• 'Cafe Johann'

    (oder: 'Der Groteske zweiter Teil')

    Da mit dem Abbruch des Johann-Jacobs-Hauses an der Obernstraße, die seinerzeit vorgeschlagene Variante, dieses Gebäude nicht nur zu erhalten, sondern ihm durch Hinzufügung eines Giebels ein noch eindrucksvolleres Erscheinungsbild zu geben, verunmöglicht wurde, wäre es doch nun umgekehrt denkbar, die Spolien dieses verschwundenen Nachkriegsbaus, sinnvoll mit dem Giebel des Caesar'schen Hauses zu kombinieren. Die auf den Kaffeehandel bezogene figürliche Plastik würde wohl, da für den Einbau im neuen Johann-Jacobs-Haus vorgesehen nicht zur Verfügung stehen (aber wer weiß...), jedoch wären zum Beispiel die markanten Werksteine der Entlastungsbögen oberhalb der Fenster gut wiederzuverwenden.

    Als Ergebnis könnte man sich ein kleines Gebäude im Stile des Kanzleitraktes des Lübecker Rathauses vorstellen. Man hätte damit einen Weg der 'schöpferischen Denkmalpflege' im Sinne des Architekten Rudolf Jacobs beschritten, der ja schon vor dem 1. Weltkrieg bei seinen Ratsstuben am Markt verschiedenste Spolien aus der Altstadt verwendet hatte.

    So ein kleines Gebäude an einem geeigneten Platz innerhalb der Jacobs-Höfe plaziert, vielleicht als Blende um unschönere Randbebauungen zu kaschieren, hätte doch etwas ganz reizvolles.

    Als Nutzung könnte man sich ein 'Cafe Johann' vorstellen.

    Nun sollte ich aber enden, denn sonst schade ich mutmaßlich wieder dem Stadtbildgedanken...

    Links: Abgebrochene Fassade des alten Johann-Jacbobs-Hauses mit ihren Werksteinelementen. Rechts: Rückgiebel vom Haus Caesar.

    Kanzleigebäude des Lübecker Rathauses.

  • Koinzidenz

    Ich weiß nicht, ob es schon Jemandem hier aufgefallen ist, aber Albert Dunkel, der leitende Baumeister bei Sanierung und Umbau des Essighauses zum Wein-Lokal Ende des 19. Jahrhunderts, war auch der Architekt des Hauses Domshof Nr. 18, in dem Johann Jacobs 1895 sein erstes Geschäftslokal eröffnete. Nach dem jüngsten Erwerb des Essighauses durch die Familie Jacobs, ist diese somit in mehrfacher Hinsicht mit Albert Dunkel verbunden...
    Deshalb ist es besonders bedauerlich, daß von diesem Architekten keine Portaitfotografie existiert. Aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

  • Nachtrag zum Thema 'Durchlässigkeit'


    Bereits weiter oben ist ein Bild aus den 30er Jahren eingestellt worden, welches den Obernstraßen-seitigen Beginn der Passage zum Essighaus mit Blickrichtung St.-Petri-Dom zeigt.

    Nun, ich habe ergänzend eine Fotografie aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg auftreiben können. Auf dieser ist die Reklametafel zwar noch ein einfaches - nicht beleuchtbares - Schild (und von diesem ist auf dem Bild auch nur ein Teil zu sehen, sodaß es sich 'SIG- AUS' liest). Dafür wird einem hier aber ein erhebender Blick von einem somit winzigen 'Teil' des Essighauses zum anderen großen Bremer Reko-Desiderat gewährt...

  • Zitat

    Nun sollte ich aber enden, denn sonst schade ich mutmaßlich wieder dem Stadtbildgedanken...

    Was soll das?
    Natürlich darf man, soll man, muss man Spolien verwerten, wozu hat man sie, nur nicht doch so stümperhaft wie beim Essig/Hinteren-Jacobshaus, wo ein Gedanke, dass das mal irgendwo anders ein Original hätte gewesen sein können, gar nicht aufkommt.
    Und ihre Entstehung durch Abbrüche hat man überhaupt zu vermeiden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursus carpaticus

    Ich darf einmal aufzählen:

    „Irreal, grotesk, mickrig, erbärmlich, Fetischismus, Schaden für die Reko-Bewegung, [und jetzt auch noch] stümperhaft“.

    Nun ist an mir, zu fragen: ‚Was soll das ?’

    Wenn diese Begriffe auch vordergründig auf die Sache gemünzt zu sein scheinen, so schimmert doch unverkennbar eine persönliche Stoßrichtung durch.

    Ich weiß nicht, was mich derart in Ihre Schußlinie gebracht hat ?

    Ich bemühe mich hier, nach meinen Möglichkeiten, dem Forum Hintergrundwissen und Argumente zu liefern um im Idealfall eine erfreuliche Entwicklung noch besser zu machen und werde von Ihnen dafür mit einer mich sehr befremdenden Aggression überzogen, die ich in den knapp vier Jahren, in denen ich hier im Forum bisher gerne – wenn auch in unregelmäßigen Abständen – geschrieben habe, noch nicht erlebt habe.

    Man kommt sich geschulmeistert und als naiv hingestellt vor.

    Mit Verlaub – auch wenn ich sonst immer um Ausgleich bemüht bin – aber das brauche ich mir in dieser Form nicht gefallen lassen. Das geht zu weit. Den Zeitaufwand den ich hier investierte, kann ich gut und gerne auch andernorts einbringen.

    Also, wenn gewünscht, weiche ich dem Bären aus den Karpaten und verlasse dieses Forum.

    Hochachtungsvoll !

  • Was für eine persönliche Stoßrichtung??? Hast du das neue (hoffentlich bald alte) Essighaus erbaut bzw die Idee zu dieser Transloziierung gehabt?
    Ich bin doch dankbar für die Info, dass der Giebel eine Spolie ist - wäre von selber nicht drauf gekommen, denn seine Ärmlichkeit sieht eher nach vereinfachendem Wiederaufbau aus.
    Aus meinen Zeilen war doch niemals ein persönlicher Angriff ablesbar.
    Dass mir das heutige Essighaus nicht gefällt, heißt das doch nicht, dass ich jemandem, der es (dankenswerterweise) dokumentiert, persönlich zu Leibe rücken will. Das versteh ich nicht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Lieber Heinzer,

    vielen Dank für Ihre freundlichen Worte !

    Ja, ich kenne die lebhafte und engagierte Diskussionskultur der Österreicher durch Wiener Verwandte und Freunde. Dabei sind diese selbst bei inhaltlichen Kontroversen stets konziliant und – ich möchte sagen – formvollendet. Den Austausch mit ihnen möchte ich keinesfalls missen und schätze ihn sehr.
    Von mir aus, sollte dieses 'Thema' damit nun sein Bewenden haben und ich freue mich, wieder zum Sachlichen übergehen zu können.

    Gedankensammlung zum Essighaus

    Bezüglich des ‚Essighauses’ möchte ich – um weiteren Missverständnissen vorzubeugen – Folgendes nochmals betonen:

    1. Die Vollendung der Rekonstruktion der Essighaus-Fassade ist ein Gewinn für die Stadt. Punkt.

    2. Durch diesen Präzidenzfall ist nun selbst die Bremer Denkmalpflege – bisher einer der letzten Zitadellen des ‚ehernen Satzes’ Georg Dehios – ‚abtrünnig’ geworden. Der jahrzehntelange Bann, mit dem Rekonstrukionsvorhaben belegt waren, ist damit auch an der Weser gebrochen. Wir können uns bei zukünftigen Reko-Projekten auf diese Fassade berufen.

    3. Christian Jacobs Entscheidung kann dazu führen, daß es unter Investoren bald schon zum ‚guten Ton’ gehören könnte, Neubauvorhaben mit stadthistorisch bedeutsamen Rekonstruktionen zu ‚veredeln’.Mit anderen Worten: Sein Beispiel könnte ‚Schule machen’.
    Vielleicht wird dadurch sogar ein ‚Überbietungs-Wettberwerb’ ausgelöst, der uns dann nicht nur bloße Fassaden, sondern die Realisierung ganzer Gebäude wie des von Axel Spellenberg brillant durchgeplanten Kornhauses oder ganzer Stadtquartiere wie seines anheimelnden Ansgarii-Kirchhof Entwurfs beschert.

    4. Auch wenn es natürlich eine schöne Überraschung war, die Christian Jacobs mit der Vorstellung seiner abgeschlossenen Planungen gelungen ist, so fühlt man sich doch hinsichtlich der Bereiche jenseits der unumstrittenen Fassade etwas vor vollendete Tatsachen gestellt. Mit dem Argument ‚Alles schon gelaufen’ kann jetzt jeder noch so konstruktive Änderungswunsch beiseite gewischt werden. Selbstredend ist der Eigentümer ‚gestaltender Herr im eigenen Hause’, aber zumindest im Altstadtbereich, der alle Bürger ideell und emotional angeht, sollte neben den zuständigen Behörden auch die interessierte Öffentlichkeit frühstmöglich in die Planungen mit einbezogen werden.

    5. Durch eine derartige Vorgehensweise würden sich die jetzt zu nachträglichen Alternativentwürfen genötigten, puristischer eingestellten Mitstreiter nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen, Alles nur zu zerreden und dadurch den aktuellen sowie zukünftige Investoren von dem Gedanken an Rekonstruktionen schnell wieder Abstand nehmen zu lassen.

    6. Diejenigen, die Alternativentwürfe zum jetzigen Zeitpunkt für kontraproduktiv halten, seien an die jüngsten Erfahrungen aus Berlin erinnert, nach denen immer mehr Zeitgenossen - selbst solche, die der Schloß-Reko anfänglich extrem ablehnend gegenüberstanden– nun zugeben, daß es doch schöner gewesen wäre, von Anfang an gleich mehr als nur die drei Fassaden rekonstruiert zu haben. Sollte man sich diese Erfahrung nicht – zumindest ansatzweise – zu Eigen machen ? Noch wäre es für die ein oder andere sinnvolle Modifizierung des veröffentlichten Planes nicht zu spät.

    7. Und die puristischer Eingestellten, sollten sich vielleicht mit etwas mehr Geduld und längerem Atem wappnen. Denn die Tendenz geht auf lange Sicht eindeutig und in zunehmendem Maße in Richtung Reko. Die schon vorhandenen grandiosen Pläne bräuchten dann nur noch aus der Schublade geholt zu werden.

    8. Das in seinem Altstadtbereich durch den Bombenkrieg so sehr zerschundene Bremen kann in der Tat auf kein – auch noch so unbedeutendes - Stück seiner Baugeschichte verzichten. Es hat einfach viel zu viel verloren. Deshalb ist das Engagement für den sansteinernen Schmuck des Rückgiebels von Haus Caesar kein überflüssiges Unterfangen und schon gar keine Konkurrenz zu dem Wiederaufbau der alten Essighaus-Fassade in situ. Natürlich muß der Caesar-Giebel von seinem jetzigen Aufstellungsort weichen. Gar keine Frage. Da bin ich voll und ganz dafür. Aber er sollte eben im ‚Dunstkreis’ des neuen/alten Essighauses einer würdigen Weiteverwendung zugeführt werden. Und auch da gibt es bereits überzeugende Planungen, die Viele – vielleicht sogar alle Teilnehmer dieser Diskussion - zufrieden stellen dürften.

    9. In einem Punkt bin ich allerdings nicht bereit, nur einen Schritt zurückzuweichen: Beim ‚Steinernen Haus’ endet meine Diskussionsbereitschaft. Hier bin nich nicht als Freund guter und schöner Architektur, sondern als der Geschichte Verbundener in der Pflicht. Es wäre ein Frevel unerhörten Ausmaßes, wenn dieses mutmaßlich aus dem Hohen Mittelalter stammende Gebäude auch nur angetastet würde. Wie man es demgegenüber in einer Weise aus seinem Dornröschenschlaf erwecken könnte, dazu gibt es auch schon atemberaubende Überlegungen…

    10. Vor diesem Hintergrund wäre es im Übrigen sehr hilfreich, einmal alle Straßenansichten der offiziellen Planungen der Architekten von Christian Jacobs in Augenschein nehmen zu können. Wir alle kennen bisher nämlich nur die Perspektive von Nordwest. Vielleicht offenbart uns ja die Ansicht von der Großen Waagestraße aus einen einfühlsamen und ehrenden Umgang mit dem ‚Steinernen Haus’, wie ihn auch die alternativen Planungen vorsehen. Ich würde mich insofern gerne positiv überraschen lassen.


  • 2. Nachtrag zur ‚Durchlässigkeit’ (Essighaus-Passage)


    Auf den folgenden Bildern kann man erkennen, daß die Passage von der Obernstraße zum Nordeingang des Essighauses tatsächlich eine nicht überbaute, äußerst schmale Gasse war.


    Blick von Osten auf die Südseite der östlichen Obernstraße.
    Man betrat den Gang zum Essighaus (roter Pfeil) zwischen den Häusern Obernstraße Nr. 26 und 28.


    Blick vom Dach des Warenhauses Karstadt auf die Südseite der Obernstraße. Der Gang zwischen den Häusern Nr. 26 und 28 ist deutlich zu sehen. Die über dessen Eingang an einem Metallgestell angebrachte Leuchtreklame ist gut auszumachen. An der linken Bildkante ist die an der Großen Waagestraße gelegene Seitenfassade des seit 1913 von der Firma Jacobs genutzten Geschäftshauses Obernstraße Nr. 20 (auf dem Grundstück stand bis 2018 der Nachkriegsbau des Johann-Jacobs-Hauses) zu erkennen. (Bildquelle: Online-Kriegsschadens-Dokumentation des Staatsarchivs Bremen).


    Ein etwas anderer Blickwinkel, auf dem man hinter den rückwärtigen Teilen des Jacobs-Hauses (Obernstraße Nr. 20) - von diesem lediglich durch zwei Zwischenbauten getrennt - die ohne Baulücke (!) anschließende Stadtwaage sieht. (Bildquelle wie oben).

    Auf diesem Kriegsbild ist zwar das linke Flankengebäude des Essighaus-Gangs, Obernstraße Nr. 26, weitestgehend zerstört, aber die Einganssituation zum Gang ist noch größtenteils intakt, inklusive der beleuchtbaren Fassadenreklame. (Bildquelle wie oben).


    Vorkriegsbild der Obernstraße in Blickrichtung Rathaus und St. Petri Dom. Die Fassadenreklame ist rot eingekreist.

  • Freistellung der Fassade ?

    Die Frage der ‚Rahmung’ der Essighaus-Fassade durch beidseitig unmittelbar angrenzende Gebäude ist hier ja schon rege diskutiert worden. Die rekonstruierte Fassade wird fürs Erste ja auf jeden Fall auf der rechten Seite einen unmittelbaren Begleiter haben.

    Ich möchte mich dieser Frage hier einmal auf andere Weise nähern: Bereits vor der Sanierung des Gebäudes durch Albert Dunkel gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wurde ja der schlichtere Renaissance-Giebel zur Linken (Langenstraße Nr. 14) durch ein Gründerzeitgebäude ersetzt. Sollte dies nur der ‚Ökonomie’ des Eigentümers zuzuschreiben sein, der das alte große Haus eventuell nicht mehr unterhalten konnte / wollte ? Oder gab es von Seiten Albert Dunkels – schon im Vorfeld der Sanierung – einen gewissen Druck auf den Nachbarn, sich gegenüber der Pracht des im neuen Glanz erstrahlenden Essighauses zurückzunehmen ? Aber wenn dem so sein sollte, weshalb hat dann der Nachbar zur Rechten, seinen Giebel nicht für die ungehinderte Entfaltung der Wirkung des Essighauses ebenfalls opfern müssen ?
    Und: Gab es überhaupt im 19. Jahrhundert eine Tendenz - ähnlich wie bei den großen Kathedralen und imposanten Profanbauten - auch kunsthistorisch wertvolle Bürgerhäuser ‚freizustellen’ um diese besser zur Geltung zu bringen ?

    Beide folgenden Bilder sind vor der Sanierung durch Albert Dunkel entstanden. Man erkennt das an dem fehlenden mittleren Teil des die beiden Fensterreihen des Patriziersaales trennenden Gesimses. Auf dem linken Foto ist jedoch noch das historische Giebelhaus zur Linken des Essighauses vorhanden. Auf dem rechten Bild ist es durch den ‚Gründerzeitler’ ersetzt worden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. September 2018 um 12:37)

  • Das Leserbrief-Echo beginnt einzutrudeln...

    In diesem wird das ganze Dilemma der Essighaus-Planungen deutlich. Denn zumindest meine Wenigkeit könnte sowohl den zweiten als auch den dritten Leserbrief jeweils aus Überzeugung unterschreiben. Eine wirkliche Zwickmühle...

    'Bremer Nachrichten' vom 08.09.2018


    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. September 2018 um 13:18)

  • Ich würde dem Leser Nils Huschke zustimmen.
    Ohne polemisieren zu wollen, halte ich es für möglich, dass diese Ecke sogar ein echter "Hingucker" wird.
    Es verhält sich ja in Wahrheit so, dass meine erste, unmittelbare (hier nicht verschriftete) Reaktion nicht so besonders weit von jener Riegels entfernt war. Aber je länger ich mir diese Darstellung betrachte, desto besser gefällt sie mir. Von 60 zu 40 ja bin ich jetzt bei 95 zu 5.
    Hinsichtlich Pagentorns Forderung bezüglich des Strebepfeilers würde ich d'accord gehen.
    Ein Relikt an der Rückseite hätte was und würde die Authentizität des Ganzen aufwerden.

    @Heinzer

    No na bin ich Wiener oder was hast du geglaubt? Kremser, Salzburger oder gar Klognfuata? Vielleicht gar Stadt-Gsi-Berger aus Bregenz oder Bludenz?


    Zitat von Pagentorn

    Diskussionskultur der Österreicher durch Wiener Verwandte und Freunde. Dabei sind diese selbst bei inhaltlichen Kontroversen stets konziliant und – ich möchte sagen – formvollendet.

    Na ja, da musst du aber schon das Döblinger Salon-Wienerische vom echten leicht proletarischen Weanarischen auseinanderhalten. Selbstredend gehöre ich letztgenannter Kultur an.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Außenmauern des Hinterhauses

    Der Hinweis von Kaoru im Beitrag 52 hat mich veranlaßt, den Zustand des schmalen Innenhofs vor der Zerstörung des Haupthauses mit dem jetzigen – von Kaoru eingebrachten – Zustand zu vergleichen, Im Ergebnis scheint es so zu sein, daß vom Nebenflügel, der im Hochparterre den ‚Speisesaal’ und im ersten Obergeschoß das Rokokozimmer enthielt, tatsächlich mehr erhalten ist, als ich zunächst annahm. Die Außenwand zum Hof ist offenbar in voller Höhe stehen geblieben. Denn die auf der - von Kaoru ausfindig gemachten – aktuellen Luftaufnahme zu sehenden und sich über beide Etagen ersteckenden ‚Strebepfeiler’, finden sich auch auf einem Luftbild wieder, welches den Zustand vor der Vernichtung des Haupthauses wiedergibt. Die Fenster zwischen den Pfeilern sind ganz offensichtlich zu einem unbekannten Zeitpunkt vermauert worden. Heute ist an ihrer Stelle eine solide weiße Wandfläche zu sehen.

    Zum Vergleich:

    Gegenwart

    Vor der Zerstörung

  • Sehr geehrter Niederländer,


    das kann schon sein. Man müßte dies aber vor Ort feststellen. Leider war es bisher unmöglich, diesen Innenhof zu betreten. Denn das Gebäude wurde seit Jahren von der Deutschen Factoring Bank genutzt. Und die hielt natürlich ihr Innenleben verschlossen wie 'Fort Knox'...

    Und die hier unten beigefügte Karte aus dem 18. Jahrhundert, welche dazu diente, die Häuser an der Langenstraße ihren in der 'Bremer Bürgerkompanie' (einer nach Straßen und Plätzen organisierten Miliz, die neben dem aus auswärtigen Söldnern zusammengesetzten Bremer Stadtmilitär bestand) dienstverpflichteten Eigentümern zuzuorden, zeigt leder jeweils nur die direkt an der Straße stehenden Vorderhäuser.

    Besagte Karte mit einem Großteil des im 18. Jahrhundert noch fast lückenlosen Giebelbestands in der Langenstraße. Die Nordseite ist von mir nach oben gelegt worden. Schön erkennbar ist die Stadtwaage zwischen den gewissermaßen ein Trapez bildenden Waagestraßen (der Großen und der Kleinen).

    Ausschnitt der Karte mit markiertem Essighaus.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. September 2018 um 16:50)

  • Das sind die Planungen

    'Am Handlauf zur Weser'

    Unter dem folgenden Link der Werbeagentur 'Grow' sind Details der Planungen für das gesamte neue 'Balgequartier' und somit auch für das neue Essighaus einsehbar:


    https://www.grow-werbeagentur.de/projekte/balgequartier-bremen/

    Es ist allerdings etwas irritierend, daß dort offensichtlich eine Westverschiebung des Giebels der ehemaligen Sonnenapotheke - anders als in der von den Bremer Nachrichten veröffentlichten Visualisierung - nicht geplant ist ..?!?!

    Was gilt nun ?

    Ist also doch noch nicht Alles endgültig festgelegt ? Tut sich da ein Rahmen für Nachbesserungen auf ?

    Und wenn der Stadtplan, der als erstes beim 'Runterscrollen' rechts sichtbar wird, nicht den jetzigen Ist-Zustand, sondern den zukünftigen Soll-Zustand beschreibt, dann kann man für das 'Steinerne Haus' und sogar für das historische Hinterhaus ja einige Hoffnung haben. Jedenfalls bräuchte man dazu wirklich nähere Informationen...

    P.S.: Der Grundriß am Ende der sich selber durchblätternden Broschüre ist der des neuen Essighauses. Und in diesem tauchen die Außenmauern des 'Steinernen Hauses' sowohl an der Großen Waagestraße - mit dem markanten Strebepfeiler' -, als auch an der Westseite, also an der namenlosen Gasse (Baulücke) westlich vom Essighaus auf. Das ist doch zumindest schon mal eine wichtige Information ...

    P.P.S.: Wenn man den kleinen gezeichneten Gebäudesymbolen Glauben schenken darf, dann wird auch die unsägliche Verballhornung des Giebels der ehemaligen Sonnenapotheke abgemildert. Zumindest erkenne ich hier wieder rundbogige Fenster, wie beim historischen Giebelaufbau an der Sögestraße.

    6 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. September 2018 um 18:26)

  • Steinernes Haus in der Visualisierung


    Auf dem anliegenden Projektbild, welches vor allem die Nordostkante des neuen Essighaus-Ensembles und den beim Wiederaufbau von Rudolf Stein überhaupt erstmals entstandenen freistehenden Nordgiebel der Stadtwaage (vor dem Krieg schloß deren Nordwand nämlich immer direkt an nördlich angrenzende Gebäude an und war somit unsichtbar) zeigt, erkennt man an der rechten Bildkante oberhalb des weißen Schirms die rötliche Mauer des am zukünftig ‚Jacobshof’ genannten kleinen Platz gelegenen ‚Steinernen Hauses’. Anscheinend hat die Denkmalpflege in der Tat auf dessen Erhalt gepocht. Das ist sehr gut. Dieses historische Gebäude hat allerdings ein Potential in sich, welches durchaus noch ausbaufähig wäre (muß es z.B. beim gezeigten Flachdach bleiben ?). Vielleicht kommt da ja noch was, wer weiß…


  • Ja, wirklich sehr gut. Es ist auch diese Ansicht sehr hübsch - ein echter Gewinn für diese Ecke, wovon auch die Stadtwaage, bislang ein wenig verloren, nur profitiert. Hier ist das Nebeneinander von alt und neu sehr würdevoll und gelungen - ein Stadtbild mit Charakter.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Rundgang im zukünftigen 'Balge-Quartier'

    Habe den heutigen 'Tag des offenen Denkmals' (9. September 2018) für einen Rundgang durch Teile des zukünftigen 'Balge-Quartiers' genutzt. Der Weg führte von der Obernstraße durch die Kleine Waagestraße, an der Stadtwaage vorbei, über die Langenstraße in die Große Waagestraße und den zukünftigen Jacobs-Hof, am gegenwärtigen Essighaus-Ensemble vorbei und über die namenlose Gasse westlich vom Essighaus zurück zur Obernstraße mit ihrem Baufeld des neuen Johann-Jacobs-Hauses. Es war ein sehr sonniger Tag hier in Bremen und ich mußte deshalb öfters mit starkem Gegenlicht zurechtkommen. Ich bitte daher die oft nicht ideale Qualität der Fotos zu entschuldigen. Alle Bilder sind selbstredend von mir und vom genannten heutigen Tage.

    Blick durch die Kleine Waagestraße auf die Ostfassade der Stadtwaage und die Rückseite der markanten Obelisken des Südgiebels.

    Blick (von links nach rechts) auf Nordgiebel der Stadtwaage, Nordgiebel (Adler-Giebel) des für den Abriß vorgesehenen Hauses welches den Sonnen-Apotheken-Giebel über der Südfassade führt, Ostfassade des Steineren Hauses am künftigen Jacobs-Hof, sowie die rückwärtige Bebauung der Häuser an der Obernstraße. Im Vordergrund der Bauzaun und Baugerät für das neue Johann-Jacobs-Haus an der Obernstraße.

    Adler-Giebel und Steinernes Haus.

    Blick aus der Kleinen Waagestraße vorbei an der Nordostkante der Stadtwaage (links im Bild) auf die Baulücke des abgerissenen alten Johann-Jacobs-Hauses an der Obernstraße. Durch diese hindurch wird die Fassade des Warenhauses Karstadt sichtbar.

    Blick entlang der Langenstraße auf Teile der Südfassade der Stadtwaage (rechts) und das neben dieser, auf der Westseite der Großen Waagestraße beginnende gegenwärtige Essighaus-Ensemble (u.a. Sonnen-Apotheken-Giebel, Rückgiebel von Haus Caeser und rekonstruierte Utluchten des alten Essighauses.

    Die Südostkante des Hauses mit dem Sonnen-Apotheken-Giebel an der Ecke Große Waagestraße / Langenstraße mit ihren markanten Bossenquadern, deren Provenienz zu erfahren interessant wäre. Möglicherweise stammen diese vom Kornhaus ?

    Bossenquader - Detail

    Bossenquader - Klassische Weser-Renaissance !

    Blick durch die Große Waagestraße, der infolge des Abrisses des alten Johann-Jacobs-Hauses nun freie Sicht auf die Südfassade von Karstadt gewährt.

    Bauschmuck an der Ostfassade des Hauses mit dem Sonnen-Apotheken-Giebel zur Großen Waagestraße. Es verweist mit der Inschrift 'M & W' auf den Erbauer dieses Gebäudes, das ehemalige Bremer Bankhaus Martens & Weyhausen. Der Bau ist mit 1951 datiert. Der Bienenkorb verweist auf das emsige Sparen der Einleger der Bank. Die gleiche Symbolik wird ja auch von der Sparkasse Bremen an ihrem Hauptsitz am Brill verwendet.

    Detail der Baudatierung.

    Blick aus der Großen Waagestraße auf die Baulücke des ehemaligen alten Johann-Jacobs-Haues. Rechts im Bild, an der Westwand der Stadtwaage, der 'Löwen-Brunnen'.

    Blick vom zükünftigen Jacobs-Hof auf (von links nach rechts) die Westseite des denkmalgeschützen Hauses der Buchhandlung Storm, den Nordgiebel der Stadtwaage und den 'Adler-Giebel'. An der östlichen (linken) Kante des Letzteren eine Spolien-Collage aus Säulen-Elementen mit Laterne.

    Die Collage.

    Backsteinernes Altstadt-Flair.

    Nereide am Säulenschaft.

    Manieristische, groteske Maske.

    'Löwenkäfig' am Adler-Giebel.

    Wo wird der 'König' zukünftig unterkommen ?

    Der Adler-Giebel.

    Sollte hier etwa einer der Schlüter'schen Adler vom Berliner Schloß gelandet sein ? Herr v. Boddien zählen Sie bitte einmal nach, ob Ihnen einer fehlt...

    'Löwen-Käfig' und Strebepfeiler.

    Das einfallslose Flachdach des Steinernen Hauses.

    Der Strebepfeiler einmal von der Seite (Norden) gesehen.

    Die Westseite der Stadtwaage.

    Der verballhornt wieder aufgebaute und von der Sögestraße hierher translozierte Giebel der ehemaligen Sonnen-Apotheke - leicht schräge Ansicht.

    Giebel der Sonnen-Apotheke - frontale Ansicht. Diese furchtbare, zwei-etagige durchgehende Fensteranlage ist zu revidieren !

    Die leider asymmetrische Erdgeschoßzone des Hauses mit dem Sonnen-Apotheken-Giebel, mit ihrer Türgewände-Spolie.

    Noch Rokoko oder schon Empire ?

    Die Eingangstür des schlichten 'Zwischenbaus' (Sonnen-Apotheke rechts, Essighaus links). Sollte hier etwa in der Nachkriegszeit der Lieferanten-Eingang für das im Essighaus wieder eingerichtete Wein-Restaurant gelegen haben, wo auch die Fässer mit den edlen Tropfen hereingerollt wurden ?

    Das Faß einmal näher betrachtet...

    Beim Umbau des Nachkriegs-Essighauses 1971 erhielt dieses nicht nur den Rückgiebel von Haus Caesar, sondern auch eine neue Inschrift, die allerdings schon gleichlautend an den - bisher nicht rekonstruierten - oberen Geschossen der beiden Utluchten als durchgehendes Spruchband angebracht gewesen war - und nun ja wohl zukünftig dorthin zurückkehren wird. Der Spruch lautet: "HAS NEIT ABGUNST IST GAR UMSUNST WAS GOT BESCHERET BLEIBT UNVERWERT".

    Detail 1

    Detail 2

    Detail 3

    Detail 4

    Rückgiebel Haus Caesar in gestauchter - und daher leicht verballhornter - Wiederverwendung.

    Namenlose Gasse westlich vom Essighaus mit (von rechts nach links) Vorderhaus, Hinterhaus und (schlecht zu erkennen) Westwand des Steinernen Hauses. Alles dürfte beim Wiederaufbau mit einer neuen Backsteinschicht verkleidet worden sein.

    Westwand des Steinernen Hauses mit dem unschönen Flachdach.

    Unterteil der Westwand mit dem Mauervorsprung, Rundung und markantem, Pfannen-gedecktem Absatz (links).

    Durchblick vom öden Hinterhof zwischen Südseite der Obernstraßenbebauung (links) und dem Parkhaus an der Langenstraße (rechts) auf die Westwand des Steinernen Hauses und den Adler-Giebel dahinter. Die Fassade des Parkhauses zeigt eine der in den 70er und 80er Jahren in Bremen endemischen seltsamen Wandgemälde. Der hier Portraitierte ist aller Wahrscheinlichkeit nach der legendäre, ehemalige Wirt der Traditions-Gaststätte 'Kaiser Friedrich' im Schnoor, Lothar Herborth.

    Oberkante des Steinernen Hauses, Adler-Giebel und Nordgiebel der Stadtwaage.

    Der Adler von Westen gesehen.

    Blick in die Obernstraße nach Osten, mit Rathaus und Dom. Rechts wäre irgendwo zwischen den Häusern Nr. 26 und 28 der ehemalige Ausgang der Passage zum Essighaus zu denken.

    Bauzaun des neuen Johann-Jacobs-Hauses an der Obernstraße. Im Hintergrund Nordgiebel der Stadtwaage und Adler-Giebel.

    Was steht dort geschrieben ? "Mehr Infos unter Bremenwirdneu.de" Aha ! Man kann dort ja mal Nachschau halten...

    Bauzaun, 'die Zweite'.

    Lebe wohl, Adler-Giebel ! Wo Du wohl zukünftig landen wirst ...???

    Damit ist der Rundgang wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt. Ich hoffe er war, gerade für die Auswärtigen, ein wenig erhellend !


    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (9. September 2018 um 23:23)

  • Zuordnung der Spolien vom 'Adler-Giebel' - Teil 1

    Die Säule aus der Spolien-Collage an der Ostkante des 'Adler-Giebels' am künftigen Jacobs-Hof, hat sehr große Ähnlichkeit mit den Innen-Säulen, welche die Fensterfront des im Hinterflügel des alten Essighauses gelegenen Speisesaales gliederten. Bis auf das Kapitell, welches bei der Spolie ein ionisches ist, bei den Säulen im Speisesaal jedoch korinthisch ausgeprägt war, scheint alles zu passen. Die von mir eingekreiste Säule im Speisesaal könnte sogar die Nereide am Säulenschaft zeigen. Vielleicht gehören bei der Spolie ja tatsächlich Schaft und Kapitell der Säule nicht ursprünglich zueinander ?