• Lieber Fuldataler,

    in der Tat hat sich die Aufmerksamkeit in der Stadt momentan sehr auf den Brill verlagert. Allerdings geht der Neubau des Jacobs-'Stammhauses' an der Obernstraße wohl planmäßig voran. Von einer Änderung der Essighaus-Päne ist bisher nicht die Rede gewesen. Derzeit wird das Gebäudeensemble ja eh noch von der Deutschen Factoring-Bank genutzt, der Abriß wird insofern noch einige Jahre auf sich warten lassen.

  • Somit haben die Rekonstruktionsfreunde dann noch sehr viel Zeit, auf den Investor und die Öffentlichkeit einzuwirken, auf daß die Pläne sich ändern und die Essighaus-Fassade handwerklich rekonstruiert wird, nicht als experimentelles 3-D-Print Konstrukt!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • 3D Print ist was Neues. Ich glaube es wäre spannend diese Technik voran zu treiben, weil sie Rekos insgesamt billiger macht ubd ihre Akzeptanz verbessert. Eine solche Reko kann 20 Jahre später durch was Wertigeres ersetzt werden.

  • In der Marketingbroschüre der Investoren heisst es:

    "Um der Bedeutung des Standortes gerecht zu werden, soll die Fassade des Essighauses rekonstruiert (Betonabguss) und be-stehende Spolien im Fassadenbild integriert werden. Die neue, transparent und filigran gestaltete Sandsteinfassade im Stil des ursprünglichen Essighauses wird die Geschichte des Hauses von einst dokumentieren, während hinter dieser der modernste Neubau der Langenstraße weitreichende, expansive Flächen für Büro- und Ladenflächen sowie Gastronomiekonzepte in Anbin-dung an den Jacobs Hof bereithalten wird."

    Um etwas aus Beton abgiessen zu können muss es ja ein Orginal zum Abguss geben. Ist das denn vorhanden? Oder wird es wie beim Naturkundemuseum in Berlin, bei dem die Schweizer Architekten Diener & Diener den Bombentreffer des Zweiten Weltkrieges mit Betonguss gefüllt haben?

  • Lieber Konstantindegeer,

    von den bisher nicht wiederhergestellten oberen Teilen der Fassade gibt es durchaus noch Spolien, die gegenwärtig im Innern des Gebäudes aufgestellt sind (siehe dazu diverse Beiträge weiter oben im Themenstrang). Allerdings sind es verhältnismäßig wenige, sodaß viele Elementen der Fassade anhand von Foto-Vorlagen werden rekonstruiert werden müssen.

  • Ein kurzer Trip nach Bremen lohnt sich immer!!! Leider war das Wetter nicht so gut...

    Und ein wenig vom Umfeld mit Stadtwaage und dem neuen "Jacobs - Haus"

    Bilder vom 23. Mai 2020, von mir.

  • Danke Ostwestfale,

    natürlich ist das Jacobs-Haus recht mächtig. Es beeinträchtigt die Langenstraße insgesamt aber eher mäßig. Für mich ist das noch ok. Wie seht Ihr das?

  • Das neue Jakobshaus ist im ganzen ziemlich grobschlächtig. Es wirkt aber zumindest nicht billig, doch was hätte man nicht alles mit Sprossenfenstern und gliedernden Sandstein (oder Ziegel-) Elementen machen können.

    Am meisten stört mich jedoch, dass man ohne Not eine andere Ziegelfarbe als das Umfeld genommen hat. Warum macht man sowas? Das ist das allererste, was auffällt und jeder der es sieht, wird annehmen, die Ziegelfarbe sei im Architekturbüro ausgewählt worden (oder gleich im Internet bestellt, ohne farbechtes Muster) und niemand hat das vor Ort abgeglichen.

  • Also, vorweg schon mal: Entschuldigung, ich muss nämlich aus der Reihe tanzen: Die Ziegelsteine gefallen mir sehr gut, weil sie mich an eine historische Architektursprache erinnern und zwar im Hamburger/Schleswig-Holsteiner-Raum vorkommend, vielleicht auch noch in den skandinavischen Ländern. Die Bogenfenster unten sind auch gelungen, sie erzeugen ebenfalls historisches Flair. Was mir überhaupt nicht gefällt, und da zeigen die Hamburger Architekten, wessen modernes Kind sie sind, das ist das oberste Würfel-Stockwerk. Da wäre ein Mansardendach passender gewesen.

  • Als Tagestourist muss ich ehrlich gestehen, fällt das Jacobs - Haus von der Obernstraße her gesehen überhaupt nicht groß auf, sondern passt sich der Straßenflucht sehr gut an. Schlicht, vielleicht etwas zu dunkel durch den verarbeiteten Klinker (lag möglicherweise auch am bedeckten Himmel), aber von der Rückseite her gesehen doch sehr interessant. Gerade die verschieden - großen Geschosse (Kuben) wirken trotz "Bauklötzen" nicht überdimensioniert oder aufdringlich - brachial.

    Allerdings ist das gesamte Umfeld ein wenig schmuddelig und nicht gerade einladend. Hier sollte mit der geplanten Umgestaltung des Essig - Hauses schnellstmöglich begonnen werden.

    Nur am Rande: der Kühne & Nagel - Klotz an der Martinistraße schreckt allerdings nur ab!!!

  • War nicht anders zu erwarten. Das ganze Ding für die Katz. Immerhin dürfte die Freude über das Scheitern hier groß sein, wenn man sich an die Diskussionen erinnert in diesem Strang. Am Ende ein weiteres Mahnmal des Scheiterns für Bremen. Die Innenstadt hat jetzt den Charakter eines runtergewirtschafteten Aldimarkts, selbst Karstadt sieht vom Sortiment und der Warenpräsentation aus wie im Notverkauf vor Schließung.

  • Nun soll die Fassade ein "historischer Schattenwurf" werden, was nur eine weitere (schlechte) Kopfgeburt darstellen dürfte. Da hoffe ich mal, dass ihnen bald das Kapital und das Interesse an einem Umbau ausgeht. Und dass sich nichts an der bestehenden Situation ändert.

    P.S.: @ "Heinzer". Dann mache doch mal eine kritische Fototour durch die Bremer Innenstadt, bei der negative Situationen gezeigt werden. Das gäbe sicherlich Diskussionsstoff im Forum.

  • Nun soll die Fassade ein "historischer Schattenwurf" werden, was nur eine weitere (schlechte) Kopfgeburt darstellen dürfte. Da hoffe ich mal, dass ihnen bald das Kapital und das Interesse an einem Umbau ausgeht. Und dass sich nichts an der bestehenden Situation ändert.

    P.S.: @ "Heinzer". Dann mache doch mal eine kritische Fototour durch die Bremer Innenstadt, bei der negative Situationen gezeigt werden. Das gäbe sicherlich Diskussionsstoff im Forum.

    Nein, das wäre zu deprimierend. Meine Frau war heute in der Stadt und meinte, man könne sich das gar nicht vorstellen. Selbst in den 1a-Lagen mittlerweile 30-40% Leerstand, dazwischen popup stores und Handyläden. Wie gesagt, selbst die etablierten, alteingesessenen Geschäfte mit einem stark reduzierten Ramschsortiment, so dass ich als sehr treuer Innenstadteinkäufer dort auch nicht mehr hingehe.

    Die Entscheidung des Investors ist insofern nur konsequent und entspricht dem Erwartbaren, man kann ja meine Einschätzung zur Realisierungswahrscheinlichkeit von vor ca. einem Jahr hier noch nachlesen. Ich hoffe nur, dass es nun auch zu einem kompletten Entfernen der Utluchten kommt, auch die weiteren Versatzstücke sollten auf keinen Fall in dieses Monster integriert werden, sondern in Hoffnung auf bessere Zeiten eingelagert werden. Der Gipfel wäre nun in der Tat ein lustloses Anklatschen der traurigen Reste an den Neubau. Das sah schon bei dem 50er-Jahrebau fürchterlich aus und würde beim 2020er Neubau endgültig zur Farce.

    Insofern hat es die Stadt Bremen auch einfach nicht besser verdient.

  • Wie schön auch, dass der Landeskonservator fordert, "... dass zumindest die noch vorhandenen Versatzstücke der Utluchten aus der Renaissance erhalten bleiben."

    Wenn man sowas schon fordern muss, ist doch alles gesagt. Völlig irre, wie man hier Städte gewalttätig zerstört. Fast 80 Jahre nach Kriegsende.

  • Ich bin wirklich fassungslos. Weil irgendwann haben wir verkehrte Welt. Der Osten in Schönheit vollsaniert.

    Der Westen von Idioten hingerichtet. Eine ganze Kaste fehlgeleiteter Irrer verhindert jegliche Lebensqualität.

  • Die Entscheidung der Hanseatischen Projektentwicklung gegen eine rekonstruierte Essighaus-Fassade ist mega enttäuschend - um es diplomatisch auszudrücken.

    Nein, das wäre zu deprimierend.

    Gerade weil die aktuelle Situation der Bremer Innenstadt so deprimierend ist, galt das Balgequartier-Projekt als 'Handlauf zur Weser' für mich als positiver Mosaikstein für eine Aufwertung der City, die gelingen kann. Nun wird dem Projekt der emotionale Höhepunkt geraubt.

    Und wieder bleibt die angekündigte 'Belebung' nur Stückwerk.

    Realisierungswahrscheinlichkeit von vor ca. einem Jahr

    Die Befürchtung, da es um das Projekt seit über einem Jahr so still war, ist somit eingetreten.

    Zu Beginn und zur Vorstellung des Projekt 'Balgequartier' war Christian Jacobs noch persönlich aufgetreten.

    Nun verkündet Jean Jacques de Chapeaurouge das Aus der Fassadenrekonstruktion - auch wenn eine Beiratssitzung sicherlich kein medienwirksames Event darstellt.

    Gerade in Jacobs Aussagen und Unterstreichungen seiner Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Bremen hätte ich mehr Substanz vermutet. Letztendlich waren sie wohl eher halbherzig. Die Rendite siegt über eine einmalige historische Chance.

    Was bleibt ist ein 'historischer Schattenwurf'. Wie der aussieht, ist bisher nur den Beiratsmitgliedern bekannt, aber wenn selbst Astrid Selle (Grüne) die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand, lässt der Plan für den Neubau viel Schatten vermuten.

    Wie schön auch, dass der Landeskonservator fordert

    Die Aussagen des Landeskonservators lassen viel Interpretationsspielraum.

    So scheint es wahrscheinlich, dass es einen Entwurf gab, in dem die Utluchten, Spolien und Versatzstücke nicht mehr auftauchten - und somit Heinzers Wunsch hätte entsprochen werden können.