Populismus-Vorwurf in der Architektur

  • Danke, tegula, ich halte mich aus diesen Diskussionen mittlerweile weitgehend raus, weil sie eben auch von konservativer/pro-Reko-Seite sehr einseitig geführt werden. Man kann es nicht oft genug sagen: Die entscheidende Wende im Umgang mit Altbausubstanz kam gerade MIT der 68er Bewegung, mit den linken Studenten, die sich mit den Einwohnern der zu "flächensanierenden" Viertel verbündeten, um gegen die rigorose Abrisspolitik, die damals in westdeutschen Städten herrschte, zu protestieren.

    Ich würde sogar soweit gehen, dass ein nicht unerheblicher Beitrag zur Durchsetzung der später beweinten Hegemonie dieser Bewegung neben der Umweltpolitik eben diese Proteste gegen Flächensanierung a la Kottbusser Tor waren, die eben auch für eine enorme Solidarisierung der ganz normalen Leute mit den "langhaarigen Bombenlegern" führte. Dieser Aspekt wird hier mit tlw. haarsträubender Konsequenz komplett ausgeblendet.

    Der normale linksliberal denkende Stadtbewohner, der nicht zu viel Kontakt mit den Ansichten Trübys hatte, wird Rekonstruktionen und einer insgesamt konservativen Baupolitik genauso intuitiv positiv gegenüberstehen wie ein "Wertkonservativer" oder als was auch immer sich die meisten hier bezeichnen würden. Es ist völlig richtig, dass von einschlägiger, meinetwegen auch linker Architektenseite sehr einseitig gegenüber der Rekobewegung polemisiert wird in dem Versuch, diese als "rechtskonservativ" oder, schlimmer noch "rechtspopulistisch" zu brandmarken. In dem wir aber in ähnlicher Weise reagieren, also Kritik per se als, überspitzt, "linksgrünversifft" und 68er-durchseucht benennen, schrecken wir diese immer noch einflussreiche Schicht völlig ohne Not ab und bestätigen noch die Vorurteile, die von modernistischer Seite gesponnen werden.

  • Es waren auf linke Demonstranten, die in Nürnberg den Unschlittplatz gerettet haben, wo flächenmäßige Abrisse geplant waren. Man hält dergleichen gar nicht für möglich, nämlich, dass man in Nürnberg mit dem kümmerlichen Erbe so umgegangen ist, aber so war das im vorigen Jahrtausend.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt viele Beispiele für die Rettung von Denkmalen durch linke Initiativen. Aber es gibt auch eine große Geringschätzung des historischen Erbes durch die Linke. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es davon abhängt, ob die Linke es damals mit Abrissplänen CDU-naher Großinvestoren zu tun hatte, oder ob sie es heute mit wertkonservativen Rekonstruktionsprojekten zu tun hat. Da sie immer gegen das Konservative ist, verhielt bzw. verhält sie sich in beiden Fällen ablehnend.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es gibt viele Beispiele für die Rettung von Denkmalen durch linke Initiativen. Aber es gibt auch eine große Geringschätzung des historischen Erbes durch die Linke. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es davon abhängt, ob die Linke es damals mit Abrissplänen CDU-naher Großinvestoren zu tun hatte, oder ob sie es heute mit wertkonservativen Rekonstruktionsprojekten zu tun hat. Da sie immer gegen das Konservative ist, verhielt bzw. verhält sie sich in beiden Fällen ablehnend.

    Den Eindruck habe ich auch.

    Beim Umweltschutz war es eigentlich bei der Linken oft genauso. Siehe die Proteste gegen die Abholzung des Hambacher Forstes bei gleichzeitigem Vorantreiben weitaus schlimmerer Waldzerstörungen für Windkraftanlagen.

  • Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass durchaus auch die Linke in die Bresche springt, wenn es um die Rettung von historischer Substanz geht. Aber dabei geht es dann wohl weniger um die Substanz an sich mit den durch uns attributierten kunsthistorischen Merkmalen, sondern um ihre Bedeutung für die Soziologie und Kultur, es geht um die Sympatie mit den aktuellen Nutzern. Es macht daher einen großen Unterschied ob es um ein heruntergewirtschaftetes Gründerzeithaus, bzw. um vergammelte Fachwerkensembles in Nürnbergs Altstadt geht, oder um die Rekonstruktion oder den Erhalt eines symbolhaften Bauwerks, dessen Bedeutung abstrakter ist oder deren Nutzer und Bewunderer vielschichtig sind und ggfls. sogar eine eigene Lobby bilden können. Von der Zuschreibung der Haltung politischer Gesinnungen zu Rekonstruktionen oder generell zur Bewahrung von Altbausubstanz halte ich daher nicht viel, weil sie im Einzelfall dann doch immer davon abweichen würde. Zudem führt sie ja zu nichts, es ist nur die Suche nach einem leicht auszumachenden Feindbild, den berechenbaren Rekogegner.

  • Wie gesagt, ich denke, wir sind uns einig, dass es nicht so einfach ist, dass man aus der Sympathie für bestimmte Parteien auch gleichzeitig die Sympathie (oder Ablehnung) für Rekonstruktionen ableiten könnte. Ich treffe mich zum Beispiel regelmäßig mit einem Bekannten, der einst DKP-Mann war (und sich auch heute noch eher links verorten dürfte), in der ästhetischen Frage aber ziemlich mit mir übereinstimmt.
    Gleichwohl sollte man sich, aller Harmoniewünsche zum Trotz, keinen Illusionen hingeben. Die Hausbesetzer der 68er-Zeit haben seinerzeit Gründerzeitgebäude gerettet, weil sie sich vor allem gegen "Gentrifizierung" einsetzten. Es haben weniger ästhetische Gründe eine Rolle gespielt. Heute setzen sich ihre Nachfolge mit Verve für die Erhaltung des Staudenhofes in Potsdam, also eines Plattenbaus der DDR-Ära, ein. Ich habe Kontakt zu einigen älteren Ex-68erinnen. Das ist die Generation, die sich am schärfsten gegen meine Zustimmung zum Frankfurter Altstadt-Projekt mokiert (wenn auch mir persönlich gegenüber freundschaftlich). Und zwar ziemlich durch die Bank. "Was willst du mit solchen alten Hutzelhäuschen?", "Wie rückschrittlich ist das denn?", "Du stehst auf altertümlich wirkende Frauen und jetzt auch noch auf solche Häuser. Komm´ mal im 21. Jahrhundert an"... solche Sprüche habe ich mir öfters angehört.
    Und: Jemand, der "Deutschland muss sterben" oder "Bomber Harris, do it again" ruft, wird ebenso schwer für die Reparatur historischer Stadtbilder zu begeistern sein, wie jemand, der das Heil allein in Fortschritt und globaler Angleichung sieht. "Refugees" massenhaft aufnehmen zu wollen, hierfür riesige staatliche Wohnungsbauprogramme zu fordern, kann nicht konform gehen mit der Forderung, Geld in die Rekonstruktion von Barockfassaden und Stuckdecken zu stecken. Geld ist nun einmal nicht unendlich für alles vorhanden. Im Ernstfalls wird dann von links der berühmte Kindergarten ins Spiel gebracht, bei dem das Geld besser angelegt sei, als bei "Luxuswohnungen für Reiche" in rekonstruierten Stadthäusern.
    Also, auch ich bin gegen Pauschalisierungen und plumpe politische Zuschreibungen. Aber dennoch gibt es einfach gesellschaftlich-politische Realitäten, mit denen man immer wieder konfrontiert wird, und denen man sich deshalb nicht verschließen sollte.

  • Ich denke auch, dass Rekonstruktions-Befürworter und -Gegner in rechts/links einzuteilen viel zu kurz greift und nicht funktioniert. In einigen Aspekten mag sich die Argumentation schlüssig anhören, in anderen wie bisher beschrieben aber nicht. Es würde letztendlich ja auch der Argumentation von Trüby entsprechen, die ziemlich plump und unzutreffend ist.
    Das wichtigste ist in meinen Augen an der Stelle, dass die bekannten Rekonstruktionsprojekte der vergangenen Jahre von den normalen Bürgern sehr gut aufgenommen wurden. Die Besucherströme auf dem Tag der offenen Baustelle im Berliner Stadtschloss oder bei der Eröffnung der Frankfurter Altstadt stellen ja keine Horden von Rechtsradikalen dar, sondern einen breiten Querschnitt der Gesellschaft.

    [...] Von Relevanz sind dabei aber weniger die Normalbürger, die keine Entscheidungsgewalt haben. Sie sind vor allem als ein gewisses Druckmittel bei Wahlen und als Spender für Projekte interessant. Entscheidend sind aber diejenigen in Bauwesen, Politik und Medien, die sich heute noch nicht so recht aus der Deckung wagen. Das sehen wir ja durchaus ähnlich.

    In den Medien haben wir mittlerweile überraschend sogar recht gute Karten, wie ich finde. Spontan aus dem Kopf fallen mir sehr positive Artikel ein, wo (zB. in der Zeit) das Berliner Stadtschloss gelobt und der moderne Teil kritisiert wird, Beiträge im hessischen Rundfunk die die neue Frankfurter Altstadt sehr positiv darstellen oder die moderne "Klotz-Architektur" kritisieren. Dazu Artikel die plötzlich Rekonstruktionen von Altstädten in Berlin oder Hamburg fordern.

    Den Normalbürger haben wir in meinen Augen auch auf unserer Seite, nur dass der nur sehr schwer hinterm Ofen herzubekommen ist, wenn es darum geht, um konkrete Projekte zu kämpfen. Vielen ist das Thema schlicht nicht wichtig genug, um da aktiv zu werden.

    Die Politik ist bekanntermaßen aktuell nicht unbedingt Reko-freundlich gesinnt, allerdings kann man da die Hoffnung haben, dass mit steigender Begeisterung in der Bevölkerung auch ein Umschwung in der Politik einsetzt. Die Rekonstruktionsprojekte in Dresden, Potsdam, Berlin und Frankfurt haben da sicherlich etwas in Bewegung gesetzt, aber in der Politik wird gefühlt immer mit mehreren Jahren Verzögerung reagiert.

    Den größten Brocken sehe ich da in der Architektenschaft. Wie man da einen Paradigmenwechsel erreichen will, weiß ich auch nicht. Hier und da scheint sich ja die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Moderne in ihrer jetzigen Form gescheitert ist, aber die Schlüsse die daraus gezogen werden führen in meinen Augen nicht wirklich in die richtige Richtung. Im Zweifel meint man dann, statt Rasterfassaden müsste man jetzt abgespacte, fensterlose Ufos bauen. Der Irrweg der modernen Architektur scheint von Architektenseite noch lange nicht beendet.

    Aber bezogen auf das Thema dieses Threads muss ich sagen, Trüby direkt zu widersprechen halte ich für unnötig, da er flach und unsachlich argumentiert. Er liefert auch keine Antwort auf die Aussage über Rekonstruktionen, die viele Menschen so unterschreiben würden und zwar "Aber es sieht doch schöner aus!". Nein, wenn man öffentlich agiert, dann lieber mit indirektem Widerspruch, indem man sich weiterhin mit aller Kraft für weitere Rekonstruktionen und klassische Architektur einsetzt.

  • Ich denke mal, dass die Unterscheidung "rechts/links" in Bezug auf die Haltung zu Rekonstruktionen deshalb nicht gut funktioniert - und dass viele, die sich als links verstehen darum hier gegen eine entsprechende Zuordnung protestieren -, weil der Begriff "links" in den letzten vier Jahrzehnten im ständigen Fluß ist.

    "Links" bezeichnete bis mindestens 1968 eine klassische Linke, die vom Gegensatz von Kapital und Arbeit ausging und diesen durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel überwinden wollte. Jemand, der sich in diesem Sinn als "links" versteht, kann natürlich problemlos für Rekonstruktionen sein (oder auch dagegen, aber sein Grundansatz sagt dazu eben schlicht nichts).

    Mit '68 ist dann eine "kulturalistische Linke" entstanden, die sich in verschiedene, teilweise auch zeitlich aufeinander folgende Strömungen unterteilt. Gemeinsam ist ihnen allen, dass nicht mehr der Gegensatz von Kapital und Arbeit im Mittelpunkt steht, sondern ein eher diffuses Unbehagen an der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft.

    Das kann bzw, konnte im Einzelfall sogar zu einer gewissermaßen modernitäts- und kulturkritischen Haltung führen, die mit unserem Rekonstruktionsanliegen zu 100% deckungsgleich ist. Gerade in den frühen 70'iger Jahren gab es so etwas wie eine fast "romantische Linke", die alte Volkslieder wiederentdeckt hat (in der Musik z.B. Folkgruppen wie Zupfgeigenhansel, Liederjan, Hannes Wader oder Deutschrock-Bands wie Novalis), sich für die Erhaltung von Natur- und Kulturlandschaften eingesetzt, für die Vielfalt der Kulturen, für alte Bauwerke interessiert hat etc. Möglicherweise war und ist das Selbstverständnis dieser Gruppe als "links" geradezu ein Selbstmißverständnis. Aber wer sich in dem Sinn als "links" versteht, dürfte Rekonstruktionen in der Regel mehr als aufgeschlossen gegenüberstehen.

    Letztlich ist diese "romantische Linke" aber marginalisiert worden. In den 80'iger und 90'iger Jahren ist aus den Resten der '68iger eine bestimmte Strömung des Liberalismus entstanden, der sich als "links" definiert, sich aber vorwiegend für die Rechte von tatsächlich oder vermeintlich unterdrückten Minderheiten stark macht (Homosexuelle, Menschen mit Migrationshintergrund, Transsexuelle). Das hat mit der klassischen Linken natürlich gar nichts mehr zu tun und auch mit der "romantischen Linken" nur noch am Rande (eventuell gibt es da noch Verbindungen über eine gewisse Vorstellung von "Authentizität"). Auch wer sich in dem Sinn als "links" versteht, kann aber natürlich grundsätzlich noch Rekonstruktionen positiv gegenüberstehen.

    Aus dieser Form des "Linksliberalismus" ist nun aber im Verlauf der letzten ein bis zwei Jahrzehnte eine aggressive Form von "kulturalistisch-globalistischer Linker" entstanden, deren Grundgedanke darin besteht, dass jede Form von Tradition, jede Form von kultureller Identität (soweit es sich nicht um Minderheitenidentitäten handelt) und jede Form von gesellschaftlichen Üblichkeiten grundsätzlich zu verwerfen ist, weil sie zum einen einem abstrakt gedachten Universalismus entgegenstehen und zum anderen als bloße soziale Konstrukte zur Unterdrückung von Minderheiten verstanden werden (da steht Foucault Pate; exemplarisch findet man solche Überlegungen bei Judith Butler). Ergänzt wird das in den westlichen Ländern durch eine aggressive Form der Schuldkultur ("deutsche Schuld", "white guilt"), die einen permanenten Hass gegen alles Eigene predigt und die offenkundig ein Säkularisat der protestantisch-calvinistischen Schuldobsession ist.

    Das sind die neuen Frontlinien des gesellschaftlichen Kampfs: "Globalisten" vs. "Partikularisten" und das aktuell vorherrschende Verständnis von "links" ist, dass die "Linke" hier die Seite der "Globalisten" einnimmt, die auf die Zerstörung aller nur partikularen Bindungen und Traditionen abzielen. Trüby & Co. hängen offenkundig diesem Verständnis an.
    Wer aber einem solchen Verständnis von "links" anhängt, der kann dann in der Tat nicht mehr für Rekonstruktionen sein, sondern muss sie mit aller Gewalt zu bekämpfen versuchen. Es tut mir leid, aber da sind wir dann in der Tat mitten zwischen die Frontlinien geraten und können uns nicht nicht positionieren. Diese Form einer "kulturalistisch-globalistischen Linken" hat sich uns gegen unseren Willen zum Feind ausgesucht und wir können diese Feinderklärung nicht einfach ignorieren.

  • Danke, @Philon, das ist ganz hervorragend auf den Punkt gebracht. Vor allem der letzte Satz: sie haben sich uns zum Feind erkoren, nicht wir sie. Aber wir werden uns zu wehren wissen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Menschen sind am Ende des Tages noch immer individuell und zu eigenen Schlüssen fähig. Sehen wir sie bitte nicht als einzige breiige, blökende Masse (das haben schon die großen Diktaturen des 20. Jh. im Übermaß getan).
    Wenn wir alle globalistischen (also die meisten) Linken nun wiederum in die Anti-Reko-Ecke schieben, machen wir uns nur selbst das Leben schwer und es Leuten wie Trüby nach. Wozu?
    Stärken wir doch gerade im Diskurs mit diesen Leuten unsere Position. Ich mache das regelmäßig bei facebook und live und merke, wie meine Gesprächspartner von mal zu mal näher an meine Position heranrücken, mitunter zu meinen Mitstreitern werden.

    Wenn wir zunächst mal annehmen, dass jeder Mensch Unterstützer unseres Anliegens sein kann und tief im Herzen wahrscheinlich auch ist, dann wird es viel leichter für uns, die frohe Kunde zu verbreiten. Denkt an das Gesetz der Anziehung!

    PS: Es ist ganz und gar kein Zufall, dass ausgerechnet die Linken in Neustrelitz mit am enschlossensten für den Wiederaufbau des Schlosses kämpfen. Soll ich sie etwa daran hindern, weil sie Linke sind? Sicher nicht, da wär ich ja schön blöd.

  • Wie belebt das Forum doch gleich wieder wirkt, sobald die politische Komponente ins Spiel kommt (was ja eigentlich unterbunden werden sollte). Scheint eben doch ziemlich relevant zu sein, und die Diskussion ist sehr ergiebig und auf hohem Niveau. ;)
    Ich bin auch dafür, das gesamte politische Spektrum für unser Anliegen zu gewinnen und niemanden abzuschrecken. Andererseits hat es Philon ganz richtig beschrieben, wenn jemand den Fehdehandschuh hinwirft muss man darauf reagieren und den Gegner stellen. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass dieser Gegner nur ein stumpfes Schwert besitzt und daher argumentativ unterliegen muss. Ich bin daher nicht sicher, ob es überhaupt einer ausführlichen Reaktion bedarf oder man es nicht lieber mit der Wildsau und der Eiche halten sollte.

    In dubio pro reko

  • @Stuegert Der Gegner hat argumentativ ein stumpfes Schwert. Das weiß er auch. Und darum führt er auch immer die Nazikeule mit. Diese wird allmählich zwar auch morsch, aber zumindest aus Sicht der Eliten funktioniert sie noch hervorragend - teils als Instrument diffamierender Einschüchterung, teil als Instrument hypermoralischer Selbstvergewisserung.

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    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (16. Oktober 2018 um 02:03)

  • Während die politischen Fragen sehr wichtig sein können, erlaube ich mir, die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. Ich denke, die einflussreichste Sache ist, die Architektur direkt zu beeinflussen - durch die Architekten. Es ist bekannt, dass in den Architekturschulen nur ein strenges ästhetisches Regelwerk durchgesetzt wird, in der Regel so, dass nur "geeignete" Projektmodelle erfolgreich bewertet werden und alle anderen bewusst überkritisiert oder einfach abgewiesen werden. Darüber hinaus ist das System so aufgebaut, dass die Schüler nur wenig Informationen über die traditionelle Architektur erhalten. Normalerweise sind nur ein oder zwei kurze Einführungskurse alles was sie haben. Die Frage ist also, wie können wir dem entgegenwirken?

    Ich sehe die folgenden Richtlinien:
    1) Förderung der Bildung von Studentengruppen, die sich bemühen, die traditionellen architektonischen Ideen zu erforschen und zu teilen.
    2) Infiltriere die Universitäten, Vorstände und Bildungsausschüsse.
    3) Erstellen von Stipendien für Studenten, Wettbewerbe für traditionelle Designs.

    4) Fördern Sie die Werte des New Urbanism - dichte städtische Umgebungen, Fußgängerzonen, menschliche Architektur.
    5) Erstellen Sie Werbematerial zu den traditionellen Architekturthemen - zerstreuen Sie die Mythen, dass traditionelle Architektur heute nicht möglich oder nicht realisierbar ist.
    6) Aktive Suche nach und Beteiligung an öffentlichen Diskussionen über Architekturdesign. Nicht nur im Internet, sondern bei jeder Architekturshow, Meeting etc.
    7) Förderung und / oder Finanzierung von Architekturforschung - Stadtpsychologie, Engineering von traditionellen Designs, etc.

    P.S: Das einzige, was nötig ist, um diesen Kampf zu gewinnen, ist es, deine Gegner so oft wie möglich aus dem Herzen sprechen zu lassen. Je mehr dieser lächerlichen "Argumente" und Klischees gehört werden, desto beliebter wird Ihre Gegenargumentation aussehen.

  • Die kulturwissenschaftliche Dokumentation und Diskussion entfaltet eine apolitische Wirkung, nämlich sozusagen die Kultivierung von Wert im öffentlichen Raum und die Aneignung der Stadt. Hier sehe ich die Hauptchance in der behutsamen Ersetzung von Nachkriegsprovisorien, insbesondere für qualitativ hochwertigere und stimmigere Eckbauten.

  • Wieder ein paar geistige Ergüsse des fanatischen Architekturtheoretikers:

    https://www.kontextwochenzeitung.de/kultur/394/rechte-raeume-5392.html
    wochenzeitung.de

    "...Trüby war Mitinitiator – als einziger Sloterdijk-Schüler, wie er betont –, der schließlich dazu führte, dass Jongen als Reihen-Herausgeber abgesetzt und seine Position in der AfD öffentlich bekannt wurde. Als Philosoph werde Jongen nicht ernst genommen, bemerkt er, aber "ich kann nur sagen, wenn er irgendwann mal in eine Regierung kommen sollte, wird er ein sehr gefährlicher Mann sein..."

    Ohne Worte - dieser Typ hätte eine ausgezeichnete Denunziantenkarriere in der DDR oder dem DR hingelegt. Das Problem bei Euch Deutschen ist echt, dass es immer wieder Individuen hervorbringt, die glauben, dass sie moralisch höher gestellt sind als die anderen. Sowohl damals bei den nationalen wie auch heute bei den internationalen Sozialisten. Beide Kinder ihrer Zeit und beide schrecklich ungenießbar.

    Es gibt aber zum Glück nach vielen Magenumdrehungen auch etwas zum herzhaft Lachen - ein humorloser Deutscher, der dann doch komisch wird:

    ""...Problematisch wird Rekonstruktion dann, wenn geschichtspolitische Überlegungen zu stark werden", erklärt Trüby: "Wenn eine ganze Zeitschicht abgetragen wird, die mit Demokratie verknüpft ist, vielleicht aber auch mit für viele eher unerwünschten Epochen wie dem gescheiterten Experiment des Sozialismus auf deutschem Boden", fügt er mit Blick auf das abgerissene Technische Rathaus in Frankfurt und das Berliner Stadtschloss hinzu. "Ich glaube, dass der Palast der Republik mit etwas Abstand als die wertvollere Architektur anerkannt wird als das rekonstruierte Stadtschloss..."

    hmmm...ist der Sozialismus nicht auf der ganzen Welt gescheitert? Ach ich vergaß, in Kuba, Venezuela und vor allem in Nordkorea scheitert er ja noch immer :-))). Ich wüsste auch nicht, dass der PdR wertvoller wäre - mit Abstand, am Besten einer Armlänge davon...

  • Diese kontextwochenzeitung ist ein kleines, weitgehend von Spenden finanziertes "linkes Wochenblatt" (taz) aus Stuttgart.

    Das Blatt ist Kooperationspartner der Berliner "tageszeitung" (taz):

    Zitat

    Partnerin von Kontext:Wochenzeitung ist seit Beginn die Berliner Tageszeitung „taz“. Sie passt, weil sie unabhängig ist und diese Unabhängigkeit auch Kontext gegenüber als selbstverständlich erachtet, zu beiderseitigem Vorteil. Die „taz“ bekommt ein gutes Stück Baden-Württemberg und Kontext eine bundesweite Plattform, gedruckt in 60 000 Exemplaren, Samstag für Samstag.

    (Quelle)

    Den Start ermöglichte vor einigen Jahren der "taz-Genosse" Andreas Schairer. (siehe hier)

    Der Förderer des Blattes, Andreas Schairer, arbeitet wiederum als Architekt. (siehe hier)


    Die "taz"-Berichterstattung zur Altstadt-Tagung, die Verbindung von Schairer zur taz und zu Trüby. Man braucht eigentlich nur 1 und 1 zusammenzählen.

    Die Gegen-Kommentare zu den Leserkommentaren des Artikels zeigen, dass diese Leute bescheid wissen. Sie haben ihre Sicht auf die Welt in Beton gemeisselt. Und nichts kann sie zu einem Überdenken anregen. Wenn etwas nicht mit ihrem Weltbild übereinstimmt, sollen sie eben nur getäuscht werden, und glauben deshalb umso stärker daran. Da kann man einfach jeden Dialog vergessen.

  • Trüby ist für mich ein selbsternannter Salonkommunist und Reaktionär, der in einem wohl behüteten intellektuellen Umfeld geboren und aufgewachsen ist. Dieser Mann mußte dem wahren Leben bisher noch nicht ensthaft ins Gesicht blicken, meint aber sein autistisch geformtes Weltbild der Gesellschaft aufoktruieren zu müssen. Auch eine Art Ausprägung einer Wohlstandsneurose aber sehr viel gefährlicher.

  • Ein neuer Artikel zum Thema. Wieder ein Interview mit Herrn Trüby, in dem er seine bereits bekannten Thesen wiederholt.

    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.heimata…5605019e7a.html

    (...) Viele Angehörige meiner Generation der um 1970 Geborenen lieben diese Architektur. (Neußer: Brutalismus) Wir wurden wahrscheinlich in brutalistischen Hotels gezeugt, in brutalistischen Krankenhäusern geboren, gingen in brutalistische Schulen und studierten an brutalistischen Universitäten (lacht). Das ist die heroische Architektur der Nachkriegs­moderne. (...)

    (...) Allerdings muss jede revolutionäre Architektur oder Infrastruktur nur ungefähr hundert Jahre stehen, dann setzen schon Romantisierungsprozesse ein. Denken wir nur an die römischen Aquädukte, die nach ihrer Errichtung als Scheußlichkeiten beispiellosen Ausmaßes galten. (...)

    Ach ja. Herr Trüby kann sich bestimmt noch persönlich an die Anfänge der römischen Aquädukte, und die Proteste dagegen, erinnern.

  • Der Architekturdemagoge Trüby im Deutschlandfunk:

    Zitat von Deutschlandfunk


    „Rechte Räume“
    Architektur ist immer politisch


    „Es gibt keine explizite mir bekannte Architekturpolitik der AfD, aber wenn die AfD von Architektur spricht, dann immer von Rekonstruktion“, sagte der Architekturtheoretiker Stephan Trüby im Dlf. Trüby deckte auf, dass die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt auf einen rechten Ideologen zurückgeht.

    https://www.deutschlandfunk.de/rechte-raeume-…ticle_id=431586


    "Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen"

    Gott sei Dank ;)

    ...aber Friends of Dresden, Güttler, von Boddien, Jauch, Plattner, selbst die Queen et cetera sind ja alles "rechte Ideologen" sagt der linke Ideologe...lieber Gott, lass Hirn und Anstand regnen! Nur noch zum Fremdschämen dieser Demagoge. Solche Typen merken nicht einmal, dass sie sich mit ihren unsachlichen Statements selbst demontieren und ihrer Bildungseinrichtung und deren Ruf dadurch immens schaden!