• Eine Frage hätte ich noch und zwar was eigentlich mit den in der Nachkriegszeit Rekonstruierten Geländern,Wandverkleidungen u.s.w. in den Innenräumen passiert?

  • Wurde eigentlich schon auf die Internetseite zum Balgequartier hingewiesen? Da gibt es noch weitere Ansichten des "Neuen Essighauses".

    https://balgequartier.de/neues-essighaus/

    (...) Um der Bedeutung des Standortes gerecht zu werden, soll die denkmalgeschützte Fassade des Essighauses rekonstruiert und bestehende Spolien im Fassadenbild integriert werden. Die neue, transparent und filigran gestaltete Fassade im Stil des ursprünglichen Essighauses wird die Geschichte des Hauses von einst dokumentieren, während hinter dieser der modernste Neubau der Langenstraße,... (...)


    Man kann wirklich nur hoffen, daß es später in der Realität nicht ganz so schlimm aussieht.

  • Zum Thema gab es jetzt wieder einige Leserbriefe im Weser-Kurier vom 1.7.22. Eine Art Hilflosigkeit durchzieht den Inhalt der Briefe gepaart mit Wut und Entsetzen. Wir fühlen uns hier seit Jahren bezügl. des Erhalts des Stadtbildes der Politik ausgeliefert. Man kann hier einfach nichts machen. In der Politik fehlt einfach das Bewusstsein für den Erhalt von Gebäuden, gedacht wird vornehmlich funktional. Hat man einen Investor, dann erfährt der Unterstützung und setzt sich mit seinen wirtschaftlich motivierten Absichten größtenteils durch. Diese Stadt ist verloren, da dieser Prozess ja schon seit der Nachkriegszeit so läuft. Entsprechende Beispiele habe ich und andere hier ja schon eingestellt (z. B. Ost: Abrissstadt - Osterdeich, Parkallee). Hier nun die Leserbriefe aus dem Volk:

  • Man kann wirklich nur hoffen, daß es später in der Realität nicht ganz so schlimm aussieht.

    Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Indes, ich habe keine Hoffnung hier. Das ganze sie so schrottig aus, dass es eigentlich gar nicht besser werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass Jacobs vorher Pleite geht, und aus dem Projekt nichts wird.

  • Unfassbar!

    Die drei Gebäude, die nun für eine erbärmliche Architekturinterpretation mit dem Anspruch auf Originalität fallen sollen, sind unter Denkmalschutzkriterien vielleicht fragwürdig. Ich gebe hier zur Anschauung noch mal ein Foto von Manikor wieder:

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    Im Vordergrund die Weserrenaissancefassade der Stadtwaage. Es geht um die drei Gebäude dahinter:

    Gebäude 1: unten 50er-Jahre mit Weserrenaissancespolien, oben der Giebel der Sonnenapotheke im Weserrenaissancestil.

    Gebäude 2: 50er-Jahre-Stil. Nichts besonderes.

    Gebäude 3: unten Essighaus, in der Mitte 50er-Jahre, oben Barockgiebel (von der Rückseite des abgerissenen Cäsar´schen Hauses).

    Also, wie gesagt, nichts besonderes.

    Aber: Von der Anmutung her passen diese drei Gebäude mit ihren Schmuckteilen und den Backsteinfassaden wunderbar zum Essighaus und geben darüber hinaus Besuchern und Bremern einen Eindruck wieder, wie es hier mal vor 400 Jahren ungefähr ausgesehen hat. Das wird durch die Neubauten alles vernichtet. Allein schon durch ihre Höhe und Flächengeilheit erniedrigen sie den Renaissancebau Stadtwaage. Das Schlagwort für die drei Altbauten lautet: ANPASSUNG. Für die Neubauten: IGNORANZ.

    Außerdem hat uns der Investor Jacobs mit seiner Ankündigung, die Essighausfassade wieder herzustellen, hinter´s Licht geführt. Das macht kein ehrbarer Kaufmann. Ankündigungsprosa nenn ich das.

    Und nun also das hier, eine Beleidigung für die Stadtwaage, eine Beleidigung für unsere Augen:

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  • Mit dem neuen reduziert aufgeklebten Essighaus kann man ja noch leben, aber der Kaventsmann daneben (eigentlich ist es ja ein Gebäude), ist eine fette Kröte, die HB nicht hätte schlucken sollen. Der aufgesetzte Renaissancegiebel in der Seitengasse zur Stadtwaage ist allein aufgrund seiner isolierten und hohen Lage ein böse Verballhornung.

    Zumindest die Wiederherstellung der Giebel des Kontorhauses ist - wenn es dabei bleibt - ein kleiner Lichtblick.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die derzeitige Situation gefällt mir viel besser, die hat wenigstens noch einen Tatsch von Renaissance. Warum kann man das Essighaus nicht 1:1 rekonstruieren. Bremen war mal die Hauptstadt der Weserrenaissance.

  • Die derzeitige Situation gefällt mir viel besser, die hat wenigstens noch einen Tatsch von Renaissance. Warum kann man das Essighaus nicht 1:1 rekonstruieren. Bremen war mal die Hauptstadt der Weserrenaissance.

    Weil Bremen sich bemüht, Hauptstadt der Investoren zu werden. Und die setzen ihre Interessen durch, weil die Stadt auf Investoren angewiesen ist und ihnen deshalb zu oft entgegenkommt. Nun könnte man natürlich erwarten, dass die Politik Stärke zeigt und versucht, das Stadtbild zu erhalten. Ebenfalls könnte man erwarten, dass die Politik ihre Antennen ausfährt und versucht, den Wunsch der Bürger nach einer schönen Stadt sensibel aufzunehmen.

    Zugespitzt könnte man sagen, die Politik vertritt die Interessen der Stadt, aber nicht die Interessen der Bürger. Aber sind die Bürger nicht die Stadt?

  • Wie kann man es eigentlich verantworten, dass so ein herrlicher Giebel in eine Seitengasse wandert? Von mir aus können Dreiviertel des Gebäudes so aussehen wie es jetzt geplant ist, aber doch bitte nicht die Fassade nach vorne. Beim ersten Entwurf war der Giebel ja auch in die Mitte gewandelt und nicht in der Gosse versteckt. Wieso hat der Herr Investor seine Ansichten so sehr geändert? Wir hatten doch in der Vergangenheit schon sehr engagierte Briefschreiber, hier sehe ich die Notwendigkeit erneut, ich bin für sowas aber glaube ich nicht gut geeignet.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Wieso hat der Herr Investor seine Ansichten so sehr geändert?

    Das ist die Generalfrage, die mich auch brennend interessiert. Haben die Architekten abgeraten, haben sich die finanziellen Verhältnisse geändert oder handelt es sich um den charakterlichen Niedergang eines Investors - erst Rekonstruktion zusagen, dann wieder davon abrücken ohne die Gründe zu kommunizieren. Zumindest hätte er der Stadtgesellschaft eine Erklärung liefern müssen. Nichts davon. So bleibt der schale Geschmack von Betrug, von psychologischer Trickserei, davon, erst die Bremer um den Finger zu wickeln und wenn dann rechtlich alles in trockenen Tüchern ist, kommt ein Rückzieher, der vielleicht moralisch verwerflich aber juristisch nicht mehr angreifbar ist. Geschäft ist Geschäft.

  • Mittlerweile wurden leider Tatsachen geschaffen. Die Utluchten wurden entfernt bzw. geborgen. Nur, was soll mit dem Giebel vom Cäsarschen Haus passieren? Bleibt zu hoffen, dass der noch geborgen wird.