• Sehr überzeugende und vor allem anregende Argumentation. "Weil Du etwas modernistisches für eine angemessene Lösung hältst, braucht man gar nicht erst über Alternativen zu diskutieren."

  • Das ist doch ganz einfach: eine durchgehende Mansarde mit einem zentralen flachen Zwerchgiebel über den Pilastern und Doppelgauben über den durch die Balkone zusammengefassten Fensterachsen; oberhalb der Mansarde Einzelgauben oder kleine Dachflächenfenster im Satteldach. Für diese unruhige Dachform besteht absolut keine Notwendigkeit.

  • Ja, ich denke das geht gut. Weiß natürlich nicht, ob der Giebel nicht etwas anders platziert wäre, durch das weit vorspringende Dach, aber ohne Dachvorsprung sah es komisch aus.

  • Majorhantines

    Ich hatte deine Zeilen hingegen dahingehend verstanden, dass aus deiner Sicht ohnehin nur die modernistische Lösung infrage käme. An dem Punkt machte eine weitere Diskussion wohl keinen Sinn. Ich muss dich ja nicht vom Gegenteil überzeugen. Indes hattest Du tatsächlich keine Idee/Entwurf vor Augen wie eine traditionelle Lösung aussehen könnte. In dem Fall ist mir Civitas fortis zuvorgekommen und mit dieser beschreibenden Hilfestellung konntest Du dir ein Bild machen und selbiges visualisieren. Zum Ergebnis: Ob der Giebel überhaupt von Relevanz oder zumindest in dieser Form angebracht ist, darüber kann man natürlich streiten. Ich sehe ihn wenn, dann mit der Fassade bündig, so dass das vorspringende Dach an dieser Stelle unterbrochen wäre. Ein Detail fiel mir noch auf: die Dacheindeckung. Hier wäre entsprechend der ursprünglichen Situation eine farblich lebendige Dachhaut passender, auf die in der Schweiz anders als in Deutschland noch Wert gelegt wird.

    Wie gefällt Dir denn nun selbst diese traditionelle Lösung gegenüber der modernistischen Ausführung?

  • Wie gefällt Dir denn nun selbst diese traditionelle Lösung gegenüber der modernistischen Ausführung?

    Nachdem Heimdall Bilder von der Seite gepostet hatte, war für mich klar, dass es so nicht annehmbar ist. Ich ging bei den mir nur zur Verfügung stehenden Frontalaufnahmen davon aus, dass sich das Dach seitlich auf einer Höhe weiterzieht. Stattdessen wurde die eigentlich geordnet wirkende Front aufgelöst und man erkennt seitlich die ungünstige Asymmetrie des Daches, die dadurch fast polygonal und in Summe plump wirkt.

    Bei dem Mansarddach hatte ich zwei Bedenken. Einmal, dass eine einheitliche Dachfläche über die ganze Häuserbreite das Haus optisch erschlagen könnte. Und zum anderen, dass (der sich dann auch zumindest in meinem Versuch bestätigende Eindruck) der Dachüberstand so wichtig für die Architektur war, und mit einem Mansarddach nicht so ausgeprägt werden kann. Beides hat sich dann als nicht stichhaltig erwiesen, zumindest sehe ich die Visualisierung so.

    Nun, im direkten Vergleich, wirkt die moderne Dachlandschaft auch frontal eher plump und fällt gestalterisch ab. Wobei ich vielleicht noch einschränkend ergänzen muss, dass ich das Mansarddach ohne Ausbau dargestellt habe, was sicherlich etwas den positiven Eindruck befördert.

  • Werft mal einen Blick auf die Dachlandschaft des Quartiers. Gerade bei Bauten aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Fülle an Dachformen gross. Die meines Erachtens besten Dächer sind diejenigen mit einem kantigen Mansarddach und Walmdach darüber - genau wie es Majorhantines vorgeschlagen hat. Es müsste einfach noch klassizistischer/historistischer daherkommen, mit strengen Kanten und geraden Flächen. Majorhantines Vorschlag ist zu barock, und auch der Dachvorsprung an der Traufe müsste geringer ausfallen. Form, Anzahl und Grösse der Dachaufbauten ist jetzt noch zweitrangig, sofern diese nicht übertrieben ausfallen. Ich komme nach dem Link zu einem solchen Beispiel.

    Google maps

    Gleichartige Dächer findet man insbesondere unweit entlang des Seeufers mit seinen Hotelpalästen aus derselben Epoche. Ein Dach davon ist extrem verunstaltet worden, aber die ursprüngliche Grundform ist noch erahnbar. Im Bildausschnitt oben rechts.

    Google maps

    (Von diesem Ausschnitt aus dann weiter nach links zu weiteren Hotelpalästen scrollen.)

    Es hätte also einige Varianten mit traditionellen, zweigeschossigen Dächern als Vorbilder gegeben. Insofern hätte man so den wirtschaftlichen Druck als Grund für die ausgeführte Dachform entschärfen können.

    Im ersten Abschnitt habe ich geschrieben "mit strengen Kanten und geraden Flächen". Diesen beiden Punkten ist man in der ausgeführten modernen Variante nachgekommen. :wink: Ich denke, man wollte behördeseits diesen extravaganten Versuch mal zulassen, um nicht als zu bünzlig (kleinbürgerlich, konservativ) dazustehen, insbesondere weil sich das Dach weder in der mittelalterlichen Altstadt noch an der Seepromenade befindet. Ich schaue mal, ob ich im Netz was finde, wie die Reaktionen der Denkmalpflege und des Heimatschutzes (Vereinigung) ausgefallen sind. Die in jedem Kanton anssässigen Vereinigungen 'Heimatschutz' haben in der Schweiz oft viel Gewicht, auch wenn sie nicht in jedem Kanton einspracheberechtigt sind.

  • Im Netz habe ich leider nichts Relevantes gefunden, das die Sicht von Denkmalpflege und Heimatschutz wiedergibt. Der Umbau und die Aufstockung gehen auf die Jahre 2013-2015 zurück.

    In einer Holzbauzeitschrift habe ich aber einen weiteren Artikel gefunden, der denkmalpflegerische Aspekte erwähnt:

    https://issuu.com/lignum/docs/hbu131 (S. 10-15).

    Und auf dieser Hotelreservationsseite gibt es noch Innenaufnahmen, die zeigen, dass mit der historischen Bausubstanz der Vollgeschosse trotz Einbaus mehrerer Appartements sehr sorgfältung umgegangen wurde:

    https://planetofhotels.com/de/schweiz/luzern/lowenstrasse-12.