Dresden - die Pirnaische Vorstadt

  • Hier könnte ich mir tatsächlich auch vorstellen, das Gebäude ein paar Meter zu verschieben.

    Auf keinen Fall. Wenn, dann sollte irgendwann die Rampe der Carolabrücke schmaler werden, wobei das hauptsächlich den Bereich zwischen Terrassenufer und Rathenauplatz betreffen würde. Der Abstand von der heutigen Brücke zu dem Gebäude wäre nicht wirklich geringer als von der alten Brücke. Die alte Königin-Carola-Brücke war auch gerade durch diese Nähe ein integraler Bestandteil des Stadtbildes und nicht nur pure Verkehrsinfrastruktur, wie man auf diesem Bild sehen kann: https://altesdresden.de/pics/pirn/terr0032.jpg

  • Die alte Brücke passt ja auch stilistisch viel besser. Da würde mich das auch nicht stören. Aber die Betonbrücke, deren historischer Umbau wünschenswert, aber nicht realistisch ist, passt nun wie die Faust aufs Auge. Da tut etwas Abstand gut.

  • Jede Reko ist erst einmal zu begrüßen.Aber ein Rekogebäude an einer Stelle in DD zu errichten wo es dann bezugslos dasteht macht auch keinen Sinn.Sinn macht es meiner Meinung nach wenn es einige Stadtbildprägende Rekos rund um den Goldenen Reiter(Neustädter Markt) zukünftig geben würde.Da kann man noch an Vorhandenes anknüpfen .Aber wo über tausende Quadratmeter nix mehr altes steht (völlig andere Stadtstruktur)reist ein einzelnes Rekonstruiertes Haus denke ich städtebaulich nun nichts heraus.

  • In der nördlichen Pirnaischen Vorstadt ist eine vollständige Neuordnung der Bebauung erstens dringend notwendig und zweitens auch schon in mehrmaligen Anläufen versucht worden und wird auch in Zukunft ein großes Thema sein. Von daher ist es absolut erfreulich, wenn durch ein einzelnes solches Projekt ein Ansatzpunkt geschaffen wird, an dem sich weitere Planungen orientieren können. Das würde nämlich bedeuten, dass dort nicht mehr auf der grünen Wiese geplant werden könnte, sondern - einzig richtig - sich am historischen Stadtgrundriss orientiert werden müsste. Und schon alleine aus diesem Grund ist es absolut begrüßenswert, dass Herr Wießner dort als ernstzunehmender Akteur mit so einer Idee auftritt.

    Im Stadtmodell steht dort momentan dieser Entwurf als Preisträger des 2001 durchgeführten Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Terrassenufer - und das hat überhaupt nichts mit der historischen Pirnaischen Vorstadt zu tun, einem der ältesten Teile des Vorstadtrings wohlgemerkt, und ist auch nicht geeignet, die Pirnaische Vorstadt in urbaner Weise weiterzuentwickeln und an die Innenstadt anzubinden.

  • Danke für Eure Info's zum nächsten möglichen Reko-Projekt. Ich finde es ja immer wieder spannend zu sehen, dass das Thema Stadtreparatur und sogar Rekonstruktion einen so hohen Stellenwert in Dresden besitzt (im Vergleich zu den meisten anderen Städten), dass so etwas öffentlich debatiert werden kann. Hier in Münster ist man zwar (zu recht) stolz auf seinen wiederaufgebaute Prinzipalmarkt, aber die Reko-Idee eines seit 75 Jahren nicht mehr existiernden Gebäudes wäre hier gereadezu absurd.

    Naja, in Dresden gibt es halt auch noch große Freiflächen mitten in der Stadt, so etwas gibt es auch in kaum einer anderen Stadt in Deutschland.

  • Hm... das ist nicht einfach nur so ein Dresdner "Tick" oder hat mit den großen Freiflächen zu tun.

    Die Bauten, um die man hier diskutiert/streitet hatten einfach auch einen sehr hohen architektonischen Rang.

    Ich gebe dem VH beim besten Willen aber trotzdem kaum eine Chance, in dieser Wüstenei realisiert zu werden...

    Schon beim Narrenhäusel bedurfte es eines massiven politisch-gesellschaftlichen Drucks durch die GHND inkl. einer Petition, um nach Jahren etas in die richtige Richtung bewegen zu können. Für das VH wird man das nicht noch einmal unternehmen....

    Mein allergrößter Respekt gebührt aber Frank Wießner - sehr sympatisch und mutig - so etwas gibt es heute nur noch selten....

  • Aber ein Rekogebäude an einer Stelle in DD zu errichten wo es dann bezugslos dasteht macht auch keinen Sinn.Sinn macht es meiner Meinung nach wenn es einige Stadtbildprägende Rekos rund um den Goldenen Reiter(Neustädter Markt) zukünftig geben würde.

    Die eine Rekonstruktion schließt die andere Rekonstruktion schließlich nicht aus. Am Neustädter Markt wird sich in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten nicht viel ändern. Ob sich dort mal irgendwann etwas in Richtung Rekonstruktion ändert, ist völlig unsicher. Weshalb sollte also auf eine Rekonstruktion des Venezianischen Hauses verzichtet werden, weil sie angeblich "auch keinen Sinn" mache? Also, ein klein bisschen mehr an Wiesnerschem Enthusiasmus wäre auch in Wittenberg zu wünschen.

    Vielleicht kann er ja italienische Kooperationspartner, z.B. die Kommune Venedig, als Unterstützer mit ins Boot holen?

  • Völlig richtig, Herr Herrmann, das Projekt ist eine Schnapsidee, eine Verschwendung von Kapazitäten. Das Haus ist erstens nicht besonders bedeutsam geschweige denn spezifisch DDisch, so pseudovenezianischer Kitsch kann überall herumstehen, bei uns in der Leopoldstadt wird ein ähnliches, sogar ungleich besseres Trumm von keinem beachtet

    https://de.wikipedia.org/wiki/Dogenhof#/media/Datei:Wien_02_Praterstraße_70_a.jpg,

    die Lage unter einer Durchzugsstraße mit wichtiger Brücke ist inferior, das Umfeld Wüstenei - dass da wertvolle Impulse ausgehen sollen, kann ja nicht einmal der optimistischte Phantast glauben, das Ganze vergebliche Liebesmüh.

    Wenn man bedenkt, was alles in Dresden noch fehlt und so notwendig wäre...

    Für so was auch nur einen Gedanken zu verschwenden, grenzt an grobem Unfug.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Naja, in Dresden gibt es halt auch noch große Freiflächen mitten in der Stadt, so etwas gibt es auch in kaum einer anderen Stadt in Deutschland.

    Das ist wohl wahr. Man könnte auch sagen, die Dresdner "Altstadt" besteht zu großen Teilen aus Freiflächen, die mittlerweile an einigen Stellen mit geschmacklosen und ideenlosen Betonwürfeln gefüllt wurden..

  • Das Haus ist erstens nicht besonders bedeutsam geschweige denn spezifisch DDisch, so pseudovenezianischer Kitsch kann überall herumstehen

    Einem Semper-Schüler und wichtigen Dresdner Architekten, der unter anderem das "Au petit bazar" am Neumarkt gestaltete, Kitsch vorzuwerfen, wobei die Anlehnung an venezianische Bauten in Dresden bereits zuvor eine gewisse Tradition hatte, und dieses Projekt damit als Phantasterei abzukanzeln, finde ich schon ganz schön ... unsensibel. Man kann ja von solcherlei Neo-Stilrichtungen halten, was man will, aber auch das gehört zur Geschichte der Stadt. Klar, eine Rekonstruktion des Schwarzen Bären drei Häuser weiter wäre stilistisch wohl typischer für Dresden, aber Herr Wießner hat sich nunmal das Venezianische Haus ausgesucht. Wenn das Gebäude wie geplant am Originalstandort entsteht, ist zumindest der Rohdecan-Entwurf an dieser Stelle vom Tisch - ich sehe hier - neben dieser für mich sehr gefälligen Rekonstruktion - ganz klar die Chance für einen Bebauungsplan auf Grundlage des alten Stadtplans.

  • Das war hoffentlich als Ironie vom Karpatenbär gemünzt auf den gar nicht ironisch gemeinten Beitrag des Herrn Herrmann.

  • Ich finde,wenn das VH ohne lange Diskussion Rekonstruiert wird ist es ok.Aber für eine Rekonstruktion einer kleinen einzelnen historischen Hausfassade vielleicht noch lange zu kämpfen das bringt es nun auch nicht.

  • Man weiß es nicht, ob eben ein Einzelner Bau doch eine Sogwirkung erzeugen kann. Die Konzeption des Neustädter Marktes ist ja nicht unabhängig von der Narrenhäusel Debatte zu sehen, Neumarkt und Frauenkirche ebenfalls (Juwel und Fassung). Für Potsdam und sein Stadtschloss gilt das auch. Und wenn dieser Vorstoß zumindest wieder eine Ðebatte für die Umgestaltung der Ödnis in der pirnaischen Vorstadt in Gang bringt war es nicht sinnlos, selbst wenn der Bau nicht kommt.

  • Natürlich war das keine Ironie. Venezianische Gotik gefällt mir nicht einmal in Venedig besonders. Und was soll so ein Häusel hier in einer städtebaulichen Wüsteinei?

    Einzelner Bau - Sogwirkung? An dieser Stelle science-fiction. Die genannten Bauten Frauenkirche und Potsdamer Stadtschloss machten für sich so etwas wie eine Stadtmitte aus, das kann man doch mit so einem aparten Eckhäusel doch nicht vergleichen. Der Neustädter Markt und Umgebung war ein zentraler Stadtraum mit über DD hinaus berühmten Hausbestand. Das kann man doch nicht mit der Pirnaischen Vorstadt vergleichen. Ein derartiger Unernst tut der Rekodebatte wahrlich nicht gut. Nicht jede Spinnerei ist wert, ausgesprochen zu werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das venezianische Haus war schon zu seiner Erbauungszeit eine schlechte Kopie. Es gibt nun wirklich gar keinen Grund dieses Haus genau an dieser Stelle als noch schlechtere Kopie der Kopie mit Dachflächenfenstern zur Gewinnmaximierung wieder herzustellen. Städtebaulich wäre das Ganze schon gar nicht nachvollziehbar und es wird schon auf der Perspektive deutlich, dass hier ganz bewusst eine Disharmonie erzeugt werden soll.

    "Schönheit" sieht nun wirklich ganz anders aus.

    Es bleibt zu hoffen, dass uns diese schreckliche Peinlichkeit erspart bleibt.;-\