Folgende zwei Sätze dieses selbstverliebten Geraunes, das mit „Interview“ betitelt wird, widersprechen sich gegenseitig:
„Natürlich! Es gibt genauso wenig eine rechte oder linke Rekonstruktion wie eine rechte oder linke Architektur.“
„Aber wenn wir die jüngere Geschichte Deutschlands anschauen, dann fallen da schon viele Rekonstruktionsinitiativen auf, die aus rechtspopulistischen Milieus angestoßen wurden.“
Also gibt es keine rechte und linke Architektur- wie könnten dann rekonstruierte Stadträume als Indiz für eine (herbeifantasierte) rechte Hegemonie gedeutet werden? Unabhängig davon, ob diese Aussage überhaupt stimmt: Was genau würde eine solche Initiative dann verwerflich machen? Er setzt stillschweigend voraus, dass der Leser grundsätzlich negative Assoziationen mit solchen „Milieus“ verbindet. Und er macht sich gar nicht mehr die intellektuelle Mühe, zu erklären, weswegen eine solche Urheberschaft die Rekonstruktion, die ja „weder links, noch rechts“ ist, delegitimiert. Er bewertet und urteilt ab, ohne die Voraussetzungen seiner Wertung überhaupt erst zu klären. Was ist „rechtspopulistisch“? Es gibt sehr viele Nuancen und Schattierungen des Begriffes „rechts“- ebenso ist „populistisch“ keine neutrale Beschreibung, sondern eine „gefühlte Tatsache“. Er müsste nachweisen, dass die Initianten sich „populistisch“ äußerten. Eine rechtskonservative Haltung ist noch lange nicht mit „Populismus“ gleichzusetzen. Und bzgl seiner Ferienreise durch Europa: es reicht nicht, die Namen einiger Länder aufzuzählen und nur diese Aufzählung als Argument für seine These zu verwenden. Er muss sie inhaltlich begründen.
Ich könnte auch sagen:
„Heutige Architektur ist zu sehr von christlichen Fundamentalisten geprägt“
„Warum?“
„Na, schauen wir nur mal auf Italien, Frankreich, Spanien!“
Man würde zurecht sagen: Das ist kein Argument, sondern eine intellektuelle Bankrotterklärung (Die Zeit hingegen staunt natürlich bei so viel Esprit..)
Dieser Mann arbeitet in höchstem Maße unsauber, agitatorisch, alarmistisch und ohne die geringste intellektuelle Substanz. Man könnte seine Argumentationsweise auch mit dem Wort „populistisch“ umschreiben, da er tatsächlich zu groben Vereinfachungen und einer Emotionalisierung (man könnte angesichts mancher Äußerung auch sagen: Infantilisierung) des Diskurses neigt und beiträgt. Dass die Zeit solche Gesprächspartner bevorzugt, verwundert ohnehin nicht.
Es ist nun wichtig, dass „wir“ uns nicht Trübys Thesen und Bewertungen zu eigen machen und die Diskussion mit seinen Interpretationsmustern führen und dadurch bestätigen, sondern jedes Wort hinterfragen und ggf umdeuten. Alles andere gliche einer Kapitulation. Solche Leute sind keine komplizierten Gegner- sobald man ihre semantischen Pfade und moralisch aufgeladenen Wertungen verlässt, sind sie argumentativ nackt und hilflos. Sie leben von einem (vermeintlichen) Konsens, der es ihnen erlaubt, sich rhetorisch nur an der Oberfläche bewegen zu müssen. Die „Zeit“ stellt keine Fragen, die den gewünschten Korridor verlassen- sobald man jedoch die Voraussetzungen seiner Thesen zerlegen würde, schwimmt er im offenen Meer, ohne Aussicht auf ein erlösendes Boot.