählt wurde, ja, die man sogar als Ultralinker billigen müsste, erscheint wirklich grotesk. Pound hat eben darin nur den Wucher gegeißelt. Dass er ev. hinsichtlich Entstehung bzw Verbreitung des Wuchers seine eigenen, wahrscheinlich (ich habe das nicht überprüft, wie ich mich mit seinem Werk auch überhaupt nicht auseinandergesetzt habe, ich bin da auf die höchst verlässlichen Expertisen unserer Forumsweisen angewiesen) fragwürdigen Theorien hatte, ist jedenfalls vom begrifflichen Inhalt des Zitates losgelöst zu beurteilen. Es wendet sich gegen den Wucher an sich, ein Phänomen, das ein jeder versteht, und das gerade in heutiger Sicht eindeutig keine wie immer geartete Konnotation mehr haben darf.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Pound-Zitat ist aus Canto 45 von 1936. Hier der ganze Text und sehr viel literaturwissenschaftliche Hintergrundinfos: http://www.planetlyrik.de/ezra-pound-usu…und-li/2010/10/

    Das Wichtigste für uns: Bauen oder Architektur kommt nur in dem ersten Vers vor, der für den Walter-Benjamin-Platz ausgewählt wurde, kurz bevor dieser seinen Namen erhielt. Im weiteren Verlauf der Internetseite wird das nicht thematisiert. Ein Bezug zu den Juden wird auf der ganzen Internetseite nicht hergestellt. Er lässt sich meines Erachtens auch nicht aus dem Canto herauslesen.

    In der Neuen Zürcher Zeitung (Autor: Benedict Neff, 20. Juni 2019) fand ich dazu:

    Zitat von Neue Zürcher Zeitung

    Wo die Inschrift einmal da ist, muss sie aber nicht ausradiert werden, als wäre sie nie da gewesen, wie das manche fordern. Sie gehört zur Geschichte des Platzes, dessen ideologieprägende Wirkung übrigens nicht überschätzt werden sollte. Ein Espresso auf dem Walter-Benjamin-Platz lässt einen erfahrungsgemäss nicht als Rechtspopulisten oder Faschisten heimkehren. Nicht einmal, wenn man die Pound-Inschrift gelesen hat.

    Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/was…chen-ld.1490284

    Benedict Neff ist aber auch nicht begeistert und meint, Pounds Äußerung habe "einen antisemitischen Einschlag".

    Die Inschrift befindet sich in der Platzmitte, wird aber von den meisten Menschen wohl übersehen. In eine Architekturdebatte gehört das schon rein, weil es hier um einen Teil der Platzgestaltung geht und sich aus dem historischen Kontext des Zitats ein Hinweis auf Vorbilder für die architektonische Gestaltung entnehmen lässt.

    Begeistern kann ich mich für das Pound-Zitat nicht. Es erscheint mir zu wirr, zugleich aber wenig poetisch. Der Vers steht im Widerspruch zu der kühlen, sehr rational und geradlinig daherkommenden Architektursprache Kollhoffs. Zudem schränkt er die Assoziationsmöglichkeiten, die mit dem neoklassischen Architekturstil verbunden sein könnten, unnötig ein.

    Die Monumentalität der Kollhoff'schen Architektur erscheint mir - nach Fotos zu urteilen - an diesem Platz etwas zu gewollt, bemüht und nicht ganz schlüssig.

    Wer mit der Auswahl solch eines "schwierigen" Zitats Angriffsfläche bietet, sollte sich der Kritik auch stellen, auch dann wenn sie aus einer bestimmten politischen Ecke kommt. Schweigen ist der Verständigung nicht dienlich.

  • Ein sehr kryptisches Gedicht. Lese es morgen mal genauer durch. Ich kann wohl bereits sagen, dass mich der raunende Schwulst in diesen Zeilen nicht in Euphorie versetzt. Da der Platz entfernt an die Via Ostiensi erinnert, die Mussolini bauen ließ, kann man es meinetwegen als gewagt bezeichnen. Dennoch: Architektur ist Baukunst und Architekten sind Künstler. Auch wenn das heutzutage angesichts der technischen Sterilität modernen Bauens nicht mehr ganz ersichtlich ist. Eine kleine Provokation, sofern es tatsächlich als eine gedacht war, sollte daher zulässig sein. Ich sehe keine Huldigung in Bezug auf Pounds Antisemitismus darin. Wer diesen in Deutschland schlimmsten Vorwurf in Richtung Kolhoffs schickt, möchte einen Menschen mitsamt dessen ästhetischen Idealen gesellschaftlich zerstören. Und da sollten wir nicht mitmachen. Das Zitat mag ein Fehler gewesen sein und ich kaufe Kolhoff nicht ab, dass er es angesichts dieser wüsten Anschuldigungen nicht bereut. Aber es war kein Ausdruck der Sympathie für Antisemitismus.

    Dass dies genau heute zur Debatte steht, verwundert mich auch nicht. Selten war der Zeitgeist hysterischer (und denunziatorischer) als heute, zumindest in der Bundesrepublik. Jeden Tag findet man ein neues „verdächtiges“ Symbol, Bild, Gebäude, Wort oder Musikstück, vor dem man die Bevölkerung durch rigorose Entfernungsmaßnahmen schützen muss. Oder einen Haarschnitt, ein Kleidungsstück, Schuhwerk, eine Fußmatte oder eine Schriftart. Wie Harald Schmidt diese Woche sagte: wäre die politisch korrekte Empörungswut zu seiner Zeit bereits so ausgeprägt gewesen, wäre er bereits nach fünf Sendungen gefeuert worden. Ich würde dem Ganzen gelassen entgegenblicken und nicht in den Empörungskanon mit einstimmen.

    Vielleicht war es als Provokation gedacht. Vielleicht war Kolhoff damals in einer Ezra Pound-Phase oder er hat das Gedicht von einem Bekannten erhalten und empfand es als einen passenden kleinen Baustein für den Platz. Wie dem auch sei: es war über 20 Jahre kein Problem und sollte es auch die nächsten 20 Jahre nicht sein.

    Interessanter finde ich die Motive derer, die dies aus der Mottenkiste rausholen, um einen der renommiertesten deutschen Architekten der Nachkriegszeit zu diskreditieren. Unser Fokus sollte eher darauf liegen: was wollen Trüby und seine Entourage damit erreichen? Das Ganze hat ja schließlich Methode und wird nicht beim Walter Benjamin Platz aufhören. Wenn wir jedesmal über dieses Stöckchen springen, ist das eine Einladung an alle Trüby-Anhänger, es künftig noch bunter zu treiben.

    Lasst uns also sowohl die Motive und Absichten hinter solchen Vorwürfen, als auch die Methoden beleuchten, derer sie sich bedienen- und weniger den Gegenstand, an dem sie sich heute festbeißen (keine Sorge, der nächste steht bestimmt schon in der Pipeline...).

  • Hier ein guter Artikel von Thomas Steinfeld in der Süddeutschen vom 6. Juni 2019:
    https://www.sueddeutsche.de/kultur/archite…stein-1.4477544

    Es geht um das Arch+- Heft und nicht nur um den Benjamin-Platz. Positiv empfinde ich, dass Steinfeld sich mit Architektur befasst und sich gegen rein ideologiegetriebene Interpretationen wendet.

    Zitat von Süddeutsche

    Bei "usura", dem lateinischen Wort für "Wucher", mag der Fußgänger stutzen, mangelnder Sprachkenntnisse wegen. Ansonsten aber ist der Satz leicht verständlich: Gutes Bauen, sagt er, und forcierte Finanzwirtschaft gehen schlecht zusammen.

    Weiter zu dem Platz:

    Zitat von Süddeutsche

    Bevor man sich den Kopf über einen Sinnspruch im grauen Granit des Pflasters zerbricht - wäre es nicht sinnvoller, darüber nachzudenken, warum der Walter-Benjamin-Platz ein so kaltes, unfreundliches Gelände ist? Die Passanten meiden ihn. Seine Leere ist ein architektonisches und kein moralisches Problem.

    Hier hat Kollhoff im Radio-Interview das Gegenteil behauptet. Wer hat recht? Ist der Platz belebt und beliebt oder das Gegenteil?

    Steinfeld lehnt die Grundannahmen von Arch+ und Trüby ab:

    Zitat von Süddeutsche

    Die Idee vom "Rollback" setzt voraus, dass es eine zweifellose Errungenschaft des modernen Bauens tatsächlich gäbe, so wie auch eine patriotische oder völkische Architektur eine unzweifelhafte Angelegenheit wäre. Das ist aber nicht so. Und es stimmt auch nicht, dass, wie Arch+ schreibt, Ezra Pound schlicht ein "faschistischer Dichter" gewesen sei. Die Zeitschrift und ihr für diese Ausgabe herbeigerufener Gastredakteur Stephan Trüby machen es sich einfach, indem sie die Welt in akzeptable und "rechte" Räume teilen.


    Pound sieht er als "Zentralfigur der literarischen Avantgarde". Zu Trüby:

    Zitat von Süddeutsche

    Für die Verwirrung, die Trüby [...] erzeugt, gibt es zwei Gründe. Der eine Grund besteht darin, dass die Belege für seine Thesen nicht der Architektur, sondern dem Reden über Architektur entstammen. Die Fantasien der Reinheit, die sich aus der Berufung auf das "Volk", die "Heimat" oder die "Natur" ergeben, lassen sich indes nur unter größeren Schwierigkeiten in Vorgaben für Traufhöhen, Fenstersimse oder Raummaße übersetzen.

    Der andere Grund besteht in der Gleichsetzung eines neuen Historismus in der Architektur mit politisch oder moralisch reaktionären Gesinnungen. Aber auch diese Verbindung geht nicht auf. Denn aus dem Umstand, dass es mittlerweile einen weitverbreiteten Überdruss an funktionalistischer Architektur, an Bauten aus Glas, Beton und Stahl, an undichten Flachdächern und fensterlosen Korridoren gibt, folgt ja keineswegs, dass man mit der AfD oder dem Heimatschutzbund sympathisieren muss.

  • Ein sehr kryptisches Gedicht. Lese es morgen mal genauer durch.

    Hilft zwar in dieser Diskussion nicht weiter, aber der O-Ton ist doch reizvoll:

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  • Das englischsprachige Original zeigt übrigens, dass der Pisaner Canto keineswegs so schwülstig ist, wie die oben verlinkte Übersetzung einen zu glauben verleitet.
    Ich war bei der ersten Recherche vir einigen Wochen (bis dahin kannte ich Pound nur dem Namen nach), von den Übersetzungen eher irritiert. Anscheinend meinen die Übersetzer allesamt, Pound müsse im Deutschen möglichst maniriert und überladen klingen. Das Original gibt das m.E. gar nicht unbedingt her.

  • Sein O-Ton wirkt aber schwer alttestamentarisch.

    Meinst? Ich kann das ja mal bei meinem nächsten Lektorendienst mal versuchen - die Lesungen sind ja meist aus dem alten Testament - nur ich fürchte, den Inhalt wird dann niemand mehr verstehen. :D

  • Ihr könnt euch rechts drehen und wenden, wie ihr wollt, aber nichts in diesem Interview entkräftet den Verdacht, dass Kollhoff ein eindeutig antisemitisch konnotiertes Zitat eines pathologischen Judenhassers im Faschismus im Platz mindestens toleriert, wenn nicht gar befördert hat.

    E. Pound ist die Kategorie wie Bobby Fisher. Das was er dementsprechend geäußert hat, war wirres Zeug, er ist ncht umsonst in der Klapse gelandet statt in den USA hingerichtet zu werden. Pound und Fisher sind geniale Künstler

    Das Zitat ist nun:

    „Bei Usura hat keiner ein Haus von gutem Werkstein / die Quadern wohlbehauen, fugenrecht, / dass die Stirnfläche sich zum Muster gliedert.“

    ein eindeutig antisemitisch konnotiertes Zitat? Nein.

    eines pathologischen Judenhassers? Ja, mit Betonung auf pathologisch.

    Zusatz: Es ist zwar zutreffend, dass das Wort Usura lateinisch oft Zinsen bedeutet. Oder mit Wucher übertragen werden kann. Was bei manchen Personen dann strukturell antisemitische Konnotationen wecket. Aer auf Italienisch bedeutet Usura auch einfach Abnutzung und Verschleiß. Es wird auffallen, dass nur die letztere Bedeutung Sinn macht im Kontext. Vergleiche auch im Französisch "usure rapide", die Verschleißanfälligkeit. Und der "Guerre d'usure" ist nicht der Krieg des Wuchers sondern der Zermürbungskrieg.https://dict.leo.org/französisch-deutsch/guerre

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (5. Juli 2019 um 09:30)

  • Sein O-Ton wirkt aber schwer alttestamentarisch.

    Vielleicht ist er von Yeats, dessen Privatsekretät er sieben Jahre lang war, beeinflusst. Yeats wiederum sah sich in der Tradition irischer Barden.

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  • Nochmal ein zwischenruf zum Pfalzquartier von Oliver Junk


    Und dann noch zur Berichterstattung zu meiner Kritik am Verein “Stadtbild Deutschland”:
    Mein kritisierter Satz lautet vollständig zitiert:
    “Ohne dass dem Verein selbst entsprechende Ziele nachzuweisen sind, wird er damit zum Sammelbecken nationalkonservativer Wutbürger, die auf der Kommentarseite des Vereins auch schon mal dazu aufrufen, die Adressen derjenigen Stadträte zu veröffentlichen, die für von den Vorstellungen des Vereins abweichende Architekturlösungen gestimmt haben.”

    Auf den Kommentarseiten des Vereins (Populismus-Vorwurf in der Architektur) des Vereins wird der Begriff „nationalkonservativ“ mehrfach von Dauergästen auf der Seite als Selbstcharakterisierung vorgeschlagen.
    Und ich denke, spätestens nach dem Fall Lübcke ist es noch vergleichsweise moderat, wenn man diejenigen, die zur Veröffentlichung der Adressen von Stadträten aufrufen, die für inkriminierte Projekte gestimmt haben, als „Wutbürger“ bezeichnet.
    Dies ist doch zumindest der unverschleierte Aufruf dazu, in welcher Form auch immer in die Privatsphäre von Ratskollegen einzudringen.


    Ich möchte kurz darauf eingehen und letzten Endes meine Ethik als Moderator erklären, warum ich nicht gegen die Aussage "nationalkonservativ" vorgegangen bin.


    Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ein Kind der CSU und habe die CSU mit der Muttermilch in den 80er aufgesogen. In den frühen Neunzigern schickten unsere Eltern uns Kinder jedes Jahr auf die Seminare der Hans-Seidel-Stiftung im wunderschönen Kloster Banz. Die Referenten stammten noch aus Franz-Joseph-Strauß-Ära und viele sind wahrscheinlich schon tot. Das Wichtigste was ich dort lernte, war die Meinungsfreiheit, war immer die Meinungsfreiheit zu verteidigen. Auch eine Jugendliche von den Bündnis90/den Grünen nahm daran teil und man empfand es als richtig und gut. Auf Debattierschulungen bekamen wir z.B. die Aufgabe gestellt, eine Meinung zu vertreten , die sehr weit weg von der Eigenen war und trotzdem musste man sie verteidigen. Obwohl ich später keinen konservativen Weg eingeschlagen habe, bin ich dankbar, dass ich diese Zeit erleben durfte und zehre bis heute davon.

    Deshalb verstehe ich nicht, dass man nach solchen Mittel greift, wie den Fall Lübcke zu erwähnen, um uns zu diskreditieren.

    Mit dem Aufruf haben wir nichts zu tun, um Gottes Willen! Wo fand er statt? Ich weiß es nicht. Wir wissen das nicht.

    Nochmals: Stadtbild Deutschland stellt dieses Forum zur Diskussion zur Verfügung. Die Meinungen der User, vertreten nicht die Ansicht des Vereins! Bitte bringt da nichts durcheinander!

    Beauty matters!