Saarbrücken Teil 3: Bahnhofsviertel (Galerie)

  • Ab heute befassen wir uns mit dem Viertel am Hbf. über die Berliner Promenade bis zur Dudweiler Straße. Der westliche Teil des Gebietes wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, , aber je mehr wir uns zur Dudweiler Straße bewegen, desto besser erhalten ist der Hausbestand. Da es um eine Stadterweiterung handelt, sind die ältesten Gebäude aus dem 19. Jh.

    Fangen wir am Hauptbahnhof an. Wie Luxemburger seht trefflich beschrieben hatte, ist er leider nicht wirklich ein Aushängeschild für die Stadt:


    Aber diese erbärmliche Situation war nicht von Anfang an: ursprünglich sah das Empfangsgebäude mit seinen zwei Türmen sehr repräsentativ aus, im Zweiten Weltkrieg wurde nur die Empfangshalle zerstört, noch in den 50er und 60er Jahren standen die Ecktürme und dahinter das "Inselgebäude" erst danach wurde alles weggerissen für den aktuellen Klotz. Nur noch in einer Reiseagentur sind ein paar Bogen des alten Bahnhofs erhalten...


    Der Bahnhofsvorplatz wird geprägt von den Einkaufszentrum Europagalerie direkt gegenüber vom Hbf...

    An der Gabelung von Kaiser- und Reichsstraße steht das ehem. Hotel Terminus von 1899:



    Schräg gegenüber, südöstlich vor dem Bahnhof, das Gebäude der Bahndirektion (früher Reichsbahndirektion) von 1940, ein weiteres Zeugnis der Architektur des Nationalsozialismus in Saarbrücken:





  • Dahinter befinden sich noch ältere Nebengebäude:

    Vor dem Gebäuderiegel steht noch ein Denkmal der Eisenbahn:


    Westlich vom Hbf kommt die großere städtebauliche Misere mit der neuen Post aus den 1990er Jahren, die vor sich hingammelt...

    Der dunkle und dreckige Arkadengang:


    Von hier aus hat man einen guten Blick auf das gigantische, gegenüberliegenden Einkaufszentrum:


    Die "Schnecke"

  • Westlich von der neuen Post liegt die alte Post. Sie wurde 1928/29 im leicht exporessionistischen Stil mit Einflüssen von der neuen Moderne (Bauhaus/Neue Sachlichkeit) errichtet. Nach der Eröffnung der neuen Post wurde sie über 2 Jahrzehnten verkommen gelassen bis sie dann restauriert wurde, um dem Kultusministerium, dessen vorherigen Bau wir in der letzten Galerie gesehen haben, Platz zu bieten.


    Das Ergebnis kann sich sehen lassen!




    Der etwas expressionistische Eingangsbereich:

    Gegenüber, das "Gloria", ein altes Kinogebäude aus den 50er Jahren, welches bis vor Kurzem eines der rößten Großraumdiskoteken der Region besaß:

  • Gegenüber, in der St. Johanner Straße, ein postmodernes Büro-und Geschäftshaus:

    Nachkriegstristesse an der Trierer Straße Ecke St. Joh. Straße:


    In der Trierer Straße dominieren ebenfalls die Neubauten nach Totalverlust im WK 2. Es ist eines der unwirtlichsten Orte der Stadt:



    Wieder die neue Post von der anderen Seite:

    und das EKZ:


    In der Fritz-Dobisch Straße das einzigste Gründerzeitgebäude inmitten eines Meeres von Neubauten:





    Die Agentur für Arbeit in der Hafenstraße:



    Etwas weiter östlich hinter dem toten Platz, die Congresshalle:



    An der Nordseite der Hafenstraße wird ein Neubau errichtet. Wird wohl kaum besser als die Nachbarbauten, da Visualiserungen fehlen...


  • Das "Haus der Ärzte", welches vor Kurzem seine Fassade im Stile der 60er Jahre zurückbekam:


    Davor, hinter dem Fußweg, sehen wir eine andere Bausünde aus den 1970ern, etwas versteckt...



    Wir kommen im Hof des Knappschaftgebäudes heraus, welches 19ß1-02 im neoromanischen Stil errichtet wurde und nach Teilzerstörung 1944 vereinfacht wiederaufgebaut wurde (siehe Giebel und Details):




    Das Hauptportal :


  • Details des neoromanischen Ornaments, welches an die alten Stauferburgen erinnert (und dem Metzer Bahnhof :D )

    Das linke Nachbarhaus in der Trierer Straße, die königliche Bergschule von 1904-06, erlitt das selbe Schicksal wie sein Nachbargebäude:




    Der abgeschnittene Giebel wäre eine schöne Ergänzungsreko:



    Gegenüber, die ehemalige Bergwerksdirektion:


  • Die Europagalerie ist das größte Einkaufszentrum der Landeshauptstadt. Sie hat die Räumlichkeiten der ehem. Saargalerie aus den 1990er Jahren, die wir schon gegenüber vom Hbf und der Triererstraße gesehen haben nach kompletter Entkernung weitergenutzt. Noch dazu wurde die ehemalige Bergwerksdirektion, ein prächtiges Gebäude von 1876-80 von Martin Philipp Gropius und Heino Schmieden im Stil der Neorenaissance miteinbezogen in das Zentrum. Ursprünglich gab es Pläne, dieses wunderschöne Gebäude abzureißen, doch mutige Bürger haben Unterschriften damals gesammelt (habe auch unterschrieben ;) ) und somit diese Katastrophe verhindert (Mehr Infos dazu im alten Strang: Saarbrücken - Abriss der alten Bergwerksdirektion ). 2010 wurde dann das Einkaufszentrum eröffnet!

    Die Schauseite der alten Bergwerksdirektion von der Bahnhofsstraße:


    Treten wir hinein:


    Wir gehen direkt geradeaus in das alte, schmucke Treppenhaus, das gerettet werden konnte:

    Der Fußboden:


  • Was für ein Prachttreppenhaus! Das Einzigste, was stört sind die neuen Geländer, die etwas höher sind als das alte...

    Im ersten OG angekommen:

    In dieser Nische befand sich sicherlich eine Statue...

  • Treppenaufgang zum zweiten Obergeschoss. Sehr elegant wie die Straßenlaternen die Stützen der Treppe als Abschluss formen:

    Von oben:



    In der Mitte befindet sich der große Saal, welcher der letzte komplett erhaltene ist. Alle anderen wurden zerstört bei der Entkernung. Es beherbergt nun ein Café ...


  • Nochmal das hochwertige Material:


    Der nun verglaste Innenhof:



    Die Rolltreppen stören allerdings und andere "Ausbesserungen" um es "einkafsgerechter zu machen (alles ebenerdig, Fenster wurden bis zum Sockel durchbrochen für Schaufenster, etc... Die Fassade wirkt wirklich teilweise wie eine Kulisse, aber es ist besser, als wenn alles vernichtet worden wäre...

    Die Fenster des Treppenhauses von "außen":

    Der moderne Teil:

  • Noch ein paar Fotos vom restlichen Einkaufszentrum: zt ist das Gewölbe als Tonnengewölbe klassisch angedeutet:



    Von diesen runden oben verglasten Komplex gibt es zwei:







    Der Übergang zwischen alt und neu von außen:



    Bevor wir die EKZ verlassen noch ein paar Bilder der eleganten alten Treppe von unten:



  • Die Treppe aus Gusseisen wirkt unglaublich filgran und leicht. Schön, dass man sie erhalten hat. Auch für die wunderschönen und sehr qualitätvollen Steinzeugfliesen, die man auf verschiedenen Fotos sieht, gefallen mir sehr gut. Desgleichen ist die Fassade sehr gut gelungen und vermittelt den Eindruck eines kraftvollen und wohl gegliederten Hauses.

  • Das Gebäude, natürlich sehr schön. Aber das Einkaufszentrum, wie überall. H&M, Saturn, "Food Lounges" und "Body-Shops". Die uniforme Antwort unserer Zeit auf den Verlust vitaler Innenstädte.

    In dubio pro reko

  • Wenn ich den alten Forumsartikel richtig interpretiere ist es genau so gekommen, wie angekündigt - das bis dato komplett erhaltene Gebäude von Martin Gropius wurde bis auf die Fassade, das Treppenhaus und den einen Saal abgerissen für ein Einkaufszentrum.
    Ich frage mich zudem, was aus dem entkernten Gebäude wird, wenn die Einkaufsgalerie irgendwann einmal alt und unattraktiv geworden ist. Reißt man es dann mit ab, weil die Substanz zu stark verändert wurde oder wird es erneut entkernt und in einen Neubau einbezogen?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ein Foto vom Inneren will ich euch nicht vorbehalten, dass ich vergaß zu zeigen zur Europa-Galerie. Es zeigt ganz gut für uns "Detailverliebte", dass man schon einiges in der Fassade des Innenhofs verändert hatte, um es "einkauftstauglich" zu machen...

    Die Seite zur Reichsstraße:


    Ecke Karl-MArx Straße - Reichstraße eine der letzten Reste des Krieges:

    Ein entstuckter Altbau in der Karl-Marx Straße:

    Gegenüber befindet sich ein hässlicher grauer Klotz, der sehr nach 80er Jahren aussieht. Doch wenn man genauer recherchiert ist man überrascht und bestürzt: es handelt sich im Kern nämlich um das gründerzeitliche Hotel Excelsior. Man beachte nämlich die für einen Neubau ungewöhnliche abgerundete Form an der Ecke sowie die Anzahl der Fensterachsen. Außerdem findet man auf Bing maps in der Vogelperspektive das altert+mliche Treppenhaus im Hinterhof...


    Ein Investor hatte mal vor, dieses Gebäude abzureissen und einen helleren Neubau zu errichten, aber aus diesem Projekt wurde nichts :

  • An der Ecke Viktoriastraße - Bahnhofstraße steht heute das futurisitsche C & A Gebäude. Bis 2008 stand ein Jugendstilbau hier:

    Einst (eigene Bilder)

    Siehe dazu auch den Strang: Saarbrücken - Abriss eines Jugendstilbaus

    Das Figurenrelief aus Sandstein steht jetzt in Alt-Saarbrücken bei dem Archiv siehe hier im Teil 2 der Galerie

    Und jetzt:




    Das abstoßende Nachbarhaus in der Viktoriastraße:



    Gegenüber von C&A, Galeria Kaufhof:


    Dahinter...


  • Das Viktoriahaus südöstlich von Kaufhof vor dem Krieg und jetzt:

    Der südliche Teil der Viktoriastraße:


    Das einzigste Gründezeitgebäude von 1876 der ganze Straße:




    Nun kommen wir zur Bahnhofsstraße. Sie wurde praktisch vollkommen vernichtet 1944. Wenige Gründerzeitler wie das Gebäude des Juwelier Krämers existieren neben meist gesichtlosen Neubauten:



  • Relativ gut gelungen mMn das postmoderne Kaufhaus von Peek & Cloppenburg;

    In der östlichen Straße sind noch 3 Altbauten erhalten:



    Die große Apotheke ist das ehem. Gebäude der Diskonto-Gesellschaft gewesen und wurde 1897 errichtet:



    Die zwei unteren Geschossen wurden leider verhunzt:


  • Etwas verwirrend ist, dass das gegenüberliegende Hochhaus nach dieser Gesellschaft genannt wurde und Diskontohochhaus sich nennt...

    Kommen wir nun zu einem weiteren Schandfleck, der Berliner Promenade:

    Fahrstuhlschacht hinunter zur Saar...

    Das linke Hochhaus wird erneurt:

    Ich will euch nicht ewig quälen mit den hässlichen Ecken, daher gehen wir nun die Dudweiler Straße hoch in Richtung Kaiserstraße:

    Hier gibt es einige Gründerzeithäuser:

    Nr 8 von 1909 mit seinen charakterisitischen Erkern: