• Beides sehe ich anders. Je entwurzelter Jemand ist, desto weniger verbindet ihn die Geschichte und die bauliche akute Lage einer Stadt mit seiner Biografie. Warum sollte ich mich in einer mir völlig bis vor kurzem unbekannten Stadt, einem relativ unbekannten Land niederlassen und dann leidenschaftlich für den Erhalt von womöglich mir vollständig nicht eingängigen Bauformen mich einsetzen? Da hat auch der bildungsfernste Deutsche per Geburt hier ganz andere Voraussetzungen, dazu gehört aufwachsen in regionaltypischen Stilen, gute Kenntnis über örtliche Bedürfnisse, wie z.B. nach Nachhaltigkeit, etwas das in manchen Ländern heute noch völlig unbekannt ist, schulische Bildung zur lokalen und nationalen Geschichte, Schulbesuche in örtlichen Museen und insgesamt natürlich das ganz natürliche Selbstverständnis hier seine dauerhafte Heimat zu haben.

    Findest Du? Es liegt doch immer an dem Einwanderer selbst ob er sich in einem Land engagieren möchte oder nicht, genauso auch der Alteingesessene. Es kommt natürlich auf das Motiv an, warum man in einem Land einwandert. Ist es das Geistesleben, was einen fasziniert und man unbedingt dazugehören möchte oder ist es die herrliche unberührte Natur? Oder ist es das einzige Verlangen, sich materielles Wohlergehen zu schaffen? Oder beschränkt sich das nur auf den Konsum, was einem mit dem Land verbindet. - das beste Schnäppchen beim Aldi gemacht zu haben, da kenne ich einige Alteingesessene, trotz schulischer Bildung.

    Beauty matters!

  • Findest Du? Es liegt doch immer an dem Einwanderer selbst ob er sich in einem Land engagieren möchte oder nicht, genauso auch der Alteingesessene. Es kommt natürlich auf das Motiv an, warum man in einem Land einwandert. Ist es das Geistesleben, was einen fasziniert und man unbedingt dazugehören möchte oder ist es die herrliche unberührte Natur? Oder ist es das einzige Verlangen, sich materielles Wohlergehen zu schaffen? Oder beschränkt sich das nur auf den Konsum, was einem mit dem Land verbindet. - das beste Schnäppchen beim Aldi gemacht zu haben, da kenne ich einige Alteingesessene, trotz schulischer Bildung.

    Es ist nicht einfach, eine Pauschalaussage von der Tragweite zu treffen, wie ich es tue, das wurde ja auch schon von Heinzer mit dem Beispiel Frankfurt aufgezeigt. Aus Ermangelung an Untersuchungen kann man da wohl auch keine zahlenbasierte Aussage treffen. Jedoch scheint mir der Umgang mit dem Stadtbild sehr stark von der Bevölkerungsstruktur abzuhängen. Hier jetzt auch gar nicht unbedingt an Einwanderern aufgehängt, sondern am sozialen Milieu. Klassische Arbeiterstädte sind dabei häufiger negativ auffallend. Orte wie Stuttgart. München hat grob 25% Ausländer laut Statistik, jedoch sehe ich da keine entsprechende Quote an Ausländern in den einschlägigen Partizipationskanälen. Sie sind einfach nicht da, zumindest in meiner - vielleicht aus welchen Gründen auch immer bubble - Sicht jedenfalls. Klar, kann ich mir auch Szenarios entwickeln, so z.B. der aus Syrien geflüchtete Geschichtsprofessor hier seine Leidenschaft fortsetzt. Aber signifikant scheint das jedenfalls nicht zu sein. Migranten sind unterrepräsentiert in der akademischen Ausbildung und überrepräsentiert im Ausbildungsbereich. Das hat auch Konsequenzen auf die Lebensrealitäten und den Fokus den man setzt. Zumal Migranten auch bei der Wohnungssuche durchaus segregiert werden und damit eventuell gar nicht in den diskussionswürdigen Gebieten eine Bleibe finden. Das sind meine Überlegungen zu möglichen Gründen.

    Ich würde soweit gehen, dass auch dieses Forum hier voll ist von Bildungsbürgertum, aber statistisch weit unterrepräsentiert wird von bildungsfernen, auch ausländischen Menschen, wie sie in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert sind.

  • Mit Migranten hat das alles auch nichts zu tun, diese mögen zwar insgesamt gleichgültiger gegenüber dem Bauerbe eingestellt sein, "ersetzen" in diesem Sinne aber nur die gleiche, zuvor genauso desinteressierte Schicht an Deutschen, die ihre Häuser in den 50er-80er Jahren baumarktgerecht saniert haben und keinen Deut mehr Interesse am Stadtbild zeigen/gezeigt haben. Ob in einer Stadt 10 oder 25% Menschen mit Migrationshintergrund leben, ändert daran gar nichts,

    Diesen pessimistischen Ausführungen ist - leider - recht zu geben, wie es auch bei uns nicht zu übersehen ist. Kulturelle Fragen jeder Art sind heutzutage - dh unter den heutigen Rahmenbedingungen - nicht demokratisch - und damit auch nicht demographisch - anzugehen. Dafür fehlen jegliche sozio-politische Grundlagen, und das nicht erst seit gestern. Eine sozialdemokratische Bewegung, der an der kulturellen Förderung der Arbeiterschicht gelegen ist, findet man allenfalls bis zur Kreisky-(Brandt-)Ära, im großen Stil überhaupt nur in der Zwischenkriegszeit.

    Wir dürfen doch nicht vergessen, dass das, was wir hier diskutieren, ein absolutes Minderheitenprogramm ist. Klassische Kunst, Architektur oder Musik, ist heute einfach nicht mehr zu "verkaufen". Die schlichten Mechanismen des Marktes bzw des Plebiszites funktionieren hier einfach nicht. Auch eine ethnisch rein deutsch bleibende Unterschicht würde unter den heutigen Umständen in kultureller Hinsicht hoffnungslos verkommen- wahrscheinlich sogar schlimmer als Türken, denen eine gewisse traditionelle Bindung bliebe. Das ist woanders übrigens genauso.

    Entscheidend bleibt, wo es in Politik und Gesellschaft hinreichend mächtige Kräfte gibt, gegenzusteuern. Das kann in Ulm, Lübeck, Potsdam, Dresden oder seinerzeit im komm. Warschau sein. Mit dem Ausmaß der Begeisterung und Beteiligung der unteren Bevölkerungsschichten hat das rein nichts zu tun, damit wäre auch kein Staat zu machen.

  • Wenn man ganze soziale Schichten komplett abschreibt und für irrelevant hält, ob diese den Kurs mittragen, begeht man halt das Risiko mögliche Mitstreiter auszulassen. Natürlich mag es zielführend sein, sein Kräfte auf das zu lenken, was vielversprechend ist. Nur bleibt man damit auch Nische. Dabei hat die These vom Bauen nach Maßstäben, wie Originalität, Regionalität, Dauerhaftigkeit, menschlichem Maßstab, usw. eigentlich so viel Potential eigentlich für jeden etwas dabei zu haben und ein echter gesellschaftlicher Konsens zu werden, wo dann manche heutige Avantgarde die Nischenmeinung ist. Im Kunstbereich findet bereits so ein Ablösung statt. Die Mehrheit hat sich komplett aus diesen Sphären verabschiedet, mit dem Verweis nichts mehr damit anfangen zu können. Nur ist der Gebäudebau nicht einfach in eigenen Kreisen dann fortzuführen, egal was die Mehrheit denkt.

  • Es geht nicht drum, was abzuschreiben, aber man muss die Realität erkennen.

    Bauen nach Maßstäben, wie Originalität, Regionalität, Dauerhaftigkeit, menschlichem Maßstab, usw.

    Das soll "die Mehrheit" bewegen? Ernsthaft?

    Im Kunstbereich findet bereits so ein Ablösung statt. Die Mehrheit hat sich komplett aus diesen Sphären verabschiedet, mit dem Verweis nichts mehr damit anfangen zu können. Nur ist der Gebäudebau nicht einfach in eigenen Kreisen dann fortzuführen, egal was die Mehrheit denkt.

    Geh, war es je anders im Kunstbereich? Deshalb welkt er auch so dahin - auch in jenen Bereichen übrigens, die obzitierten Maßstäben entsprechen. Im Musiksektor gut zu beobachten: Die Fixierung auf "Klassik" (im Sinne von "bis Richard Strauss und nicht weiter") funktioniert einfach nicht - das Publikum bricht so oder so immer mehr weg.

    Und der Gebäudebau ist der Mehrheit auch so etwas von wurscht.

  • Ja, ist ja gut, bin ich eben ein zu großer Idealist. Aber zur süffisanten Frage, ob das Themen für die Mehrheit sind: Ja, sind es. Es bestehen recht verbeitete Meinungen zu den Nachkriegskaufhäusern in ihren gigantischen eintönigen Ausprägungen. Es besteht breite Zustimmung, dass Städte immer gleicher aussehen. Es wird mit den Füßen abgestimmt, dass Innenstädte nicht mehr Aufenthaltsqualität bieten. Usw.

  • Enttäuschend finde ich in der Tat die Passivität der Bremer Bürger. Es wird zwar immer viel gemeckert in Bezug auf das Stadtbild und Architektur, aber so richtig was machen tut eigentlich auch keiner bzw. bleiben es im Wesentlichen bei Einzelaktionen wie das sehr lobenswerte Engagement auch einiger Mitglieder hier gegen den Abriss des Medienhauses.

    Es wohnen in Bremen wirklich noch viele alteingesessene Bürger im besten Sinne, Kaufmannsleute etc., die vernetzt sind und sicherlich eher konservativ ticken - aber abgesehen von den lobenswerten Aktivitäten von Herrn Hübotter, der langsam aber einfach zu alt ist für große Projekte herrscht da überall Schweigen im Walde.

    Deine Aussagen bezüglich der "Passivität der Bremer Bürger" und "aber so richtig was machen tut eigentlich auch keiner"stimmen nicht. Es hat eine Vielzahl von Bürgerinitiativen zum Erhalt unseres Stadtbildes gegeben. Nur wurde alles von der politischen Seite ignoriert, weil es, ich wiederhole mich hier, keine Lobby im Parlament, also bei den Abgeordneten, für unser Stadtbild gibt. Dabei spielt das Parteibuch keine Rolle.

    Folgende Bürgerinitiativen meine ich:

    1. Die Bremer Bahnhofsplatz Initiative, bei der ich mitgemacht habe, hat 7000 Stimmen gegen die Bebauung des Bahnhofplatzes mit den Dudlerbauten gesammelt. Gebracht hat es nichts.

    2. Die Initiative Grünes St. Magnus hat sich gegen die Bebauung neben Knoops Park gewehrt. 3000 Unterschriften hat es gegeben. Gebaut wurde trotzdem.

    3. Im Bremer Ostertor gehen die Bürger auf die Barrikaden gegen die Bebauung des Viertels mit Hochhäusern durch Hamburger Investoren. Sogar ein ehemaliger Verwaltungsrichter ist Teil der Bürgerinitiative und berät diese mit seiner rechtlichen Kompetenz. Es ist aber alles sinnlos, die bauvorbereitenden Abrissarbeiten der ehemaligen Bundebankfiliale schreiten langsam voran. Das Ergebnis ist ja wohl klar.

    4. In Bremen-Vegesack gibt es Bürgerwiderstand gegen den Teilabriss des Schröderhauses, von mir hier unter Bremen-Nord bereits eingestellt.

    5. Die Bürgerinitiative Platanen am Deich kämpft dagegen, dass auf einer Strecke von 2 Kilometern alte, große Platanen gefällt werden. Angeblich für den Hochwasserschutz. Die BI hat ca. 10 000 Euro für ein Gegengutachten aus eigenen Mitteln aufgebracht.

    6. Eine Initiative im Bremer Osten hat es geschafft, einen Bürgerentscheid in die Wege zu leiten. Die Bürger haben entschieden, dass die Galopprennbahn nicht bebaut werden darf.

    Das sind jetzt 6 Beispiele, die ich noch erweitern könnte, Stichwort Wäldchen an der kleinen Weser gerettet, Bau der A 281 in Huckelriede, es gibt eine Initiative in Oslebshausen usw. Das klingt ja wohl nicht nach "Passivität der Bremer Bürger" oder nach "aber so richtig was machen tut eigentlich auch keiner"? Die Initiativbürger müssen sich dann noch von Behördenmitarbeitern und Politikern als egoistische Nimbys bezeichnen lassen, die nur an ihr Eigenwohl denken. Dabei ist der zeitliche und finanzielle Aufwand in diesen Initiativen erheblich, die meisten arbeiten neben ihrer Berufstätigkeit dort mit.

    Daneben gibt es eine Reihe von Petitionen und Trillionen von Leserbriefen. Alleine gegen die Bebauung des Bahnhofplatzes hatten ungefähr 120 Bremer angeschrieben. Und das, was ich oben geschildert habe, sind ja nur die Initiativen der letzten 10 Jahre. Ich bin aber mindestens 30 Jahre dabei. Stichworte dazu sind Abriss der Senatsvilla, dargestellt im Strang Parkallee, Abriss des Jugendstil-Weser-Wehrs in Hemelingen, Abriss der Doppelvilla Ecke Stader Str./Osterdeich. Nur drei Beispiele. Immer hatte die politische Seite

    die Bürger selbstherrlich ignoriert. Gut, einige bescheidene Erfolge scheint es gegeben zu haben, aber noch nie im Bau- und Abrissbereich. Die Politik machte da immer, was sie wollte.

    Das gilt aber nicht für die Beiratsebene. Ich hatte vor jedem Abriss in Schwachhausen mit den Beiratssprechern oder Beiräten telefoniert. Die fanden das überhaupt nicht gut, positionierten sich gegen die eigene, grüne Partei und bedauerten die Ignoranz des grünen Senators Lohse gegenüber ihren Anliegen auf Gebäudeerhalt. Aber wehe, wenn Beiratspolitiker in die Bürgerschaft aufsteigen und Abgeordnete werden, dann.....findet eine Wandlung statt.

  • Das ist ja haarsträubend, also sowas kenne ich hier bei uns kaum. Gab es denn auch Initativen, die sich tatsächlich durchgesetzt haben?

    Vielleicht wäre langfristig dann eher sowas wie ein Bremer Gegenstück zum Bayrischen Denkmalnetz (https://www.denkmalnetzbayern.de/) eine Lösung. Dieser nutzt das Verbandsklagerecht, um Gebäude vor dem Abriss zu bewahren. Das gleiche scharfe Schwert, das Umweltverbände seit Jahren nutzen.

  • findorffer: Es mangelt ganz sicher nicht an individuellem Engagement, das meinte ich nicht. Was aber fehlt, ist eine Art gemeinsame Plattform, denn das sind alles Einzelaktionen mit sehr bestimmtem Ziel, meistens in Form der Verhinderung einer bestimmten Maßnahme. Eine Rekonstruktion aber muss erstritten, erreicht werden und nicht verhindert.

    Es gibt und gab zig BI gegen alles Mögliche in Bremen. In Huchting gibt/gab es eine Initiative gegen den Straßenbahnausbau, in Huckelriede eine sehr erfolgreiche, sehr präsente BI gegen den Ausbau der A281/Autobahnringschluss, es gab die Rennbahninitiative, diejenige gegen die Bebauung des "Investorengrundstücks" am Bahnhofsplatz etc., alles mit wechselndem Erfolg, der Ringschluss wurde immerhin um 20 Jahre verzögert (kann man wohl Erfolg nennen, auch wenn er vielleicht etwas schal schmeckt), die Rennbahn wird nicht bebaut (Erfolg), dafür sind andere Dinge gescheitert (Bahnhofsgrundstück, wahrscheinlich auch der Neubau auf dem Grundstück der ehemaligen Bundesbank im Ostertor).

    Was mir aber in Bezug auf die Innenstadt vorschwebt wäre eine Initiative FÜR die Altstadt, wo sich Leute aller Couleur mit vielleicht sogar primär verschiedenen Schwerpunkten treffen und überlegen, was am meisten Strahlkraft hätte. Unser Bremer Problem, welches Dir natürlich auch bekannt ist, ich plaudere hier jetzt keine Betriebsgeheimnisse aus, ist die Zersplitterung aufgrund verschiedener, sagen wir sehr starker Persönlichkeiten mit völlig verschiedenen Schwerpunkten. Hier war eine Zeitlang ein Kylo Ren sehr aktiv, wollte irgendwas mit Ansgarii auf die Beine stellen - nie wieder gehört. Es gibt den Verein Anschari, da ist auch nichts weiter passiert, zumindest nicht öffentlich.

    De facto ist es trotz mehrerer durchaus wohlmeinender und erfolgversprechende Anläufe nicht gelungen, die Bremer Akteure (klingt gleich so offiziös, kurz vor Zivilgesellschaft) irgendwie zu vereinen. Ich bleibe auch dabei, dass uns das entscheidende Zugpferd fehlt, ein vernetzter, charismatischer Typ mit der Erfahrung und dem breiten Rücken, sowas durchzuziehen. Das bin ich ganz sicher nicht, bin nicht mal Bremer und das Gegenteil von vernetzt und überhaupt kein "Anführer". Somit sind wir verdammt, in der Defensive zu bleiben, maximal noch anonym im Stadtbildforum zu schimpfen, vielleicht mal zwischendurch eine Aktion wie die von Jakku zum Medienhaus auf die Beine zu stellen (was wirklich aller Ehren wert war - aber sogar bei dieser wirklich klar fokussierten Aktion gab es unheimlich viel Reibung durch interne Querelen und Befindlichkeiten).

    Klingt jetzt zu passiv und nölig und ist es auch. Mach's doch besser, möchte man sagen - ich kann für mich in meiner jetzigen Lebenssituation einfach nur sagen, mehr als von Zeit zu Zeit ein paar Fotos zu machen und hier mehr oder minder launisch, manchmal positiv und leidenschaftlich, manchmal enttäuscht und mit Tendenz zur Melodramatik Beiträge zu schreiben und mich zumindest finanziell einzubringen ist einfach nicht drin. Ich würde mich sofort an eine irgendwie erfolgversprechende Bremer Aktion anschließen, aber deren Gründer oder Antreiber kann ich im Moment einfach nicht sein.

  • Gab es denn auch Initativen, die sich tatsächlich durchgesetzt haben?

    Jein.

    Die Bürgerinitiative Galopprennbahn hat mit ihrem Volksbegehren und Volksentscheid Erfolg gehabt – die Bebauung wurde gestoppt.

    Darüber war der Senat natürlich nicht wirklich erfreut und zeigt sich seitdem verschnupft und pikiert.

    Während die Bürgerinitiative breit aufgestellte und sehr ansprechende Nutzungskonzepte mit einem Mix aus Kultur, Bildung, Natur und Sport liefert, kommt von der politischen Seite nix.

    Im Gegenteil: Der Beirat hat sich gegen eine Nutzung der Galopprennbahn für Galopprennen ausgesprochen und die ZZZ (die mit der Nutzung und Vermittlung des Areals beauftragt und gleichzeitig Mieterin der Galopprennbahn ist) hat einen Renntag des Bremer Reitsportvereins im September abgelehnt.

    Beschlossen wurde ein fünf Meter breiter, asphaltierter Weg, der das Gelände mittig durchschneidet und Galopprennsport folglich unmöglich macht - die (von mir) so genannte 'Bücking-Trasse'.

    Robert Bücking (Bündnis 90/DieGrünen), Verfechter für mehr Bürgerbeteiligung in Bremen, sagte seinerseits in einer Bürgerschaftssitzung vor dem Volksentscheid in Richtung Bürgerinitiative Galopprennbahn: "Sie (die BI) hat Streit verdient!"

    Die 'Bücking-Trasse' ist Sinnbild und Ausdruck dieses Streits, den die BI (und damit die Bürger Bremens) in den Augen des Senats verdient hat...

  • Das ist ja haarsträubend, also sowas kenne ich hier bei uns kaum. Gab es denn auch Initativen, die sich tatsächlich durchgesetzt haben?

    Es ist aber, Majorhantines, noch viel, viel haarsträubender, als Du denkst, da fast alle Bürgerinitiativen an der Hoffnungs- und Bürgerinitiativen Partei DIE GRÜNEN, die jetzt in der vierten Legislaturperiode das Bauessort besetzt hat, scheitern und sich die Zähne ausbeißen. Es wird streng und knallhart grün durchregiert. Für die Grünen sind die BI`s Verhinderer, die Zeit schinden und Personal binden. Das war mal anders. In den 90er-Jahren hätten die Grünen die Ansprüche der BI`s formuliert und verteidigt. 

    Es ist auch noch viel, viel haarsträubender, weil ich ja nur einen Teil der Initiativen aufgeführt habe. Nachfolgend ergänze ich meinen Beitrag noch um einige Infos, werde aber die Berichte nicht vollständig abbilden. Man kann das bei Google finden. Ich "ticke" hier einige Presseberichte nur an. Alle diese BI`s sind gescheitert - am grünen Bauressort. Was verwundert, da es auch um richtig grüne Themen wie Natruschutz ging.

    1. Die BI gegen die Bebauung der einer großen Freifläche neben dem Werdersee in der Bremer Neustadt. Inzwischen ist die "Gartenstadt Werdersee" fast fertig.

    Streit um Wohnungsbau im Grünen: „Gartenstadt“ nicht zu stoppen

    Die „Planwerkstatt“ zur Gartenstadt Werdersee gerät aus den Fugen: Kritiker reagieren sehr erbost auf angeblich unzureichende Umweltgutachten.

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    Noch Wiesenidyll – bald „Gartenstadt Werdersee“. Foto: Nikolai Wolff/Fotoetage

    BREMEN taz | Letzte Hoffnung: Verträglichkeitsgutachten. Deswegen waren annähernd 100 Gegner der „Gartenstadt Werdersee“ zur „Planungswerkstatt“ des Bausenators erschienen. Neugierige Konzentration wich bald frischer Empörung – und schaukelt sich höchst aggressiv empor, da die Vortragenden keine Argumente gegen das Vorhaben in Stellung bringen können. „Es handelt sich um eine Normallandschaft“, so Dirk Hürter von der Umweltbehörde.

    Dass eine Freizeitfläche der Öffentlichkeit enteignet und privater Nutzung zugeführt wird, ist von der Baudeputation durch eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans 2452 bereits 2013 entschieden worden. Keine Hoffnung mehr auf Erhalt der Feuchtwiese und Ackerflächen, die als Naherholungsgebiet, Abenteuerspielplatz und Hundeklo beschrieben werden.

    Der Gartenstadt-Entwurf sieht vor, 570 Wohnungseinheiten für 1.180 Menschen auf dem 17,4 großen Areal neben dem Huckelrieder Friedhof zu erstellen. Geplant ist eine Bebauung in lockerer Gebäudeschüttung – die 75 Wohneinheiten pro Hektar entsprächen den angrenzenden Quartieren, so Moderator Frank Schlegelmilch. Architekt Matthias Rottmann will einen Mix aus Einfamilienhäusern, mehrstöckigen Reihenhäusern entstehen lassen, plus siebengeschossiges Wahrzeichen sowie Kita (für 100 Kinder) und eine Grundschule (128 Kinder).

    Die Freifläche sei für das Stadtklima besonders wichtig, meint die Gegnerfraktion. Hürter bestätigt, die Schneise sei Leitungsbahn für frische Winde, vor allem die nächtliche Zufuhr von Kaltluft in die Hansestadt. Die Gartenstadt habe dann „erheblich negative Wirkungen“, sei in der geplanten offenen Bauweise, flankiert von 50-Meter-Grünstreifen, aber klimapolitisch akzeptabel. Hinzunehmen sei auch, dass ein Stück „Landschafterleben“ wegfalle.

    Die freie Gutachterin Henne Jordan legte eine botanische und zoologische Bestandsaufnahme vor. Sie beschrieb ein „arten- und blütenreiches Grünland“, zählte 225 Bäume und fand mit der Traubigen Trespe sogar eine „stark gefährdete Pflanze“ - was aber nicht reichen würde, später mal einen Baustopp einzuklagen. Turmfalke und Waldohreule würden derzeit noch auf dem Gelände Mäuse jagen, Fledermäuse fänden gute Lebensbedingungen. Brutvögel aber gebe es keine. Das sei Folge der intensiven Nutzung durch jagende, bellende und draufloskotende Hunde.

    Das Überschwemmungsgebiet liege nur vier Meter über Normal-Null, müsse durch Aufsandung erhöht und mit Versickerungs-Senken bereichert werden, erklärte ein Entwässerungsingenieur. Auch die Bodenuntersuchungen ergaben keine Gefährdungen. Es wurde zwar eine in den 1960er/70er Jahren genutzte, heute mit Müll abgedeckte Tongrube gefunden. „Aber dort kann wie vorgesehen eine Freizeitfläche entstehen – mit neuer Rasenabdeckung“, so Christina Heinken als Vertreterin des grünen Umweltsenators.

    2. Die Bürgerinitiative gegen das Hochhaus in Vegesack - es wird gebaut

    Die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) gegen das Hochhaus ziehen eine enttäuschte Bilanz ihrer Bemühungen, den Bau eines neungeschossigen Gebäudes auf dem ehemaligen Haven-Höövt-Areal zu verhindern. Stellvertretend für die Initiative hatte Thomas Christoffers eine Petition eingereicht, die nach seinen Angaben von mehr als 2500 Bürgerinnen und Bürgern aus Bremen-Nord unterstützt wurde. Zwar hat der Petitionsausschuss noch nicht abschließend beraten. Doch Christoffers rechnet nicht mit einer Entscheidung im Sinne der Hochhaus-Gegner.

    „Für den Vegesacker Beirat, die Baudeputation, den Petitionsausschuss und die Stadtbürgerschaft waren die Argumente der Petenten genauso irrelevant wie die Auffassung des Landesdenkmalpflegers, der Architektenkammer, des Deutschen Schulschiff-Vereins und vieler Bürgerinnen und Bürger, die ihre Auffassung in Leserbriefen zum Ausdruck gebracht hatten“, so Christoffers.

    Mehr als 2000 Unterschriften gesammelt

    Online hatten 534 Bürger die Petition mitgezeichnet. Mehr als 2000 weitere Unterschriften sind nach Angaben der Mitglieder auf Listen gesammelt worden. „Und das, obwohl wir die Sammlung wegen der Corona-Pandemie nach wenigen Tagen einstellen mussten. Wir hatten nur einmal die Gelegenheit, an einem Stand auf dem Vegesacker Markt öffentlich Unterschriften zu sammeln“, so Christoffers. Allein an diesem Tag seien mehr als 1200 Unterschriften zusammengekommen.

    Das Resümee der Bürgerinitiative bezieht auch die Reaktion von Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) auf die Proteste der Bürger ein. In einem Interview mit der NORDDEUTSCHEN hatte Schaefer gesagt, die Proteste seien zu spät gekommen. „Wir haben inzwischen Akteneinsicht genommen und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass das nicht so war. Sobald klar war, dass das Hochhaus in der Höhe gebaut werden soll, haben wir reagiert“, betont Christoffers. „Am Anfang hieß es seitens der Politik und des Investors mehrfach: Das Haus wird nicht so hoch. Wir wurden vertröstet.“

    „Die Politik trifft Entscheidungen an den Bürgern vorbei“

    Die Initiative sieht in der Umgangsweise mit den Anliegen von Bürgern die Ursache für Politikverdrossenheit. Thomas Christoffers betont: Mit solchen Aktionen tragen Politiker dazu bei, dass die Bürger parteimüde werden.“ Und Klaus Gawelczyk sagt: „Die Politik trifft Entscheidungen an den Bürgern vorbei. Dabei gibt es viele Beispiele aus der Vergangenheit, dass Bürger mit ihren Einschätzungen oft richtig liegen.“ Als Beispiele zählt er den Bau des Einkaufszentrums Haven Höövt, des Tunnels unter dem Sedanplatz und die Anlage des Blauen Bands in der Vegesacker Fußgängerzone auf. Dies seien alles Projekte, die gescheitert seien und vor denen Bürger gewarnt hätten. „Glücklicherweise wurde damals wenigstens der Abriss der Häuser an der Alten Hafenstraße gestoppt.“

    Imke Schöttler ist vor vier Jahren aus dem niedersächsischen Umland nach Vegesack gezogen, „auch wegen der Maritimen Meile und wegen des Museumshafens“. Das Flair drohe verloren zu gehen. Auch in Hinblick auf die Insolvenz der Strandlust und die Gerüchte, anstelle des Traditionshotels könnte Wohnbebauung entstehen, sagte Klaus Gawelczyk: „Wir machen uns wirklich Sorgen um die weitere Entwicklung Vegesacks.“

    3. Die Bürgerinitiative gegen ein Hochhaus im Viertel - es wird gebaut

    Anwohnerprotest

    Pläne gehen Anwohnern zu hoch

    Die Pläne für ein Hochhaus an der Kohlhökerstraße treibt Anwohner auf die Barrikaden. Mut macht ihnen der erfolgreiche Widerstand gegen die Mozarttrasse.



    Pläne gehen Anwohnern zu hoch

    Der geplante Neubau auf dem Bundesbank-Areal an der Kohlhökerstraße.

    Ein Hochhaus im Ostertor: Dort, wo derzeit noch die leer stehende Immobilie der Deutschen Bundesbank liegt, soll im Jahr 2022 ein Häuserensemble stehen, aus dessen prägnantestem Bauwerk die Bewohner aus nahezu 45 Metern Höhe über das Viertel blicken können. Zu hoch, meinen viele Anwohner.

    Ein Investor plant, auf dem ehemaligen Areal der Deutschen Bundesbank an der Kohlhökerstraße ein neues Wohnquartier mit 170 Wohnungen zu errichten.

    „Im Moment haben wir die Situation, dass eine Bebauung mit Hochhäusern hier nicht zulässig ist“, sagt Rudolf Monnerjahn. Maximal 27 Meter seien erlaubt und nicht 45 Meter, dafür müsste der Bebauungsplan geändert werden. „Wir wollen aber keine Wohnbebauung verhindern, sondern ein Hochhausprojekt in unserem Viertel stoppen“, betont er. „Es ist maximal eine sechsgeschossige Bebauung erlaubt und die Evoreal muss demnach eine Änderung des Bebauungsplanes erreichen. Und unsere Initiative will das verhindern.“ Dafür müsste man laut Monnerjahn auf die Parteien zugehen, damit diese eine Erklärung abgäben, dass sie gegen eine Hochhausbebauung seien.

    Hochhaus als Stein des Anstoßes

    Ihr Wohnviertel sei im Krieg relativ glimpflich davongekommen, „und die öffentliche Hand hat eine besondere Verantwortung, dieses Kleinod zu erhalten“. Nicht nur für die Bürger, sondern auch für Touristen. Ein Hochhaus jedoch wäre der erste Stein, der dafür sorgen würde, dass dieses Viertel zerfalle: „Wir meinen, dass es sich dafür zu kämpfen lohnt.“

    Auch der frisch gekürte Spitzenkandidat der Freien Wähler (FW) für die Bürgerschaftswahl, Olaf Dinné, wendet sich gegen die Hochhausbebauung und ist bei der Initiative dabei. Er macht den Anwesenden Mut: „Aus der Mozarttrassen-Erfahrung geht hervor, dass die Stadt und die Gewoba die Häuser bereits aufgekauft haben und angefangen haben, sie abzureißen. Und trotzdem ist es gelungen, die Mozarttrasse abzuwenden.“ Das sei gelungen, weil alle zusammen gegen die „Vergewaltigung des Viertels“ gekämpft hätten. „Und nun soll die gleiche strukturelle Vergewaltigung wieder über das Viertel kommen“, empört er sich und wagt einen Ausblick in die Zukunft: „Wenn sie das hier schaffen, dann schaffen sie das woanders auch.“

    „Einen Sündenfall“ nennt ein Anwohner anschließend das Vorgehen des Investors und der Stadt. „Wenn hier eine Verwaltung kritiklos solch ein Spiel der Investoren mitmacht, schäme ich mich, dass Senatsbaudirektorin Reuther solch ein Projekt schönredet.“ „Elegant, aber nicht exaltiert – das passt zu Bremen“ zitierte der WESER-KURIER die Senatsbaudirektorin am 8. Juni 2018. Sie freue sich über das Projekt, hieß es weiter, nach ihrer Einschätzung habe der Neubau das Zeug dazu, Bremen an der Schnittstelle zwischen Bahnhofsvorstadt und Viertel ein „neues Gesicht“ zu geben.

    Das grüne Baurressort als Gegner

    Die Anwohner, das wird schnell klar, sind jedoch mit dem alten Gesicht zufrieden. „Die Grünen haben sich bei der Rennbahn verzockt und sagen, dort sei ein Hochhaus undenkbar – aber hier?“, fragt ein weiterer Anwohner. Für ihn steht fest: „Nehmen sie das grüne Bauressort als Gegner, nicht den Investor, denn das Bauressort muss das genehmigen.“ Ein anderer Anwohner fordert, die Politiker zur Rede zu stellen: „Eine Diskussionsveranstaltung, um sie einzuladen, damit sie Farbe bekennen.“ Und eine Anwohnerin meint: „Das ist nicht nur eine Sache der Kohlhökerstraße, sondern eine Sache des Viertels.“

    In einer Resolution lehnen die Anwohner „die geplante Hochhausbebauung an der Kohlhökerstraße mit großer Entschiedenheit ab. Nach dem Sturz der Mozart-Trasse sehen wir das als einen erneuten Angriff auf die hoch verdichtet gewachsene Struktur unseres Viertels. Wir wollen nicht, dass die Struktur der typisch bremischen Bauweise durch eine überdimensionierte Architektur schrittweise ersetzt wird.“ Und weiter: „Wir fordern daher die zuständigen politischen Gremien wie Bürgerschaft und Senat sowie den dahinterstehenden Investor auf, von seinem Ansinnen abzulassen, Änderungen an dem bestehenden Bebauungsplan vorzunehmen.“

    4. Planungsfehler bei der A281?

    Die Unterführung an der Neuenlander Straße wäre laut BI-Sprecher Norbert Breeger für drei Jahre voll gesperrt, sollte das Teilstück der A 281 wie geplant gebaut werden. Das hätte gravierende Folgen für den Verkehrsfluss. Foto: KOLLER

    Die „Vereinigung der Bürgerinitiativen für eine menschengerechte A 281“ kämpften vergeblich für ihre Ziele. Klagten beim Bundesverwaltungsgericht und verloren.

    Das grüne Bau- und Verkehrsressort sagte, es sei gutes Recht des Bürgers zu klagen. Die A 281 zeige jedoch anschaulich, dass die Bremer Verwaltung bezüglich des Ringschlusses „immer korrekt“ gearbeitet habe. „Wir gehen davon aus, dass der Planfeststellungsbeschluss rechtmäßig ist.“

  • Ich will ja ein Beispiel von Schweden/Stockholm nehmen. Hier wird die Architektur politisiert und die Schwedische CDU in Stockholm macht jetzt aktiv Werbung mit Architektur. In Göteborg machen SPD ähnliche Forderungen.

    Code
    Im Hinblick auf die Erhaltung der kulturhistorischen Bauten insgesamt und in de131
    r ganzen Stadt waren die Moderaterna ihre wichtigsten Beschützer. Es waren die Moderaterna, die als erste die Almen im Kungsträdgården bewahren wollten, es waren die Moderaterna, die die Münchner Brauerei vor dem Abriss retteten. Es waren die Moderaterna, die gegen den Abriss des Astoria-Flügels an der Nybrogatan kämpften, und es sind die Moderaterna, die jetzt gegen den Abriss großer Teile des Bezirks Stureplan kämpfen. Dafür werden wir jeden Tag kämpfen und wir wollen auch neue Häuser in klassischer Architektur bauen.

    Letzte Satz ist hier bedeutend:

    "Dafür werden wir jeden Tag kämpfen und wir wollen auch neue Häuser in klassischer Architektur bauen."

    Hier ist die Ergebnisse

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    https://cdn.bulletin.nu/articles/b3e48…0000&d=1152x648

    Ist es in Schweden möglich dann musste es auch in Deutschland und Bremen möglich sei.

  • Da wird man ja gleich richtig neidisch :applaus:

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Bei diesen Themen bin ich nicht durchgehend Deiner Meinung, findorffer. Es hat zwar nichts mit dem Essighaus zu tun, aber viele dieser Dinge sind eben so, wie sie sind. Es gibt keine Mehrheit in Bremen für eine Nichtbebauung des "Gartenstadt"-Grundstücks. Die BI war im Wesentlichen von den Partikularinteressen der unmittelbaren Anwohner geleitet, die keine Neubauten hinter ihren Topgrundstücken wollten. So kann Stadt aber nicht funktionieren. Die ganze Werderinsel ist ab der umgedrehten Kommode unbebaubares Grüngebiet und tlw. Naturschutzgebiet, direkt neben der Wiese liegt der schöne parkähnliche Friedhof Huckelriede, es ist auch weiterhin eine sehr grüne und weitläufige Umgebung - die Leute, die sich in der Bürgerintiative engagierten, wohnen zum Teil selbst in Neubaugebieten aus den 80er Jahren, die direkt nebenan lagen und ebenfalls mal Wiesen gewesen waren. Man darf legitime, mehrheitsfähige Interessen der Stadtgesellschaft nicht mit einer "not in my backyard"-Attitüde direkter Anwohner verwechseln. Ich wäre vielleicht auch gegen die Bebauung einer Wiese, auf der ich immer so schön meinen Hund ausführen konnte - aber deshalb ist es noch kein Skandal, wenn diese Wiese trotzdem bebaut wird.

    Außerdem unterschlägst Du bei Deinen Beispielen, dass natürlich trotzdem Änderungen an den Plänen erreicht wurden. So wird vom Bau von Häusern mit mehr als 5 Stockwerken auf dem Gartenstadt-Werdersee-Grundstück nun abgesehen. Das evoreal-Projekt auf dem Bundesbankareal wurde ebenfalls um 3 Stockwerke gestutzt und ist nun kaum noch höher als der Bestandsbau (!), ein unfassbar hässliches postbrutalistisches Monstrum, dem niemand auch nur eine Träne nachweinen wird:

    (googleEarth)

    Geplanter Neubau, aktuelle Version mit gekürztem Hochhaus:

    Dein Rendering zeigt (nicht zufällig?) noch die alte Höhe des Projekts. Nun ist das alles städtebaulich alles andere als eine Offenbarung, aber ein richtiges Problem kann ich in der Neubebauung ehrlich gesagt nicht sehen.

    Bei der BI zur Rettung der Platanen bin ich wiederum vollkommen Deiner Meinung. Hier MUSS es eine Lösung geben, bei der mehr Bäume gerettet werden können, wobei der Lösungsvorschlag der BI wohl leider keinen adäquaten Hochwasserschutz bietet und die Richtlinien hierzu nunmal gewisse Mindeststandards fordern.

    Auch bei der Galopprennbahn kann ich ehrlich gesagt das Verhalten der Stadt verstehen. Es wurde mit Riesentamtam eine Bebauung der Rennbahn verhindert, ohne, dass sich wirklich Gedanken gemacht wurden, was mit dem Areal passieren soll und v.a., wer das bezahlen soll. So wird nun auf Jahre eine Art Wildwuchsbrache mitten in der Stadt entstehen. Ich habe damals für den Bebauungsvorschlag der Stadt gestimmt, der eine Hälfte zu einem neuen Park mit vielen neuen Möglichkeiten gemacht hätte, die durch die Grundstückverkäufe der anderen Hälfte des Areals gegenfinanziert wurden. Nun fehlen die Einnahmen und eine klamme Stadt wie Bremen wird dann eben nicht viel mehr als ein paar Wege durch das Areal bauen können.

    Auch beim Autobahnringschluss gibt es eine riesige Mehrheit FÜR den Weiterbau, auch in der jetzigen, in quälenden, jahrelangen Verhandlungsrunden ausgehandelten Kompromissform. Die ganze Stadt hat hörbar aufgeatmet, als das BVG in Leipzig letztes Jahr die letzten Einwände abgelehnt hatte. Zurückbleiben Mehrkosten in Milliardenhöhe, jahrzehntelange Verzögerungen und eine seit Ewigkeiten untragbare Situation für die Anwohner der Kattenturmer Heerstraße.

    Nein, diese Beispiele überzeugen mich nicht davon, dass irgendetwas grundsätzlich im Argen läge, das sind für mich alles ziemlich normale Vorgänge, es kommt zu Kompromissen und Maximalforderungen setzen sich eben auf beiden Seiten nicht durch. Eine Skandalisierung jedes einem persönlich gegen den Strich gehenden Projekts halte ich für nicht zielführend. Manchmal gewinnt die eine Seite, manchmal die andere, meist keiner richtig, sondern es kommt zu einem Kompromiss. Häufig sind die Planungsprozesse durch die verschiedenen Verfahren zur Bürgerbeteiligung sogar extrem langatmig - und natürlich geht niemand für eine neue Straßenbahn auf die Straße, die wird, wenn sie da ist, einfach genutzt. Aber zuvor hat eine sehr laute Minderheit den Eindruck erweckt, keiner wolle die Straßenbahn und es würden Bürgerinteressen übergangen. Wenn jede Bürgerinitiative, die für (meinetwegen verständliche, nachbarschaftliche) Partikularinteressen kämpft, einfach Recht bekäme, würden in dieser Stadt kein Kilometer Straßenbahn (oder Straße) mehr gebaut werden und fast nirgends neuen Häuser entstehen können, v.a. nicht in Gegenden, wo (pensionierte) Lehrer, Ärzte und Anwälte wohnen, die viel Zeit haben und wissen, wie der Hase läuft.

    Wenn sich alle diese Leute im gleichen Ausmaß und mit der gleichen Energie für die Bremer Altstadt einsetzen würden, wäre schon viel getan.

  • Ich wollte hier eigentlich nichts mehr zu beitragen, da es hier gar nicht mehr ums Essighaus geht, aber einige Dinge wollte ich dann doch einmal aus meiner Sicht schildern und ich bin in Sachen Naturschutz kurz vorm Ökoterroristen:

    1. Die Freifläche neben dem Werdersee war nun wirklich kein ökologisches Kleinod. Mir kommt es eher so vor, als wurde zwanghaft nach dem ein oder anderen Grund gesucht, das Bauvorhaben zu verhindern. Gleich nebenan an der Weser wurde mit der Auenvitalisierung sogar ein wunderbares Stück Natur wiederhergestellt. Dazu kommt noch das NSG "Neue Weser" und die gefühlt 47km Kleingärten bis zur Wilhelm-Kaisen-Brücke. Da kann ich schon verstehen, dass man auf solch einer Wiese, die - wie Heinzer es oben schon anspricht - für den Hundegassigang vielleicht noch zu gebrauchen war, aber keinen Raum für Feldlerche oder Kiebitz bietet, eine Bebauung forciert. Das ist NIMBY-Attitüde - oder Sankt-Florians-Prinzip für die Älteren hier.

    2. Mit der Galopprennbahn ist es noch viel besser. Ich glaube ohnehin, das Volksbegehren wäre anders ausgegangen, wenn man die Frage nicht so bescheuert gewählt hätte (liegt leider in solchen Gesetzen begründet). Meine alte, leicht wirre Mutter hat jedenfalls nicht das angekreuzt, was letztlich von ihr intendiert war (50% Bebauung, wie vom Senat vorgesehen). Viel wichtiger ist aber, dass selbst der NABU - man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen, der NABU! - für die Bebauung war, es sei keine ökologisch wertvolle Fläche und andere Grünflächen würden in Folge weniger unter Druck gesetzt. Und genau so kommt es jetzt auch. Man muss sich zum Beispiel nur das Vorhaben in der Ostpreussischen Straße anschauen, dort wird nun in einem Kleingartengebiet oder so gerodet, damit ein Investor dort seine üblichen Klötze in Bestlage platzieren kann. Ich will jetzt keine unmittelbare Kausalität beschwören, aber es ist schon bezeichnend.

    3. Das Hochhaus im Viddel - wird erstmal gar nicht direkt im Viddel gebaut, meines Erachtens - und nicht weit entfernt ist schon das Gewoba Hochhaus, aber egal. War jemand schon mal von Euch da? Dort steht ein monströser Klotz, der sich in guter Gesellschaft jeglicher Brutalismus-Architektur befindet, so scheisse sieht der aus, und zudem - das ist das schlimmste daran - die Durchlässigkeit des Gebiets verhindert. Wirklich grün ist dort eigentlich fast gar nichts, selbst der kleine Durchgang zwischen Kennedy-Platz und Salvador-Allende-Straße oder wie die heißt (ich mach das hier Stream-of-Consciousness-mäßig, man sehe es mir nach) ist eigentlich nur dafür bekannt, dass man dort am Rande des Stahlzauns unter den paar den Weg säumenden Bäumen guten Schwarzen Afghanen bekommt. Mit dem Hund gehe ich da schon gar nicht mehr lang, wegen des bedrückenden Schattens der Bundesbank, des ganzen Mülls von 2-3 Obdachlosen und wegen Ebola-Gefahr; lieber schnell mit dem Fahrrad die S-Kurve bis zur Bischofsnadel nehmen. Das ist wirklich ein Unort, vor allem im Kontrast zu den so schönen und gepflegten Straßen, die stadtauswärts folgen. Das obige Bild von Heinzer ist zwar nur ein Rendering des Investors (und sicherlich nicht viel verlogener, als die überzogenen Hochhaus-Illustrationen der BI von Werdersee und Viddel-Hochhaus), aber dort sehe ich mehr offene Flächen, mehr Durchlässigkeit und nicht weniger Grün als es jetzt der Fall ist. Achtung: Ich finde die Bauten noch nicht einmal wirklich hässlich.

    Lustiges Bonmot: Die BI wollte ja ein neutrales Gutachten. Das bekam sie. Leider fiel es nicht so gut aus. Man entschied sich dann dazu, es zu ignorieren.

    4. Zur A281 kann ich nichts beitragen. Ich bin mit meinen vier Dekaden und fehlendem Geschichts-M.A. zu jung und unqualifiziert, dass Thema vollumfänglich zu erfassen (haha!).

    5. Die Platanen zu fällen wäre in der Tat eine Katastrophe.

  • Die Rekonstruktion der Essighausfassade ist endgültig vom Tisch!!!

    Wie der Weser-Kurier vorab in seinem Wkplus-Portal meldet, wird auf eine geplante Historisierung der neuen Gebäude in der Langenstraße verzichtet. Zur Bremens ehemaligen Prachtstraße, der Langenstraße, hin sollen die modernen Neubauten einen 'Schattenwurf“ der ehemaligen historischen Gebäude aufweisen – obwohl nicht aufgeführt wird, welche Gebäude damit genau gemeint sind.
    Zwar sollen an den Neubauten zahlreiche, historische Elemente verbaut werden, doch sollen diese sinnigerweise nicht zur Langenstraße hin sichtbar sein – dort ist ja der „Schattenwurf“ geplant -, sondern zur Jacobshof-Seite.

    Schwacher Lichtblick des Neubaus: Er wird mit 25,75 Meter niedriger ausfallen als die zunächst angedachten 27,50 Meter.

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremer-…o9tdy6aj3itmhql

  • Solche "Schattenwurf"-Spielereien sollten sie sich einfach sparen. Entweder man rekonstruiert oder man lässt es eben. Am besten wäre, sie würden einen 08/15-Klotz mit Styropor-Fassade da hinsetzen. Dann besteht die Chance, dass die Leute in 20-30 Jahren dessen so überdrüssig werden, dass es wieder zu einem Abriss mit neuer Chance kommt. Irgendwelche "künstlerischen" Spielereien werden womöglich in 20 Jahren noch unter Denkmalschutz gestellt.

  • Die Vertreter der Bremer Initiative haben sich definitiv nicht genug ins Zeug gelegt und ihre Möglichkeiten nicht genutzt. Das weiß ich aus sicherer Quelle. Auch eine Vernetzung mit Stadtbild Deutschland wurde zwar angedacht, dann aber von dort nicht weiterverfolgt.

  • Die Nachricht macht einem gleich schlechte Laune. Es fühlte sich an, als hätte jemand einem einen Stein in den Magen gelegt.

    Ohne die Visualisierungen zu kennen - die sind noch geheim... - habe ich kein gutes Gefühl. Ich habe mir den Artikel mal besorgt, ein paar Auszüge:

    • Die Senatsbaudirektorin: Angestrebt sei ein "stadtbildprägender Ort mit exemplarischen Beispielen der Sandstein-Renaissance". Was bedeutet das? Resteverwertung?
    • Bausenatorin: "Es seien nicht mehr die Originalgebäude, aber dafür baue man zahlreiche historische Elemente mit ein." Immerhin soll die ursprüngliche Struktur der drei Häuser erhalten bleiben.
    • Die Silhouetten der historischen Gebäude sollen mit auf der modernen Fassade aufgebrachten Elementen als Schattenwurf abgebildet werden. Was soll das sein, ein "Schattenwurf". Weiß das jemand?

    Die Straße steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Essighaus-Fassade und das ehemalige Bankhaus Martens und Weyhausen ebenfalls als Einzeldenkmale. Wenn jetzt aber schon ganz offen davon gesprochen wird, den Giebel der Sonnenapotheke Richtung Jacobs-Platz zu translozieren, dann klingt es so, als hätte der Denkmalschutz hier schon seinen Segen gegeben oder man sei sich der Sache sicher.

    Was geschieht denn nun mit den Resten der Essighausfassade? Bleiben die vor Ort?

    Ansonsten: Keine Wohnungen. Schade. Aber immerhin wird erwägt, aus der Straße eine Fußgängerzone zu machen. Solange die Martinistraße aber den gesamten Bezirk vierspurig durchschneidet und von der Weser abschneidet, ist auch das nur eine halbgare Lösung.

    Mit der Rekonstruktion der Essighausfassade hätte Herr Jacobs sich hier in der Stadt verewigt; stattdessen haben andere Interessen anscheinend die Oberhand behalten. Es ist ein Trauerspiel.

  • Genau so ging es mir auch, als ich davon erfuhr (also flau in der Magengegend). Das wäre ein Projekt mit bundesweiter Wahrnehmung geworden. Jetzt wird es ein x-beliebiges Innenstadtgewürfel (sicherlich der insgesamt besseren Qualität). Aber auch wenn diese Entscheidung jetzt unisono bedauert wird, möchte ich doch noch einmal darauf hinweisen, dass die Rekonstruktion der Essighausfassade bei unseren Bremer Foristen (und somit auch im Bremer Verein, der damals in der Mache war) keinesfalls nur auf Gegenliebe stieß.

    Ich erinnere mich an quälende Diskussionen, eigentlich schien eine Mehrheit der Leute aus dem Verein die Rekonstruktion abzulehnen. Pagentorn versuchte mit einer ausgleichenden Komponente ein Mittelmaß zu finden, ich war in meiner Erinnerung neben Jakku Scum quasi der einzige Bremer, der sich klar dafür positionierte, sonst fielen die üblichen abfälligen Braunschweiger-Schloss/Kommerzkommentare. Auch wenn die Maßnahme außenbremisch auf große Zustimmung stieß (Exilwiener, Ursus, Heimdall, viele bekannte Leute aus dem Forum äußerten sich positiv) und in der Stadtgesellschaft ebenfalls (sogar eingefleischte Modernisten äußerten sich positiv, Unterstützung vom Bürgermeister, den Grünen, dem Architektenverband, wirklich praktisch allen) - aber ausgerechnet den Bremer Freunden klassischer Architektur war das nicht genug, lächerlich, der Hinterbau Mist, das ganze ein Kommerzcoup, der lieber gar nicht gebaut würde etc. - alles hier im Strang zu lesen.

    Diese Phase hat mich in der Tat stark frustriert und demotiviert, was man diesem Post vielleicht auch ansieht. Deshalb hatte ich auch alle meine Äußerungen in diesem Strang in einem Anfall etwas infantil gelöscht, was v.a. auf den ersten Seiten leider klar negative Folgen für die Lesbarkeit und den Inhalt hat. Falls diese Postings von mir noch vorhanden sind, dürfen sie gerne reaktiviert werden. Die Löschaktion war dumm, aber der Grund dafür meine ehrliche Frustration über die Situation in Bremen und in unserem kleinen Verein damals.