• Es ist immer wieder dasselbe: etwas wird zu 60 (80, 90, 99) Prozent rekonstruiert, und mindestens einer schreit "Das sind aber keine 100 Prozent! Dann könnt ihr es gleich wieder einreißen!" Ein sich ständig wiederholendes Verhaltensmuster, das dem Ruf der Reko-Freunde nicht gerade guttut...
    Aber dagegen sich wehren ist wie sich gegen das Wetter wehren...

  • Welchen Rückhalt hat die Reko-Bewegung in Bremen vor Bekanntwerden von Jacobs Plänen? Schauen wir doch mal:
    Rückhalt in der Bevölkerung: Keine!
    Rückhalt in der Politik: Keine!
    Rückhalt in der Wirtschaft: Keine!

    Das ist natürlich sehr ortsabhängig, und da kenne ich die Stimmung in Bremen nicht. Dass irgendwoher Rückhalt kommen muss, ist natürlich eine Voraussetzung.

    Jacobs hat alle überrumpelt bzw ins Boot holen können – selbst den Bremer Denkmalschutz.

    Ich hatte das mit "Zückerchen" formuliert; anscheinend ist es so, dass er sogar die Denkmalpflege verblüfft hat. Ich möchte aber nicht über die Denkmalpflege herfallen, da ich keine Stellungnahme von ihr kenne und auch nichts über den Schutzumfang weiss. Normalerweise "kettet" sich die Denkmalpflege in Deutschland an alle 50er Jahre-Wiederaufbauten, offenbar aber gerade hier nicht.

    Das heutige Essighausensemble mit all seinen Spolien verdiente aber gerade umsomehr Schutz als ein biederer 50er-Jahre-Wiederaufbau aus einem Guss. Denn hier wurde mit allen zusammengesparten kleinsten Mittel immer wieder weitergebaut, bis das heutige Erscheinungsbild erreicht wurde. Ich finde es schon noch beeindruckend, wie gerade beim rechten Trakt mit den Sonnenapotheke-Giebel in Etappen etwas Annehmbares erreicht wurde. In vielen andern Ortschaften würde die Denkmalpflege doch genau hier den Finger drauf halten, mit dem Argument der "achtenswerten Wiederaufbauleistung". Ich persönlich finde die jetzt geplante Architektur minderwertiger als den Bestand, den ich irgendwie als Kuriosum betrachte. Wenn dort (rechts) aber etwas gescheiteres käme als das jetzige Projekt, würde ich mich nicht für einen Erhalt stark machen.

    Kommen die Gebäudeteile hinter der Fassade in die Jahre und müssen diese modernisiert, also abgerissen und neu gebaut werden, dann bleibt die Fassade stehen!

    Nein, so wie die Essighausfassade visualisiert ist, könnte diese bei einem künftigen Abriss nicht stehen bleiben. Dazu müsste sie zwischen 60 und 80 cm stark gemauert werden - wie die Fassaden des Berliner Stadtschlosses. Es sieht so aus, als wenn sie an den Betonrohbau nur angehängt oder angeschraubt wird. Genau wie beim Braunschweiger Schloss, wo an den Rohbau eine 20 cm starke Sandsteinfassade angehängt wurde. Das neue Berliner Stadtschloss könnte tatsächlich innen wieder abgebrochen werden, unter Erhalt der jetzt rekonstruierten Fassaden.

    Auch Nürnberg hat es beim Pellerhof vorgemacht: die Fassade des Hinterhauses ist dick gemauert. Weil es aber nur eine Scheibe vor einem schrecklichen Betonschulhausbau ist, musste mit Betonpfeilern im Innern des Erkers und mittels einer Betonscheibe hinter dem Giebel ein Stützkorsett angebracht werden, welches aber nur minimal mit der Sandsteinfassade verbunden ist und bei einer allfälligen Weiterrekonstruktion des Hinterhauses problemlos wieder entfernt werden kann (siehe diesen und diesen Beitrag). Dies würde bei der Essighausfassade, so wie sie jetzt visualisiert ist, nicht funktionieren.

    Eure Ideen, Deine Riegel, die von Pagentorn und die von Axel Spellenberg, sind toll und ich hätte sie auch gerne - Doch sind sie im Jahre 2018 realistisch? Nein.

    So leid es mir tut, aber für Spellenbergs Entwurf sehe ich unter den gegebenen Umständen keine Chance, da er eine völlige Neuplanung bedingen würde. Deshalb habe ich einen Kompromissvorschlag versucht, bei der die Fasssade richtig gemauert ist, eine Raumflucht dahinter den Geschosshöhen angepasst wird, und die rekonstruierte Fassade optisch durch eine Überbauung des Zwischenraums zum Parkhaus hin überbaut wird. So sehe ich eine Chance, da Jacobs' Projekt nur angepasst werden müsste.

    Deshalb ist es mir so wichtig, dass die Fassade kommt. Ohne Wenn und Aber!!

    Das ist egoistisch gedacht. Klar würde ich diese Fassade lieber auch noch zu meinen Lebzeiten sehen. Für den Rekonstruktionsgedanken aber möchte ich die rekonstruierte Essighausfassade lieber einer künftigen Generation überlassen, die das besser kann und macht. Wenn aber jetzt eine rekonstruierte Fassade vor einen Neubau angeklebt wird, nimmt man einer künftigen Generation die Chance des Besser-machens weg.

    Was sich hinter der Fassade abspielt, ist für mich irrelevant. Ob das nun eine angeklebte Fassade ist oder nach Disneyland ausschaut, spielt für mich keine Rolle. Ich würde mich auch mit einer Hollywood-Fassade begnügen wie die Kulisse aus Macao, die Pagentorn uns auf einem Bild gezeigt hat. Es spielt für mich keine Rolle. Ich will diese Fassade wieder in Bremen haben.

    Das ist eine ganz gefährliche Aussage! Denn mit dieser Argumentation könnte man ganze Altstädte abreissen und nur die Fassaden stehen lassen! Dies wäre beispielsweise beinahe der Altstadt von Bern zum Verhängnis geworden, als es 1983 zusammen mit dem Kloster St. Johann in Müstair und dem Stiftsbezirk St. Gallen zu den ersten drei Weltkulturerbestätten der Schweiz erkoren wurde. Weil dort sehr viele Häuser hinter den Fassaden abgebrochen wurden, war Bern umstritten.


    [...] dass also b) diesem collageartigen Zusammenprall eine gewisse Qualität innewohnt und c) nach meiner subjektiven Einschätzung mit nichts Besserem zu rechnen ist. Meine Meinung halt, die mit der deinigen wohl in Punkt b) in echtem Widerspruch steht.

    Bei Punkt b) hast Du recht, dass eine angeklebte Fassade meinen Intentionen völlig widerspricht.
    Bei Punkt c) : denkst Du, dass eine Überarbeitung des Jacobs-Projekts keine Chancen hat? Es gäbe doch zwei Gewinner. ;)


    Wir bekommen die Fassade nicht geschenkt, sondern sie hat einen Preis: die ausufernde Bebauung zwecks Höchstmaß an zu generierender Fläche mit moderner Architektur.

    Jawohl!

  • Ich habe die Diskussion um das Essighaus in Bremen von Anfang an verfolgt und war zwischen den beiden herrschenden Meinungen immer hin- und hergerissen. Ich möchte allerdings auch dazu sagen, dass ich Bremen nicht kenne und somit auch nicht die generelle Situation, was Zustand der Innenstadt und Rekonstruktionen seit dem Krieg angeht. Nichtsdestotrotz hier meine bescheidene Meinung:

    Auf der einen Seite habe ich beim Lesen des ersten Posts gedacht "Toll, besser als gar nichts" und "wenn die Fassade erstmal steht, kann man den Rest ja später immer noch hinzufügen".
    Das zweite Argument wurde hier ja auch schon öfter genannt, allerdings möchte ich die Frage aufwerfen, ob wir uns da nicht etwas vormachen.
    Wo waren denn Rekonstruktionen, die den Namen auch verdienen, bisher möglich? Nehmen wir das Stadtschloss in Potsdam, das Stadtschloss in Berlin oder die Altstadt in Frankfurt und stellen uns die Frage, was war dort vor der Rekonstruktion?
    Die Antwort lautet: Eine Straßenkreuzung, der Palast der Republik und das Technische Rathaus. Alle drei Situationen waren letztendlich für Innenstädte untragbar und sind auf viel Ablehnung gestoßen. Rekonstruktionen konnten das misslungene Moderne wieder durch gelungenes Altes ersetzen.
    Allerdings mit Abstrichen: Die Kubatur des Potsdamer Stadtschlosses wurde im Innenhof verändert, in der neuen Altstadt stehen einige modern interpretierte Häuser und die Diskussion um Stellas Fassaden im Berliner Schloss sind allgemein bekannt.
    Jetzt kommen wir zu einer interessanten Frage: Gilt das Argument "ja das kann man ja irgendwann auch noch anpassen" hier auch? Theoretisch: ja. Praktisch: eher nein. Jedenfalls erstmal nicht.
    (Edit: @Riegel hat im vorherigen Post ein zusätzliches Argument gebracht, was mir gar nicht bewusst war: Zu der Motivationsfrage können offenbar auch noch bautechnische Schwierigkeiten kommen, die Rekonstruktion fortzusetzen.)
    Schauen wir auf Städte wie Nürnberg oder Köln: Da "Kubatur und Straßenzüge" weitestgehend erhalten geblieben sind, denkt niemand an Rekonstruktionen, Projekte wie in Frankfurt sind hier undenkbar. Weitere Beispiele missglückter Rekonstruktionen wie das Braunschweiger Schloss (beinhaltet auf unabsehbare Zeit ein Kaufhaus) oder die Leipziger Universitätskirche (moderne "Interpretation" aus Glas) zementieren einen Zustand auf Jahrzehnte. Befürworter einer kompletten Rekonstruktion kann man mit dem Verweis auf die aktuelle Situation zum Verstummen bringen "es ist doch schon fast so wie früher".
    Was ich damit sagen möchte: Einer (von uns erwünschte) Komplettrekonstruktion kommt man ironischerweise nicht näher, indem man mit einer Teilrekonstruktion anfängt, im Gegenteil: Würde statt einer Teilrekonstruktion ein brutal unpassender Klotz errichtet, würden die Schreie nach dem Zustand vergangener Zeiten viel lauter, als wenn eine halbgare Lösung mit "ein bisschen" Rekonstruktion gewählt wird.

    Man muss sich bei solchen Vorschlägen also die Frage stellen: Reicht einem die aktuelle Güte einer Teilrekonstruktion aus, um eine Zementierung des Zustands auf die nächsten Jahrzehnte zu akzeptieren?
    Beim Essighaus überwiegt bei mir nun auch die Meinung, dass es dafür einfach zu wenig Rekonstruktion ist und diese vor allen Dingen vollkommen unpassend und unmotiviert an ein modernes Gebäude angepappt wirkt. Wenn wenigstens (1.) die Stockwerke des Baus zu den Fenstern des Giebels passen würden, (2.) wenn wenigstens die Dächer traditionell blieben und nicht durch Staffelgeschosse ersetzt würden, oder wenn (3.) alle Giebel Rekonstruktionen wären, könnte man das ganze vielleicht akzeptieren.
    So wird es eben offensichtlich, was hier auch schon einige geschrieben haben: Die Fassade soll es rechtfertigen, in der Innenstadt einen gigantischen und der kleinteiligen Bebauung widersprechenden monolithischen Block hinzusetzen, der mit maximaler Flächennutzung Rendite bringen soll.
    Um das Projekt zu unterstützen, müsste in meinen Augen wenigstens einer der drei oben genannten Punkte verbessert werden, aber die aktuellen Pläne wären einfach zu wenig.

    Edit: Da hier ja die Frage aufgekommen ist, "was bringt eigentlich diese Diskussion". Es ist doch die Frage, wie sollte sich der Verein Stadtbild Deutschland e. V. zu einem solchen Projekt positionieren. Es geht doch erstmal gar nicht darum, in der Realität irgendwelchen Mitspracherechte zu haben oder Möglichkeiten, in die Planungen einzugreifen. Zunächst mal muss man überhaupt eine gemeinsame Position finden und da ist eine solche Diskussion sehr hilfreich, vor allen Dingen wenn so viele Hintergrundinformationen zusammengetragen werden. Wie gesagt, ich war mir am Anfang auch unschlüssig, ob ich die Sache gut oder schlechte finden soll. In der Diskussion fand ich die Argumente derjenigen, die das ganze kritisieren dann aber letztendlich überzeugender.

  • Ich denke ausnahmslos alle hier so beherzt Diskutierenden haben sich die folgende kleine Auszeit redlich verdient !

    Der Worte sind genug gewechselt....

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  • Hallo Heinzer.

    Mit verstehen ist hier von mir gemeint, dass es mir vorher nicht klar war, dass es hier Forumsaktive gibt, die sich Luftschlösser bauen und diese mit Klauen und Zähnen verteidigen, als seien Sie Ihre eigenen, realen Kinder. Noch dazu mit einer Wucht, die viel Kraftaufwand bedeutet.

    Mir wäre lieber, wir würden diese Kraft auf die Straße zu den Bürgern, in den Senat zu den Politikern oder den 'Geldspeicher' der Investoren bringen, als sie hier im Forum als mit Vehemenz gelebte 'Meinungen' zu vergeuden.

    Axel Spellenberg bringt all seine Kraft in seine Visionen und lebte diese im Senat und Geldspeicher aus. Seine Kraft bewundere ich – obwohl die Aussichten leider noch sehr, sehr begrenzt sind. Aber er lebt seine Visionen in der Realität aus und versucht vor Ort etwas zu bewirken.

    Von seiner und Deiner Sorte brauchen wir mehr. Es reicht nicht aus, nur hier im Forum über Luftschlösser zu diskutieren, zu bewerten, sie anzuhimmeln oder sie in der Luft zu zerreißen.
    Es gehört auch dazu, frische Luft zu atmen und sich (Vorsicht, jetzt wird es wieder melodramatisch) an das Gebäude zu ketten (was auch nur eine Metapher für geplante, durchdachte Aktionen vor Ort sein soll, denn wie will man auf sich aufmerksam machen bei 2000 Mitgliedern und weiteren 2000 Besuchern? Wie will man die Öffentlichkeit auf die Probleme aufmerksam machen, die hier im Forum so heiß diskutiert werden? Ich finde diese Energie vergeudet, wenn sie nur in einem 'Club' eingebracht wird. Das ist irgendwie schade – auch für die Sache der Rekonstruktion in der realen Welt).

  • Conditio sine qua non

    Nein, so wie die Essighausfassade visualisiert ist, könnte diese bei einem künftigen Abriss nicht stehen bleiben. Dazu müsste sie zwischen 60 und 80 cm stark gemauert werden - wie die Fassaden des Berliner Stadtschlosses. Es sieht so aus, als wenn sie an den Betonrohbau nur angehängt oder angeschraubt wird. Genau wie beim Braunschweiger Schloss, wo an den Rohbau eine 20 cm starke Sandsteinfassade angehängt wurde. Das neue Berliner Stadtschloss könnte tatsächlich innen wieder abgebrochen werden, unter Erhalt der jetzt rekonstruierten Fassaden.

    Dieser Satz von Riegel scheint mir wirklich einer der wichtigsten Erkenntnisse aus der hier in den letzten Tagen geführten Diskussion zu sein !

    Selbst wenn alles andere Wünschenswerte unter den gegebenen gegenwärtigen Verhältnissen nicht realisierbar sein sollte, ist eine sich selbst tragende Fassade eine absolute coditio sine qua non. Diese zu erfüllen, sowie die Fassade in traditioneller Steinmetzkunst - und eben nicht in 3-D-Druck - ausführen zu lassen, sind Voraussetzungen, die - wenn diese nicht schon von Dr. Jacobs von vorneherein eingeplant sein sollten - im 'dynamischen Prozeß' dringend eingefordert werden müssen und von denen auf gar keinen Fall abgewichen werden darf !

  • Hallo Riegel.

    Bevor ich auf Deinen Beitrag weiter eingehe, möchte ich Dich gerne einmal etwas grundsätzliches fragen.

    Bist Du hier in diesem Forum vorwiegend nur um zu diskutieren und Meinungen auszutauschen und Luftschlössern nachzujagen oder würdest Du auch gerne aktiv bei der Umsetzung dieser (auch Deiner eigenen) Meinungen mitarbeiten?
    Willst Du lieber hier im Club sitzen und eine dicke Zigarre nach der anderen paffen, anschließend heimwärts ziehen, die Hände in den Schoß legen und die kahlen Wände anstarren oder würdest Du lieber beim Tapezieren im Sinne der Rekonstruktionsbewegung hier in Bremen (oder anderswo) mitgestalten und Deine Pläne, Meinungen und Verbesserungsvorschläge real gestalten?

    Luftschlösser sind wie Träume, die man auch gerne mal in die Tat umsetzen darf.

  • Entstehung einer Ikone – und – Vorschlag zur Entspannung


    Wer weiß, vielleicht wäre ohne das seinerzeitige Interesse des Londoner Victoria & Albert Museums in Kensington das Essighaus in Bremen längst vergessen, wie so viele andere prachtvolle Giebelhäuser an der Langestraße auch – man denke nur an das Meier’sche Haus oder das ‚Dreigiebelhaus’ der Firma Jaeger & Eggers (Siehe zu den Giebeln der Langenstraße die laufende Nummer '25' im Themenstrang zum Kornhaus) ? Möglicherweise hat eine geschickte Vermarktungsstrategie der Weinimporthandlung Reidemeister & Ulrichs, in Zusammenarbeit mit Arthur Fitger und Bernhadine Schulze-Smidt, das Haus überhaupt erst zu der ‚Ikone’ werden lassen, um deren Wiedergewinnung wir gegenwärtig so heftig ringen. Das durch die Londoner Begehrlichkeiten in Bremen geweckte Bewußtsein für die kunsthistorisch zweifellos äußerst bedeutsame Fassade, hat somit die Räumlichkeiten im Innern vor einem abrupten Abriß bzw. einem langsamen Verschleiß infolge trivialer Nutzungen bewahrt.

    Was will uns das lehren ? Ganz einfach: Die Fassade ging auch damals schon voran…

    Wäre das alles ganz anders gekommen, würden viele lokalpatriotisch gesonnene Bremer bei London-Aufenthalten den Renaissance-Saal im Kensington Museum (d,h,, die der Stadt der Renaissance im Zeitraum von 1350 bis 1600 gewidmete ‚Paul and Jill Ruddock Gallery’) besuchen und den Umstehenden mit Stolz geschwellter Brust verkünden „diese Fassade stammt aus meiner Heimatstadt Bremen !“

    Vielleicht können wir uns insofern für eine Übergangszeit – wie lange diese auch immer werden mag – an den Gedanken gewöhnen, die wiedergekehrte Fassade als solch ein ‚Museumsstück’ zu betrachten und uns genauso entspannt daran zu erfreuen, wie man dies beim Besuch des Pergamon-Museums hinsichtlich des Markttores von Milet und der Prozessionsstraße von Babylon tut. In Bremen hätte man allerdings eine Art ‚Freilichtmuseum’…

    Abbildung 01: Luftbild des Victoria und Albert Museums

    Abbildung 02: Ruddock Gallery mit Essighaus-Fassade

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (22. September 2018 um 13:29)

  • In der Sache gebe ich dir recht, Pagentorn. Aber ich möchte doch dringendst darum bitten, den Ton etwas freundlicher zu treffen. Herr Jacobs will die Fassade rekonstruieren - das ist ganz allein sein Wunsch, niemand zwingt ihn dazu, und die sicherlich nicht unerheblichen Mehrkosten zahlt er aus eigener Tasche. Wenn man ihm dann mit ultimativ vorgetragenen Forderungen kommt - ich an seiner Stelle käme mir verarscht vor. Denkt daran, dass dieses Forum öffentlich ist!

  • Sehr geehrter ‚Ur-Potsdamer’

    Selbst wenn Sie das von Fischerhude bei Bremen nach Potsdam übergesiedelte Oberhaupt der ältesten in Berlin und Potsdam durchgehend ansässigen Familie wären, welchem ich - nicht zuletzt auch wegen dessen Engagement im Kuratorium Deutsche Stiftung Denkmalschutz - größte Ehrerbietung entgegenbringe, würde ich Ihnen antworten, daß Herr Dr. Christian Jacobs ja in verdienstvoller Weise selber von dem ‚dynamischen Prozeß’ gesprochen hat, in den sich die Bremer doch bitte einbringen mögen. Zudem ist er als Angehöriger einer alten hanseatischen Kaufmannsdynastie das nüchterne direkte Wort gewöhnt. Bei Diskussionen und Verhandlungen sind alle Beteiligten dankbar, wenn die Positionen gleich zu Beginn präzise und klar vorgetragen werden. Umso schneller wird man hinterher zu einer Einigung kommen.

    Wohlgemerkt: Mir ist sehr bewußt, daß es mir nicht zukommt Herrn Dr. Jacobs gegenüber irgendwelche Forderungen zu stellen. Meine Gedanken sind vielmehr nur als Rüstzeug für diejenigen gedacht, die in den Dialog mit ihm eintreten werden…

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (22. September 2018 um 13:31)

  • 1. Bisher ging ich davon aus, dass in diesem Forum der Duz-Comment gilt. Ein so betontes Siezen kommt bei mir als Beleidigung an. Wenn das nicht so gemeint war, dann nichts für ungut.
    2. Bisher ging ich davon aus, dass Witze u.ä. über Namen (ob echte oder Spitze) tabu sind. Auch hier kommt das Setzen meines Namens in Anführungszeichen sowie die dreieinhalb Zeilen Witzemachen über die vermuteten Ursprünge meiner Familie bei mir als beleidigend an. Ist das jetzt Usus hier?

  • Die Anführungszeichen nehme ich gerne zurück, das ist kein Problem.

    Über einen mutmaßlichen 'Duz-Comment' ist mir hier bisher aber nichts bekannt gewesen. Zudem wissen die meisten hier schon länger Aktiven, daß ich ausnahmslos jeden im Forum 'Sieze', selbst wenn ich diesen außerhalb des Forums mit der privateren Formel anzusprechen pflegen sollte. Dies ist keine Beleidigung, sondern entspricht meiner traditionellen hanseatisch-bremischen Förmlichkeit, zu deren wenigen 'Restposten' in Bremen ich mich zähle.

    Und einen Witz über Ihre Familie habe ich schon überhaupt nicht im Sinn gehabt - wie käme ich auch dazu ?! Ich war nur etwas im Zweifel, ob Sie nicht vielleicht doch zu einem Personenkreis gehören, den ich im persönlichen Umgang mit dem Titel SKH oder IKH ansprechen würde.

    Diese Vermutung nehme ich nun zurück. Und da sich dieser Personenkreis sicherlich auch des öffentlichen Gebrauches eines gewissen Ausdrucks enthalten würde, den Sie in ihrem vorletzten Beitrag verwendet haben, fällt mir das auch nicht schwer.

    Also: Wenn irgendetwas in meinem letzten Beitrag als Beleidigung bei Ihnen angekommen sein sollte, dann bedauere ich das. Nichts lag mir ferner...

    Im Übrigen fände ich es wirklich sehr vorteilhaft, wenn wir zukünftig - wie auch immer berechtigte - mutmaßliche Kritik besser in Form von persönlichen Nachrichten außerhalb des Forums austauschen könnten. Denn in der Tat liest hier die 'Öffentlichkeit' mit (wie groß auch immer der Leserkreis tatsächlich sein mag, soll einmal dahingestellt bleiben) und derartiger, unnötiger Zwist, kommt bei interessierten Außenstehenden als abschreckende 'Maßregelung' an, die unser aller Anliegen, den Reko-Gedanken zu verbreiten, nicht gerade förderlich ist.

  • Das "Duzen" hier im Forum ist eigentlich die Regel, wie in andern Foren auch. Wer aber mit unserem Forum sehr vertraut ist, weiss, dass es einzelne Mitglieder gibt, die sich wie im realen Leben lieber siezen, und das sollte respektiert werden. Auch wenn das "Herr Pagentorn" oder "Herr Riegel" lustig aussieht. Ist doch ein guter Kompromiss, nicht? Weiter ist es so, dass Mitglieder gerade bei Bauprojekten sich via Konversationen privat austauschen, und dort wird dann oft mit den richtigen Namen kommuniziert.


    @ Jakku Scum (Antwort auf den Beitrag sechs Beiträge weiter oben):
    In Diskussionsforen ist es für Neulinge allgemein üblich, dass sie sich zuerst mit den Gepflogenheiten eines Forums und dessen Mitgliedern vertraut machen, bevor sie eine grosse Klappe haben. Ich bin nun seit 2005 Mitglied hier, einige Jahre davon sogar als Moderator. Moderator wird man nicht umsonst. Aber sowas wie dich haben wir hier noch nie erlebt. Ich fühle mich eigentlich nicht bemüssigt, Dir darlegen zu müssen, weshalb ich hier bin. Die aktiven Mitglieder hier wissen, wer ich bin und was ich alles so mache. Aber Dir als Neuling mache ich es trotzdem.

    Jedenfalls weiss ich, dass es in vielen Städten Aktivisten vor Ort gibt, und denen liefere ich gerne Argumente, Vorschläge und Unterlagen. In Bremen kann ich nicht aktiv sein, da ich 630 km weit weg wohne. Ich war aber schon zweimal in Bremen.
    Ich bin wegen Frankfurt a. M. zu diesem Forum gestossen, und war in engem Kontakt mit einigen Aktivisten vor Ort und habe Ihnen auch Material und Argumente geliefert. Beispielsweise habe ich lange vor dem ersten Spatenstich zur "neuen Altstadt" unentgeltlich ein Rekonstruktionsbeispiel berarbeitet (bewusst aber eines, dass nicht im Rekonstruktionsperimeter stand, sondern 15 m daneben, wo an seiner Stelle heute ein U-Bahnabgang besteht > hier geht's zum PDF, aber ohne den Anhang mit allen Grundriss-, Schnitt- und Fassaden- und Dachaufsichtsplänen im Masstab 1:100. Die Arbeit ist nicht nur bei den Aktivisten vor Ort gelandet...).
    Von Nürnberg handelt einer meiner ersten Beiträge (wo ich nichts über Bierkonsum, Zensur oder dergleichen schreiben musste), und in diesem machte ich auf ein Gebäude aufmerksam. Zwei Nürnberger Aktivisten sind daraufhin mit der Denkmalpflege in Kontakt getreten. Das in diesem Beitrag erwähnte Haus an der Lorenzer Strasse wurde kurz danach unter Schutz gestellt!
    In St. Gallen bin ich bei einigen Leuten unbeliebt, weil ich schon einige Häuser vor dem Abbruch bewahren konnte, natürlich nicht im Alleingang, aber ich habe dort Fakten und Unterlagen geliefert und bin bei Objektbegehungen mit Gerichtsinstanzen, Bauherrenseite, Gegnerschaft und Vertretern des Bauamtes als Fachperson dabei gewesen. Ein gutes und anständiges Mundwerk ist dabei enorm wichtig! Einfach so als Ratschlag.
    Nun zu Bremen: Ich weiss nicht, ob Architekt Spellenberg ein Einzelkämper oder Mitglied in einer gut vernetzten Gruppierung ist. Jedenfalls weiss ich, dass kämperischen Personen fachliche und mentale Unterstützung sehr viel Wert ist. Da habe ich meinen Beitrag geleistet (muss ich das jetzt wirklich nochmals verlinken?)


    Ich bin aus zwei Gründen in diesem Strang zum Essighaus aktiv
    - erstens, weil ich den Rekonstruktionsgedanke an sich unterstütze. Es gibt gute Rekonstruktionen, schlechte Rekonstruktionen und Verballhornungen wie hier beim Essighaus. Ich setze mich für das erste ein. Wenn jemand aber eine schlechte Rekonstruktion zu seiner persönlichen Bereicherung missbraucht, dann trete ich dem entschieden entgegen, weil er damit dem Rekonstruktionsgedanken nur schadet. Ich möchte echte Rekonstruktionen mit Räumen dahinter (von mir aus auch modern) und nicht Geschäftsimmobilien mit vorangeklebten Fassaden à la Disneyland.

    Wir bekommen die Fassade nicht geschenkt, sondern sie hat einen Preis: die ausufernde Bebauung zwecks Höchstmaß an zu generierender Fläche mit moderner Architektur.

    - zweitens weiss ich, dass es mit Architekt Spellenberg einen Aktivisten in Bremen gibt. Er ist leider nicht Mitglied hier, liest aber sicher mit und ist mit Pagentorn in Kontakt. So weiss ich, dass meine Äusserungen bis zu Spellenberg gelangen.

    Dass ich mich in einer andern Liga bewege als Du, habe ich schon mal erwähnt. Also Regula Lüscher, die beiden Architekten von Jacobs und ich würden uns bei einem Treffen sicher Duzen. Keinesfalls bewege ich mich aber in einer solchen Welt:
    https://www.bild.de/video/clip/jen…74986.bild.html.

    3 Mal editiert, zuletzt von Riegel (22. September 2018 um 15:43)

  • Appell

    Je greifbarer die Rekonstruktion der Essighaus-Fassade zu werden scheint, desto vehementer wird hier im Forum um die altbekannte grundsätzliche Frage nach der richtigen Art und Weise der Realisierung derselben gerungen. Das finde ich einerseits sehr positiv, zeigt es doch, daß es jetzt auch in Bremen ‚ernst zu werden’ scheint. Bei Großprojekten wie St. Ansgarii und dem Kornhaus ist – meiner Einschätzung nach – bisher nie derart bis ins Persönliche gehend debattiert worden, da sich diese Vorhaben - leider – immer noch auf sozusagen ‚akdamische Betrachtungen’ beschränkten, unabhängig von dem zeitweise schon gar nicht so geringen Medien-Echo.
    Was mir nun aber zunehmend ein Problem bereitet ist, daß sich dabei Personen in Händel verstricken, die ich alle – ohne Ausnahme – wegen ihrer jeweils spezifisch wichtigen Beiträge, die sie zum Durchbruch des Rekonstruktionsgedankens leisten können, sehr schätze.

    Die wohlwollende und hilfreiche Begleitung die erfahrene Foristen wie ‚Riegel’ – bitte erlauben Sie mir, Sie hier als ‚pars pro toto’ aller übrigen an Bremen interessierten Auswärtigen zu nehmen – hier einbringen, ist unschätzbar wertvoll !
    Und ebenso können wir in Bremen auf das Engagement von Axel Spellenberg, ‚Heinzer’, ‚findorffer’, ‚RAHAHE’, ‚Jakku Scum’ -bei denen ich schon die Freude hatte, Sie alle persönlich kennenzulernen - und sicher auch auf das der eher stillen Foristen wie ‚Bremennorder’ und ‚HB-St’ nicht verzichten.

    Daher mein Appell: Raufen wir uns wieder zusammen, lassen wir das Persönliche beiseite, bekritteln wir nicht die Bewertungen unter den Beiträgen (nach dem Motto: weshalb haben Sie dort einen ‚Daumen nach oben’ gesetzt und bei mir nicht ?).

    Bedenken wir: Gemeinsam sind wir stärker !!!
    :)

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (22. September 2018 um 17:35)

  • Vielen Dank, Heinzer, für die 'Verlinkung' !

    Interessant ist die Angabe zur Essighaus-Fassade, daß diese in BETONGUß erstellt werden soll. Also Gott sei Dank kein 3-D-Druck, aber eben auch keine Steinmetzarbeit...

    Die Ansicht des Kontorhauses am Markt offenbart, daß dessen geplante äußerer Umbau ein großer Gewinn für dessen Proportionen darstellt. Diese erhalten wieder ihre originale Form und das ist vorbehaltlos zu begrüßen.

    Wer sich im Übrigen über die projektierte neue Erscheinungsform der Südostkante des Essighaus-Ensembles informieren möchte, der kann dies unter dem Kapitel 'Stadtwaage' des von Heinzer eingestellten Links tun. Dort ist ein einschlägiges Bild zu sehen, welches die beabsichtigte Verwendung von Backstein dokumentiert. Wäre gespannt zu hören, wie man das hier so bewertet.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (23. September 2018 um 09:11)

  • Die hier zu sehende Anpassung der Geschossstaffelung ist gut und wichtig. Genau so wichtig wäre es auch, die Materialität des rechten der drei Giebel bis ganz nach unten zu ziehen.

  • Ich zitiere aus o.g. Broschüre:

    „Um der Bedeutung des Standortes gerecht zu werden, soll die Fassade des Essighauses rekonstruiert (Betonabguss) und bestehende Spolien im Fassadenbild integriert werden. Die neue, transparent und filigran gestaltete Sandsteinfassade im Stil des ursprünglichen Essighauses wird die Geschichte des Hauses von einst dokumentieren,...“
    Quelle: http://balgequartier.de

    Kann das jemand näher erklären? Wird nur die tragende Wand ein Betonguss und die Fassade in Sandstein vorgeblendet?

  • Also das hört sich eher so an, dass man eben die sichtbaren (fehlenden) Fassadenteile in Beton nachgießt :S (das statische relevante „Grundgebäude“ wird sowieso in Beton gegossen).
    Mit all den „Kompromissen“ weiß ich nicht, was ich von dem Projekt halten soll.