Zunächst möchte ich auf einen Beitrag von Pagentorn eingehen und dabei ungeniert mich selbst zitieren:
„Bremen erlebt gerade eine Mondlandung!“
Da hocken wir Rekonstruktionsfreunde, die sich quer durch alle Schichten der Bevölkerung ziehen, seit dem Ende des zweiten Weltkrieges auf dem Mond und warten, dass ein Alien von der Erde mal bei uns (in Bremen) nach dem Rechten schaut, und wir somit endlich unser Ansinnen auf eine breitere, bekanntere oder vorzeigbare Stufe stellen können.
Und dann passiert das Wunder: Eine Raumkapsel erscheint am Mondhimmel. Fürwahr: Eine Raumkapsel. Hier in Bremen! In der nordwestdeutschen Provinz!!
Damals, 1969, der Straßenfeger schlechthin. Alle aus der Familie versammelten sich vor dem Schwarz-Weiß-Gerät und glotzten sich die Augen wund. Oder drückten sich bei Karstadt am Schaufensterglas die Nase platt, weil sie sich ein Fernsehgerät noch nicht leisten konnten. Diese amerikanische Show der ersten Mondlandung hält bis heute sämtliche Einschaltquoten-Rekorde. Wie sehr sich Thomas Gottschalk auch angestrengt hat, wie oft „Die Mannschaft“ auch Weltmeister wird, diese Traumquote wird niemals überboten werden.
Was haben wir in all der Zeit hier auf dem Mond zu Bremen immer neidisch auf den Mars geschaut. Dort in Frankfurt, Berlin, Dresden und Co. Überall wuchsen Rekonstruktionen aus dem Boden und verzauberten die Leute in den betreffenden Städten und zogen Neugierige aus allen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt an.
Ja, der Wind hat sich gedreht in den letzten Jahrzehnten. Weg vom Fleiß vergangener Tage - hin zum Kaffee-Schlürfen heutiger Tage im historischen Ambiente einer Innenstadt.
Und bei uns in Bremen? Auf der dunklen Seite des Mondes? - Physikalisch bedingte Funkstille!
Doch dann passiert das Unerwartete: Apollo 11 erscheint am Himmel über Bremen.
Gut, zugegeben: Die Raumkapsel hat die Form einer Kaffeebohne – und der Schlitz auf dem Rücken erinnert eher an das Geschlechtsteil eines Homo sapiens – aber was soll's!
The coffee-bean has landed!!!
Ein Meilenstein in der bauhistorischen Geschichte Bremens ist erreicht, die erste Rekro kommt zu uns in die Stadt; die Fassade des Essighauses ruft uns zu: I'll be back! - Das ist genau das, was wir uns in Bremen immer gewünscht haben, was seit Jahrzehnten heiß diskutiert wird und noch viel heißer ersehnt wird. Ein feuchter Traum wird plötzlich Realität! Die Essighausfassade kommt zurück nach Bremen. Ohne Vorankündigung. Wie eine Bombe platzt die Meldung herein.
Ich selbst kann noch nicht glauben, dass dieser 1. September 2018 nicht der 1. April 2018 war. Für mich ist diese Meldung noch immer ein Stückchen Aprilscherz zum meteorologischen Herbstanfang.
Es ist an der Zeit, dass wir uns im familieneigenen Wohnzimmer um den Fernseher versammeln oder unsere Nasen an den Schaufenstern platt drücken.
Eines kann ich Euch schon jetzt sagen: Wenn das Baugerüst entfernt ist, werde ich mein Iglu-Wurfzelt schnappen. Es ist mir absolut schiet-e-gohl, was hinter dieser Fassade vor sich geht – und wenn dort der erste innerstädtische Puff einzieht, es interessiert mich nicht – ich werde dort vor der Fassade kampieren und mich an der neuen Alt-Fassade ergötzen. Zwei Wochen lang. Mindestens.
Da könnt Ihr hier noch so sehr jammern, wehklagen, heulen, fluchen oder die Fäuste ballen.
Wenn die Fassade des Essighauses wieder steht, dann ist für mich Feiertag. Zwei Wochen lang. Mindestens.
Und welchen Senf ich zu Jacobs und seinen Plänen anrühre, später mehr....