Populismus-Vorwurf in der Architektur

  • Bisher taugte der besagte Herr nur da zu ,Sommerlöcher in den Medien zu stopfen...warum er hier so an "Bedeutung" gewinnt, ist mir schleierhaft.

  • Stellen wir uns einmal folgendes vor (und nein, ich möchte unsere Lage nicht mit der in der Sovjetunion vergleichen, es ist lediglich ein weiteres, (sehr) zugespitztes Gedankenexperiment): Es gibt einen Verein der Katzenliebhaber in der Sovjetunion, der aber von einem Hundeliebhaber kritisch beäugt wird.


    [...]


    "Pah", entgegnet плитка. "Wir müssen differenzieren. Er meint es ja alles nicht so. Wir dürfen uns keinen Gegner machen, wo keiner ist und nicht zuviel in seine Aussagen hineininterpretieren...".

    Warum плитка / plitka? Das lateinische Wort "tegula" heißt doch "Ziegel", gegebenenfalls "Dachziegel". Das russische Wort dazu ist im ersten Fall "кирпич / kirpitsch", und im zweiten Fall "черепица / tscherepiza". Für mich ist dieses Übersetzungsproblem das interessanteste an deinem Gedankenexperiment.

    Ich glaube, Stalin liebte Katzen. Oder auch nicht? Oder war das Lenin oder Breschnew?

    Wo wir schon im Ostblock sind: Onkel Henry lieferte das Stichwort "Bausoziologie". In der DDR gab es einen "wichtigen" Theoretiker, der meinte, Architektur habe nichts mit Kunst zu tun, sondern nur noch mit sozialer Praxis. Wir wohnen in Gebäuden, wir arbeiten in Gebäuden, wir treffen uns auf gebauten Plätzen. Architekten schaffen also soziale Räume, das sei das einzige, was zähle. Ich habe mir den Namen dieser Koryphäe nicht gemerkt, weil ich mich für reale Architektur in der DDR interessiere. Und in der realen Baupraxis ging es immer auch um gestalterische Fragen. Man kann sich an solchen Theoretikern abarbeiten, aber es bringt eigentlich nichts.

    Die sowjetischen Katzenliebhaber würden übrigens bestimmt nicht wütend auf den Genossen Hundeliebhaber schimpfen, wenn dieser eine wichtige Persönlichkeit ist. Sie würden vorsichtig agieren. Sie würden argumentieren, dass Katzen zu mögen, überhaupt nicht dekadent oder bürgerlich sei, sondern darauf hinweisen, dass sich Lenin oder Marx positiv über Katzen geäußert hätten, dass im Kommunismus das Verhältnis zwischen Mensch und Tier generell auf eine neue, höhere Stufe gehoben werde. Sie würden auch in ihrer Datscha nicht über den Genossen Hundeliebhaber herziehen, weil sie wissen, dass der Geheimdienst mithören kann. Sie würden alles daran setzen, kein Feindbild aufzubauen. Ein wütender Moscovicus, der Klartext redet, würde schnell im Gulag landen und seinem Verein einen Bärendienst erweisen.

    Bezogen auf uns und "Möby" (nennen wir ihn doch einfach so) hieße das, darauf hinzuweisen, dass in sozialistischen Ländern viel rekonstruiert wurde. Man würde argumentieren, dass das kulturelle Erbe und die Baukunst von der schöpferischen Kraft der Werktätigen zeugen. Nicht der preußische König hat das Berliner Schloss erbaut, sondern Arbeiter. Bezahlt wurde die Pracht aus den Abgaben der Bauern. Der Genuss von Schönheit trägt zur freien Entfaltung des Menschen in der sozialistischen Gesellschaft bei. Man argumentiert in der Sprache der herrschenden Ideologie und vermeidet eine scharfe Konfrontation, die man aufgrund der Machtverhältnisse nicht gewinnen kann. Kurz: Rekos sind links! Das wäre die Parole.

  • Da hast was sehr richtiges gesagt @Rastrelli , nicht die Herrscher verstanden sich in der Kunst zu bauen, sondern Arbeiter welche für geringen Stundenlohn diese architektonischen Kunstwerke erschufen und Architekten welche dieses in monatelanger Arbeit entwarfen.

  • Ich hab ein schönes Beispiel erlebt. ....Ein "Mitbewerber" welcher der Meinung war, ein Stimmhammer reiche aus um ein Klavier zu stimmen, meinte mal zu einer Kundschaft von mir "gleichschwebend auf 440 Hz zu stimmen ist rechtsradikal, des hat Hitler erfunden" über diesen unsäglichen Quatsch konnt ich nur noch herzlich lachen.
    Ihr wisst worauf ich hinaus will?
    Eigene Unfähigkeit und Unkenntnis wird gern damit kompensiert, die Fachleute in ein schlechtes Licht rücken zu wollen, da kommt die Nazikeule immer gut.....egal, die Kundschaft war mit meiner "Nazistimmung" wesentlich zufriedener ablachen:)

  • Die genannten User gehen mit Trübys Kritik höchst unterschiedlich um. Ich habe unter Heimdalls letzte Post sogar ein Like gesetzt, weil mir seine differenzierte Betrachtungsweise gefallen hat, auch wenn ich nicht mit jedem Punkt überein stimme.

    Ja, das ist richtig. Da war meine Aussage zu pauschal.

  • Wir leben in einer Zeit, in der es keine größere Sünde zu geben scheint als rechts zu sein. In einer Zeit, in der jegliche auch nur vage Assoziation mit "rechts" eine totale gesellschaftliche Isolation nach sich zieht. Herr Trüby weiß genau, was er macht, wenn er versucht, der Rekonstruktionsbewegung ein rechtes Mäntelchen umzuhängen.

    Ja.

    Und das ist sein Leim.

    Indem er nämlich das tut, indem er damit Gegenreaktionen auslöst, bei denen z.B. über Seiten hinweg über die richtige Deutung von links und rechts gestritten wird, zieht er euch rein in diesen Assoziationsstrudel. Irgendwann geht es dann um Stalins Katzen, Rechte, die das Bauhaus mögen und die Heldentat der Meinungsfreiheit. Alles zerfasert, alles redet sich den Mund fusselig und heraus kommt nix - außer aufgeheizten Forenseiten.

    Euch ist allen bewusst, wie leicht heute dieses Assoziationsspiel ist, wie leicht man mitgehangen wird. Und trotzdem stürzt ihr euch genüßlich hinein, weil Trüby das so will und euch an den richtigen Stellen zu triggern weiß.

    Was juckt es die Eiche...

    Ja, seid standhaft gegen diese völlig depperten Vorwürfe. Das bedeutet wahrlich kein Schweigen über Trüby, aber dann doch wenigstens ein wohlüberlegtes Reden und kein Thread, der sich nicht besser als Beweis für das eignen könnte, was Suebicus schreibt.

  • @tegula Er möchte zumindest provozieren und fordert harten Widerspruch heraus. Das, was beim durchschnittlichen Zeit-Leser von seinen Thesen haften bleibt, ist: „Nazis wollen Rekonstruktionen. Jeder, der das anders sieht, macht sich verdächtig, selbst einer zu sein.“ Natürlich antwortet man auf eine solche Zuspitzung ebenfalls zugespitzt. Wenn er Sichtweisen äußern würde, die zumindest minimale Anknüpfungspunkte für uns zulassen würden, ginge ich ja mit dir mit. Wenn er sagen würde, dass er grundsätzlich moderne Architektur bevorzugt, wäre seine Haltung für mich zwar nicht nachvollziehbar, aber verständlich. Ich würde sagen, der Mann hat keinen Geschmack- und damit hätte es sich. Er schätzt Altstädte aber sehr wohl. Und das ist das perfide an seinen ganzen Äußerungen: es geht ihm nicht um Stadtbilder oder Ästhetik, sondern um politische Bestrafung.

    Er sagt doch ganz offen und klar, was ihm an der Reko Dresden fehlt. Ich hatte dies mit eigenen Worten formuliert-gelöscht. Ich hatte dann seine eigenen Worte eingestellt-gelöscht. Und jetzt wird sogar mein Hinweis auf die hier praktizierte Beschwichtigungspolitik blau angekreidet. Aber nichts weiter bedeutet das Wort Appeasement. Irgendetwas stimmt mit diesem Forum nicht. Das wird mir auch von anderer Seite bestätigt.

  • Ich hatte dies mit eigenen Worten formuliert-gelöscht. Ich hatte dann seine eigenen Worte eingestellt-gelöscht. Und jetzt wird sogar mein Hinweis auf die hier praktizierte Beschwichtigungspolitik blau angekreidet. Aber nichts weiter bedeutet das Wort Appeasement. Irgendetwas stimmt mit diesem Forum nicht. Das wird mir auch von anderer Seite bestätigt.

    Ich habe das nicht gelöscht (ich mische mich nicht in die Moderation ein), aber ich kann sehen, was dort stand. Du hast Trüby derart persönlich beleidigt, dass dies sogar strafrechtlich relevant sein könnte (deshalb wiederhole ich das hier auch nicht). Und genau das ist das Problem, dass ich hier immer wieder anspreche. Einige (wenige) Personen steigern sich in persönliche Angriffe so sehr hinein, dass sie die Sachebene längst hinter sich gelassen haben. Diese sollte man aber nicht verlassen, wenn man ernst genommen werden möchte.

    Mit dem Forum stimmt in diesem Punkt alles, aber nicht mit den Personen, die Grenzen überschreiten.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • An alle! Da seit über einem Jahr Stimmung gegen das Forum betrieben wird, werden öffentliche Beschwerden zukünftig entfernt. Wer mit Entscheidungen auf Seiten der Moderation Probleme hat, kann uns gerne persönlich kontaktieren. Normalerweise bin auch für den offenen Austausch, aber einige nutzen dies aus, um ihr Mütchen hier zu kühlen.


    Ich lasse übrigends ab und zu einen Anwalt über die Stränge schauen, ob sich alles noch im Rahmen der Meinungsfreiheit bewegt. WEIL: es gibt Menschen, die im Fall des Falles, mit einer Verleumdungsklage konfrontiert werden und das bist nicht Du, Elbgeist. Deshalb kannst Du uns D A N K B A R sein.

    Beauty matters!

  • Irgendwann geht es dann um Stalins Katzen, Rechte, die das Bauhaus mögen und die Heldentat der Meinungsfreiheit. Alles zerfasert, alles redet sich den Mund fusselig und heraus kommt nix - außer aufgeheizten Forenseiten.

    Ich glaube, das hat auch was mit dem heißen Wetter dieser Tage zu tun.

    Es gibt übrigens auch Katzen, die das Bauhaus mögen. Ich denke, die Katzen- und Hunde-Gedanken von Suebicus bringen schon eine ironische Brechung rein. Jedem ist wohl klar, dass sich Tierliebhaber nicht in eine rechte oder linke Ecke drängen lassen würden. Tierliebe ist überparteilich, genauso wie die Freude an schönen Gebäuden.

    Speziell für Moscovicus (besser: Moscovitus) und seine Katzenfreunde habe ich hier noch ein Gemälde des populären russischen Malers Boris Kustodijew (1878-1927), fotografiert übrigens von einem italienischen Kunstfreund:

    Boris Kustodijew, Die Frau des Kaufmanns beim Tee, 1918, Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg
    (Foto: Sailko, September 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Eine wohlhabende Kaufmannsfrau mit anschmiegsamer Katze vor der Kulisse einer russischen Provinzstadt. Sieht das nicht bürgerlich und dekadent aus? Nun, ich kann Moscovitus beruhigen. Kustodijew lebte in Petrograd und war ein Anhänger der Revolution. Das Bild wurde von der damaligen Kritik gefeiert. Seit 1925 befindet es sich im Russischen Museum (das neben der Tretjakow-Galerie die wichtigste Sammlung russischer Malerei besitzt). Zum hundertsten Geburtstag des Künstlers erschien 1978 eine sowjetische Briefmarke mit diesem Motiv:


    Sowjetische Briefmarke 1978 (public domain)

    Tierliebe verbindet eben links und rechts, oben und unten, Ost und West. Setzen wir uns doch einfach an den gedeckten Tisch und nehmen uns von den herrlichen Melonen und Weintrauben! Genau das richtige bei diesem Wetter.

    Zum Abschluss noch ein Bild, das Katzenliebhaber und Hundeliebhaber, Stadtbildfreunde und Bauhausfans zusammenbringen kann:

    Bremen, die Stadtmusikanten am Markt, von Gerhard Marcks (1953) (Foto: Ivana Ebel, November 2008, CC-BY-3.0)

    Ich denke, solche Kunstwerke und gutes Essen können so manche theorielastige Debatte entkrampfen helfen.

  • Ich denke, die Katzen- und Hunde-Gedanken von Suebicus bringen schon eine ironische Brechung rein. Jedem ist wohl klar, dass sich Tierliebhaber nicht in eine rechte oder linke Ecke drängen lassen würden. Tierliebe ist überparteilich, genauso wie die Freude an schönen Gebäuden.

    So war es gedacht.

    Moscovicus (besser: Moscovitus)

    Diese "cus"-Endung muss aber schon drin sein, deshalb: Moscovicus :D

    Ich glaube, das hat auch was mit dem heißen Wetter dieser Tage zu tun.

    Das glaube ich auch. Besonders am heutigen Tage (40 Grad 8| ) werde ich wohl tatsächlich nur Hunde und Katzen vor meinem inneren Auge herumwandeln sehen.

    Das ist doch jetzt der versöhnliche Abschluss einer sehr tierlastigen Diskussion. Stalins Katzen können sich also wieder beruhigt in ihr Kissen zurückkuscheln.

  • Heute in der FAZ

    Die neuen Erkenntnisse des Herrn Trüby zum angeblichen Rechtsradikalismus traditioneller Ansichten der Architektur und der Rekonstruktion erhalten überzeugend ihre verdiente Analyse und Kritik. Wir werden nicht mit allem einverstanden sein, dennoch eine erfreuliche Klärung.

    Hier: https://edition.faz.net/faz-edition/fe…ef2a2ed?GEPC=s9

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Populismus gibt es als politische Strömung gar nicht. Das ist nur ein neuer abwertender Kampfbegriff für rechtsnationale Parteien und Bewegungen in Europa. Zudem wird der Begriff von deutschen Medien auch gerne auf den demokratisch gewählten Präsidenten der USA angewandt. Es soll damit ausgedrückt werden, daß bestimmte Gruppierungen und Personen nur Ängste und Misstimmungen in der Gesellschaft aufgreifen ohne angeblich dafür Lösungen parat zu haben (oder nur solche, die dem Mainstream nicht gefallen).
    Insofern ist die Anwendung dieses Begriffes in der Architektur genauso abwertend gemeint. Es soll damit suggeriert werden, daß Altstädte und Rekonstruktionen zwar Gefühle in der Gesellschaft bedienen, aber eigentlich keine echte Lösung darstellen.
    Auch in der Architektur gilt daher: Eine wiederaufgebaute Altstadt stellt natürlich durchaus eine städtebauliche Lösung dar, aber eben keine, die bestimmten Gesinnungsgenossen gefällt.
    Wer also mit solchen Begrifffen in eine Debatte einsteigt, der sucht nicht die sachliche Auseinandersetzung, sondern will solche Projekte und seine Unterstützer aus dem demokratisch anerkannten Zirkel ausschliessen und gesellschaftlich ächten. Insofern kann man sich als Unterstützer oder Befürworter solcher Projekte durchaus in die Defensive gedrängt sehen und entsprechend empfindlich reagieren. Schliesslich leben solche Projekte davon, daß sich normale Bürger dafür öffentlich engagieren können und sich nicht als geächtete Extremisten in der Gesellschaft wiederfinden. So etwas führt sonst unweigerlich in die Radikalisierung.
    Eine sachliche Debatte würde sich nur um Kosten, Nutzen, Raumgrössen und Merkmale der Identitätsstiftung drehen.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Eine sachliche Debatte würde sich nur um Kosten, Nutzen, Raumgrössen und Merkmale der Identitätsstiftung drehen.

    Das ist richtig. Aber leider werden von allen Beteiligten oft viel zu viel nicht recht fassbare allein auf inneren Einstellungen basierende vermeintliche Argumente bemüht.

    Eine Versachlichung würde da sehr viel weiterhelfen. Es ist ja zB. legitim, dass Entscheidungsträger einer Kommune fragen, ob sie Geld lieber für einen neuen Kindergarten oder für eine Rekonstruktion des zerstörten Skulpturenschmuckes ihres Rathauses ausgeben möchte oder dass man prüft ob ein Zweckbau aus den 50iger Jahren eher benötigt wird als zwei rekonstruierte Fachwerkbauten. Wichtig ist nur, dass man in einer Diskussion nicht dem Anderen gleich wahlweise vorwirft ewiggestrig oder geschichtsvergessen zu sein. Gleiches gilt erst Recht, wenn aus einer Auseinandersetzung über den Sinn einer bestimmten Rekonstruktion hieraus gleich eine über die (vermeintliche oder tatsächliche) Entwicklung unserer Gesellschaft gemacht wird.

    Hierbei könnten Teilnehmer dieses Forums gerne mit gutem Beispiel vorangehen.

  • Populismus im Kontext von Architektur halte ich für schwer nachvollziehbar. Ich frage mich nach all den Seiten dieses Threads, wer ihn in diesem Zusammenhang eingeführt hat. Wird er im Diskurs ernsthaft aktiv genutzt oder ist das nur eine Interpretation? Ich finde die Terminologie sehr unglücklich gewählt. In der Politik ist der Populismus aber sehr wohl allgegenwärtig. Der hier gerade genannte Trump ist ein Paradebeispiel dafür. Aber es existiert sowohl linker als auch rechter Populismus. Was sagt das über den angeblichen Populismus in der Architektur aus? Was soll das eigentlich sein?

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    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Populismus in der Architektur bedeutet, dass von manchen Kreisen unterstellt wird, dass „Populisten“ eine treibende Kraft in der Rekobewegung wären. Ich würde den Begriff „Populismus“ ebenso wenig verwenden, wie ‚Der Münchner‘, weil es ein (ab)wertender Begriff ist und in einem um Objektivität bemühten Diskurs nichts verloren hat. So, wie ich auch nicht „Ökofaschisten“ lesen möchte. Ich plädiere dafür, dass man Zuschreibungen wie rechtskonservativ, nationalkonservativ oder rechtsnational verwendet- denn zumeist werden diese Strömungen von der Gegenseite mit dem Etikett „Populismus“ versehen, um ihnen niedere Instinkte zu unterstellen und ihre Programmatik zu diskreditieren.

    Es kommt auch auf den Kontext der Verwendung an. Wenn z.B. in der Tagesschau von „Populisten“ gesprochen wird, dient es der Feindmarkierung, die bewusst in den Köpfen verankert werden soll: es ist dann keine Zuschreibung, sondern eine Bewertung. Wenn ein Sozialwissenschaftler den Begriff (bevor er ihn verwendet) genau definiert, dient er als wertneutraler Baustein einer Analyse. In letzterem Zusammenhang wird er jedoch vom Gros der Bevölkerung nicht verwendet und auch nicht verstanden.

  • Gleiches gilt erst Recht, wenn aus einer Auseinandersetzung über den Sinn einer bestimmten Rekonstruktion hieraus gleich eine über die (vermeintliche oder tatsächliche) Entwicklung unserer Gesellschaft gemacht wird.

    Das machen doch Leute wie Trüby, der die Rekonstruktionsarchitektur für das "Schlüsselmedium der autoritären, völkischen, geschichtsrevisionistischen Rechten" hält oder der OB von Goslar, der die Befürworter historischen Bauens als "Sammelbecken nationalkonservativer Wutbürger" bezeichnet.
    Hier können wir jeweils zwei Dinge beobachten: Zum einen wird eine nationalkonservative politische Überzeugung immer mit negativen Begriffen begleitet, wie z.B. "populistisch", "völkisch" oder einfach nur "Wutbürger" , zum anderen werden Bestrebungen für historisches Bauen oder für Rekonstruktionsprojekte mit diesen politischen Strömungen gleichgestellt und damit ebenfalls negativ eingeordnet.
    Wer also sowieso nationalkonservativ eingestellt ist, der sieht seine politische Überzeugung und seinen Architekturgeschmack gleichzeitig in Frage gestellt.
    Wer aber z.B. eher links oder liberal eingestellt ist, der wird mit seinem Anspruch in Architekturfragen auch noch in eine ihm fremde politische Ecke gedrängt.
    Das Ende dieser Debatte ist offen, aber bisherigen Projekte waren oft nur durch sonderbare Kompromisse möglich, wie z.B. das Berliner Schloß mit moderner Ostfassade und mit neuer Nutzung als Museum für die Kulturen der Welt.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Der Begriff "Populismus wird durchaus von Rekogegnern verwendet, siehe dazu den Beitrag von Armin im Goslar-Thread:

    "Der zuständige Leiter des Braunschweiger Planungsbüros für das Pfalzquartier, Professor Walter Ackers, meint nun kämen endlich die zu Wort, "die offensichtlich zurück in die Vergangenheit wollen". Er hofft, daß der "umfangreiche Beteiligungsprozess mit der Goslarer Bürgerschaft (der muß wohl an mir vorbeigegangen sein) genügend Selbstbewusstsein und (tatsächlich!) Widerstandskraft geschaffen habe, um eine derart populistische Oberflächlichkeit zu durchschauen."

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "