• Zunächst möchte ich auf einen Beitrag von Pagentorn eingehen und dabei ungeniert mich selbst zitieren:

    „Bremen erlebt gerade eine Mondlandung!“

    Da hocken wir Rekonstruktionsfreunde, die sich quer durch alle Schichten der Bevölkerung ziehen, seit dem Ende des zweiten Weltkrieges auf dem Mond und warten, dass ein Alien von der Erde mal bei uns (in Bremen) nach dem Rechten schaut, und wir somit endlich unser Ansinnen auf eine breitere, bekanntere oder vorzeigbare Stufe stellen können.

    Und dann passiert das Wunder: Eine Raumkapsel erscheint am Mondhimmel. Fürwahr: Eine Raumkapsel. Hier in Bremen! In der nordwestdeutschen Provinz!!

    Damals, 1969, der Straßenfeger schlechthin. Alle aus der Familie versammelten sich vor dem Schwarz-Weiß-Gerät und glotzten sich die Augen wund. Oder drückten sich bei Karstadt am Schaufensterglas die Nase platt, weil sie sich ein Fernsehgerät noch nicht leisten konnten. Diese amerikanische Show der ersten Mondlandung hält bis heute sämtliche Einschaltquoten-Rekorde. Wie sehr sich Thomas Gottschalk auch angestrengt hat, wie oft „Die Mannschaft“ auch Weltmeister wird, diese Traumquote wird niemals überboten werden.

    Was haben wir in all der Zeit hier auf dem Mond zu Bremen immer neidisch auf den Mars geschaut. Dort in Frankfurt, Berlin, Dresden und Co. Überall wuchsen Rekonstruktionen aus dem Boden und verzauberten die Leute in den betreffenden Städten und zogen Neugierige aus allen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt an.
    Ja, der Wind hat sich gedreht in den letzten Jahrzehnten. Weg vom Fleiß vergangener Tage - hin zum Kaffee-Schlürfen heutiger Tage im historischen Ambiente einer Innenstadt.

    Und bei uns in Bremen? Auf der dunklen Seite des Mondes? - Physikalisch bedingte Funkstille!

    Doch dann passiert das Unerwartete: Apollo 11 erscheint am Himmel über Bremen.
    Gut, zugegeben: Die Raumkapsel hat die Form einer Kaffeebohne – und der Schlitz auf dem Rücken erinnert eher an das Geschlechtsteil eines Homo sapiens – aber was soll's!

    The coffee-bean has landed!!!

    Ein Meilenstein in der bauhistorischen Geschichte Bremens ist erreicht, die erste Rekro kommt zu uns in die Stadt; die Fassade des Essighauses ruft uns zu: I'll be back! - Das ist genau das, was wir uns in Bremen immer gewünscht haben, was seit Jahrzehnten heiß diskutiert wird und noch viel heißer ersehnt wird. Ein feuchter Traum wird plötzlich Realität! Die Essighausfassade kommt zurück nach Bremen. Ohne Vorankündigung. Wie eine Bombe platzt die Meldung herein.
    Ich selbst kann noch nicht glauben, dass dieser 1. September 2018 nicht der 1. April 2018 war. Für mich ist diese Meldung noch immer ein Stückchen Aprilscherz zum meteorologischen Herbstanfang.
    Es ist an der Zeit, dass wir uns im familieneigenen Wohnzimmer um den Fernseher versammeln oder unsere Nasen an den Schaufenstern platt drücken.

    Eines kann ich Euch schon jetzt sagen: Wenn das Baugerüst entfernt ist, werde ich mein Iglu-Wurfzelt schnappen. Es ist mir absolut schiet-e-gohl, was hinter dieser Fassade vor sich geht – und wenn dort der erste innerstädtische Puff einzieht, es interessiert mich nicht – ich werde dort vor der Fassade kampieren und mich an der neuen Alt-Fassade ergötzen. Zwei Wochen lang. Mindestens.

    Da könnt Ihr hier noch so sehr jammern, wehklagen, heulen, fluchen oder die Fäuste ballen.
    Wenn die Fassade des Essighauses wieder steht, dann ist für mich Feiertag. Zwei Wochen lang. Mindestens.

    Und welchen Senf ich zu Jacobs und seinen Plänen anrühre, später mehr....

  • Ich finde es absolut super, daß Sie so viel Zeit in Ihre Beiträge investieren - als wir als Alt-Team noch verantwortlich waren, haben wir manchmal solche Teilnehmer tagelang weiterschreiben lassen, weil dann das Löschen einfach mehr Spaß macht und der Schaden eher beim Spammer liegt :)

    Aber zum Glück geht uns das alles nichts mehr an.

  • The coffee-bean has landed!!!

    Humor ist bekanntlich das Salz in der Suppe, nur an der Dosierung solltest du noch arbeiten. Ein wenig Suppe im großen Haufen Salz wäre für eine Diskussion sicher recht förderlich...

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Hallo silesien!

    Als Profi stelle ich natürlich nur Kopien hier in den Strang. Die originalen Quelltexte befinden sich auf einer externen Festplatte im Safe meines Hauses.
    Als freier Autor ist man es gewohnt, dass so einige Texte im redaktionellen Papierkorb landen.
    Erase and rewind!
    Aber was bei der einen Redaktion durchfällt, gefällt vielleicht der anderen Redaktion.
    Von daher wäre es leichtsinnig, nur Originale einzuschicken....


    Hallo Lingster!

    Manchmal geht einfach der Gaul mit mir durch.
    Das liegt in der Natur meiner Arbeit.
    Aber keine Sorge, ich kann auch seriös....!!!

  • Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit…

    Nicht nur bei den Landsleuten südlich des ‚Weißwurstäquators’, sondern selbst unter den Norddeutschen (von den Ostfriesen bis zu den Ostpreußen) galten wir Bremer ja seit jeher als die besonders ‚steife’ Variante der Hanseaten; zugeknöpft bis oben hin und ein wenig hölzern ‚über den spitzen Stein stolpernd’.

    Nur einmal im Jahr, gaben und geben wir uns etwas legerer. Das ist immer in der zweiten Oktoberhälfte, wenn wir - dieses Jahr zum 983. Mal (!) – eines der ältesten Volksfeste Deutschlands, den ‚Bremer Freimarkt’ feiern. Die Vorfreude auf diesen ‚Volksfest-Patriarchen’, gegen den sich das Münchener Oktoberfest - zeitlich gesehen - wie ein Kleinkind ausnimmt, mag unseren neuen Mitforisten ‚Jakku Scum’ zu seinem originellen, unorthodoxen Einstand bewogen haben.

    Ich heiße ihn hier auf den Bremen Strängen jedenfalls herzlich willkommen und bin mir sicher, daß er in Zukunft substanzielle Beiträge wird beisteuern können.

    Also nochmals: Schön, daß Sie hier nun mittun wollen !

    Und in einem Monat heißt es dann wieder „Ischa Freimarkt“ !

    P.S.: Der Freimarkt fand übrigens bis 1913, als er auf den ‚Grünen Kamp’ in der alten Neustadt übersiedelte (von wo er Ende der 30er Jahre auf die noch heute für ihn genutzte ‚Bürgerweide’ zwischen Hauptbahnhof und Bürgerpark umzog), in großer Nähe zum Essighaus auf Marktplatz, Liebfrauenkirchhof, Domshof und Am Wall statt.

    Ich bin mir sicher, daß die Betreiber des ‚Alt-Bremer-Hauses’ besondere ‚Freimarkts-Menüs’ während der 14tägigen Dauer des Volksfestes im Angebot hatten.

  • Nun möchte ich mich nochmals mit einem Aufruf an die Bremer wenden, auch wenn ich damit eher als Spielverderber dastehen werde:


    Bremer, wacht bitte auf und verweigert diesem Projekt die Unterstützung! Mit eurer Zustimmung würdet ihr der Rekobewegung in ganz Deutschland einen Bärendienst erweisen!


    Weshalb - das will ich mal schrittweise erläutern.


    Ich habe mir mal den Grundriss des "neuen Essighauses" angeschaut, der im Link zu sehen ist (hierzu zur Mitte scrollen, bis eine sich selbst blätternde Broschüre erscheint und mit Geduld warten, bis die Grundrisse erscheinen). Ich habe ihn schematisch mal abgezeichnet, um das Urheberrecht nicht zu verletzen:


    Es handelt sich primär um einen Rasterbau, der auf auf allen vier Seiten eine Rasterfassade aufweist. Vorne (unten) links wird die Essighausfassade angeklebt, und hinten links sieht man die zu erhaltenen mittelalterlichen Mauern des Hinterhauses. Der Grundriss ist im Innern völlig flexibel.

    Vorgesehen ist eine Büronutzung. Die Fassaden erlauben es, hier auch einmal ein Warenhaus oder ein Hotel unterzubringen - ein Allerweltsbau, der auf lange Zeit eine Rendite abwerfen wird, unabhängig von der Nutzung. Zudem ist er im Innern auch nach Erreichen des Lebensalters maximal veränderbar. Der Erhalt der Hinterhausmauern ist wohl eine Forderung der Denkmalpflege.

    Was geht nun im Kopf eines zu maximaler Rendite strebenden Investors vor?

    Er erwirbt einen Gebäudekomplex, der durchschnittlich drei Vollgeschosse plus Dachgeschosse hat. Im Schnitt haben die meisten Geschäftsbauten in der Nachbarschaft heute vier Geschosse plus Dachgeschosse. Das möchte er natürlich mindestens auch. Aber lieber noch mehr. Also versucht er es mit maximaler Ausnützung der Dachgeschosse, und lieber Staffeldachgeschosse anstelle von Schrägdächern mit Gauben.

    Doch wie erreicht er das?

    Man versucht es mit einem Zückerchen - und schenkt der Stadt Bremen als Gegenleistung für die Mehrausnützung die Essighausfassade zurück. Aber natürlich als Minimallösung mit "vorangeklebter" Fassade, anstatt sie richtig ins Projekt zu integrieren geschweige denn ein richtiges Haus zu rekonstruieren.

    Was ist die Folge davon?

    Die Fassade ist irgendwann mal amortisiert, aber die Mehrausnützung generiert weiterhin mehr Rendite als bei Regelbauweise. Ich befürchte nun, dass diese Vorgehensweise Schule machen wird und vielleicht weitere angeklebte Fassaden folgen werden. Möchtet ihr so eine Stadt? Ich habe in meinem ersten Beitrag zum Essighaus den verschmähten Begriff "Disneyland" verwendet, was ich sehr ungern tue. Aber hier ist er richtig verwendet!


    Nun zur visualisierten Seitenfassade:

    Betrachtet mal die Pfeilergliederung und den Quergiebel. Auch diese harmonieren absolut nicht miteinander! Jeder zweite Pfeiler ist leicht vorstehend, und die andern sind Fassadenbündig mit den Fensterbrüstungen. Und am Giebel? Am ersten Dachgeschoss sieben Fenster und am 2. Dachgeschoss drei Fenster. Doch wie geht das mit den vortrtetenden Pfeilern auf? Antwort: es geht nicht auf, aber es wird einfach gemacht. Ist das seriöse Architektur?

    Nochmals meine Bitte an die Bremer: verzichtet lieber auf die jetzige Realisierung einer rekonstruierten Essighausfassade und wartet auf Leute, die das in ein paar Jahrzehnten besser machen, und fällt nicht auf Zückerchen renditeorientierter Investoren herein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Riegel (4. Dezember 2018 um 23:24)

  • Riegel,

    es ist großartig, daß Sie sich der Mühe unterzogen haben, den Grundriß abzuzeichnen. Dieser ist eine wertvolle Argumentationshilfe !

    Herzlichen Dank !

    Dürfte ich den Grundriß des alten Essighauses dort überlagernd hineinsetzen ?

  • Riegel, ich kann Deine Ausführungen zu 100% unterstützen. Zwischen uns passt kein Blatt Papier. Meine Beiträge oben gehen ja in die gleiche Richtung.

    Stimmig dagegen sind die Spellenberg-Entwürfe. Fassade und rückwärtige Bebauung bilden eine organische Einheit: Fenster und Satteldach passen sich der Fassadengestaltung an. Das gilt auch für die beiden rechts neben dem Essighaus
    stehenden Gebäude. Kein Bruch im Erscheinungsbild, sie korrespondieren mitsamt dem Essighaus wunderbar mit der Stadtwaage.

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (19. September 2018 um 12:29)

  • Ja sicher dürfen Sie das. Ich hatte dies auch noch vor, aber in einem späteren Beitrag. Dort wollte ich dann auch den vorgeschlagenen Zwischenbau zum Parkaus hineinzeichnen und damit auch die vorgeschlagenen "Edelbüros".

  • Dachlandschaft

    Wir dürften uns hier alle darin einig sein, daß das Bild einer traditionellen mitteleuropäischen Altstadt u.a. ganz wesentlich von ihrer Dachlandschaft geprägt wird. In den norddeutschen Küstenstädten sind das zumeist die spitzen Satteldächer der giebelständigen Pack- und Kontorhäuser.
    Das Rot der Dachpfannen beherrschte auch das Bild der Bremer Altstadt bis zu ihrer weitgehenden Zerstörung im 2. Weltkrieg. Es verströmte mit seiner wohltuenden Kleinteiligkeit Harmonie, Geborgenheit und - ja - auch Romantik ! Durch eine - leider oft verfehlte - Neubaupolitik und infolge der von Riegel soeben beschriebenen Rendite-Steigerung durch Übereinandertürmen immer weiterer Vollgeschosse, dominiert heute das Flachdach das Antlitz der Bremer City - sofern man sie aus der Vogelperspektive betrachtet. Das gegenwärtige Ensemble um Stadtwaage und 'Deutsche Factoring Bank' bildet hier - noch - eine der wenigen Ausnahmen, gerade in diesem Teil der Altstadt, wo nicht nur Karstadt und Horten (jetzt Kaufhof) das oberste Parkdeck eines Parkhauses, das Pressehaus und viele - erst jüngst durch Umbauten zu Flachdachhäusern gewordene (Schröder Bank, Kontorhaus am Markt), verschlimmbesserte Altbauten den Eindruck bestimmen.

    Es sollte daher in der Tat unsere Aufgabe sein, Christian Jacobs in seinen Plänen hinsichtlich des Kontorhauses und des neuen 'Johann-Jacobs-Hauses' zu bestärken, ihn aber gleichzeitig eindringlich zu bitten, den von ihm angekündigten 'dynamischen Prozeß' tatsächlich zu wagen und den Essighaus-Plan in unserem Sinne überarbeiten zu lassen. Denn das Juwel der Fassade wirkt erst vor dem Hintergrund des sich unmittelbar an diese anschmiegenden Satteldaches !

    Anbei ein aktuelles Luftbild des angesprochenen Teils der Bremer Altstadt. Würden die roten Satteldächer auf dem Essighaus-Ensemble verschwinden, würde ein weiteres Stück Monotonie in der City Einzug halten...

  • Ich stelle mir vor, Johann Christian Jacobs würde stadtbild-deutschland.org kennen.
    Ich stelle mir weiterhin vor, Johann Christian Jacobs hätte Kenntnis von diesem Forum hier.
    Ich stelle mir außerdem vor, Johann Christian Jacobs hätte ebenso Kenntnis von diesem Themenstrang über den Wiederaufbau des Essighauses bzw. seiner Fassade und hätten jeden Beitrag in diesen Strang zum selben Thema gelesen.

    Was würde Johann Christian Jacobs wohl jetzt denken? Was ginge ihm nach all diesen Beiträgen, die er hier im Forum gelesen hat, wohl durch den Kopf?

    Ich versuche mal eine kleine, unvollständige Zusammenfassung anhand loser Erinnerungen:

    • Was soll dieser pseudo-Dudlerismus hinter einer Renaissance-Fassade?
    • Was sind das überhaupt vor Proportionen? Da stimmt ja gar nichts.
    • Was sollen die Staffelgeschosse? Da gehört ein Satteldach drauf.
    • Die Fassade ist nur Disneyland.
    • Die Fassade ist nur aufgeklebt.
    • Das kann niemals eine Rekonstruktion im Sinne einer Rekonstruktion sein.
    • Was reitet eigentlich diesen Jacobs?
    • Der Bezug zu Bremen ist nur aufgesetzt wie die angedachte Fassade.

    Also, wenn ich Johann Christian Jacobs wäre, dann würde ich jetzt zum Telefonhörer greifen, bei meinem Architektenbüro in der Schweiz anrufen und denen mitteilen, sie sollen den Plan A in den Reißwolf stecken und dafür Plan B aus der Schublade holen: Einen Neubau ohne rekonstruierte Fassade.
    „Aber Herr Jacobs, warum wollen Sie jetzt plötzlich diese schöne, rekonstruierte Fassade nicht mehr?“
    „Ach, wissen Sie. Ich habe die Bremer und die Befürworter von Rekonstruktionen in der Stadt überschätzt. Ich dachte, sie würden mich – zumindest ein wenig – mit offenen Armen empfangen und sich darüber freuen, dass diese einmalige Fassade wieder in Bremen zu sehen sein wird. Doch stattdessen mosern die nur an den Plänen herum, finden hier ein Haar in der Suppe und dort eine Fliege. Und dann kommen die mit Verbesserungsvorschlägen und Veränderungswünschen. Aber nicht nur im Detail, nein, gleich tonnenweise.
    Es war ein Fehler zu glauben, ich täte der Stadt und ihren Bürgern einen großen Gefallen. Es war ein Fehler zu glauben, ich mache den Bürger mit der Rekonstruktion der Fassade ein Geschenk, das viel Freude verbreitet.
    Die Bremer haben die Fassade nicht verdient. Planen wir also ohne sie.
    Anscheinend sind die Bremer noch nicht bereit für Rekonstruktionen.“
    „Wie Sie wünschen, Herr Jacobs.“

    So. Jetzt mal ehrlich die Hände hoch im Forum: Wer ist dafür, dass Johann Christian Jacobs Plan B verwirklicht?

    Riegel und findorffer können die Arme unten lassen. Ihre Stimmen sind auch so gezählt.

  • Sehr geehrter Jakku Scum,

    hier ein Vorschlag zur Güte:

    Vielleicht wird in der Schweizer Schlachterei, in der Christian Jacobs seinen Aufschnitt zu erwerben pflegt, unter dem selben Motto gearbeitet, wie in der Stuttgarter Metzgerei, in der Axel Spellenberg einst einkaufte:

    Ihr Lob ehrt uns, Ihre Kritik bringt uns weiter.

    Ich halte Christian Jacobs durchaus für souverän genug, unsere konstruktive Kritik positiv aufzunehmen. Immerhin spricht er ja selber von einem 'dynamischen Prozeß'. Also, nehmen wir ihn daher beim Wort. Geben wir ihm die Chance vom bloßen Investor zu einem Mäzen, zu einem zweiten Franz Schütte bzw. Ludwig Roselius zu werden. Motivieren wir Ihn, nicht die zweitbeste Lösung, sondern Plan A in Angriff zu nehmen.

    Bremen würde es ihm ewig danken !

  • Und wenn entsprechende Planungen ihm - trotz Satteldächern und einer voll rekonstruierten Sonnen-Apotheken-Fassade (s.o.) - eine gleichbleibende, vermarktbare Fläche nachweisen könnten, denke ich, wäre er bestimmt nicht abgeneigt...

  • Hallo Pagentorn.


    Dieser 'dynamische Prozess' wird sich, meiner Meinung nach, nur in Detailfragen abspielen. Also, welche Farben die Klinker haben werden, ob diese Steckdose lieber in diese Ecke hier kommt oder doch lieber dort drüben, und ob das Staffelgeschoss vielleicht ganz an die Fassade rücken könnte, damit diese nicht mehr so 'angeklebt' wirkt,.
    Aber der Rest, was wir bisher von den Entwürfen her kennen, ist zu 95 Prozent in Plan gegossen. Da wird sich nix mehr ändern, geschweige denn ändern lassen.

    Für mich braucht Jacobs nicht vom Investor zum Mäzen werden. Mit der Rekonstruktion der Essighaus-Fassade ist er bereits Investor und Mäzen.

    Ich kann mir Jacobs schlecht vorstellen, wie er in Jogginghose und Flip-Flops zum Schlachter geht. - Aber wahrscheinlich macht er selbst das.

    Nochmals: Treiben wir die Kuh lieber nicht aus der Stadt. Erfreuen wir uns an der Milch, die sie uns jeden Tag liefert...

    Einmal editiert, zuletzt von Jakku Scum (19. September 2018 um 18:22)

  • Hallo UrPotsdamer.


    Ich werde diese Milch trinken. - Und sehr, sehr viele Bremerinnen und Bremer mit mir.

    Denn das gemeine Bremer Volk, Binnen- wie Buten-Bremer wird sich überhaupt nicht darum kümmern, was für Proportionen oder Fenster, Gesimse oder Nutzungen hinter dieser Fassade stecken.

    Im Bagequartier verirrt sich heutzutage nicht einmal ein räudiger Hund. Die Langenstraße ist nur Insidern bekannt.
    Die Essighaus-Fassade wird sehr wohl wieder mehr Besucher, sprich Touristen anlocken. Und Touristen lieben Disneyland. Das beweisen die Besucherzahlen aus Coupvray.

    Ich bin hier geboren. Ich bin Bremer. Ich habe keine Angst davor, Milch mit Schuß zu trinken, denn als Bremer werde ich jeden Tag dazu gezwungen, dieses edle Gebräu zu trinken. Da kommt es auf ein Glas mehr oder weniger auch nicht drauf an....

    3 Mal editiert, zuletzt von Jakku Scum (19. September 2018 um 17:24)

  • Ich finde die Position von Jakku Scum nachvollziehbar. Auch seine Wortwahl finde ich nicht beanstandenswert. Vermutlich könnte man an diesem Projekt vieles verbessern, ich selbst freue mich aber auch dann schon darüber, wenn es genau so ausgeführt wird. Ein Schritt in die richtige Richtung für "unsere Sache".

    Bremen kenne ich selbst ganz gut und mir gefällt - alles in allem - die Stadt. Ich finde, Sie ist einen Besuch wert. Dieses Projekt würde sie attraktiver machen.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • @ Riegel

    Mal zunächst: Verwende bitte keine meine Spezies diskriminierende Mottenkistenphrasen wie die vom zu erweisenden BÄRENDIENST, das mag ich überhaupt nicht.

    Zitat von riegel

    Man versucht es mit einem Zückerchen


    ... alles schön und gut, aber so ein Zückerchen lass ich mir gefallen.
    Was glaubst du, was ohne dieses Projekt gekommen wäre? Eine wissenschaftliche 1:1 Reko des Gesamtquartieres per 1.1.1678?
    Hallo! Wir kriegen eine der schönsten Fassaden geschenkt! Den Minimalforderungen des Denkmalschutzes wird auch Rechnung getragen. Wir haben danke zu sagen und sonst gar nichts. Da hat der literarische angehauchte Lümmel schon völlig recht.
    Schau dir dieses verlinkte grauenhafte Luftbild an - ein rasterförmiger Block neben dem anderen! Ein Aufreger soll aber nur jener Block sein, der die allerschönste Fassade enthalten wird?? Selbst die (im Gegensatz zu mir, Gründe siehe in obigen Posts) jene zu beseitigende Wiederaufbauleistung sehr hochschätzende Kaoru hat unterm Strich eingeräumt, dass wir letztlich mehr geboten kriegen als hergeben müssen.

    (Zitat stammt von Pagentorn, die Moderation)

    Zitat

    Würden die roten Satteldächer auf dem Essighaus-Ensemble verschwinden, würde ein weiteres Stück Monotonie in der City Einzug halten

    Hier zeigt sich imgrunde ein erschreckender Minimalismus an Qualitätsanforderungen. Auf dieses Niveau sollte sich die Rekobewegung niemals begeben - etwas überspitzt: der Himmel hat blau zu sein, die Bäume grün und die Dächer rot. Diese Einstellung hat zum unseligen Nürnbergismus geführt: Hauptsache, die grobe Kubatur stimmt samt der so wichtigen Dachlandschaft, wie 's drunter und überhaupt im Detail aussieht, ist ziemlich rostbratwurscht.
    de facto wird dieser Block abgesehen vom Essighaus an allen vier Straßenseiten eine absolute und unbestreitbare Verbesserung darstellen. Dafür können wir in puncto Dachlandschaft eine in diesem eher tristen (und ohnedies nur per Aeroplan, also nicht realiter wahrnehmbaren) Umfeld ohnedies mehr als locker verschmerzbare Einbuße hinnehmen.


    Der Vergleich mit der Kuhmilch ist übrigens völlig verquert. Die Milch mag etwas sauer sein (ohnedies reine Geschmacksfrage, siehe unten), aber drinnen schwimmt eine Perle- die Essighausfassade. Die wiegt alles auf.
    Ganz abgesehen davon, dass dieser Entwurf städtebauliche Meriten hat, das lass ich mir nicht nehmen. Ich sage: diese Ecke wird noch ein Hingucker und vielleicht einen völlig neuen Zugang zum Reko-Wesen auslösen- etwas Neues schaffen durch Altes mittels bewusst verfremdender Collagetechnik - Kontraste nicht durch neue, sondern alte Implantate!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ ursus carpaticus

    Ich melde mich gegen Abend wegen deinem Beitrag, der auch umfangreich geworden ist. ;) Aber korrigiere ihn bitte zuerst in eine akzeptable Form!

    Mal zunächst: Verwende bitte keine meine Spezies diskriminierende Mottenkistenphrasen wie die vom zu erweisenden BÄRENDIENST, das mag ich überhaupt nicht.

    Ich nehme nicht an, dass das ironisch gemeint ist, denn sonst hättest Du nicht den Zusatz "das mag ich überhaupt nicht" geschrieben. Was hat das mit deinem Namen zu tun? Der Begriff "Bärendienst" ist ein Jahrhunderte alter Begriff und hat überhaupt nichts mit deinem Namen zu tun. Ich glaube nicht, dass ich Dir erklären muss, wo Du die Begriffsdefinition dazu findest. Oder soll ich jedesmal aufbrausen, wenn etwas über Essen, Naschereien, Hunger, Sättigungsgefühl geschrieben wird, weil die begriffe in verwandtschaftlicher Beziehung zu meinem speziellen Familiennamen stehen??

    Der Begriff "Bärendienst" ist Allgemeingut und Du kannst keinerlei persönliche Rechte daraus ableiten!


    Zum zweiten Zitat:

    Ich schreibe das jetzt in roter Schrift, die eigentlich der Moderation vorbehalten ist, aber infolge weitgehend ausbleibender Moderation verwende ich sie jetzt trotzdem:

    Stammt dieses Zitat von mir? Nein! Diesen Eindruck erhält man aber, wenn man deinen Beitrag liest. Du solltest daher wirklich korrekt zitieren; schon das erste Zitat war nicht ganz in Ordnung ("riegel schrieb" sollte als Link dargestellt sein, ((und Riegel ist gross geschrieben :) )) ). Wenn Du also mit der Technik des Zitierens nicht vertraut bist, dann setze dich bitte mal damit auseinander. Das gibt sonst nur Probleme.


    Beim Zitat wurde ein Hinweis eingefügt, dass es von Pagentorn und nicht von Riegel stammt. Das Problem sollte damit gelöst sein. Die Moderation


    edit. (Riegel): dann kann ich jetzt meine "Schelte" abschwächen und die rote Schrift in schwarz umfärben. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (20. September 2018 um 16:24)