Dresden - die Pirnaische Vorstadt

  • Man hat mir privatim übrigens letztens sehr schöne Entwürfe der TU fürs Terrassenufer zw. Carola und Sachsenplatz gezeigt. Das könnte toll werden (dürfen leider nicht publiziert werden).

    Ich nehme an, dabei geht es um die Studie von Prof. Manuel Bäumler, die heute in den DNN in Grundzügen vorgestellt wurde. Darin enthalten seien 4 unterschiedliche Ansätze (jeweils Zitate aus dem Artikel):

    1. "Forum an der Elbe"
      • "Fortführung des räumlichen Charakters des Altstadtensembles jenseits der Carolabrücke"
      • "[Neues] Gebäudeensemble um einen öffentlichen Hof integriert die Hotelscheibe"
      • "bis zum Sachsenplatz sind Wohnungen, Gewerbe und Sonderbauten wie Schulen und Kindertagesstätten konzipiert"
    2. "Stadtachse"
      • "alte Marschallstraße zwischen Güntzplatz und Ring wieder auferstehen [lassen] [...] einschließlich
        maßstäblicher Plätze"
      • "Hotel [wird] in die Baumassen eingebunden"
    3. "Platzabfolge"
      • "mehrere Plätze in den Baufeldern angelegt"
      • "Hochhausscheibe [erhält] einen baulichen Kontext"
    4. "Uferpromenade"
      • "repräsentativer Uferprospekt mit Promenade und doppelgeschossigen Kolonnadenreihen [...] mit
        einer Terrassierung hin zum Elbufer"
      • "kleine Stadtterrassen zwischen den Gebäuden [bieten] Ausblicke auf den Elbraum"
      • "Am Brückenkopf könnten kleinteilige Gebäude entstehen, zum Beispiel das Venezianische Haus"

    Ein Satz (bzw. zwei) von Prof. Bäumler, den (bzw. die) ich nur unterstreichen kann:

    Gute Architektur kann schlechten Städtebau nicht heilen. Gute städtebauliche Lösungen dürfen nicht von der Qualität der Einzelarchitekturen abhängig sein

    [...]

    Wir sollten also weg von den Einzelobjekten in die Fläche gehen und klären, wo unter einer übergeordneten städtebaulichen und freiraumplanerischen Idee gebaut werden soll und wo öffentlicher Raum entsteht.

    Der Stadtgrundriss ist die Voraussetzung für positive Entwicklung. Die ehemalige Marschallstraße ist ein wichtiger Teil, jedoch sollten meiner Ansicht nach langfristig auch die anderen umliegenden alten Straßen wiederhergestellt werden: Elbberg, Ziegelstraße, Steinstraße - erstere beide aufgrund ihrer historischen Bedeutung, letztere als sinnvoller Baustein einer guten Quartierstruktur, die durch die heutige Steinstraße verunmöglicht wird.

    Zwar sind einzelne Bauwerke und die Architektur letztlich der Schlüssel für die ästhetische Wirkung, aber eine rahmende Planung würde Planungssicherheit schaffen und wäre ein Versprechen, ein sinnvolles Konzept auch durchzuführen. Herrn Wießners Initiative ist es letztlich zu verdanken, dass die wichtige Diskussion um die Pirnaische Vorstadt wieder begonnen hat.

    Torsten Kulke von der GHND lässt sich mit einer Präferenz für die Wiedererstehung der Marschallstraße zitieren, u.a. weil dadurch eine zweite Verkehrsachse neben dem Terrassenufer entstünde, welches damit zukünftig verkehrsberuhigt werden könnte.

    Mit der Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses erscheint mir das 2. Konzept "Stadtachse" - ohne die ganze Studie zu kennen - als einzige sinnvolle Variante, ggf. unter Einbeziehung des 4. Konzepts einer Uferpromenade, die aber allenfalls die einseitige Wiederbebauung des Terrassenufers beinhalten sollte, um dem Stadtteil eine sichtbare Kante an der Elbe zugeben. Die beiden anderen Konzepte erscheinen mir zu isoliert, zu wenig historisch fundiert und würden der Pirnaischen Vorstadt völlig unnötig eine neue Identität überstülpen, anstatt ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wieder herauszuarbeiten.

  • Es gibt wieder Utopia-Entwürfe für die Pirnaische Vorstadt von Studenten der TU Dresden, über die die Sächsische Zeitung berichtet. Die Entwürfe sind bis 1. November im Hygienemuseum ausgestellt. Diese kommen aus dem "Open Future Lab". Die Ergebnisse zeigen laut "Open Future Lab":

    • "partizipative Prozesse in der Stadtentwicklung"
    • "Erhalt und Umwidmung von Bestandsgebäuden"
    • "Etablierung eines innovativen und kreativen Milieus"
    • "nachhaltige Kreislaufwirtschaft"
    • "alternative Energiekonzepte"
    • "Einbindung moderner Mobilitätslösungen"

    Hier eine Auswahl zur Präsentation.

    Stadtgeschichte und schöne, regionale Architektur haben mal wieder keine Rolle gespielt, ebensowenig die Auseinandersetzung mit der direkt angrenzenden Altstadt. Das klingt für mich alles zu abstrakt, aber vielleicht will jemand die Ausstellung im Hygienemuseum besuchen und darüber berichten. Man will sich mit dem Stadtplanungsamt treffen und hofft auf offene Ohren für die Ideen bei der Planung.

    Mitwirkung der Bewohner an der Stadtwerdung passiert ganz von allein, wenn das Umfeld stimmt: Treffpunkte in der Erdgeschosszone durch Einzelhandel und Gastronomie sowie Kultureinrichtungen, ökologisch aufgewertete Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses (i.e. Straßenbäume, Fußgängerzonen). Milieus muss man nicht etablieren, die entstehen auch von selbst, wenn die Voraussetzungen stimmen - siehe z.B. Antonstadt. Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und moderne Mobilität lassen sich ebenfalls in nach historischem Vorbild bebaute Stadträume integrieren; diese eignen sich sogar hervorragend dafür, denn sie entstanden ursprünglich in einer Zeit, in der Autos, Wegwerfgesellschaft und hoher Energieverbrauch im normalen Leben keine solche Rolle spielten, wie wir sie heute oft verdammen.

    So könnte das ungefähr aussehen:

    Blick vom Rathausturm 03-Low+

    Blick vom Rathausturm in Richtung Lingnerallee und Grunaer Straße

    Rathausturm auf Georgplatz

    Blick vom Rathausturm in Richtung Lingnerallee und Bürgerwiese

    verwendete Fotos: Tjbobersen / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/), Kolossos / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

    Die Bildquellen zeigen eindrücklich den Unterschied und die Chance, die in der Pirnaischen Vorstadt zur Stadtreparatur besteht.

    Das wäre doch das mindeste an Stadtreparatur, angesichts dessen, was dort 1945 vernichtet und mit dem Robotron-Areal völlig überplant wurde:

    ringt196.jpg

    https://altesdresden.de/index.htm?get_haus=ringt19

  • Waren auch meine Gedanken, wieder mal die üblichen Sprechblasen, aber in den Visualisierungen tauchen dann wieder die üblichen großen Blöcke auf, bloß keine Parzellen, Kleinteiligkeit, bloße keine Regionaltypik, von Schönheit ganz zu schweigen. Am gruseligsten ist natürlich Version Nummer eins mit der Integration der Robotron'schen Großblöcke und -riegel. Da kann nüscht Ansehnliches herauskommen.

    Variante zwei ist von der groben Struktur diskutabel, aber bei Gewerbebauten gen Pirnaischer Platz schimmert auch da wieder die Idee der Großblöcke durch.

    Beim Stadtplanungsamt stößt das sicher auf offene Ohren. Das sind ja Brüder und Schwestern im Geiste. Ob der Investor sich diesen Krempel aufschwatzen lässt? Keine Ahnung, die Idee mit dem Kaitzbach ist aber ganz nett. Ansonsten kann ich nur auf das sächsische Sprichwort hoffen: S'wird schon, dass nüscht wird.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Bisschen monoton die neue Blocks aber schon VIEL besser dann was heute dort herum steht.

    Die Studenten sollen lernen mehr Abwechslung an Fassaden zu entwerfen, ungefähr wie damals rund 1900.

  • Beitrag teilweise gelöscht, weil Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzung an den Verein herangetragen wurde.

    Dort (hinter dem Venezianischen Haus) war früher das "Elb-Gässchen" mit alter, niedriger Bebauung, z.B. Nr. 2 und Nr. 4. An der Ecke zur Steinstraße befand sich der Tanzpalast "Eldorado".

    Mein Vorschlag wäre, die Bebauung am historischen Verlauf des Elbbergs auszurichten, und selbigen langfristig wiederherzustellen, was bedeuten würde, die Brückenrampe der Carolabrücke irgendwann schmaler neu zu gestalten. Dann würde auch der Rathenauplatz besser eingebunden, die Skulpturen "Ruhige Elbe" und "Bewegte Elbe" würden endlich wieder angemessen zur Geltung kommen und das Güntzbad könnte als Fassaden- oder Vollrekonstruktion wiederkommen. So wäre der Blick von der Brücke zum Rathenauplatz:

    Rathenauplatz von Carolabrücke

    Bildnachweise verwendete Fotos: André L. / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0), Derbrauni / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), Daniel Rohde-Kage / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), Christoph Freitag from Dresden, Deutschland / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

    Vergleichsansicht heute: Google Street View

  • Oh wie toll...

    Herr Wießner ist einfach "ein filou" (Marianne v. Weizäcker voller Wertschätzung damals zu Von Boddien....)

    Ich würde mich freuen, wenn er im weiteren Verlauf des Terrassenufers aber wenigstens noch den "Schwarzen Bären" rekonstruieren würde. Ein ganz tolles Barockhaus - und das würde auch noch hinpassen!!!!

    https://altesdresden.de/index.htm?get_haus=terr009

    Ist auch bei Hertzig im zweiten Band mit drin!

  • Auch wenn das wohl nie so kommen wird, aber könnte man bitte ein gros der gezeigten Architekturen einfach bauen? Gern auch andernorts. :) Einige begeistern mich sehr.

  • Der Bauunternehmer Frank Wießner hat seine Vorstellungen rund um das Venezianische Haus noch erweitert.

    https://www.saechsische.de/dresden/so-sch…98949-plus.html

    Herr Frank Wießner möchte am liebsten gleich sieben Häuser bauen, damit das Venezianische Haus nicht allein dasteht. Außerdem könnte man in dem entstehenden Innenhof auch eine angenehme Außengastronomie mit Aufenthaltsqualität verwirklichen.

    So könnte das dann aussehen:

    https://image.saechsische.de/954x636/g/k/gk…bpi2kpo1dck.jpg

    In dem Bereich, wo Herr Wießner bauen möchte (Terrassenufer), soll es eine städtebauliche Untersuchung geben. Ergebnisse dazu werden in einem Jahr erwartet. Vielleicht wird es bald möglich sein, gleich mehrere Quartiere zu bauen.

    https://image.saechsische.de/954x636/h/u/hu…6awxtcdrb0d.jpg

    Es wäre doch schön, wenn Frank Wießner hier das ein oder andere Haus bauen könnte. Der Mann scheint ein echter Glücksfall für Dresden zu sein.

  • Hatte das schon vor einer Woche in der Pirnaischen Vorstadt hochgeladen.

    Lösch den Beitrag lieber wieder schnell.

    Die Sz und der Architekt hatten wegen den Verlinkungen Urheberrechtsverletzung angemahnt.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Sorry. Ich kenne mich mit Dresden und den einzelnen Stadtteilen nicht aus. Daher habe ich es in diesem Strang veröffentlicht.

    Eine Weiterleitung kann doch nicht das Urheberrecht verletzen. Man landet doch nur auf der Seite der Rechteinhaber. Bei den Zitaten kann ich mir das schon eher vorstellen. Aber den Inhalt kann ich ja mit eigenen Worten wiedergeben. :wink:

  • Sorry. Ich kenne mich mit Dresden und den einzelnen Stadtteilen nicht aus.

    Das ist für Nichtdresdner auch schwierig. Ich kenne auch nur die touristisch relevanten Teile der Stadt näher. Bei der Suche nach einem passenden Strang für einen Beitrag kann die Suchfunktion des Forums nützlich sein (z.B. nach "Venezianisches Haus" suchen). Die eigentliche Diskussion zu dem Thema findet ihr hier (Pirnaische Vorstadt).

    Wie ich sehe, hat Chris1988 seinen Beitrag dort gelöscht und Civitas fortis seinen anschließenden Beitrag gekürzt. Meines Erachtens waren sie (so einigermaßen) urheberrechtskonform. Vielleicht waren die Berichte etwas zu ausführlich. Aber in der kurzen zusammenfassenden Form wie bei dir, Neußer, müsste das rechtlich in Ordnung sein. Du machst ja letztlich nur Werbung für die SäZ.

  • Ich habe die entsprechenden Beiträge verschoben, Ordnung muss sein :wink:

    Strapazzen der Modernen Kisten und Klotzen) haben wir imdessen genug, bitte mehr traditionelle und heimische Architektur.

    Ja, ich muss auch sagen, da hätte ich von Herrn Wießner mehr historisch anmutende Gebäude erwartet - es ist am Ende ja nur das Venezianische Haus, was eine Rekonstruktion darstellt, im hinteren Bereich finden sich dafür unattraktive moderne Klötze. Komisch, ist das von ihm ein Entgegenkommen, damit er das Venezianische Haus bauen kann, oder geht es nach einigen Liebhaberprojekten auch ums Geld verdienen hierbei? Vielleicht bin ich auch etwas zu negativ, aber ich hätte mir zumindest historische Eckbauten vorgestellt...

  • Wenn ich das im Artikel der Sächsischen Zeitung richtig verstanden habe, hat Herr Wießner mehrere verschiedene Versionen/Visualisierungen anfertigen lassen, die der Stadt Dresden dann zugegangen sind. Die Zeitung hat wahrscheinlich nur eine dieser Versionen bekommen oder gezeigt.

    Daß es mehrere Möglichkeiten gibt, zeigt ja schon dieser Artikel, in dem man wählen kann:

    https://www.saechsische.de/plus/dresden-e…ng-5255302.html

    Bis am Ende gebaut werden kann, vergeht noch viel Zeit. Einen Architekturwettbewerb gibt es dann ganz sicher. Die Bilder sollen wohl nur zeigen, was möglich wäre.

  • Wie gesagt, ich hatte alle Visualisierungen verlinkt. 8 Varianten.

    Hat das Mod-Team aber gelöscht, weil die Sz und das Architekturbüro geklagt hatten...

    Eine zweite historische Fassade gab es glaube noch.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Offensichtlich waren sie in der SäZ, denn Chris1988 hatte sie ja hier verlinkt. Zusammenfassend kann man sie so beschreiben: Das Venezianische Haus wurde als Fassadenreko gesetzt. Dazu wurden dann verschiedene Varianten einer anschließenden kleinteiligen Bebauung durchgespielt. Dabei zeigen einzelne Fassaden mehr historisierende Elemente, andere mehr moderne. Insgesamt ein schöner pragmatischer Ansatz. Die Enttäuschung von Centralbahnhof teile ich nicht.

    Man muss berücksichtigen, dass in Dresden der Wiederaufbau überwiegend mit großen Plattenbauten erfolgte und auch nach der Wende Freiflächen (südlich des Altmarkts, Postplatz) vielfach mit sehr großen Gebäuden gefüllt wurden. Das Problem kennen wir auch aus Magdeburg. Kleinteiligkeit im modernen innerstädtischen Bauen riecht in Dresden fast schon nach Revolution. Bei Wießner gibt das Venezianische Haus die Orientierung für die Neubauten vor und nicht mehr die großen DDR-Platten.