• Wird so Altstadt-Atmosphäre erzeugt ?


    Das lobenswerte Engagement von Dr. Christian Jacobs in allen Ehren, aber der Blick auf die beiliegende Visualisierung aus dem von Heinzer verlinkten Internetauftritt des neuen Balge-Quartiers läßt bei allem guten Willen die Frage aufkommen, ob das wirklich Altstadt-gerecht ist, was das Büro Miller & Maranta dort entworfen hat. Mit Verlaub, die Große Waagestraße wirkt hier mehr oder weniger wie eine Hinterhof-Feuerleiter-Gasse in einer Nordamerikanischen Großstadt. Die Stadtwaage steht verloren - und von kubischer Moderne umzingelt - daneben.

    Sehr geehrter Herr Dr. Jacobs, bitte, bitte, bitte, Ihr großes Engagement für Bremen hat Besseres verdient. Schauen Sie sich um Gottes Willen noch einmal die Planungen von Axel Spellenberg an; sowohl die Ihnen bereits vorliegenden, als auch die erweiterten von Gestern. Durch eine Realisierung derselben würden Sie dem werten und ruhmreichen Namen ihrer Familie neuen Glanz verleihen ! Sie könnten Sich damit in der Tat einem Konsul Bömers, einem Franz Schütte, einem Heinrich Wiegand, einem Ludwig Roselius und einem Friedo Rebers an die Seite stellen. Und Bremen und die Bremer würde es Ihnen ewig danken.

  • ... das würde demgegenüber Axel Spellenberg aus dem 'Ist-Zustand' heraus entwickeln:

    Bitte vergleichen Sie.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Juli 2019 um 13:14) aus folgendem Grund: Löschung der Bilder um nicht mit Urheberrechten zu kollidieren.

  • Die Fehler der Vergangenheit

    Ein Blick in die jüngere Geschichte des Kontorhauses am Markt wirft die Frage auf: warum wurden die beiden Giebel in der Langenstraße in den 1960er Jahren denn eigentlich abgerissen?

    Der frühere Senatbaudirektor Franz Rosenberg begründete den Abriss damals damit, dass sich diese Giebel "für den Betrachter aus dem Raum des Marktes unschön mit den Rokokogiebeln" des Sparkassengebäudes an der Süd-Westseite überschneiden würden. Die Post als früherer Eigentümer des Kontorhauses ging darauf schließlich ein und ließ die zwei Giebel abbrechen. Diese waren nach meiner Bildinterpretation etwas schmaler und zurückhaltender als die beiden Hauptgiebel über dem Eingangsbereich zur Marktseite hin, aber stilistisch gleich geartet und verliehen damit dem Gebäude ein abgerundetes Ganzes.

    Hier nun die Situation in den 1950er Jahren, noch ohne die später von der Schlachte translozierte Rokokofassade:

    Heute fragt man sich, ob die Stadtplaner der 60erJahre noch bei Verstand waren. Den Abbruch der beiden Giebel
    damit zu begründen, dass sie den Blick auf die weit davor liegende Rokokofassade stören würden, lässt einen heute nur noch ungläubig den Kopf schütteln.

    Unten die Rokokofassade des Sparkassengebäudes mit dem vom Senatsbaudirektor erwünschten Blick ohne die "störenden" Seiten-Giebel des Kontorhauses.

    3 Mal editiert, zuletzt von findorffer (11. Oktober 2018 um 12:01)

  • Pagentorns kritische Frage: Wird so Altstadt-Atmosphäre erzeugt ? kann ich nur unterstützen allerdings mit dem Hinweis, dass Herr Jacobs dies wohl nicht für seine Aufgabe erachtet. Aufgabe - welch ein schönes doppeldeutiges Wort in diesem Zusammenhang.

    Es sind diese tristen Bauten, die ich immer bei meinen Forumseinträgen im Hinterkopf hatte. Die Moderne zerstört mehr als sie aufbaut. Deshalb ist Koschorkes Moderne-Kritik immer noch hoch-aktuell und nicht wie Heinzer betont, nur für einen bestimmten Zeitabschnitt, der Nachkriegsmoderne, gültig.

    Es gibt hier im Forum Mitglieder, die fokussieren sich voll auf die Essighausfassade, komme, was da wolle. Es gibt aber auch Mitglieder, die leiden regelrecht unter dem Anblick, den die moderne Architektur bietet und sind deshalb der Meinung: dann soll es lieber so bleiben, wie es ist. Diese modernen Bauten sind kein Gewinn.

    Aber, was soll´s: Die Würfel sind längst gefallen, da können wir hier schreiben und diskutieren, was wir wollen. Die von Heinzer und Pagentorn eingestellten Entwürfe sind ja Endprodukte und keine Diskussionsbeiträge.

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (11. Oktober 2018 um 12:02)

  • Heinzer, ich stimme Dir natürlich teilweise zu. Gut gefallen hat mir das Jacobshaus an der Obernstraße. Ein gelungener 50er Jahre Bau, wenn ich es richtig einschätze, der durch seine Fassade auch Kontakt zur Renaissancegeschichte Bremens aufgenommen hatte. Hatte? Huch, was ist denn passiert? Ach ja, ABGERISSEN vor 3 Wochen.

    Gelungen, wenngleich nicht schön, auch die Reihe zwischen Essighaus und Stadtwaage. Aber eben auch nicht hässlich, im Maßstab der alten Bebauung, Fenster nicht so großflächig, unterteilt, passt irgendwie. Und was soll jetzt mit diesen Gebäuden geschehen? Durch was werden Sie abgelöst? Pagentorn hat die zu erwartende Verschlimmbesserung beschrieben. Und so geht es doch immer weiter: Kommt was weg, was vielleicht nicht schön ist, kommt was hin, was noch schlimmer ist. Mir hat der Anbau neben der Sparkasse am Brill von Müller-Menckens nie gefallen. Aber was da jetzt hin soll - da kämpfe ja schon für den ungeliebten Anbau.

    Ich habe, Heinzer, auch meine Favoriten bei den Neubauten der letzten Jahrzehnte. Stadthalle, Zurichhaus am Brill (auch wenn die Fenster zu klein geraten sind), och, da gibt es schon einige. Aber die meisten Gebäude wünsche ich doch meinen schlimmsten Feinden anden Hals. Ich bin auch ein Hochhausfan. Aber das hängt vom Standort ab. Bestimmt nicht im gesamten Innenstadtbereich oder am Stadtgarten von Vegesack. Alles was zwischen Wall und Weser gebaut wird, muss sich an der traditionellen Bauhöhe orientieren. Kühne & Nagel, Finke Hochhaus, die acht Etagen des neuen Atlantic-Hotels direkt neben der Böttcherstraße und natürlich die zukünftige Brill-Bebauung. Das alles geht nicht. Das Bamberger-Hochhaus dagegen hat schon seine Berechtigung - aus geschichtlichen Gründen.
    Bis dahin erst mal.

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (11. Oktober 2018 um 12:03)

  • Wortmeldung von Axel Spellenberg


    Architekt und Baumeister Axel Spellenberg bat mich, seine Gedanken zu den nun im Detail greifbarer werdenden Planungen des Büros Miller & Maranta hier im Forum zur weiteren Diskussion zu stellen. Dieser Bitte komme ich gerne nach.
    Außerdem sind die Alternativ-Entwürfe zum Essighaus-Ensemble weiter ausgearbeitet worden. Die vorläufigen Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen, finde ich.

    Hier aber zunächst der Text der Wortmeldung:

    "Computer-Visualierungen´ als die inzwischen ´Heiligen Kühe´ der internationalen Architektenwelt sind für mich immer eine tote Kunst, wie eben auch die gesamte Zeichenkunst via Knopfdruck. Weil ich das Repertoire der High-Tech-Digitalarchitekten nicht beherrsche, geschweige überhaupt bezahlen kann, muß ich notgedrungen mit der Hand und den Fingern zeichnen. Die virtuose Tätigkeit mit der Hand aussterben zu lassen, wäre in den anderen Künsten Malerei, Bildhauerei oder Musik undenkbar, wer hört sich denn ein Klavierkonzert von Mozart vom Computer gespielt an? Weil die Architekten aber nicht mehr analog virtuos mit den Händen und Fingern gestalten und auch üben, machen sie die Baukunst kaputt - und keiner beklagt es, ausser mir. Vitruv nannte die Architektur die "Mutter aller Künste", was ist denn heute aus ihr geworden, wenn nicht ihr ´heruntergekommener Schwiegersohn´?

    Das Schlimmste ist die weit verbreitete Unkenntnis und das Unwissen darüber, was Architektur in ihrem innersten Wesen ist, nämlich KUNST.
    So ist und bleibt das ´Banausentum auf hohem technischen Standard´ das Kernproblem auch des Balgequartiers, das ich "Würgequartier" umtaufe.
    Denn die Reste von Alt-Bremer Charakteristika sind nun im Würgegriff des Investors Jacobs und seiner Architektur-Adlaten befindlich, wie es ja bereits das neue, seelenlos puristische Jabobshaus an der Obernstraße hinlänglich unter Beweis stellt. Zusammen mit dem voluminösen ´Würgequartier´ entsteht dann auch der überaus reizlose und monotone Blick auf die Jacobs-Hinterhöfe, die von Ihnen so genannte "furchtbar banale Visualisierung" trifft den Nagel auf den Kopf.

    Ich bin kein, und war nie, "Einzelkämpfer" (Riegel/Forum Seite 10), sondern immer im Verbund mit anderen, Freunden der Schönheit der Alten Stadt und ihrer Bauwerke, die meine Gedanken und Ziele teilten. Nicht zuletzt in Frankfurt, wo ich mich vor zwei Wochen im Kreise Gleichgesinnter wiederfinden durfte. Man hat die Reko-Initiativen seitens der Rekonstruktions-Gegner um den Stuttgarter Architekturtheoretiker Professor Stephan Trüby bekanntlich übel angegriffen und diffamiert, wo man nur konnte. Aber sowohl die FAZ (Sonntagsausgabe) und taz als die Übermittler solcher akademischen Übelkeiten haben sich nun an unserer Tagung vom 8.-9. September 018 in der Mitte des wiederaufgebauten Altstadt-Quartiers am Hühnermarkt die Zähne ausgebissen. Ich habe in 42 Jahren meiner beruflichen Arbeit an der Wiedererweckung der klassischen Baukunst noch nie eine solche von Harmonie, Freude und Glücksgefühl beseelte Veranstaltung von Altstadtfreunden erlebt - unsere Tagung ist schon heute für mich ein Meilenstein der Architektur und Stadtgestaltung der Zukunft. Nach 100 Jahren Bauhaus haben wir in der Mitte der Stadt der Hochfinanz ein Zeichen gesetzt, manifestiert in einer Form, wie es ehedem schon die Protagonisten der Moderne, allen voran Walter Gropius und Le Corbusier, getan haben, in Worten und Bildern. Man kann uns, wie geschehen, als Rückwärtsgewandte und "Rechtsgesinnte" diffamieren und schmähen, alleine es führt kein Weg an unseren Zielen mehr vorbei.
    Daher werde ich auch nicht in den Lobgesang derjenigen einstimmen, die angesichts der verführerischen Jacob´schen, in seelenlosen 3D-Druck gegossenen Zuckerbäckerei vor kolossaler Betontristesse die Augen verschliessen."

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Und nun die angekündigten drei - erweiterten - Entwurfszeichnungen:


    Wenn dieser Plan umgesetzt werden könnte, käme nicht nur das 'Alt-Bremer-Haus' ins Stadtbild zurück, sondern gleich eine ganze 'Alt-Bremer-Straße'. Die Langenstraße würde dadurch wieder als das erfahrbar werden, was sie historisch immer war: die - neben der Obernstraße - wichtigste Straße für Großkaufleute und Patriziat. Bremen litte unter einer derartigen Rückbesinnung auf seine großbürgerlichen Wurzeln nicht gerade Schaden...

    Wenn es doch bloß gelänge, Axel Spellenberg, Dr. Christian Jacobs und die übrigen Entscheidungsträger an einen Tisch zu bekommen...

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Juli 2019 um 13:15) aus folgendem Grund: Löschung der Bilder um nicht mit Urheberrechten zu kollidieren.

  • Ich sollte sprachlos, besser gesagt schreiblos sein... nach dem Durchlesen des Internetauftritts über das Balgequartier des Herrn Jacobs (entschuldigt, wenn ich jetzt Architekt Spellenbergs mögliche Zukunftsperspektive anstelle des Parkhauses nicht kommentiere). Wie ist denn nun der Stand in Bezug auf Herrn Jacobs' Projekt? Sind das nun die Planungen, die er der Stadt zur Genehmigung vorlegen möchte, oder ist diese schon erteilt? So einen Internetauftritt veröffentlicht man doch meistens erst dann, wenn die Genehmigung bereits erteilt ist.

    Und es ist immer noch unklar, welches nun die aktuelle Variante ist. Ist es nicht gerade umgekehrt?

    Der wohl frühere (links) und der aktuelle Entwurf für das 'neue Essighaus'.

    Die linke Visualisierung entstammt dem Internetauftritt, und die rechte dem Weserkurier.

    Da nun über die Ausführungsart der Essighausfassade mehr bekannt ist - also "Betonrenaissance" mit eingefügten Spolien, frage ich mich nun, ob es im Forum noch weiterhin Anhänger davon geben wird. stickpoke:) Das folgende Zitat wurde hier bereits gepostet. Wenn man aber den zweiten Satz liest, wird das Ganze noch diffuser - eher widersprechen sich doch die beiden Sätze:

    Zitat von http://balgequartier.de

    Um der Bedeutung des Standortes gerecht zu werden, soll die Fassade des Essighauses rekonstruiert (Betonabguss) und bestehende Spolien im Fassadenbild integriert werden. Die neue, transparent und filigran gestaltete Sandsteinfassade im Stil des ursprünglichen Essighauses wird die Geschichte des Hauses von einst dokumentieren

    Ja was jetzt? Betonabguss oder Sandstein?


    Für Liebhaber unseres Schwallomaten nun noch einige Zitate aus dem Internetauftritt:

    "Geschichtsträchtige Fassaden treffen auf Architektur des 21. Jahrhunderts."
    Architektur?

    "[...] entsteht in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz ein neues Juwel mit großer Anziehungskraft weit über die Grenzen Bremens hinaus."

    "Das Balgequartier atmet Geschichte.
    Es ist ein Stück gemauertes Stadtgedächtnis und wird seinen Besuchern den Atem rauben."

    Das letzte wird wohl wahr werden.

    "Mit imposanten Fensterflächen und einer weitläufigen Freitreppe in den Jacobs Hof wird der herausragende Neubau die Besucher des Balgequartiers empfangen und einen neuen Besucherstrom begrüßen."

    "Belebt durch moderne Einzelhandel- und Gastronomiekonzepte entsteht im Balgequartier ein neues Lebensgefühl, das durch die Symbiose von kulinarischem Erlebnis, Lifestyle und individuellen Manufakturkonzepten geprägt sein wird."

    "Die Einzelhandelszentralität liegt aktuell bei erfreulichen 118 %."
    ?????? Was soll jetzt das wieder heissen?

    "Mehr als 1 Mrd. Euro werden in den nächsten 10 Jahren allein in der Bremer Innenstadt investiert."
    Ist Herr Jacobs ein Seher, oder wird ER mit seinen fünf Projekten soviel ausgeben?

    "Das Johann Jacobs Haus ist die Highlight-Immobilie des Fünfer-Ensembles."
    Das Highlight unter Schrottarchitektur (die Visualisierung des Hauses findet sich im Internetauftritt auf dem vierten Bild).

    "Bis 2020 soll nach aktueller Bauplanung das neue Johann Jacobs Haus fertiggestellt sein. Parallel dazu wird die hintere Fassade der Stadtwaage geöffnet, so dass der Blick vom neuen Jacobs Hof bis in die Langenstraße schweifen kann."

    "Für 100 Millionen Euro entsteht das „Johann-Jacobs-Haus“."
    Für so eine Schrottarchitektur...


    Sorry für die Macher, aber der ganze Internetauftritt ist doch der grösste Stuss.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (24. September 2018 um 01:54)

  • Guten Morgen, allerseits!

    Herrn Spellenbergs Entwürfe erfreuen oder begeistern mich meistens, so auch diesmal. Leider haben sie keine Chance auf Berücksichtigung, befürchte ich, denn Herrn Jacobs geht es ja (wie allen Investoren) um die Maximierung der Rendite. Das beinhaltet heute in beinahe jedem Fall, die Aufstockung des Bestandes um ein bis zwei (eher zwei) Etagen oder gleich den kompletten höheren Neubau.

    Das wird in den nächsten Jahren an unzähligen Stellen in Bremen nachfolgen. Darum ist eine Debatte um die Gebäudehöhen in der Altstadt unaufschieblich und im Ergebnis verbindlich zu führen. Denn darin liegt ja auch die Chance, die Fehler der Nachkriegszeit zu korrigieren oder zu entschärfen. Bauten wie die Erweiterung des Atlantic Grand Hotels oder des Neubaus von Kühne & Nagel sind kolossale Fehlentwicklungen, die dringend verhindert werden müssen. Das Sparkassengelände lässt ebenfalls schon Schlimmes erahnen.
    Materialien, Höhen, Staffelungen, Gliederungen, Linien... Kein Viertel muss derart detailliert vorgedacht werden, wie die Altstadt. Woher kommen wir und wohin wollen wir?

    Was die Essighausfassade angeht, stehen Rekonstruktionsbefürworter überwiegend vor einer Grundsatzentscheidung: Machen sie sich lächerlich, indem sie alles gutheißen, was irgendwie schnörkelig ist oder machen sie sich lächerlich, weil sie den unwirtschaftlichen und unzeitgemäßen originalen Wiederaufbau fordern. (Ich überspitze bewusst)

    Ich bin der Ansicht, dass es vertretbar ist, die alte Fassade einem modernen Gebäude (und uns Bürgern) zum Geschenk zu machen, wenn gewisse Regeln eingehalten werden:

    1. Errichtung der Fassade aus demselben Material wie die Ursprungsfassade unter Anwendung alter Handwerkskünste
    2. Berücksichtigung des Maßstabs der Fassade im Neubau dahinter auf mindestens 10 m Tiefe.
    3. Proportionen und Material des Neubaus sollten die alte Fassade glaubhaft ergänzen. Da ist der Architekt als Künstler gefordert.

    Allgemein muss Architektur wieder eine künstlerische Qualität erlangen, die zuletzt verloren gegangen ist. Das Errichten von bloßen Hüllen, statt anregender Raumfolgen, muss aufhören. Möglicherweise muss das auch das Ende der "Investorengesellschaft" bedeuten. Daraus wird aber auf absehbare Zeit nichts.

  • Sehr geehrter RaHaHe,

    schön, daß sich mit findorffer und Ihnen zwei wesentliche Bremer Rekonstruktions-Befürworter hier im Forum wieder direkt zu Wort melden !

    Sehr geehrter Riegel,

    es spricht Vieles dafür, daß Dr. Jacobs mit seinem Vorhaben erst nach Abschluß der Planungen (also nach Fertigstellung des Architekten-Entwurfs und der Zustimmung von Baubehörde und Denkmalpflege) an die Öffentlichkeit gegangen ist. Dabei nötigt einem das Ausmaß an Diskretion, mit welchem hier vorgegangen wurde - trotz aller inhaltlichen Kritik - durchaus Respekt ab. Man möchte in unserem von allumfassender Medienpräsenz dominierten Zeitalter geradezu von einem Meisterstück anachronistischer ''Kabinettspolitik' sprechen.
    Dennoch -bitte verzeihen Sie mir diese Binsenweisheit -ist ein Bauvorhaben natürlich grundsätzlich immer noch solange veränderbar, solange noch nicht mit der eigentlicher Bauausführung begonnen wurde (siehe die ja auch schon komplett geplanten und veröffentlichten Entwürfe des Portugiesischen Architekturbüros für den Ansgarikirchhof, deren Umsetzung dann krachend gescheitert ist), bzw. die Bauausführung ins Stocken gerät (siehe den Flughaven Berlin-Brandenburg). Da wir noch lange nicht an diesen Zeitpunkten angelangt sind, ist es durchaus ein ergiebiges Unterfangen, auf im unseren Sinne positive Modifizierungen oder gleich gänzlich andere Planungen hinzuwirken.

  • Sehr geehrter Heinzer,

    in der Tat ist der Kühne & Nagel Neubau ein schwerer Schlag für die Weser-Ansicht. Man hätte denken wollen, daß das - von Ihnen ebenfalls angesprochene - Gebäude zur Linken mit seinen gräßlichen Balkonen zum Fluß hin eigentlich hätte als mahnendes Beispiel dienen sollen, es bei dem Neubau besser zu machen. Nein, Pustekuchen ! Nichts ist im gegenwärtigen Bremen häßlich genug, daß es nicht noch unterboten werden könnte... (Diese 'ältere' Bausünde trägt im Übrigen auch noch wie zum Hohn den Namen 'Bremen-Haus' ! Ist das nicht grotesk ?)

    Hinsichtlich der finanziellen Potenz, die es sowohl Herrn Kühne als auch Herrn Dr. Jacobs ermöglichen würde , einmal ohne Blick auf maximale Renditesteigerung einfach nur schön und in traditionsverbundener Weise altstadtgerecht zu bauen, gibt das im Folgenden verlinkte Video aus dem Jahre 2016 Auskunft (dessen Inhalt ich zwar nicht verifizieren kann [außer der Tatsache, daß das gezeigte Foto von Herrn Dr. Jacobs offensichtlich eine andere Person zeigt], welches aber in der Tendenz nicht vollkommen falsch sein dürfte...).

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    Herr Kühne wird von min. 00:53 bis 01:06 erwähnt

    Herr Dr. Jacobs wird von min. 01:16 bis 01:25 erwähnt.

    Die Wurzeln der Unternehmen der beiden Herrn liegen an der Weser. Beide begannen ihre Karriere als Weltkonzern in Bremen. Hätte man sich da - zumal Herr Kühne - nicht etwas mehr architektonisches Einfühlungsvermögen 'leisten' können ? Ein Mäzen - wie der unvergessene Franz Schütte - hätte sicherlich das alte Gebäude der Familie 'von Kapff' rekonstruieren lassen, in dem die Firma Kühne & Nagel bis zum 2.. Weltkrieg ihren Hauptsitz hatte und auf dessen Areal nun die von Heinzer geschilderte Unsäglichkeit empor wächst.

    Und auch für dieses Areal liegen wunderschöne Alternativ-Planungen von Axel Spellenberg vor, die sogar - trotz altstadtgerechtem äußeren Erscheingungsbild (Backstein, Kupfer, Giebel, etc.) noch mehr vermarktbare Fläche im Innern generiert hätten. Ja, auch hier wieder eine nicht genutzte Chance für Bremen...

  • Ich habe den Eindruck, dass das Ziel eine Verbesserung der Ist-Situation ist. Das ist schon mal gut. Wenn man sich vorstellt, dass Sandstein grundsätzlich nicht sichtig gedacht war, dann kann man auch den Beton als zeitgemässen Baustoff schlemmen. Was in die Niederlande passt, das passt auch nach Bremen. Klinker, Metall, und sparsame Renaissanceelemente.

  • Keine Unternehmer-Schelte sondern Kritik an gesichtsloser Investoren-Architektur

    Sehr geehrter Heinzer,

    ich stimme mit Ihnen vollkommen überein, daß die in den letzten sieben Jahrzehnten in Bremen betriebene Politik nicht gerade Unternehmer-freundlich (um es moderat zu formulieren) gewesen ist und zu einer – nicht bloß fiskalisch motivierten – Abwanderung der Großkonzerne nach Hamburg (man denke nur an das fatale Fanal, welches die Fusion des NDL mit der Hapag gesetzt hat) und des Mittelstands ins niedersächsische Umland entscheidend beigetragen hat. Wären demgegenüber die Kräfte, die der Stadt in den Jahren vor 1914 ihre Weltgeltung verschafften hatten ab 1945 wieder ans ‚Ruder’ gekommen, unser gutes Bremen sähe heute nicht nur wirtschaftlich, (Bremen wäre im Länderfinanzausgleich mit Sicherheit Geberland),sondern auch architektonisch ganz anders, nämlich deutlich besser aus.

    Meine obige Kritik ist daher in keiner Weise als ‚Unternehmer-Schelte’ zu deuten. Nichts läge mir – von meinem Herkommen und auch generell mentalitätsmäßig - ferner als eine solche.

    Ich begrüße ausdrücklich das wirtschaftliche und sich auch in Arbeitsplatzsicherung /-generierung niederschlagende Engagement, welches Michael Kühne und Dr. Christian Jacobs in der Stadt einbringen -und zwar ohne wenn und aber !

    Dennoch wage ich zu behaupten, daß ihre Vorgänger von der Gründerzeit bis ‚Anno 14’, bei all den von Ihnen, Heinzer, aufgezählten Beispielen damaligen großflächigen Neubaus, stets darauf geachtet haben, daß durch die entstehenden großen Strukturen nicht ein Verlust an Einzigartigkeit, Identitätsbindung und Charakter einherging. So viele ehedem kleinteilige Quartier für die Neue Börse, die Reichspost, das Gerichtshaus, die Baumwollbörse und das Verwaltungsgebäude des Nordeutschen Lloyds auch weichen mussten, der Gegenwert war immer ein Gebäude, daß Bremen jeweils noch unverkennbarer machte. Jeder ‚Müller’, jeder 'Klingenberg', jeder ‚Poppe’ war ein weiteres Alleinstellungmerkmal für die Stadt.

    Und das ist der große Unterschied zur heutigen – hier im Forum ja zurecht beklagten – ‚Investorenarchitektur. Diese arbeitet die Charakteristika der jeweiligen Stadt nämlich nicht heraus, sondern nivelliert diese zugunsten einer weltweit immer mehr vereinheitlichten Austauschbarkeit. Und genau das tun die Neubauten von Michael Kühne und Dr. Christian Jacbos in weiten Teilen der geplanten Baustrukturen eben leider auch - da kommt die vorgehängte Essighaus-Fassade aus Betonguß alleine nicht gegen an. Und nur das kritisiere ich.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (24. September 2018 um 11:52)

  • Hoppla, da ist ja viel passiert hier am Wochenende. Durch die Beiträge habe ich mich jetzt gearbeitet, nur die Links und Videos stehen noch aus. Bevor ich mich dazu äußere, muss ich leider noch mal zurück in die Vergangenheit.

    Hallo Riegel.
    Wenn Dir meine Fragen als respektlos erschienen sind, so sei Dir hiermit versichert, dass sie niemals von mir so angedacht waren. Es liegt in meiner Natur und meinem Job, Fragen zu stellen und zu recherchieren. Ich mache mir gerne ein Bild von der Geschichte und den Personen.
    Ich verfolge das Forum hier seit ein paar Jahren und war bis vor ein paar Tagen davon ausgegangen, dass hier nur 'Aktivisten' am Werke sind. Als Heinzer dann von Maulheldentum und Luftschlössern sprach, bin ich prompt aus einem Traum gefallen – die Landung war ein wenig hart.
    Ich kenne Deine Beiträge Riegel nicht nur zum Essighaus und habe ihre fundamentierte Ausrichtung immer sehr geschätzt; ich wollte mir nur sicher sein, dass ich mich in Deiner Person nicht geirrt habe – aufkommende Zweifel hast Du ja mit deiner Antwort beseitigt. Danke.
    Auch wenn wir uns hier bei dem Thema Essighaus kontrovers gegenüberstehen, so hoffe ich doch, dass in anderen Bereichen und Projekten Deine Erfahrung noch sehr zum Tragen kommen wird und unsere Betrachtungsweisen dann einen besseren Winkel haben.

    Betrachtungsweisen.
    Ich möchte hier gerne noch einmal kurz eine Betrachtungsweise zur Diskussion stellen, die ich schon in einem meiner ersten Beiträge angeschnitten habe und möchte zu diesem Zweck den UrPotsdamer zitieren: 'Denkt daran, dass dieses Forum öffentlich ist'. Es ist also davon auszugehen, dass nicht nur 'literarische Lümmel' (zumindest) zu den Besucher von Stadtbild zählen, sondern auch die Architekten von Jacobs. So würde sicher auch Jacobs selber über das Forum unterrichtet sein. Warum also auch nicht die Senatsbaudirektorin und vielleicht sogar der Bürgermeister von Bremen? Mich würde dann sehr interessieren, was gerade die drei letztgenannten Personen über die Diskussionen hier im Forum wohl so denken mögen?
    Kann es vielleicht daran liegen, dass sich ein Bürgermeister wenig angetan von den Plänen Axel Spellenbergs zeigt, weil hier in dem Forum zu negativ und ausgrenzend diskutiert wird?
    Kann es vielleicht daran liegen, dass ein Investor wie Jacobs wenig Gegenliebe auf eventuelle Änderungswünsche zeigt, weil er hier im Forum zu wenig wertgeschätzt wird?
    Bei Rekonstruktionen – besonders wenn sie wie in Bremen praktisch auf keine vorhandene Basis fußen – ist es wie in der Liebe oder der Politik: Es ist ein fortwährendes Geben und Nehmen.
    Was gibt das Forum Jacobs für die Essighaus-Fassade?

    Oder aber hat Jacobs den massiven Gegenwind geahnt? Denn warum hat er sein Bauvorhaben bezüglich des Essighauses nicht schon 2017 vorgestellt, in einem Atemzug mit dem Jacobs-Haus? Warum hat er hinter den Kulissen agiert, Beirat und Denkmalschutz, Baudirektion und Senat so trefflich für sein Projekt gewinnen können?
    Warum gibt er möglichen Änderungen somit praktisch keine Chance und spricht – wenn überhaupt von Änderungen – nur von Details?

    Ich bin sehr gespannt auf Eure Ansichten dazu...

  • Kurze Anmerkungen zu Ihren beiden Bildern, Heinzer:

    Das Nachkriegsgebäude, welches jetzt - um mit Axel Spellenberg zu sprechen - vom Atlantic-Hotel 'gewürgt' wird und mit seinen drei Schriftzügen die Erinnerung an den deutschen Osten aufrechterhält, war hier ja schon einmal im Zusammenhang mit Translozierungen - ich glaube bzgl. des 'Wrissenberg'schen' Giebels (momentane Endstation: Gewerbehaus-Südwand) im Strang zum Ansgarikirchhof thematisiert worden. Die Rokoko-Fassaden-Elemente durften ja wahrscheinlich nur deshalb im Nachkriegsbremen an ihren originalen Standort an der Martinikirche zurückkehren, weil dort ein geistiger Ahnherr der Bremen seit mehreren Dekaden ununterbrochen regierenden Partei, dort als Handelsgehilfe seine Lehrzeit bei einem Geschäftsfreund seines Vaters verbrachte: Die Rede ist von Friedrich Engels. Man sieht, wenn die ' Couleur' paßte, sind selbst in Bremen schon früher Rekos möglich gewesen (Ironie aus ;) ).

    Das von Ihnen gelobte Nachkriegsgebäude an der Langenstraße, ist der Neubau für den nicht wieder aufgebauten Stammsitz der hier im Themenstrang bereits einmal angesprochenen Firma Jaeger & Eggers, welcher im sog. 'Drei-Giebel-Haus' schräg gegenüber beheimatet war. Das Grundstück ist heute zum Teil vom Pressehaus der Bremer Nachrichten / des Weser Kuriers, zum Teil von der Straßenkreuzung Martinistraße / Langenstraße überbaut...

  • Die Frage ist ja auch immer wie es in der Stadtgesellschaft wahrgenommen wird.

    Nehmen wir mal als Beispiel die Tatsache, dass es in Bremen unglaublich viel großflächiges Kopfsteinpflaster gibt. Das kann man schön und dekorativ finden. Ich erinnere mich aber nachts bei Schnee einmal durch Bremen gefahren zu sein und eine unglaubliche Unsicherheit gespürt zu haben, ob ich auf der Straße, der Gegenfahrbahn oder einer exklusiven Trambahnspur bin. Die Kopfsteine reflektierten das Licht. Es war alles nicht gut zu sehen.

    In der Stadtgesellschaft gibt es glaube ich schon ein starkes Bewusstsein für die Stadt. Der Bremer zeigt seinen Reichtum nicht so demonstrativ, hat aber dafür um so mehr Dünkel. Der Bremer Öffentlichkeit ist auch nicht entgangen, welche Möglichkeiten sich andernorts aufgetan haben, und man ist sich auch über die Bausünden der jüngsten Vergangenheit einig. Bremer kann man mit Wertigkeit überzeugen.

    Die Idee einer Angleichung der Stadt an wertigere Zustände kann auch postmodern erfolgen. Ich habe nicht ohne Grund auf die Niederlande verwiesen, dort gibt es ähnliche historische Bauten und ähnliche Versuche modern aber ortsgerecht zu bauen. Dafür braucht es aber zunächst einer Gestaltungssatzung für den Ort und ein paar Flaggschiffe zur Rekonstruktion. Wie immer sind es Bilder von früher, die erst mal Bewusstsein schaffen.

    Kleiner Tipp zum Klinker. Man braucht nur größerformatige Backsteine statt DIN 1053 zu nehmen und alles passt perfekt hinein.

    Im Entwurf Neues Essighaus passt im Entwurf rechts die Renaissancefassade nicht zu der Gliederung der Hausfassade. Müsste man also umproportionieren. Die Ecksituation ist nicht gut gelöst.

    Anders als in Dresden und Frankfurt gibt es in Bremen eine große Tradition der Translozierung von historischen Gebäuden. Darum geht es mehr um Stimmigkeit des Ortes als um Wiederherstellung von Postkartenansichten.

    5 Mal editiert, zuletzt von Agon (24. September 2018 um 13:19)

  • Ich habe mir jetzt lange überlegt, was ich von dem Projekt halten soll und bin irgendwo in der Mitte zwischen Ablehnung und Freude:

    Minuspunkte:

    - Meiner Meinung nach ist die Baumasse des Projekts zu groß und ehrlich gesagt stimme ich einigen hier zu, die der Ansicht sind, dass man die Fassade des Essighauses geschickt in die Verlosung geworfen hat, um vielleicht den ein oder anderen Quadratmeter an anderer Stelle zusätzlich genehmigt zu bekommen. Manchmal ist weniger eben mehr, in der Baubranche aber wohl nicht.

    - Es ist unzweifelhaft, dass diese aufgeklebt wirkende Fassade nicht der Knaller ist, an sich natürlich schon, aber die Einbettung ins Projekt ist sehr suboptimal. Dazu wurde bereits auch alles gesagt. Man hätte zuminst die ersten 10 Meter in die Seitengasse hinein eine historisierende Tiefe vortäuschen müssen. Das wäre dann natürlich etwas Disneyland gewesen, weil es da ja nie eine historische Fassade gab, aber das wäre besser gewesen als diese aufgesetzte Essighausfassade ohne Bezug zur Seitengasse. Und das Dilemma setzt sich im Dachbereich fort, den ich auf der aktuellen Visu mit am schlimmsten finde, da es eine beinahe groteske Wirkung hat.

    - Und dann bleibt auch die Ausführungsqualität. Wenn man schon nur die Fassade anklebt, dann sollte diese wenigstens eine bestmögliche Qualität haben und exakt und in der ursprünglichen Materialität entsprechend rekonstruiert werden. Ob da Beton die beste Lösung ist, ich habe große Zweifel.

    Pluspunkte:

    + Das überhaupt eine Reko in Erwägung gezogen wird, ist grade in Bremen ein riesiger Schritt nach vorne. Allein als Signal wäre dieser Schirtt unglaublich wichtig.

    + Ich glaube, dass auch eine isoliert aufgebaute Essighausfassade eine sehr positive Wirkung auf das gesamte Areal haben wird. Es entstünde hier ein kleiner historischer Cluster, an dem die Bremer Innenstadt ja nicht so viele zu bieten hat. Ich würde diese Wirkung also weder klein reden noch unterschätzen. Denn die Bürger müssen erst mal sehen, wie sich Stadtraum durch Rekonstruktionen verändern kann. Dafür braucht es gebaute Beispiele, dass dies möglich ist.

    + Auch wenn man trefflich über die aufgeklebte Fassade streiten kann, so gilt doch ein entscheidender Aspekt: Selbst wenn das gesamte dahinterliegende in 30 Jahren wieder abgerissen wird, die Essighausfassade wird bleiben. Und das ist das entscheidende des gesamten Projekts!


    Fazit:

    Daher ist auch mein Fazit, bei allen Problemen und Bauchschmerzen, dass man das Projekt unterstützen sollte, denn wenn die Fassade erst mal steht, dann wird sie nach menschlichem Ermessen die nächsten 100 Jahre auch da stehen. Und das ist ein riesiger Erfolg. Nacharbeiten kann man dahinter dann in 25 Jahren immernoch. Aber das was man hat, das hat man. Daher wäre mein Fokus nun dass man die Fassade so qualitativ und korrekt wie möglich aufbaut. So das diese "für die Ewigkeit" geplant und ausgeführt wird.
    Alles andere kann in 30 Jahren neu gedacht und verändert werden. Klar wäre der Entwurf von Herrn Spellenberg ein Traum, aber das Projekt ist so weit fortgeschritten, dass man überlegen muss, was man noch verändern kann und was nicht. Und hhier würde ich eben auf eine maximale Rekonstruktion der Fassade setzen und versuchen, insbesondere im Dachbereich eine bessere Bindung von Fassade und Dach zu erreichen.
    In Dresden war es auch so, dass man bei den ersten Rekos am Neumarkt Abstriche machen musste und dass es aber danach besser wurde, sowohl qualitativ als auch architektonisch. Ich denke, dass dieser Kompromiss, der hier jetzt möglich ist, besser ist als die Alternative, die vermutlich so aussehen würde, dass der Investor einfach die Fassaden der drei anderen Seiten auf die des Essighauses übertragen würde. Wäre das dann am Ende die bessere Lösung? Ich denke nein. Daher unterstütze ich, trotz vorhandener Bedenken, dieses Projekt, auch wenn man sich in 10 Jahren vermutlich fragt, warum man es nicht anders gebaut hat.

    APH - am Puls der Zeit

  • Das von Heinzer beigestellte Bild verdeutlicht es doch:

    Wo der nun deplatzierte "Ostgebiete"-Bau mit den Giebeln der Böttcherstraße hätte verbunden werden müssen (und können), wird mit einer Masse dazwischen gegrätscht, dass es im Fußball einen Platzverweis gegeben hätte.
    Dort, wo Ziegel/Backstein hätte Verwendung finden müssen (rings herum überwiegt Ziegel: St. Martini, hkk, Willems Wohnen, Böttcherstraße,...), wird mit Naturstein brachial entgegengehalten.

    An anderer Stelle dann umgekehrt: Warum wurde z.B. die Bremer Landesbank nicht mit Sandstein, bzw. Naturstein verkleidet?? Passend zu nahezu allen benachbarten Gebäuden. Selbst die Rückseite des neuen Rathauses wird durch den Risaliten aus Kalkstein geprägt. Deutsche Bank: roter Sandstein, Dom: Porta-Sandstein und Obernkirchener Sandstein, Bremer Bank: Obernkirchener Sandstein, Nordseite Domshof: Sandstein
    Nein, bei der BLB musste es dunkler Ziegel sein - natürlich! Nicht einmal eine Kombination aus beidem. Und immer wieder die copy&paste-Fenster. Das allerdings lobte ich bei dem im WK veröffentlichen Jacobs-Gebäude "hinter" dem Essighaus, das für sich genommen, gar nicht so schlecht war: Materialwechsel, Wechsel in den Fenstergrößen, Staffelung in den obersten Geschossen....
    Aber dem Giebel des Essighauses gehört auch Sandstein beigestellt, wenn es denn als Eckhaus bestehen soll. Auch hier mindestens in Kombination mit Ziegel ("Materialverlauf"). Und käme die Essighaus-Fassade gänzlich aus einer Reckli-Matrize (reckli.com), dann müsste konsequenterweise auch der Rest des Gebäudes in Sichtbeton erstellt werden.

    Ich verzweifle, ob der mangelnden Feinfühligkeit der mächtigen Architekten.

    Dennoch: In der Bremer Innenstadt bleibt es spannend. Wer weiß, welche Überraschung uns noch die Karstadt-Kaufhof-Zech-Entwicklung bringt? Ein Luxushotel hinter einer NDL-Fassade?

  • Der Internetauftritt des Balgequartiers wartet mit einem sehr interessanten Detail auf:
    Während es für das Jacobs-Haus, das Kontor-Haus und die Stadtwaage Broschüren zum Download gibt, ist diese Funktion für das Essighaus jedoch nicht abrufbar.
    Sollte dies etwa bedeuten, dass die Pläne zum Essighaus noch nicht in Stein gemeißelt sind?
    Gibt es da etwa ein kleines Fünkchen Hoffnung?
    Herr Spellenberg – legen Sie Ihre Pläne mal nicht zu weit weg.

    Was ist mit einem Betonabguss gemeint? Kann mich das anwesende Fachpublikum hierzu bitte mal aufklären?