Populismus-Vorwurf in der Architektur

  • Zitat von ursus carpaticus

    wir sollten stolz sein, "wer" zu sein und vielleicht weniger versuchen, mit Argumenten (das bringt nichts), sondern mit Spott und Hohn zu kontern.

    Man denke hier nur mal an die rechtsradikalen Touristenmassen, die millionenfach das vordemokratisch-unmoderne Venedig überrennen und dabei sogar den faschistischen rekonstruierten Campanile bewundern! Nazis überall!

    Man sollte diese engstirnigen Ewiggestrigen einfach mal auf Bildungsreise in fortschrittliche modernistische Städte a la Pjöngjang, Caracas, Shanghai, Peking, Dubai, Abu Dhabi usw. schicken, um ihnen zu zeigen, wie der Hase in demokratischen Städten nach den Vorstellungen des Herrn Novotny so läuft. Dort gibt es schließlich keine „völkisch-autoritären neuen Rechten“ wie uns, die einfach so „Räume aneignen“.

  • Es ist meist ein guter Kniff, den Nazikeulenschwinger darüber aufzuklären, dass die Nazis genauso waren wie er - im Sinne des deutschen Hangs zum Extremen und seiner Methoden. Ein bisschen Polemik und moralische Entrüstung obendrauf und schwuppdiwupp ist man bei den Guten.

    Einmal editiert, zuletzt von Philipp (14. Januar 2019 um 16:09)

  • Wenn man die Nazikeule schon zurückwerfen will, dann bieten Modernisten durchaus auch noch weitere Angriffsflächen als nur ihre Methoden und ihren Extremismus an:
    http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/26766664

    Ob es nun eine intelligente Strategie ist, den nachkriegszeitlichen Städtebau als NS-nah zu diskreditieren oder überhaupt Polemik mit Polemik zu kontern, ist eine andere Frage. Die Geringschätzung und offene Ablehnung historisch gewachsener mittelalterlich-frühneuzeitlicher Altstadtstrukturen ist dennoch weitaus näher an den echten Nazis dran als ihre Befürwortung und die Forderung ihrer Rekonstruktion.

    Unsere Gegner machen sich hier im Grunde genommen in mehrerlei Hinsicht derart lächerlich, dass es kaum zu glauben ist.

  • Die Linken/Alt68er die ich kenne, kommen zumeist aus einem gutbürgerlichen Millieu. In der Sturm und Drang-Phase wird zunächst gegen das Establishment demonstriert, um die konservativen und gutsituierten Eltern vorzuführen. In dieser Phase wird auch alles Althergebrachte bekämpft, wie z.B. die historisch gewachsene Baukultur.
    Später wird dann ein Schwenk gemacht und es wird sich standesgemäß im SUV-fahrenden "Bildungsbürgertum" eingerichtet. Nun wird Grün gewählt und eine ETW im Gründerzeitler bezogen. Die uns heute bekämpfen, sind in 20 Jahren dankbar, dass sie in einem gepflegten Altbau ziehen können.

    ...

  • [...] In dieser Phase wird auch alles Althergebrachte bekämpft, wie z.B. die historisch gewachsene Baukultur. [...]

    Das ist nicht richtig! Es waren die 68er, die sich für den Erhalt gründerzeilticher Häuser eingesetzt haben, die für die "moderne Stadt" abgerissen werden sollten. Sie haben dazu beigetragen, dass ein Umdenken stattgefunden hat und man die Abrisswut der Nachkriegszeit langsam gestoppt hat.
    Ich halte deswegen auch nichts von der von Trüby aufgestellten Behauptung Rekonstruktion = rechts, Modernismus = links.

    Es geht bei der Debatte doch in allererster Linie um ästhetisches Empfinden und nicht um politische Grabenkämpfe. Wir wollen eben nicht schön bauen, um irgendeine politische Weltanschauung zur Schau zu tragen, oder um "Räume zu besetzen", sondern weil wir in einer lebenswerten Umgebung leben wollen.
    In welcher baulichen Umgebung man sich wohl fühlt, hat aber nichts mit politischer Gesinnung zu tun, sondern mit dem persönlichen Geschmack. Wir versuchen doch nur, die vermutlich sehr große Gruppe der Menschen zu vertreten, die klassische Architektur bevorzugen und in Städten leben, die von einer zahlenmäßigen Minderheit von Architekten, Bauinvestoren und Politikern immer weiter verschandelt werden, weil sie fragwürdige ästhetische Dogmen verfolgen.

    Wir sollten uns auf unsere Kompetenz beschränken, wie ästhetischer Städtebau aussieht und wie man ihn realisieren kann und uns nicht immer in politischen Diskussionen verzetteln, die mit unserem Thema nur am Rande etwas zu tun haben.

  • Centralbahnhof, bitte stecke den Kopf nicht zu weit in den Sand. Selbstverständlich hat es auch mit politischer Gesinnung zu tun, wie man sich zur Architekturfrage verhält. Weil es Bestandteil dessen ist, womit wir uns identifizieren - oder auch nicht. Frag doch einfach mal einen aus dem antideutschen Lager, was er von der Wiederherstellung zerstörter Stadtbilder in diesem Land hält. Und danach fragst du einen Konservativen (also einen echten, nicht die Fakes von der CDU).

    PS: Den Hausbesetzern damals ging es nicht um den schönen Historismus. Sie verteidigten diese Objekte nicht wegen ihres ästhetischen oder historischen Werts sondern als Bollwerke gegen eine kapitalistische Übermacht. Das war durchaus lobenswert, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (14. Januar 2019 um 21:05)

  • Centralbahnhof, bitte stecke den Kopf nicht zu weit in den Sand. Selbstverständlich hat es auch mit politischer Gesinnung zu tun, wie man sich zur Architekturfrage verhält.

    Dem möchte ich eindeutig widersprechen, denn das kann ich nicht nur an meiner eigenen Person widerlegen, sondern auch an vielen Menschen im meinem Umfeld. Die politische Gesinnung hat bei diesem Personenkreis so rein gar nichts mit der Einstellung zu Architektur zu tun. Da geht es vielmehr um Ästhetik.

    Frag doch einfach mal einen aus dem antideutschen Lager, was er von der Wiederherstellung zerstörter Stadtbilder in diesem Land hält. Und danach fragst du einen Konservativen.

    Was genau ist denn das "antideutsche Lager"? Bei dir liest es sich, als wäre das der Gegenpol zum konservativen Lager.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • tegula, du musst mir nicht immer wieder beweisen dass du die Ausnahme von der Regel bist. Ich glaub dir das doch! Aber vielleicht bist du ja konservativ und weißt es nur noch nicht? ;)

    In dubio pro reko

  • Unsere Gegner machen sich hier im Grunde genommen in mehrerlei Hinsicht derart lächerlich, dass es kaum zu glauben ist.

    Ist das wirklich so? Wer lacht denn von den Bürgern draußen auf der Straße?
    Ist es nicht vielmehr so, dass diese Leute die Macht und den Einfluss haben, sich in jedem überregionalen Medium präsentieren zu können, da es überall befreundete bzw. wohlgesonnene Journalisten gibt, während Stadtbild-Freunde sich freuen, dort mal erwähnt zu werden, ohne zugleich heruntergeputzt zu werden?

    Die uns heute bekämpfen, sind in 20 Jahren dankbar, dass sie in einem gepflegten Altbau ziehen können.

    Bloß werden sie diesen Dank in der Regel niemals aussprechen. Sie würden auch in der Regel nie für Stadtbild-Initiativen spenden, da ihnen solch kleinbürgerlich-rückschrittliche Piefigkeit gar nicht gefällt. Wir wissen doch auch, dass viele Modernisten in Gründerzeit-Räumen residieren. Das ändert aber gar nichts an ihrer Gesinnung. Ist es nicht so? :zwinkern:

    Ich halte deswegen auch nichts von der von Trüby aufgestellten Behauptung Rekonstruktion = rechts, Modernismus = links.

    Es geht bei der Debatte doch in allererster Linie um ästhetisches Empfinden und nicht um politische Grabenkämpfe. Wir wollen eben nicht schön bauen, um irgendeine politische Weltanschauung zur Schau zu tragen, oder um "Räume zu besetzen", sondern weil wir in einer lebenswerten Umgebung leben wollen.

    Du magst ja Recht haben, "Centralbahnhof". Bloß siehst Du doch, dass die Gegenseite es nicht zulässt, dass Du einem völlig unpolitischen Ästhetizismus nachgehen möchtest. Für diese Leute ist das eine Bedrohung ihrer eigenen Deutungshoheit und ein gesellschaftlicher Rückschritt. Und umso aggressiver werden sie Dich mit Dreck beschmeissen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und der kräftigste Dreck, den sie schmeißen können, ist unter unseren gegenwärtigen geistigen Bedingungen nun einmal die Gleichsetzung mit der NS-Zeit. In anderen Zeiten, wärst Du als "Hexenmeister" oder "konterrevolutionärer Bourgeois" angegangen worden. Du kannst ihnen natürlich sagen, dass Du doch nur ein kleines, schönes Häusle haben willst, dann werden sie Dich trotzdem "Nazi" nennen (wenn sie Dich ernst nehmen) oder auslachen/ignorieren (wenn sie Dich als unbedeutend einstufen).

    Nein, natürlich sind Initiativen wie Stadtbild Attacken auf die absolute Herrschaft von BdA-Dogmen und deren Ideologen. Und jene sind in der Machtposition, mit möglichst allen Mitteln, diese Attacken wieder zurückzuprügeln.

    Da gibt es für mich gar keine andere Lösung, als diesen Fehdehandschuh aufzunehmen. Man muss umso selbstbewusster reagieren und diese Leute mit der nötigen inhaltlichen Schärfe kritisieren. Und zwar noch in weit massiverer Weise als bisher. Das ist die einzige Chance. Denn, bedenke eines: Die modernistischen Architekturideologen haben alles zu verlieren, ihren Einfluss, ihre Posten. Die traditionalistischen Rebellen sind bislang machtlos, aber sie können nur gewinnen. Denn außer ein paar kleinen Rekonstruktonsinitiativen, die stets hinsichtlich ihrer Realisierung am Wackeln sind, haben sie nichts, was sie verlieren könnten. (Sieht man einmal von beruflichen Problemen bei einigen wenigen ab. Aber das ist ein anderes Thema.)

  • tegula, du musst mir nicht immer wieder beweisen dass du die Ausnahme von der Regel bist.

    Ich bin da gar keine so große Ausnahme, wie du denkst. Man muss nicht konservativ sein, um eine Schwäche für historische Architektur zu haben. Und deshalb ist diese ewige Diskussion um zwei politische Lager, die sich dabei angeblich gegenüber stehen, nicht zielführend. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen Architektur vollkommen unpolitisch betrachten. Das erkennt man allerdings nur schwer, wenn man sich in seiner Rolle einigelt und die Grabenkämpfe mitmacht. Das gilt dann übrigens für beide Seiten, sowohl für die Trübys dieser Welt als auch diejenigen, die glauben, sich mit jedem Pups der Modernisten persönlich angegriffen fühlen zu müssen.

    Was genau ist denn das "antideutsche Lager"?

    Die Frage blieb übrigens unbeantwortet. Ich verstehe auch nicht ganz, wie das in unseren Kontext gehört.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Damit ist wohl die Gesinnung des Universalismus gemeint, der in Deutschland praktisch alle nationalen Ressourcen internationalen Zielen unterstellt - auch wenn es an die Substanz und gegen die Zukunftsfähigkeit des Landes geht.

  • diejenigen, die glauben, sich mit jedem Pups der Modernisten persönlich angegriffen fühlen zu müssen

    Es gibt außerdem aber natürlich auch noch diejenigen, die wirklich persönlich angegriffen werden. Und die das dann nicht nur als Püpse abtun können. :zwinkern:

    Ansonsten hast Du natürlich dann recht, wenn sich vernünftig argumentierende und menschlich miteinander umgehende Personen begegnen. Bloß wird das in einem zunehmend aufgeheizten geistigen Klima, das Symptom einer Krisenzeit ist, immer schwerer. Den Oswaldts wirst Du nicht mit dem Hinweis beikommen können, nicht an Grabenkämpfen teilnehmen zu wollen. Die werden trotzdem schießen und - in den Medien (und damit bei Politikern) Gehör finden.

  • Es mag ja sein, dass man im Lager der Konservativen vielleicht eher Zustimmung findet als im linken Lager. Aber wie @tegula erwähnt, gibt es natürlich auch dort Zustimmung zu Rekonstruktion und schönem Bauen. Und wie viele Abrisse/Bausünden gehen auf Politiker der CDU zurück, die doch bis vor einigen Jahren ganz klar das konservative Lager politisch vertreten haben?
    Man kann die Menschen unterteilen in zwei Gruppen links/rechts und in zwei Gruppen /Befürworter der Moderne/Befürworter der klassischen Architektur. Diese jeweiligen Gruppen überschneiden sich aber jeweils nur teilweise und warum sollten wir uns Feinde machen, wo wir keine haben? Bloß weil die Trübys dieser Welt in diesen Schubladen denken und uns in Schubladen stecken wollen, müssen wir dem doch nicht folgen.

    Meiner Meinung nach ist Architektur im Grunde sogar eines der Themengebiete, wo man politische Ideologie komplett ausblenden kann und trotzdem noch hervorragend über die Sache diskutieren und somit auch viel mehr Menschen zusammenbringen kann, als wenn man sich in vermeintliche politische Lager einordnet und folglich mit Argumenten konfrontiert wird, die man gar nicht im Sinn hat.
    Und wenn Leute wie Trüby sich in der Öffentlichkeit hinstellen und ihren Stuss verbreiten, dann sollte man als Verein in der Öffentlichkeit die doch sehr dünne Argumentationsbasis aufzeigen und die Dinge richtigstellen, anstatt indirekt Trüby auch noch zuzustimmen und gegen "die Linken" zu wettern.

    Wenn die Gegnerseite mit Dreck wirft, müssen wir erreichen, dass der Dreck nicht hängen bleibt und stattdessen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was der Dreckwerfer eigentlich macht, sodass er sich mit seinem Dreck in der Hand selbst bloßstellt. Wenn wir schweigen und uns bewerfen lassen oder den Dreck sogar auffangen und uns zueigen machen, werden wir keinen Erfolg haben.

    Als Trüby zum Beispiel das Interview im Deutschlandfunk gegeben hat, habe ich eine Hörermail geschickt und meine Sicht der Dinge geschildert. Ich weiß nicht, ob das vom Verein von offizieller Seite auch jemand gemacht hat, oder Pressemitteilungen an die jeweiligen Zeitungen geschickt wurden. Wenn ja, dann können wir festhalten, dass die jeweiligen Medien nicht bereit sind, auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Wenn nein, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn Trüby reihum seine Thesen weiterverbreitet ohne das ihm widersprochen wird. Wer soll ihm denn widersprechen, wenn nicht ein Verein wie dieser hier?

  • Ich habe heute in der U-Bahn die sensationalistische Meldung gesehen, dass Potsdam eine Treppe ins Nichts vergoldet. Es soll ein Bronzegitter entstehen für eine Treppe, die nirgendwohin führt. Da dacht ich auch, potzblitz!

    Auflösung: Es geht um die Geländer der friederizianischen Treppe am Stadtschloss Potsdam für die sich ein privater Geldgeber gefunden hat.

    Ich denke, dass es keine schlechte Rekodebatte gibt. Solange es nur ordentlich köchelt, kommt irgendwann der Erfolg. Die ganzen Säue müssen erst durchs Dorf und über die "Autobahn" getrieben werden. Ich bin übrigens auch der Meinung, dass mehr Singleappartments in Berlin zu bauen sind, das würde schon mal den Dampf aus dem Markt raus nehmen.

  • Typisch: An einer Treppe, die ihrer Funktion beraubt wurde, soll ein künstlerisch bedeutsames Geländer, das für die Gesamtwirkung von Schloss und Umfeld bedeutsam war, wiederhergestellt und teilvergoldet werden. Und was machen die Journalisten daraus? Eine Treppe ins Nichts wird vergoldet. So klingt es schön nach reiner Geldverschwendung.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Man muss den "Modernisten" in der Tat die Deutungshoheit streitig machen - und das führt über die Besetzung bzw. Neubesetzung von Begriffen, beispielsweise der Begriffe "Moderne" und "Avantgarde":
    Der Begriff modernum bezeichnet seit dem 4. Jahrhundert das Gegenwärtige, das sich vom antiquum, dem Vergangenen, unterscheidet. Jedes modernum wird aber irgendwann von einem weiteren modernum abgelöst und dabei selbst zum antiquum. Modernum ist also der gegenwärtige Abschnitt einer historischen Entwicklung. Völlig ahistorisch und unmodern ist daher der Anspruch der sogenannten Moderne des 20. Jahrhunderts, sich zu verabsolutieren und 'modern' als Bruch mit der Geschichte bzw. als völligen Neuanfang zu definieren.
    Avantgarde wiederum meint eine geistige Vorhut, die einer allgemeinen Entwicklung vorangeht. Sie ist nicht elitär oder gar selbstbezogen-autoritär wie die gegenwärtigen Funktions- und Saloneliten in Politik, Kultur und Gesellschaft, sondern versteht sich als Teil der Allgemeinheit und sieht sich letztlich dem Gemeinwohl verpflichtet: Beispielhaft verbildlicht in Delacroix' Gemälde "Die Freiheit führt das Volk an" - ein Gemälde, das heute eigentlich als "populistisch" gelten müsste.
    Vertiefende Darstellungen hierzu finden sich in:
    Klaus Theo Brenner/Dominik Krohm/Peter Stephan, StadtHochDrei, Köln 2018, Abschnitt "Die Krone der Stadt", ab S. 80 und im Neumarktkurier-Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden 2/2016, S. 16-21 unter dem Titel: "Rettet die Moderne! Plädoyer für einen ‚historic turn’".

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (16. Januar 2019 um 11:04)

  • Wenn die Gegnerseite mit Dreck wirft, müssen wir erreichen, dass der Dreck nicht hängen bleibt und stattdessen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was der Dreckwerfer eigentlich macht, sodass er sich mit seinem Dreck in der Hand selbst bloßstellt. Wenn wir schweigen und uns bewerfen lassen oder den Dreck sogar auffangen und uns zueigen machen, werden wir keinen Erfolg haben.

    Letztlich muss man erstmal feststellen, worum es sich bei Trüby und Weitere handelt. Es ist eine moderne Architektur-Fraktion, die unter dem zunehmenden Einfluss der Bürger und Vereine auf die Gestaltung der Städte ihre Deutungshoheit langsam aber sicher verlieren.
    Daher wird versucht, uns und viele Weitere in die rechte Ecke zu stellen. Aber wir brauchen nichts befürchten, wir haben nichts zu verbergen und deswegen können wir vollkommen entspannt bleiben. Wir sind eine von allen demokratisch-gesellschaftlichen Schichten und Strömungen getragene Bewegung, die sich simpel und einfach für mehr Ästhetik in der Architektur einsetzt.

    Wir sollten uns nicht rechtfertigen. Für was denn auch?
    Und die Diffamierungskampagne dauert ja nun schon eine Weile an und läuft vollkommen ins Leere und das wird sie auch weiterhin. Das liegt in erster Linie auch daran, dass viele linkseingestellte Menschen die Intention hinter dieser Kampagne verstehen und sich nicht in ihrem ästhetischen Geschmack irritieren lassen.

  • Riklef Rambow, Psychologe und Professor für Architekturkommunikation an der Fakultät für Architektur des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT):

    Zitat

    Ganz kurz: Ich halte Trübys Kritik inhaltlich für überzogen. Ich empfinde sie als polemisch, und sie hat der Diskussion nicht genützt.

    Quelle: https://bnn.de/nachrichten/ar…L4FA09rJtpBSC9Y

    Die Überschrift, vor allem die Wortwahl "kuschelig" mag vielleicht erst einmal die übliche herabsetzende Kritik gegenüber Rekonstruktionen im darauf folgenden Artikel vermuten lassen. Daher finde ich sie auch wenig glücklich. Differenzierter und unbefangener erscheinen mir erfreulicherweise dann doch die Aussagen von Herr Rambow.

  • Gewohnte Erklärungsmodelle in der eigenen Filterblase. Repetiert durchs wohlgesonnene Feuilleton. Und diese Experten glauben auch noch, sie wären in der Position Rekonstruktionen zu „erlauben“. Was für eine Anmaßung.

    In dubio pro reko

  • Ich kenne den Interviewer Ulrich Coenen. Er ist ein ausgesprochen fähiger Mann, der sehr viel von Architekturgeschichte, gerade auch des frühen 19. Jahrhunderts versteht. Ich finde, die Antworten, die er Rambow entlockt hat, sind ein Zeichen dafür, dass bei den vernünftigeren Leuten eine gewisse selbstkritische Nachdenklichkeit (wenngleich noch kein Umdenken) eingesetzt hat. Dass Rambow den Widerstand gegen die Frankfurter Altstadt als "hysterisch" bezeichnet, ist ein Fortschritt.
    Gut finde ich auch, dass Coenen "Stadtbild Deutschland" explizit erwähnt hat.
    Freilich würde ich persönlich den Anhalter Bahnhof nicht als ein "Bauwerk aus dem untergegangen Kaiserreich" bezeichnen, wenngleich das natürlich korrekt ist. Aber die Wortwahl lässt einen kaiserlichen Prachtbau assoziieren, der seine Bedeutung mit dem Untergang der Monarchie verloren hat. Dabei hat dieser Bau ja gar nichts Monarchisches an sich; viel eher könnte man sagen er sei ein Zeugnis der Industrialisierung und des Fortschritts aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (20. März 2019 um 20:15)